Euro-Finanzminister suchen Geldquelle Der Hebel klemmt im EFSF-Getriebe
Die Euro-Finanzminister haben Griechenland die nächste Kredittranche genehmigt. Athen ist zwar damit vorerst gerettet, zumindest für die nächsten Wochen. Aber der Euro ist es noch lange nicht. Neue Hebel für den EFSF sollen es richten. Doch Ernüchterung macht sich breit.
Von Leon Stebe, RBB-Hörfunkstudio Brüssel
Es knirscht im Krisenmanagement der Europäischen Union. Die Finanzminister der Euro-Zone kämpfen gegen die Angst, dass die Gemeinschaftswährung den Druck der Schuldenkrise nicht überstehen kann. Da gerät das Ende der wochenlangen Zitterpartie um die nächste Kreditrate für Griechenland fast zur Nebensache.
Am Abend hatten die Finanzminister grünes Licht gegeben, damit die Regierung in Athen die nächste Tranche in Höhe von 8 Milliarden Euro bekommt. Das verkündet der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker: "Die wichtigsten Maßnahmen wurden in Griechenland getroffen. Unter anderem haben sich der griechische Ministerpräsident, sowie die Chefs der wichtigsten Parteien zu den Sparzielen bekannt." Das Geld der nächsten Kredittranche werde Mitte Dezember ausbezahlt.
Den Anlegern fehlt das Vertrauen
Griechenland ist also für die nächsten Wochen vorerst gerettet. Der Euro ist es noch lange nicht. Denn das Geld des Rettungsschirms kann nicht mit Hilfe von Investoren auf die gewünschte eine Billion Euro vermehrt werden. Den Anlegern fehlt das Vertrauen und sie halten sich deshalb zurück.
Für Klaus Regling, den Chef des Rettungsfonds EFSF, steht fest: "Wir glauben nicht, dass die Anleger mit größeren Summen in den nächsten Tagen und Wochen einsteigen werden. Die Hebelwirkung ist ein Prozess über längere Zeit. Wir brauchen das Geld ohnehin erst, wenn wir ein Land der Eurozone unterstützen müssen - und wenn wir die neuen Instrumente nutzen."
Fonds für Anleger von außerhalb Europas öffnen
Zu den beschlossenen Instrumenten gehört eine Art Versicherung. Wenn Anleger Staatsanleihen von angeschlagenen Euro-Ländern kaufen, soll der Rettungsfonds künftig 20 bis 30 Prozent davon absichern - für den Fall einer Staatspleite. So sollen Investoren - theoretisch zumindest - angelockt werden. Außerdem soll der Fonds für Anleger außerhalb Europas geöffnet werden.
Noch im Oktober haben sich die Staats- und Regierungschefs auf diese Hebelvarianten gefreut. Inzwischen herrscht vor allem Ernüchterung. Und niemand mehr in der Euro-Gruppe will die fantastische Summe von einer Billion Euro in den Mund nehmen. "Es ist nicht möglich, heute eine Zahl zu nennen", sagt Regling. Damit ist der Hebeltrick, der aus den verbliebenen 250 Milliarden Euro im Rettungsfonds das Vierfache machen sollte, vorerst gescheitert.
Finanzminister suchen nach neuen Geldquellen
Weil das Geld hinten und vorne nicht reicht, vor allem, wenn große Länder wie zum Beispiel Italien, Hilfe brauchen, suchen die Finanzminister nach neuen Geldquellen. Und eine haben sie offenbar schon gefunden. Die Euro-Staaten wollen, dass sich der Internationale Währungsfonds noch stärker engagiert. Die italienische Regierung soll im Hintergrund bereits erste Gespräche mit dem IWF über Finanzhilfen führen.
Die Zeit drängt. Italien kann sich derzeit nur finanzieren, indem das Land immer mehr neue Schulden macht. Jedes Mal, wenn sich Rom Geld leihen will, werden Rekordzinsen fällig. Wann und wie dieser gefährliche Teufelskreis gestoppt wird, konnten die Finanzminister der Euro-Zone in Brüssel noch nicht sagen.