Ölmärkte im Fokus US-Börsen ohne klare Richtung
An der Wall Street, aber auch hierzulande, endete ein volatiler Handelstag mit vielen Fragezeichen. Allen voran das Drama auf dem Energiemarkt, das Russlands Krieg gegen die Ukraine ausgelöst hat.
An der Wall Street, aber auch hierzulande, endete ein volatiler Handelstag mit vielen Fragezeichen. Allen voran das Drama auf dem Energiemarkt, das Russlands Krieg gegen die Ukraine ausgelöst hat.
Nach der jüngsten Talfahrt nutzten heute einige Anleger die Gelegenheit zum Wiedereinstieg in den US-Aktienmarkt. Allerdings bereiteten ihnen die Kurskapriolen an den Rohstoffmärkten im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine weiterhin Sorgen, so dass die Märkte am Ende keine klare Richtung fanden. Sie schlossen nach wechselvollem Handel aber letztlich alle im Minus.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones, der im Verlauf mehrfach das Vorzeichen wechselte, schloss am Ende bei 32.632 Punkten um 0,56 Prozent tiefer. Der breit gefasste S&P 500 fiel ebenfalls um 0,72 Prozent auf 4170 Zähler. Die technologielastige Nasdaq hielt sich etwas besser und ging bei 12.795 Zählern um 0,28 Prozent schwächer aus dem Handel. Der Auswahlindex Nasdaq 100 endete bei 13.267 Punkten, ein Tagesverlust von 0,39 Prozent.
"Die Erholung basiert wohl auf der Tatsache, dass wir für eine kurze Zeit keine weiteren erschütternden Nachrichten erhalten haben", sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Andere Börsianer verwiesen auf Berichte, denen zufolge die Ukraine nicht mehr auf einer NATO-Mitgliedschaft beharrt. Russland kritisiert die Ausweitung der Nato nach Osteuropa in den vergangenen Jahrzehnten.
Thema des Tages war das von Präsident Joe Biden erlassene Importverbot für Rohöl aus Russland. Das kündigte US-Präsident Joe Biden bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt im Weißen Haus an. Biden zeigte zugleich Verständnis dafür, dass die Europäer beim Stopp russischer Energieimporte nicht mitziehen. "Wir haben diese Entscheidung in enger Abstimmung mit unseren Verbündeten und Partnern in aller Welt und insbesondere in Europa getroffen", sagte der US-Präsident.
Die Vereinigten Staaten importieren täglich lediglich 700.000 Barrel Erdöl aus Russland. Insgesamt führt das Land etwa sieben Millionen Barrel pro Tag aus, sieben Prozent des weltweiten Angebots. Es ist damit in einer deutlich komfortableren Position als die Europäer.
Die EU-Kommission legte derweil einen Plan vor, wie die Nutzung von russischem Gas in der EU noch dieses Jahr um zwei Drittel verringert werden soll. Bis "deutlich vor 2030" will die Kommission die EU zudem in einen Zustand versetzten, in der sie sich gar nicht mehr auf die Lieferung von russischem Gas verlassen muss. Erreicht werden solle dies durch einen Wechsel auf andere Lieferanten und einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien, teilt die Kommission mit. Die Umsetzung liege in der Verantwortung der einzelnen Regierungen.
Man muss derzeit nur auf die Tagesschwankungen des DAX blicken um zu erkennen, wie nervös es am Aktienmarkt zugeht. Der deutsche Leitindex pendelte zwischen 12.672 und 13.106 Punkten. Nach zunächst schwachem Start erholte sich der DAX und startete einen Erholungsversuch, der am Nachmittag dann aber abbrach. Am Ende des Tages ging der Index bei 12.831 Punkten fast schon ironischerweise nahezu unverändert aus dem Handel. Nachbörslich legte der X-DAX dann wieder bis auf knapp 13.000 Punkte zu.
Die Verunsicherung über die weitere Entwicklung in der Ukraine verhindere zusätzliche größere Kursgewinne, sagte Emmanuel Cau, Chef-Anlagestratege für europäische Aktien bei der Barclays Bank. Außerdem versuchten sich Anleger verstärkt gegen eine mögliche Stagflation - eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitig steigender Inflation - zu wappnen.
Im Mittelpunkt stehen dabei die derzeitigen Verwerfungen auf dem Energiemarkt. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent kostete heute bis zu 132 Dollar. Am späten Nachmittag zogen die Preise nach Bidens Embargo-Ankündigung dabei nach einer Beruhigung wieder stärker an.
Die Embargo-Ankündigung dürfte die Spannungen mit Russland weiter verschärfen. Gestern hat Russland damit gedroht, kein Gas mehr über die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland zu liefern. Deshalb kann es derzeit bei den Energiepreisen kaum Entwarnung geben.
