Alternativen zu Aktien und Co. Taugt Kunst zur Geldanlage?
Es klingt verlockend: Kunst sammeln und Rendite einstreichen. Immerhin zeigt der Trend in der Kunst tatsächlich Richtung Wertsteigerung. Aber macht sie das zu einer sicheren Alternative zu Aktien oder Gold?
Es gibt sie, die absoluten Ausnahmesituationen, in denen sich ein Kunstwerk als regelrechte Goldgrube herausstellt. Etwa im Fall von Leonardo da Vincis "Salvator Mundi". Im Jahr 2013 wurde das Gemälde für 75 bis 80 Millionen Dollar verkauft, wenig später ging es dann für 127,5 Millionen Dollar an einen russischen Milliardär. Aber damit war noch nicht der Höchstpreis erreicht. Schon im Jahr 2017 wurde es mit einem Rekordpreis von 450,3 Millionen Dollar zum bislang teuersten Gemälde der Welt.
Doch auch abseits von derartig schwindelerregenden Summen scheinen Kunstwerke im Wert zu steigen. Damit werden sie auch für Menschen interessant, die nach Alternativen für ihre Geldanlagen suchen.
Kunstpreise steigern den Wert
Heike Negenborn hat es an ihrer Kunst erlebt: Als die Künstlerin vor 35 Jahren mit der Landschaftsmalerei anfing, gab es noch wenig Nachfrage nach ihren Kunstwerken. Heute sind Landschaftsbilder eher im Trend, und der Wert ihrer Bilder ist rasant gestiegen. Auch, weil sie in den vergangenen Jahren einen Kunstpreis nach dem anderen gewonnen hat.
Das wirkt sich auf den Preis der Bilder aus: Ein Bild, das sie vor zehn Jahren noch für rund 3.500 Euro hätte verkaufen können, kostet heute 7.000 Euro. Negeborn gibt zu, dass sie das überrascht hat: "Ich hätte mir vor zehn Jahren nicht vorstellen können, dass meine Bilder im Wert auf das Doppelte steigen."
Glück und Risikobereitschaft
Ein Trend, der ähnlich auf dem gesamten Kunstmarkt zu beobachten ist: Schätzungen zufolge beträgt der jährliche Wertanstieg von Kunst rund sechs Prozent. Aber dies sei mit Vorsicht zu genießen, sagt Michael Grote, Finanzexperte an der Frankfurt School of Finance: "Man muss aufpassen mit dieser Zahl, weil die Kunstwerke erst in den Markt kommen, wenn man denkt, dass sie auch einen guten Preis erzielen - sonst setzt man die Kunstwerke nicht auf den Markt." Nur die Kunstwerke, die überhaupt verkauft werden, zählen also in den Wertanstieg von sechs Prozent hinein.
Einen Abnehmer für Kunstwerke zu finden, kann der schwierigste Part sein. Und auch die Preisentwicklung ist nicht immer vorhersehbar, erklärt Kunsthistorikerin Sophia Böhm. "Das ist schwer zu kalkulieren, und deswegen braucht es ein bisschen Risikobereitschaft. Da gehört immer ein bisschen Glück dazu."
Schwer zu kalkulieren
Auch Finanzexperte Grote ist vorsichtig bei Kunst als Wertanlage. Für Menschen, die ohnehin ein großes Anlageportfolio haben, sei das durchaus eine Option. "Insgesamt ist es aber kein vorrangiges Mittel, um für die Rente anzusparen." Dazu sei der Wert von Kunst zu unbeständig und viel zu schwer berechenbar.
Kunst als Wertanlage ist also alles andere als eine sichere Bank. Wer aber Kunst mag und Kunstwerke erwirbt, sollte vielleicht hin und wieder einmal ihren Wert checken. Möglicherweise könnte es zu einer positiven Überraschung führen.