Händler an der NYSE
Marktbericht

Nach Inflationsdaten Die Richtung stimmt

Stand: 12.01.2023 22:14 Uhr

Die US-Börsen legten als Reaktion auf niedrigere Inflationszahlen zu. Es gab zwar keine positiven Überraschungen beim Preisauftrieb, die Richtung aber stimmt. Auch der DAX legte zu.

Nach einer Achterbahnfahrt im frühen Handel sind die großen US-Aktienindizes im Verlauf ins Plus gedreht. Die Investoren versuchten dabei zunächst, die frisch veröffentlichten Daten zur US-Inflation im Dezember zu interpretieren.

Sie waren das Thema des Tages, bevor morgen die neue Berichtssaison mit den Zahlen der großen Banken beginnt. So legen die Bank of America, JPMorgan und Wells Fargo ihre Quartalsberichte vor. Zudem der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock sowie der Krankenversicherer- und Dienstleister United Health aus dem Dow Jones.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg am Ende um 0,64 Prozent auf 34.189 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 ging um 0,34 und der Index der Technologiebörse Nasdaq um 0,64 Prozent höher aus dem Handel. Der Auswahlindex Nasdaq 100 schloss bei 11.459 Zählern, ein Tagesgewinn von 0,5 Prozent. Auch die Kurse der US-Staatsanleihen stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite zehnjähriger Bonds auf 3,43 Prozent.

Die US-Verbraucherpreise stiegen im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Im November lag die Rate bei 7,1 Prozent. Experten hatten diese Entwicklung im Schnitt erwartet.

Es ist der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge. Die Kerninflation - ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise - fiel von sechs auf 5,7 Prozent. Auch dies war erwartet worden. Einige Investoren hatten insgeheim aber wohl mit einer noch niedrigeren Rate gerechnet, weshalb die Märkte in einer ersten Reaktion nachgaben.

"Die Zahl geht eindeutig in die richtige Richtung, aber nicht sehr schnell. Der Kampf zwischen den Bullen und den Bären geht also weiter", sagte Dennis Dick, Analyst und Händler beim Broker Triple D Trading. Laut Investmentexperte Mike Loewengart von Morgan Stanley sei es nun nicht unmöglich, dass die US-Notenbank Fed bei den Zinserhöhungen den Fuß vom Gas nimmt. Die heutigen Zahlen deuteten allerdings auf keine Pause hin.

Investoren setzen nun darauf, dass die US-Notenbank Fed im neuen Börsenjahr ihr Tempo bei Zinserhöhungen drosseln wird. Aktuell rechnen 79 Prozent der Marktteilnehmer für die nächste Fed-Sitzung am 1. Februar nur noch mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten.

Unter den Einzelwerten stand die Fluggesellschaft American Airlines im Fokus. Für den Lufthansa-Konkurrenten ist der Jahresendspurt 2022 deutlich besser gelaufen als gedacht. Im vierten Quartal dürfte dank überraschend hoher Erlöse mehr Gewinn übrig geblieben sein als im Oktober erwartet, teilte das Unternehmen heute in Fort Worth im US-Bundesstaat Texas mit. Am Markt kamen diese Nachrichten sehr gut an, die Aktie legt deutlich um fast zehn Prozent zu.

Der DAX hat seine Jahresanfangsrally heute fortgesetzt und dabei die Marke von 15.000 Punkten überwunden. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex damit über 1100 Punkte oder rund 8,1 Prozent zugelegt. Nach einem ereignisreichen Tag ging der Index heute bei 15.058 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinne von 0,74 Prozent. Er pendelte dabei zwischen 14.934 und 15.095 Punkten.

Noch besser als beim DAX läuft es derzeit beim industrie- und exportlastigen MDAX, dem Index der mittelgroßen Werte. Dieser legte heute weitere 1,08 Prozent zu auf 28.076 Punkte. Die Entwicklung seit Jahresbeginn liegt damit bei einem bemerkenswerten Zuwachs von rund 11,8 Prozent.

Hintergrund der starken Kursgewinne sind nachlassende Inflationsängste und damit die sinkende Furcht der Anleger vor weiteren deutlichen Zinserhöhungen. Darauf deuteten die heute veröffentlichten Daten der US-Verbraucherpreise hin, die im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat von 7,1 auf 6,5 Prozent sanken.

