Jahresbilanz der EZB Erster Verlust seit fast 20 Jahren
Nicht nur Verbraucher und Unternehmen leiden unter den hohen Zinsen, auch die EZB höchstselbst bekommt sie zu spüren. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten hat die Notenbank der Eurozone rote Zahlen geschrieben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat 2023 bilanziell Verlust gemacht - erstmals seit fast 20 Jahren. Die Notenbank bezifferte das Minus auf rund 1,3 Milliarden Euro. Grund sind die gestiegenen Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation.
Die normalerweise übliche Gewinnausschüttung an die nationalen Zentralbanken der Eurozone - darunter auch die deutsche Bundesbank - fällt damit abermals aus. 2022 war noch eine schwarze Null herausgekommen- Allerdings hatte die EZB schon damals darauf verzichtet, Geld an die Notenbanken der 20 Euroländer auszuschütten.
"Gewinne oder Verluste sind Nebenerscheinungen"
Davor hatte die EZB fast zwei Jahrzehnte lang meist substanzielle Gewinne eingefahren. Allerdings ist es nicht die Aufgabe der Zentralbank, Gewinne zu erwirtschaften, sondern für Währungsstabilität im Euroraum zu sorgen. Auf der Homepage der Bank heißt es: "Der EZB geht es nicht darum, Gewinne zu erzielen. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, die Preise stabil zu halten. Jegliche Gewinne oder Verluste sind Nebenerscheinungen."
In Ausübung ihrer Aufgabe als Währungshüterin hat die EZB seit Sommer 2022 energisch gegen die zeitweise deutlich gestiegene Inflation durchgegriffen und zehnmal in Folge die Leitzinsen erhöht - ein bislang beispielloser Vorgang in der Geschichte der Notenbank.
Auch die EZB leidet unter hohen Zinsen
Die steigenden Zinsen an den Finanzmärkten sind jedoch auch für die Währungshüter nicht folgenlos: Sie führen unter anderem dazu, dass die Notenbanken mehr für Zinsen ausgeben müssen, gleichzeitig aber weniger daran verdienen. Auch verlieren die Vermögenswerte der Notenbanken - meist sind das festverzinsliche Papiere mit langen Laufzeiten - rechnerisch an Wert.
All dies dürfte die Bilanzen der Notenbank auch in Zukunft belasten: Die EZB werde in den nächsten Jahren wahrscheinlich Verluste erleiden, danach aber voraussichtlich wieder nachhaltige Gewinne erzielen, teilten die Währungshüter mit. Unabhängig von etwaigen Verlusten könne die EZB in jedem Fall "effektiv arbeiten und ihr Hauptmandat - die Wahrung der Preisstabilität - erfüllen".