Schwaches Börsen-Debüt Neue Ionos-Aktie startet im Minus
Es ist der erste größere Börsengang des Jahres: Seit heute werden Papiere des Webhosting-Anbieters Ionos am Aktienmarkt gehandelt. Allerdings erlebte das Unternehmen zum Auftakt Kursabschläge.
Die Geschichte ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Schon 1995 war der Chef von Ionos als Werkstudent an der Gründung des Unternehmens beteiligt. Nun hat Mitgründer Achim Weiß den Anbieter von Webhosting und Datencloud-Dienstleistungen an die Frankfurter Börse gebracht. "Jetzt haben wir es geschafft, wir sind an der Börse nach 25 Jahren Firmengeschichte", sagt Weiß. "Ein sehr wichtiges Ereignis für uns, und wir freuen uns natürlich sehr."
Geschäft mit der Pflege von Internetseiten
Ihren Ursprung hat die Geschichte im badischen Karlsruhe. Dort gründete Weiß die damalige Firma Schlund+Partner mit. Das Unternehmen machte sich im sogenannten Webhosting einen Namen, also der Bereitstellung und Pflege von Webseiten und Homepages. 1998 wurde das Unternehmen von 1&1 übernommen und ging dann später in der Holding United Internet auf.
Durch den Börsengang wird Ionos aus der Dachgesellschaft herausgelöst. United Internet bleibt aber vorerst größter Aktionär, zudem hält der US-Finanzinvestor Warburg Pincus ein größeres Anteilspaket. Den Erfolg des Geschäftsmodells von Ionos erklärt Weiß so: "Solides Arbeiten. Wir haben sechs Millionen Kunden." Ionos biete Produkte an, die der Mittelstand brauche.
Datenschutz als Wettbewerbsvorteil?
Nach eigenen Angaben ist Ionos der führende Anbieter von Hosting-Dienstleistungen, Cloud-Services und Cloud-Infrastruktur in Europa. Gerade in der Cloud-Sparte sieht das Unternehmen großes Wachstumspotential. Konzernchef Weiß scheut auch den Vergleich mit den US-Tech-Giganten nicht. Konzerne wie Google, Amazon oder Microsoft seien "wichtige Konkurrenten", sagt er. "Die sind ja schon lange da, aber wir sind die Neuen und haben schon 100 Millionen Umsatz in diesem Bereich." Sein Unternehmen sei in einer "absolut guten Position".
Wobei 100 Millionen Euro nur ein Bruchteil sind der 80 Milliarden Dollar, die Amazons Cloud-Sparte vergangenes Jahr weltweit umgesetzt hat. Einen Vorteil gegenüber der amerikanischen Konkurrenz sieht Ionos im strengeren Datenschutz. Von den 32 Rechenzentren mit 100.000 Rechnern, die Ionos betreibt, ist der Großteil in Europa und unterliegt damit der EU-Datenschutzrichtlinie. Das Kalkül des Unternehmens ist, dass dies für viele Firmen und Behörden immer wichtiger wird.
Der Börsenstart verlief für Ionos heute durchwachsen. Obwohl der DAX im Plus lag, notierten die Ionos-Aktien erstmals bei 18,40 Euro - und damit 2,4 Prozent unter dem Ausgabepreis. Zeitweise rutschten die Papiere unter 18 Euro.
Unternehmenschef Weiß gab sich dennoch optimistisch: "Wir sind noch sehr viele Jahre an der Börse, und der Kurs wird sich nach dem Wert der Firma richten." Marktbeobachter werteten das schleppende Börsen-Debüt auch als Beleg dafür, dass das Umfeld für Erstemissionen aktuell schwierig ist.