Rückkehr in den Leitindex Commerzbank steigt in den DAX auf
Im Herbst 2018 flog die Commerzbank aus dem DAX - nun kehrt sie wieder in die erste deutsche Börsenliga zurück. Das Nachsehen hat der Rüstungshersteller Rheinmetall, der lange als Favorit für den durch Linde frei werdenden Platz galt.
Nach fast genau viereinhalb Jahren kehrt die Commerzbank wieder in den DAX zurück. Der Rückzug des Gaseherstellers Linde von der Frankfurter Börse macht den Weg für das Geldhaus frei. Die Deutsche Börse gab am Abend bekannt, dass die Bank den Vorzug vor dem Rüstungskonzern Rheinmetall erhält und künftig wieder in der ersten deutschen Börsenliga vertreten sein wird. Die neue Zusammensetzung des Deutschen Aktienindex gilt dann vom 27. Februar an.
Die Commerzbank hatte im Herbst 2018 wegen eines kräftig geschrumpften Börsenwerts ihren Platz im DAX verloren und ist seit dem 24. September 2018 im MDax der mittelgroßen Werte gelistet. Den Platz der Bank unter den seinerzeit noch 30 DAX-Konzernen nahm damals der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard ein.
Nach dem Sparkurs folgt die Belohnung
Als Wirecard im Sommer 2020 nach einem Bilanz-Skandal um Luftbuchungen in Milliardenhöhe zusammenbrach, erhielt der DAX in der Folge strengere Regeln. Aufgenommen werden in den Kreis der inzwischen 40 Konzerne im deutschen Leitindex zum Beispiel nur noch profitable Unternehmen.
Nach einem deutlich verschärften Sparkurs hat die Commerzbank dieses Kriterium in den vergangenen beiden Geschäftsjahren erfüllt. 2022 fuhr die Bank den höchsten Gewinn seit 2007 ein. Im vergangenen Jahr verdiente die Commerzbank unter dem Strich gut 1,4 Milliarden Euro und damit mehr als dreimal so viel wie ein Jahr zuvor - und das trotz Belastungen von rund einer Milliarde Euro bei der polnischen Tochter mBank. Bei der Jahrespressekonferenz des Instituts gestern sagte Commerzbank-Chef Manfred Knof: "Die Commerzbank ist wieder da."
Erste Dividende seit 2018
In den vergangenen Jahren hat das Geldhaus mit dem gelben Logo reichlich Krisen und Konzernumbauten hinter sich bringen müssen. Der Staat bewahrte das Institut nach der Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden vor dem Kollaps und ist bis heute mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär. Ein gescheiterter Fusionsversuch mit der Deutschen Bank und Personalquerelen sorgten in den Jahren nach der Finanzkrise für Unruhe.
Nun verspricht die Commerzbank auch den Aktionärinnen und Aktionären wieder bessere Zeiten: Die Anteilseigner sollen erstmals seit 2018 wieder eine Dividende erhalten - und zwar 20 Cent je Aktie. Zudem ist ein Aktienrückkaufprogramm geplant, über das Kapital zurückfließen kann.
Rheinmetall bleibt im MDAX
Beim Aufstieg der Commerzbank in den DAX hat dagegen der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall das Nachsehen. Diesen hatten Index-Experten als Favorit für den Linde-Nachrückkandidaten gesehen, vor allem als es noch keine Gewinnkennziffern der Commerzbank für 2022 gab.
Mit dem Industriegasehersteller Linde verliert der DAX sein bisher wertvollstes Mitglied. Im Januar stimmten die Aktionäre für den Abschied vom Frankfurter Börsenparkett. Die Aktien des Unternehmens sollen künftig nur noch in New York gehandelt werden, was viele als Schlag für den Finanzplatz Frankfurt sehen.