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Ukraine, Zölle, Zinsen Was tun bei schwankenden Börsen?

Stand: 17.03.2025 19:15 Uhr

Wie sollen Privatanleger auf die hohen Unsicherheiten und die heftigen Schwankungen an den Finanzmärkten reagieren? Einige wichtige Regeln gelten auch in diesen Zeiten.

Von Detlev Landmesser, ARD-Finanzredaktion

Ein nicht enden wollender Krieg in Europa, neue Milliardenschulden in Deutschland, und über allem ein US-Präsident, dessen sprunghafte Handelspolitik fast täglich neue Lagen schafft: Unübersichtlicher könnten die Zeiten für Anlegerinnen und Anleger kaum sein.

Sowohl die Aktien- als auch die Anleihemärkte haben auf dieses Umfeld zuletzt mit heftigen Schwankungen reagiert. Börsenexperten nennen dies eine "erhöhte Volatilität". Wie sollten Anleger, die nicht täglich auf die Börse blicken und ihr Geld beispielsweise breit in ETFs angelegt haben, auf diese Schwankungen am besten reagieren?

Anzeigentafel des US-Technologieindex Nasdaq
Was sind ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds oder Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie den DAX oder den Dow Jones abbilden. Steigt der DAX um ein Prozent, dann würde auch der ETF auf den DAX um ein Prozent steigen. In einem DAX-ETF stecken in der Regel alle 40 Unternehmen aus dem Index - etwa VW, SAP oder Siemens.
ETFs ermöglichen es also, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Anleger können Anteile zum Beispiel per Sparplan kaufen.

Zuletzt ungewöhnliche Kapitalflüsse

Anlageexperten mögen es ungern zugeben, aber auch ihre Sicht auf die nächsten Monate ist angesichts der hohen Unsicherheiten begrenzt. Trotz der getrübten Fernsicht war aber zuletzt eine ungewöhnliche Entwicklung nicht zu übersehen: Seit Ende Januar haben die europäischen Börsen kräftig zugelegt, während es mit der Leitbörse an der Wall Street deutlich nach unten ging. Der DAX hat seither allein sechs Prozent gewonnen - der US-Leitindex Dow Jones büßte dagegen fast sieben Prozent ein.

Dahinter steht eine völlige Neubewertung der Wirtschaftspolitik des Ende Januar angetretenen US-Präsidenten Donald Trump. Zunehmend fürchten die Marktteilnehmer, dass Trumps Zölle und Zolldrohungen die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnten. In Europa sehen sie dagegen trotz der Handelssorgen Nachholpotenzial.

Nach Daten des französischen Vermögensverwalters Amundi haben Anleger im Februar fast zehn Milliarden Euro in Europa-Aktien-ETFs investiert - und gleichzeitig 400 Millionen Euro aus US-Aktien-ETFs abgezogen. "Dies ist eine erhebliche Veränderung gegenüber 2024, als mehr als die Hälfte der gesamten ETF-Mittelzuflüsse auf US-Aktien-ETFs entfiel", so der Anbieter.

Kriegt Trump vielleicht doch die Kurve?

Also weniger USA und mehr Europa ins Depot? Expertinnen und Experten sind skeptisch, ob diese Gewichtsverlagerung von Dauer ist. Auch mit den neuen Finanzpaketen in Deutschland bleiben die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft vorerst verhalten. Gleichzeitig lassen die angesichts der neuen Schuldenmilliarden gestiegenen Anleihezinsen in der Eurozone den Aktienmarkt unattraktiver erscheinen.

Zudem darf man hinter den impulsiven Zollentscheidungen des "Dealmakers" Trump vielleicht doch ein Rational vermuten, das auf längerfristig günstigere Handelsbedingungen für die US-Wirtschaft abzielt. Greg Meier von Allianz Global Investors weist darauf hin, dass viele von Trumps wirtschaftspolitischen Schritten auf Wachstumsförderung ausgerichtet sind. "Davon könnte die Konjunktur längerfristig profitieren", meint der Ökonom und Anlagestratege.

Auch die europäischen Anlagestrategen der Deutschen Bank sehen Chancen, dass der derzeit größte Unruheherd für die Börsen bald entschärft wird: "Die Logik möglicher negativer Auswirkungen der Zölle auf die USA selbst wird immer mehr anerkannt. Wir glauben, dass dies die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die US-Regierung ihre Politik im Laufe des Jahres anpassen wird", so die Analysten. "Ein moderaterer Ton bei den Zöllen könnte die relative Attraktivität von US-Aktien erhöhen."

Gute Diversifikation bleibt Trumpf

Es gibt also durchaus Argumente, die trotz aller Unsicherheiten dafür sprechen, international weiter breit aufgestellt zu bleiben, wie viele ETF-Anleger dies tun. Auch Anleihen sind angesichts gestiegener Renditen zuletzt attraktiver geworden.

Wer zudem zuletzt auf die richtigen Branchen oder Regionen gesetzt hatte und auf hohen Kursgewinnen sitzt, sollte dabei über eine Absicherung etwa über Stop-Loss-Orders nachdenken.

"Unsere Kernbotschaft lautet nach wie vor, in Aktien investiert zu bleiben, aber das Aktienengagement auch abzusichern, um die fortgesetzte Volatilität aufgrund von Zöllen und der Geopolitik zu bewältigen", meint auch Mark Haefele, Global Wealth Management Chief Investment Officer bei der UBS. "Die Anleger sollten sicherstellen, dass ihre Portfolios gut diversifiziert sind, unter anderem mit Vermögenswerten wie Qualitätsanleihen, Gold und alternativen Anlagen. Auf diese Weise lassen sich die gegenwärtigen Herausforderungen effektiv angehen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. März 2025 um 09:00 Uhr.