Aktienmärkte geben nach Powell bremst die Wall Street aus
Neue Zinsängste haben die US-Börsen ins Minus gedrückt. Denn für Notenbankchef Powell bleibt der Kampf gegen die Inflation noch ein langer Weg. Auch der DAX gab Anfangsgewinne wieder ab.
Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Kongress sorgten heute an der Wall Street für Ernüchterung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor am Ende 1,7 Prozent auf 32.856 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,5 Prozent auf 3986 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 1,2 Prozent auf 11.530 Stellen nach.
Die jüngsten starken Wirtschaftsdaten ließen darauf schließen, dass das Endniveau der Leitzinsen wahrscheinlich höher als zuvor erwartet ausfallen werde, erklärte der Fed-Chef laut Redemanuskript. "Powell wiederholt, was wir bereits wissen, aber er sagt nichts, was die Märkte beruhigen könnte, und die Anleger sind ein wenig nervös über die nächsten Schritte der Fed, wie viele Zinserhöhungen kommen und wie lange die Zinsen hoch bleiben werden", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth.
Die Aussicht auf ein entschiedeneres Vorgehen der US-Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation hat auch US-Staatsanleihen ins Minus drehen lassen. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere betrug 3,97 Prozent. Sie bewegte sich damit etwas unterhalb des in der vergangenen Woche markierten Viermonatshochs. Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen stieg auf fünf Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit 2007.
Die Titel von Snapchat-Betreiber Snap legten zunächst erneut kräftig zu, konnten die Gewinne am Ende aber nicht behaupten und schlossen nur leicht im Plus. Dies, nachdem sie bereits gestern in der Spitze um mehr als 14 Prozent nach oben geschnellt waren und am Ende 9,4 Prozent gewannen.
Die Anteilsscheine profitierten von einer US-Initiative, ausländische Technologien wie die chinesische Video-Plattform TikTok zu verbieten. Zwei US-Senatoren wollen diese Woche einen entsprechenden Gesetzesentwurf einbringen, sagte Senator Mark Warner, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat, schon am Sonntag.
Jerome Powell hat auch an der Frankfurter Börse für Enttäuschung gesorgt. Seine Worte, im Vorfeld mit Spannung erwartet, waren in dieser Deutlichkeit wohl auch nicht erwartet worden. Die Ausführungen bremsten den jüngsten Anstieg des DAX, der am Morgen bei 15.706 Punkten noch ein neues Jahreshoch markiert hatte und zuletzt fast um 500 Punkte gestiegen war.
Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 15.559 Punkten - um 0,6 Prozent niedriger. Im Tagestief war das Börsenbarometer nach Powells Äußerungen bis auf 15.544 Zähler abgesackt.
Konkret hält der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach der jüngsten Verringerung des Zinserhöhungstempos künftig wieder größere Zinsschritte für möglich. "Obwohl sich die Inflation in den letzten Monaten abgeschwächt hat, ist es noch ein weiter Weg bis zur Rückkehr zu einer Inflationsrate von zwei Prozent, der wahrscheinlich holprig sein wird", sagte Powell heute vor einem Senatsausschuss in Washington.
Der Börsenkenner Konstantin Oldenburger von CMC Markets schrieb dazu, mit Powells Rede stehe die Zinsprojektion der Fed von 5,125 Prozent nun auch ganz offiziell zur Disposition, nachdem der Markt vorher schon höhere Zinsen antizipiert habe.
"Die Äußerungen des Fed-Chefs erhöhen das Maß an Unsicherheit über die US-Leitzinsentwicklung in den kommenden Monaten", schrieb Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg.
Auf der jüngsten Zinssitzung vom 1. Februar schien die Botschaft relativ klar gewesen zu sein, dass es nun mit "kleineren" Schritten von 0,25 Prozentpunkten weiter zum Zielpunkt gehe. Der unerwartet robuste Start der US-Wirtschaft ins neue Jahr und neue Zweifel an einer zügigen Entspannung in puncto Inflation hätten jedoch den Handlungsdruck auf die Währungshüter wieder erhöht.