"Der Rückgang der Inflationsrate war keine Eintagsfliege und wird voranschreiten. Im Juni könnte erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Zwei vor dem Komma auftauchen. Die Richtung stimmt, aber noch ist der Inflationsdruck zu hoch, um die Fed zu beruhigen. Die Fed wird weiter an der Zinsschraube drehen, muss aber langsam achtgeben, diese nicht zu überdrehen", so Bastian Hepperle vom Bankhaus Aufhäuser Lampe.

Update Wirtschaft vom 12.01.2023

tagesschau24

Die nachlassenden US-Zinsängste kommen derweil weiter dem Euro zugute, der am Nachmittag über die Marke von 1,08 Dollar sprang und im US-Handel seine Gewinne auf 1,0848 Dollar ausbaute. Damit steht der Euro-Kurs so hoch wie seit dem vergangenen April nicht mehr. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0772 (Mittwoch: 1,0747) Dollar fest.

Nachdem der Euro im September bei 0,95 Dollar noch unter die Parität zum Greenback gerutscht war, hat er sich in einer V-förmigen Chartformation wieder deutlich erholt. Vor einem Jahr wurde der Euro bei gut 1,14 Dollar allerdings noch deutlich höher gehandelt.

Die Feinunze Gold wurde bei 1896 Dollar rund 1,0 Prozent höher gehandelt - es ist der höchste Stand seit gut sechs Monaten. Marktbeobachter erklären den aktuellen Preisanstieg mit einer Kursschwäche des Dollar, nachdem am Markt verstärkt auf moderatere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed spekuliert wurde. In Euro gerechnet kostete eine Feinunze Gold am Donnerstag 1750 Euro.

"Insgesamt setzt sich am Markt die Meinung durch, dass die Inflation ihren Höhepunkt gesehen hat und die Zeit der aggressiven Zinsschritte in den USA zu Ende geht", kommentierte Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus.

Der Rückgang der US-Inflation und die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in China stützten auch die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent stieg 2,3 Prozent auf 84,48, die leichte US-Sorte WTI knapp zwei Prozent auf 78,98 Dollar pro Barrel (159 Liter).

"Eine sanftere Landung in den USA und vielleicht auch anderswo in Kombination mit einer starken Erholung in China nach der aktuellen Covid-Welle könnte für ein viel besseres Jahr sorgen als befürchtet und die zusätzliche Nachfrage nach Rohöl anregen", sagte Stratege Craig Erlam vom Broker Oanda.

Porsche erwägt offenbar eine tiefergehende Zusammenarbeit mit dem US-Technologiekonzern Google. "Porsche denkt darüber nach, beim Infotainment-System einen eigenen Weg zu gehen und Google komplett zu integrieren", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte das "Manager Magazin" berichtet, Porsche denke darüber nach, Google-Apps in die Cockpits seiner Fahrzeuge zu lassen - allen voran das Navigationssystem Google Maps.

Der Volkswagen-Konzern hat im abgelaufenen Jahr wegen der Lieferschwierigkeiten bei Autoelektronik und entsprechender Produktionsprobleme insgesamt deutlich weniger Fahrzeuge verkauft. Die weltweiten Auslieferungen sanken 2022 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf knapp 8,26 Millionen Stück. Gleichzeitig verbesserte sich der Absatz von Elektromodellen mit einem Plus von gut 26 Prozent stark.

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck hat im vergangenen Jahr seine Verkaufszahlen gesteigert. Der Absatz weltweit wuchs um mehr als 14 Prozent auf rund 520.300 Fahrzeuge. Weitere Details zum Geschäftsjahr 2022 will der Konzern im März vorstellen.

Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon sichert sich Siliziumkarbid von der japanischen Resonac. Die beiden Unternehmen hätten einen neuen, mehrjährigen Liefervertrag abgeschlossen, der eine Vereinbarung aus dem Jahr 2021 ergänze und erweitere, teilte Infineon heute mit. Infineon strebt bis Ende des Jahrzehnts einen Marktanteil von 30 Prozent bei Siliziumkarbid-Halbleitern an.