Zumal sich auch andere Rohstoffe kräftig verteuerten. Aus Furcht vor Lieferausfällen infolge des Kriegs deckten sich Anleger mit Metallen wie Palladium, Nickel oder Aluminium ein. Immer mehr Firmen stellen zudem ihre Geschäfte mit Russland ein.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat derweil vor einem Embargo russischer Energielieferungen gewarnt. "Bei jeder Maßnahme muss abgewogen werden, ob sie nicht zu untragbaren Verwerfungen führt. Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen", sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae in Berlin.
Wegen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine suchten immer mehr Anleger Zuflucht im "sicheren Hafen" Gold. Das Edelmetall steigt in der Spitze bis auf über 2066 Dollar je Feinunze. Gold nähert sich damit immer mehr seinem Rekordhoch vom August 2020 an. Damals war der Goldpreis bis auf 2075 Dollar gestiegen.
Der Euro legt nach teils zuletzt deutlichen Verlusten wieder etwas zu. Im US-Handel kostet die Gemeinschaftswährung 1,0901 US-Dollar und damit mehr als noch im frühen Handel. Am Vortag war der Euro mit rund 1,08 Dollar auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0892 (Montag: 1,0895) Dollar fest.
Aktien mit Fokus auf erneuerbaren Energien gehörten angesichts der steigenden Ölpreise und des US-Embargos gegen russisches Öl zu den größten Gewinnern: Titel des Windkraftspezialisten Nordex, des Solarkonzerns SMA Solar und des Windpark-Betreibers Encavis waren stark gefragt.
Börsenbrief-Autor Hans Bernecker sieht in Werten aus den Bereichen Wind- und Solarenergie sowie Wasserstoff Gewinner der vom Krieg bedingten Energiekrise. Er verwies dabei heute auch auf die Pläne der Bundesregierung, bis 2026 rund 200 Milliarden Euro in den Klimaschutz zu investieren.
Nach anderen Unternehmen aus der Autobranche stoppt auch der Zulieferer Continental seine Produktion und Geschäfte in Russland. Außerdem sei das Im- und Exportgeschäft mit Russland zunächst eingestellt worden.
Der DAX-Konzern teilte weiter mit, man werden die betroffene Belegschaft vor Ort "unterstützen und prüfen, wie wir angesichts der aktuellen Situation und den damit einhergehenden Einschränkungen eine Grundabsicherung ermöglichen können". Im Werk in Kaluga produziert Continental vor allem Reifen.
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ziehen sich auch der Getränke-Riese Coca-Cola, der Fastfood-Gigant McDonald's und die US-Kaffeehauskette Starbucks aus Russland zurück. Coca-Cola teilte am Dienstag in einer kurzen Erklärung mit, sein Geschäft in Russland vorübergehend auszusetzen. Nähere Angaben machte der Konzern zunächst nicht.
McDonald's erklärte, seine rund 850 Filialen in Russland würden bis auf Weiteres geschlossen. "Wir können das grundlose menschliche Leiden nicht ignorieren, das sich in der Ukraine abspielt", erklärte das Unternehmen. McDonald's habe daher entschieden, alle Filialen in Russland vorübergehend zu schließen und das Geschäft in Russland einzustellen. Die 62.000 Mitarbeiter in dem Land sollen aber weiter bezahlt werden. McDonald's machte zunächst keine Angaben dazu, unter welchen Umständen die zeitweise Schließung der Restaurants in Russland wieder aufgehoben werden könnte.
Starbucks erklärte derweil, es stelle "alle Geschäftsaktivitäten in Russland" ein. Das umfasse die Lieferung "aller Starbucks-Produkte". Nach Angaben des Unternehmens gibt es in Russland 130 Starbucks-Cafés, die einem Lizenznehmer gehören und von ihm betrieben werden.
Apple fordert den Chip-Riesen Intel mit einem weiteren leistungsstarken Prozessor für seine Computer heraus. Der Konzern nennt den neuen Chip M1 Ultra den leistungsstärksten, der je für Personal Computer entwickelt wurde. Er kommt in den neuen Rechner Mac Studio, der heute vorgestellt wurde.
Für den M1 Ultra werden zwei kleinere M1-Max-Chips zusammengeschaltet - mit einer ebenfalls bei Apple entwickelten Verbindungstechnologie. Auch das ist ein Schlag gegen Intel: Der Chip-Primus ist besonders stolz auf seine sogenannten Packaging-Techniken, mit denen Teile von Prozessoren verbunden werden. Apple stellt seine Mac-Computer von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung um. Damit kann der Konzern von einer gemeinsamen technischen Basis bei seinen Geräten von iPhone über iPad bis hin zum Mac profitieren. Ebenfalls vorgestellt wurden neue Versionen des Einstiegs-Smartphones iPhone SE und des Tablets iPad Air.
