Druck auf Facebook Zuckerberg soll sich erklären
Nach dem Daten-Missbrauch von 50 Millionen Facebook-Nutzern steigt der Druck auf das Unternehmen. Das britische Parlament will Konzernchef Zuckerberg vorladen. Auch Bundesjustizministerin Barley schaltete sich ein.
Nachdem im Skandal um die Datenanalysefirma Cambridge Analytics der Druck auch auf Facebook von mehreren Seiten steigt, hat sich das Unternehmen zu Wort gemeldet.
Firmenchef Mark Zuckerberg und alle Verantwortlichen seien sich des Ernsts der Lage bewusst, hieß es in einer Mitteilung von Facebook. "Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden", heißt es weiter. Facebook werde alles tun, um seine Richtlinien durchzusetzen und die Informationen der Nutzer zu schützen.
Zuvor hatten US-Medien berichtet, die US-Aufsichtsbehörde FTC habe Ermittlungen zu dem Fall eingeleitet. Sollte sie eine Verletzung der Datenschutzregeln feststellen, könnte sie hohe Strafen verhängen.
Im Kern gehe es bei den Ermittlungen um die Frage, ob das weltgrößte Internetnetzwerk der Datenanalysefirma Cambridge Analytica erlaubt hat, an Nutzerinformationen zu gelangen, obwohl dies gegen die Richtlinien verstoße. Die Facebook-Aktie fiel in der Folge zeitweise um rund sieben Prozent und löschte so mehr als 35 Milliarden Dollar Börsenwert aus.
Cambridge Analytica soll illegal an Daten von bis zu 50 Millionen Facebook-Nutzern gekommen sein. Diese soll das Unternehmen - das US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf 2016 unterstützte - genutzt haben, um personalisierter Facebook-Werbung zu schalten und so Wahlentscheidungen zu beeinflussen. Die britische Datenschutzbehörde nahm deswegen Ermittlungen gegen Cambridge Analytica auf. Sie beantragte einen Durchsuchungsbefehl für die Londoner Zentrale.
Vorladungen in Washington, Brüssel und London
Ranghohe Demokraten im US-Senat wollen Facebook-Chef Mark Zuckerberg vorladen. Er solle dem Justizausschuss der Kammer versichern, dass sich sein Unternehmen um den Schutz der Privatsphäre seiner Kunden kümmert. Sollte Facebook dazu nicht in der Lage sein, müsse wohl der Kongress einschreiten, forderte Senatorin Dianne Feinstein. Ohnehin sei es womöglich an der Zeit, über eine Regulierung von Social-Media-Diensten nachzudenken.
Auch vor dem EU-Parlament soll sich Zuckerberg erklären. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani schrieb auf Twitter, das Parlament habe Zuckerberg "eingeladen". Facebook müsse "vor den Vertretern von 500 Millionen Europäern klarstellen, dass persönliche Daten nicht dazu benutzt werden, um Demokratie zu manipulieren".
Der Vorsitzende des britischen Parlamentsausschusses für Digitales und Medien, Damian Collins, forderte ebenfalls Zuckerberg auf, sich Fragen von Abgeordneten zu stellen. "Es ist jetzt an der Zeit, von einem hochrangigen Manager zu hören, der genug Autorität hat, um einen akkuraten Bericht über dieses katastrophale Prozessversagen zu liefern", schrieb der Parlamentarier. "Ich hoffe, dass Sie dieser Vertreter sein werden", schrieb er an Zuckerberg. Auch das Weiße Haus in Washington erklärte, man begrüße die Untersuchung in dem Fall.
Deutsche Behörden schalten sich ein
Auch die deutschen Behörden schalten sich in den Fall ein. Bundesjustizministerin Katarina Barley erklärte, Facebook müsse sich an geltendes Datenschutzrecht halten. Zudem solle das Unternehmen erklären, wie es künftig die Daten seiner Nutzer besser schützen will. "Wenn die persönlichsten Interessen von Millionen Facebook-Nutzern für die Trump-Kampagne ausgeforscht wurden, dann ist das eine neue Qualität des Missbrauchs persönlicher Daten", sagte Barley der "Passauer Neuen Presse".
Auch die in Deutschland für Facebook zuständige Hamburger Datenschutzbehörde verlangt Auskunft, ob deutsche Nutzer von solchem Datenmissbrauch bedroht sind. Denn "vielen Nutzern ist nicht bewusst, dass Facebook weitere Schnittstellen bietet, über die Dritte ihre Profilinformationen abgreifen können", erklärte Behördenleiter Johannes Caspar.
Facebook versetzt Sicherheitschef
Zuckerberg und Managerin Sheryl Sandberg wollten sich zu dem Fall äußern, wenn interne Untersuchungen abgeschlossen seien, berichten US-Medien. Facebook hatte zuvor mitgeteilt, externe Spezialisten mit einer Untersuchung der Affäre beauftragt zu haben. Der Facebook-Zugang von Cambridge Analytica sei inzwischen geschlossen worden.
Parallel wurde bekannt, dass der bisherige Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos auf einen anderen Posten versetzt wurde. Stamos schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, er übe jetzt eine neue "Rolle" aus: Sie bestehe darin, neue Sicherheitsrisiken und "die Sicherheit von Wahlen" zu prüfen.