Erstmals seit 20 Jahren Eurokurs fällt auf einen US-Dollar
Das gab es seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr: Der Eurokurs ist gegen Mittag zwischenzeitlich auf ein Dollar-Tauschverhältnis von eins zu eins gefallen. Grund sind auch die Sorgen um die europäische Energieversorgung.
Der Eurokurs hat am späten Vormittag zwischenzeitlich die Parität zum US-Dollar erreicht. Darunter versteht man ein Tauschverhältnis von eins zu eins. Das ist der tiefste Stand seit 20 Jahren. Die US-amerikanische Währung konnte zu fast allen anderen wichtigen Währungen zulegen. Letztmalig war ein Euro im Jahr 2002 genau einen Dollar wert - knapp nach der Einführung des Euro als Bargeld.
Inflation und Energiekrise belasten
Die Gründe für die Entwicklung sind vielfältig. Anleger blicken bereits auf US-Inflationsdaten, die morgen veröffentlicht werden. Für den Juni wird mit einem weiteren Anstieg der Teuerung und einer Inflationsrate von 8,8 Prozent gerechnet. Wegen der Inflation dürfte die US-Notenbank Fed den Leitzins weiter deutlich erhöhen, was dem Dollar Auftrieb verleiht.
Außerdem wird der Euro durch die Sorge vor einer Energiekrise in Europa belastet. Wegen routinemäßigen Wartungsarbeiten stoppte Russland die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 und fachte damit das Zittern um die Zukunft der Energieversorgung an. Es gibt die Befürchtung, dass längerfristig kein Gas mehr durch die Leitung nach Deutschland strömen könnte.
Rezessionsängste werden größer
Die Euroschwäche kommt gerade angesichts der vergleichsweise hohen Inflationsraten ungelegen. Sie führt dazu, dass nach Deutschland eingeführte Waren teurer werden, die Inflation wird dadurch weiter angefacht. Vor allem die Energie- und Rohstoffpreise drohen weiter zu steigen.
Aufgrund der multiplen Krisenszenarien geht derzeit die Furcht vor einem wirtschaftlichen Absturz um. "Die Rezessionsängste in Europa verschärfen sich", kommentieren Analysten der Commerzbank. Die Experten der Dekabank pflichten bei: "Konjunkturangst greift um sich."