Der Kurs des Euro ist nach den Hinweisen auf weiter steigende Zinsen in den USA stark unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung rutschte deutlich unter 1,06 Dollar und wurde zuletzt im US-Handel mit 1,0549 Dollar gehandelt. Am Morgen war der Euro noch knapp unter 1,07 Dollar gehandelt worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0665 (Montag: 1,0646) Dollar fest.
Überraschend positiv ausgefallene Daten aus der deutschen Industrie halfen dem Euro nicht. Die Branche startete solide in das neue Jahr und erhielt im Januar unerwartet ein Prozent mehr Aufträge als im Vormonat Dezember.
Ökonomen bleiben trotzdem zurückhaltend: "Die Lethargie bei der Auftragsvergabe setzt sich fort", so Alexander Krüger, Chefökonom bei Hauck Aufhäuser Lampe. "Nachdenklich stimmt der Vorjahresvergleich von rund minus elf Prozent." Die Industrie stehe wachstumsseitig auf der Bremse. Ein Lichtblick ist laut Krüger aber die sich zurzeit etwas aufhellende globale Perspektive.
Etwas Druck auf den Euro lösten neue Umfrageergebnisse zu den Inflationserwartungen der Verbraucher im Euroraum aus. Nach Angaben der EZB ging die Erwartung für die Teuerung in drei Jahren im Januar von 3,0 auf 2,5 Prozent zurück. Die kurzfristigen Erwartungen auf Sicht von zwölf Monaten sanken leicht. Die Resultate dürften in der Notenbank für Erleichterung sorgen, kämpft sie doch seit einiger Zeit mit Zinsanhebungen gegen die hohe Teuerung an.
Chinas Außenhandel ist dagegen mit deutlichen Rückgängen in das neue Jahr gestartet. Wie die Zollverwaltung in Peking am Dienstag mitteilte, sanken die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr in Dollar gerechnet um 6,8 Prozent. Die Importe verzeichneten ein Minus von 10,2 Prozent.
Hinweise des US-Notenbankchefs Jerome Powell auf mögliche größere Zinserhöhungen drückten die Ölpreise ab dem Nachmittag (MEZ) deutlich in die Verlustzone. Die Aussicht auf schneller steigende Zinsen dämpft an den Finanzmärkten die Konjunkturerwartung und damit die Spekulation auf eine höhere Nachfrage nach Rohöl.
Zudem gab die Aussicht auf höhere Zinsen den USA, dem amerikanischen Dollar Auftrieb. Weil Rohöl auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, macht ein steigender Dollar-Kurs den Rohstoff teurer, was die Nachfrage bremst.
Der Chemikalienhändler Brenntag kauft für bis zu 750 Millionen Euro eigene Aktien am Markt zurück. Bei derzeitigen Kursniveaus entspreche das bis zu 10,5 Millionen Aktien oder 6,8 Prozent des Grundkapitals, teilte der Chemie-Logistiker am Abend nach XETRA-Börsenschluss mit. Das Rückkaufprogramm solle noch diesen Monat beginnen und bis zu zwölf Monate laufen. Nachbörslich legte die im DAX enthaltene Brenntag-Aktie zu.
Im vergangenen Jahr hat die VW-Nutzfahrzeugholding Traton den Umsatz um fast ein Drittel auf 40,3 Milliarden Euro gesteigert, vor allem weil erstmalig der US-Zukauf Navistar ganzjährig einbezogen wurde. Dabei halfen höhere Preise und der Ausbau des Wartungsgeschäfts, denn der Absatz stieg insgesamt lediglich um 12 Prozent auf 305.485 Fahrzeuge. Das bereinigte operative Ergebnis zog konzernweit um nahezu 30 Prozent auf 2,07 Milliarden Euro an.
Im vergangenen Jahr hat Henkel stark von steigenden Preisen profitiert. Der Umsatz des Konsumgüterkonzerns stieg um 11,6 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro, organisch lag das Plus bei 8,8 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie sank um 14,5 Prozent auf 3,90 Euro. Der Nettogewinn sank um 23 Prozent auf rund 1,26 Milliarden Euro. Dennoch will Henkel seinen Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,85 Euro je Vorzugsaktie zahlen.
