Hochwasserschäden sind an einer Brücke in Klaffenbach (Baden-Württemberg) zu sehen.

Risikobericht der BaFin Aufseher warnen vor Klimarisiken fürs Bankgeschäft

Stand: 28.01.2025 15:43 Uhr

Banken wissen bei der Vergabe von Krediten viel über ihre Kunden. Was bislang kaum in die Schuldnerbewertung einfließe, seien Klimarisiken, moniert die deutsche Finanzaufsicht.

Banken und Versicherungen haben hohe Risiken wegen der Folgen des Klimawandels nicht ausreichend im Griff - so das Urteil von Deutschlands obersten Finanzaufsehern. "Vielen Unternehmen fehlen wichtige Daten", sagte Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), heute bei der Präsentation eines Risikoberichts in Frankfurt am Main. Es gehe um "konkrete Auswirkungen der Erderwärmung" auf das Geschäft von Banken und Versicherungen, etwa bei Überschwemmungen, Dürren und Feuersbrünsten.

Zwar wüssten Banken über ihre Kreditkunden grundsätzlich gut Bescheid. Wichtige Daten zu den Standorten der Kunden würden aber nicht systematisch gesammelt und verknüpft. Ob eine Fabrik oder ein Haus in einem Überschwemmungsgebiet steht, welchen Hochwasserschutz es gibt und ob örtliche Bauvorschriften zum Schutz beitragen, ist den Finanzunternehmen laut BaFin weithin unbekannt. Branson kündigte an, dieses Jahr Banken und Versicherungen zu besserer Vorsorge zu drängen.

Wer trägt die Risiken?

Versicherungen müssen bei Naturkatastrophen unverzüglich hohe Beträge für die Schäden zahlen. Daher ist die Aufmerksamkeit für physische Folgen des Klimawandels bei Versicherungen höher als bei Banken, bestätigt die BaFin.

Die Verflechtung der Finanzwirtschaft führe aber dazu, dass trotz einzelner Vorsorge oft nichts gewonnen sei, warnt das amtliche Papier zu den kommenden Kontrollen der BaFin. Denn Banken fordern Versicherungsschutz für Investitionen, die sie finanzieren. Versicherungen reichen diese Risiken teils durch Anleihen, Fonds und Verbriefungen an den Kapitalmarkt weiter. "Es ist in solchen Fällen kaum nachvollziehbar, wer letztlich die Risiken trägt", warnt die BaFin. Intransparente Verflechtungen haben 2008 zur Weltfinanzkrise geführt.

Regionalbanken gefährdet

Besonders betroffen seien Regionalbanken, also vor allem Sparkassen und Volksbanken. "In welchem Tal finanziert man welche Immobilie?", so Bransons rhetorische Frage. Er wohne in der Nähe des Ahrtals, das vor drei Jahren von Hochwasser verwüstet wurde. Bei Spaziergängen falle ihm auf, dass am Fluss neue Häuser gebaut würden, aber kaum neuer Hochwasserschutz.

Wenn Banken und Versicherungen sich auf einzelne Branchen oder Regionen konzentrierten, sei ihr Risiko höher als bei Instituten mit breitem Geschäft. "Wir suchen Konzentration", sagte Branson.

BaFin und Bundesbank veranstalten regelmäßig sogenannte "Stresstests", bei denen simuliert wird, was sich bei plötzlichen Änderungen in den einzelnen Banken tut. Früher ging es um Änderungen der Leitzinsen oder Marktverschiebungen, neuerdings werden auch Klimaschocks simuliert. "Die Anzahl der Institute, die in großen Stress-Szenarien unter Wasser wären, ist beschränkt", sagte Branson. Er bestätigte damit indirekt, dass es aber durchaus Banken gibt, die bei regionalen Naturkatastrophen ernsthaft bedroht wären. 

Vorsorge gefordert

BaFin-Präsident Branson betonte heute in Frankfurt gleich dreimal, dass es zur Bewertung von Klimarisiken keine historischen Erfahrungen gebe. Die tatsächlichen Folgen der Erderwärmung sind daher nicht so präzise zu bewerten, wie das für Risiken aus Änderungen des Zinsniveaus, des Außenhandels oder von Absatzmärkten möglich ist. Daher sei es nötig, allgemeine Kapitalpuffer zu schaffen und zu halten.

In diesem Zusammenhang deutete Branson an, dass die Bereitschaft zur Risikovorsorge bei Banken nicht ausgeprägt ist. Die BaFin misst eine steigende Quote notleidender Kredite. Dahinter stecken Kreditnehmer, die Probleme haben, wie vertraglich vereinbart zu tilgen und Zinsen zu zahlen. Die Rückstellungen der Banken, um das abzufangen, stiegen zwar auch, seien aber "auf niedrigem Niveau", merkte Branson an.

Entlastung bei der Aufsicht?

Die staatliche Kontrolle und Aufsicht wird von Bankenverbänden als viel zu detailliert und gerade für kleine Banken unerfüllbar kritisiert. Branson räumte ein, dass bei bisherigen theoriegetriebenen Messungen der Nachhaltigkeit übers Ziel hinausgeschossen worden sei. "Es hat ein Ausmaß erreicht, das für die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere kleiner Institute gefährlich ist", sagte Branson, "Kosten und Nutzen dieser Teile der Regulierung sind nicht mehr in Balance". Die Messergebnisse seien ohnehin oft unbefriedigend. Seit einigen Monaten würden kleine Banken weniger gefordert. Der BaFin- Präsident kündigte an, sich beim Gesetzgeber und international für einfachere und klarere Regeln einzusetzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Januar 2025 um 17:05 Uhr.