Beim bayerischen Großküchenausrüster Rational brummt das Geschäft. Das Unternehmen aus Landsberg am Lech hat 2022 zum ersten Mal einen Milliardenumsatz erwirtschaftet, nachdem sich die Zurückhaltung der Gastronomie in der Corona-Krise und der Auftragsstau wegen fehlender Elektronik-Bauteile aufgelöst haben. Rational baute den Umsatz nach Angaben vom Donnerstag um 31 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro aus und übertraf damit die jüngsten Prognosen eines Zuwachses von 23 bis 28 Prozent. Auch Währungseffekte und Preiserhöhungen hätten den Umsatz angeschoben, erklärte Rational.

Besonders gut lief es im vierten Quartal, wo der Umsatz um 50 Prozent auf 290 Millionen Euro zulegte. Der Umsatz im Gesamtgeschäftsjahr 2022 stieg um 31 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) auf rund 235 Millionen Euro nach 160 Millionen im Vorjahr. Die Ebit-Marge lag mir 23 Prozent oberhalb der Prognosebandbreite der Analysten. Im Gesamtjahr lief es vor allem in Nord- und Südamerika glänzend. Der Umsatz stieg dort um 60 Prozent. In Asien trat Rational wegen des langen Lockdowns in China dagegen auf der Stelle.

Die Anleger waren begeistert, Rational-Aktien sprangen kurzzeitig an die MDAX-Spitze und legten am Ende 4,95 Prozent zu auf 636 Euro. Das war der höchste Stand seit August des Vorjahres.

Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnet angesichts höherer Kosten etwa für Treibstoff auch in diesem Jahr mit einem deutlichen Anstieg der Ticketpreise. Im Schnitt halte er Preissteigerungen von 10 bis 20 Prozent für realistisch, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof heute in einer Videokonferenz. Je nach Angebot und Nachfrage könnten die Steigerungen auf einzelnen Strecken jedoch auch anders ausfallen. Von der derzeitigen Ticketnachfrage sieht sich der Manager in seinen Plänen bestätigt.

Europas größter Zuckerkonzern Südzucker hat trotz gestiegener Kosten in den ersten neun Monaten des im Februar endenden Bilanzjahres 2022/23 einen Wachstumssprung geschafft. Der Umsatz schnellte um mehr als ein Viertel auf 7,1 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis hat sich auf 536 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Vorstand bekräftigte seine bereits angehobenen Jahresziele.

Der angeschlagene Immobilien-Investor Adler muss weiter um die Prüfung seiner Bilanzen für das abgelaufene Jahr bangen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe mitgeteilt, dass sie die Bestellung zum Abschlussprüfer für die deutsche Tochter Adler Real Estate nicht annehmen werde, teilten die luxemburgische Muttergesellschaft Adler Group und Adler Real Estate mit.

Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hat vielversprechende Zwischenergebnisse zum aktuell wichtigsten Hoffnungsträger Pelabresib bei Myelofibrose vorgestellt. Der seltene Knochenmarkkrebs ist schwer behandelbar. Ein Durchbruch auf diesem Gebiet wäre daher auch wirtschaftlich ein Erfolg.

Der Wiener Ölkonzern OMV rechnet infolge der gesetzlich beschlossenen Abschöpfung von Zufallsgewinnen in Österreich mit einer Zahlung von rund 150 Millionen Euro für das abgelaufenen Geschäftsjahr. Diese Einschätzung basiere auf den vorläufigen Finanzkennzahlen und werde erst 2023 cash-wirksam, teilte das teilstaatliche Unternehmen heute mit.

Nach dem 90-minütigen Stopp des kompletten Flugverkehrs in den USA zur Wochenmitte rechnen die Fluggesellschaften mit einer Rückkehr zum Normalbetrieb. Große US-Airlines wie Delta Airlines, United Airlines und Southwest Airlines teilten mit, sie erwarteten für heute wieder einen normal laufenden Flugverkehr.

Apple könnte laut Kreisen in einer Abkehr von der bisherigen Strategie Mac-Computer mit einem Touchscreen auf den Markt bringen. Der Konzern peile in Überlegungen das Jahr 2025 dafür an, schrieb der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Insider. Zugleich sei bisher keine endgültige Entscheidung dazu getroffen worden und die Pläne könnten noch gekippt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. Januar 2023 um 10:19 Uhr.