2022 stieg der Brutto-Warenwert (GMV) aller über die Zalando-Plattform verkauften Güter nach Angaben des Unternehmens um drei Prozent auf 14,8 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz schrumpfte dagegen um 0,1 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn brach auf 184,6 von 468,4 Millionen Euro ein. Weil auch 2023 nicht mit einer Belebung des Wachstums zu rechnen sei, kündigte der Online-Modehändler an, sich weiter auf die Verbesserung der Ertragskraft zu konzentrieren.
Nach einem Milliardenauftrag des US-Bahnbetreibers Amtrak baut Siemens eine neue Zug-Fabrik in North Carolina. Das Werk, in dem bis 2028 mehr als 500 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, werde in der Kleinstadt Lexington unweit der Metropole Charlotte entstehen, teilte Siemens am Dienstag mit. "Wir glauben an den Markt, wir sind schon jetzt stark vertreten, und wir verstärken unser Engagement", sagte Siemens-Chef Roland Busch der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Münchner Technologiekonzern gibt für das neue Werk 220 Millionen Dollar aus. Auf dem 80 Hektar großen Gelände nahe der Ostküste der USA sollen vom nächsten Jahr an Waggons für Personenzüge gebaut sowie Loks und Waggons gewartet und instandgesetzt werden. Bisher werden diese Lokomotiven und Waggons nur in Sacramento im Bundesstaat Kalifornien - an der Westküste - gefertigt. Das dortige Werk platze inzwischen aber aus allen Nähten, sagte Busch weiter.
Razzia bei Deutschlands größtem Immobilienkonzern: Wegen Korruptionsverdachts haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW Büros des Bochumer DAX-Unternehmens Vonovia durchsucht. Das bestätigte heute eine Unternehmenssprecherin. Gegen mehrere Mitarbeiter des Konzerns und andere Beteiligte werde wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung, der Untreue und des Betruges ermittelt, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Geschädigt worden sei neben dem Bochumer Wohnungsriesen auch noch ein in Süddeutschland ansässiger Wettbewerber.
Die deutliche Erholung der Luftverkehrsbranche hat der Lufthansa Technik AG im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn eingebracht. Bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro wuchs das bereinigte operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent auf 511 Millionen Euro, wie das Unternehmen heute in Hamburg mitteilte.
Die Nachfrage nach Wartung, Reparatur und Überholung von Verkehrsflugzeugen sei stark gestiegen - weshalb Lufthansa Technik mit seinen mehr als 20.000 Beschäftigten in diesem Jahr etwa 4000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen wolle, 2000 davon in Deutschland.
Der auf die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie spezialisierte Anlagenbauer Gea hat der Inflation und den Lieferkettenproblemen getrotzt und 2022 seine bereits angehobenen Ziele übertroffen. Vorstandschef Stefan Klebert zufolge stimmen die prall gefüllten Orderbücher zudem zuversichtlich, dass sich der Wachstumskurs fortsetzen wird.
2022 übertraf Gea die im Herbst angehobenen Wachstumsziele: Bei einem Umsatzplus um 9,8 (organisch plus 8,7) Prozent auf 5,16 Milliarden Euro legte das operative Ergebnis (Ebitda) vor Restrukturierungsaufwand um 14 Prozent auf 712 Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen mit einer um fünf Cent auf 0,95 Euro je Aktie angehobenen Dividende an der Geschäftsentwicklung beteiligt werden. Die im MDAX notierte Aktie legte zu.
Bereinigt um Sondereffekte verdiente Hellofresh im Abschlussquartal rund 160 Millionen Euro - also 22,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte im vierten Quartal um fast ein Fünftel auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Hellofresh blickt trotz des starken Endspurts 2022 nur vorsichtig optimistisch auf das laufende Jahr. Der Umsatz dürfte 2023 währungsbereinigt um zwei bis zehn Prozent zulegen. 2022 hatte der Konzern seinen Erlös um knapp 27 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro gesteigert.
Der Online-Pharmahändler Shop Apotheke peilt nach einem Rekordumsatz im vergangenen Jahr 2023 weitere Zuwächse und Gewinne an. Im Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten werde ein Plus von zehn bis 20 Prozent erwartet. Die bereinigte operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) solle 0,5 bis 2,5 Prozent erreichen. 2022 hatte der Online-Händler einen Anstieg der Erlöse um 13,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro erzielt, wobei der Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten um 17,2 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro zulegte.