Die Aktie der Global Fashion Group legt heute zeitweise rund 20 Prozent zu. Zwar war der Online-Modehändler im vergangenen Jahr trotz einer Umsatzsteigerung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht und traut sich wegen des Krieges in der Ukraine keinen konkreten Ausblick für 2022 zu. Zu Wochenbeginn hatte die Aktie im schwachen Markt rund neun Prozent verloren und den tiefsten Stand seit Mai 2020 erreicht. Offenbar hielten die Investoren den Moment für einen Wiedereinstieg für günstig.
Der IT-Sicherheitsdienstleister Secunet Security Networks gibt sich seinen Aktionären gegenüber großzügig. Die Dividende für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2021 solle bei 5,38 Euro je Anteilschein liegen, teilte das SDAX-Unternehmen heute mit. Der Betrag setzt sich zusammen aus einer Regeldividende in Höhe von 3,37 Euro und einer Sonderdividende von 2,01 Euro. Im Jahr davor hatte die Dividende bei 2,54 Euro gelegen. Mit dem Vorschlag zur Ausschüttung einer Sonderdividende trage der Vorstand der guten Geschäftsentwicklung des Jahres 2021 und der soliden Liquiditätslage Rechnung, hieß es weiter.
Der US-Luftfahrtkonzern Boeing bezieht kein Titan aus Russland mehr. Boeing habe sein Versorgernetz in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt und sei ausreichend mit dem für den Flugzeugbau wichtigen Leichtmetall versorgt, teilte das Unternehmen mit. Vergangene Woche hatte Boeing bereits bekanntgegeben, wegen des Kriegs gegen die Ukraine und westlichen Sanktionen seine Geschäfte mit russischen Fluggesellschaften auszusetzen.
Die australische Fluggesellschaft rechnet infolge der steigenden Öl-Preise mit einer Anhebung der Ticket-Preise. "Die Öl-Absicherungsverträge geben uns Zeit, auf den höheren Treibstoffpreis zu reagieren", sagte Konzern-Chef Alan Joyce auf einer Konferenz. "Wenn wir auf diesem Niveau bleiben, müssen die Flugpreise steigen". Qantas habe 90 Prozent seines Treibstoffbedarfs bis Ende Juni und 50 Prozent im darauffolgenden Quartal abgesichert.
Der japanische Autobauer Nissan hat den baldigen Stopp seiner Produktion in Russland angekündigt. Grund seien logistische Probleme, erklärte das Unternehmen. Höchste Priorität habe die Sicherheit der Angestellten. Ein genaues Datum für den Produktionsstopp nannte Nissan nicht. Das Unternehmen betreibt ein Werk in Sankt Petersburg, das im vergangenen Jahr 45.000 Fahrzeuge gebaut hat, darunter den SUV X-Trail. Exporte nach Russland hat Nissan bereits gestoppt.
Der Ölkonzern Shell hat wegen der angespannten Marktlage den Verkauf von Heizöl, Diesel und anderen Produkten an einige Großkunden in Deutschland vorerst eingeschränkt. Das geht aus einem Schreiben von Shell Deutschland hervor, das der dpa vorliegt. Als Grund werden darin "massive Verwerfungen und Verknappungen auf den Energiemärkten" infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine, der folgenden Sanktionen und der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemieflaute genannt.
McDonald's macht in Russland dicht
Der Gewinn des Schweizer Herstellers von Edelschokolade ist im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 490,5 Millionen Franken gestiegen. Der Goldhasen-Hersteller erhöhte sein Ziel für das jährliche Umsatzwachstum auf sechs bis acht Prozent und stellte für 2022 einen Anstieg am oberen Ende der Zielspanne in Aussicht. Die operative Gewinnmarge soll dieses Jahr 15 Prozent erreichen. 2021 waren es 14,1 Prozent und der Umsatz war um 14,2 Prozent gewachsen.
Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper vollzieht angesichts der russischen Invasion in der Ukraine in seinem Russlandgeschäft eine Kehrtwende. Uniper werde keine neuen Investitionen in Russland tätigen, teilte das Unternehmen mit. Auch an die russische Kraftwerkstochter Unipro würden vorerst keine Mittel überwiesen. Uniper ist einer der größten Kunden des russischen Gaskonzerns Gazprom und zudem einer von fünf westlichen Finanzpartnern der vorerst gescheiterten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2.