Auch DAX-Rally beendet Wall Street setzt Verlustserie fort
Obwohl die Fed-Vizechefin die Sorgen vor einer Rezession in den USA etwas dämpfen konnte, haben die US-Börsen heute den dritten Tag in Folge Verluste eingefahren. Auch die Rally im DAX wurde gestoppt.
Rezessionsängste haben die Wall Street heute den dritten Tag in Folge ins Minus gedrückt. Bereits gestern hatten die Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in den USA die Sorgen vor einer Schrumpfung der weltgrößten Volkswirtschaft zurückgebracht. Der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed, das "Beige Book", hatte diese noch einmal verstärkt.
Heute kamen zudem schwache Daten vom US-Wohnbaugeschäft hinzu: Im Dezember war sowohl die Zahl der begonnenen Neubauten als auch der Genehmigungen für neue Häuser weiter gesunken. "Die Anzeichen einer Konjunkturabkühlung in den USA mehren sich und drücken sich sowohl in den Unternehmensergebnissen als auch den makroökonomischen Daten aus", sagte Marktexperte Andreas Lipkow.
Eine Rede von Lael Brainard, Vizechefin der Fed, gab der Wall Street immerhin wieder ein wenig Auftrieb. Nachdem die großen Indizes zuvor etwa ein Prozent verloren hatten, konnten sie anschließend einen Teil ihrer Verluste wettmachen. So schlossen der US-Leitindex Dow Jones sowie der marktbreite S&P 500 letztlich jeweils 0,76 Prozent tiefer. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es mit 1,0 Prozent etwas stärker nach unten.
Die Chancen für eine sanfte Landung der Wirtschaft stiegen offenbar, sagte die Stellvertreterin von Jerome Powell auf einer Veranstaltung der Chicago Booth School of Business. Womöglich könne eine Rezession vermieden werden. Daten deuteten allerdings auf ein gedämpftes Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr hin. Brainard erwähnte dabei eine "beträchtliche Abschwächung des Industriesektors" und einen verhaltenen Konsum. Daher sei die Logik der Notenbank, zu kleineren Zinsschritten zu kommen, auch heute "sehr zutreffend".
Vom US-Arbeitsmarkt kommen indes positive Signale. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist erneut gesunken. In der vergangenen Woche gingen sie deutlich auf 190.000 zurück, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Der Wert liegt damit erstmals seit vergangenen September unter der Marke von 200.000, was auf eine weiter robuste Lage auf dem US-Arbeitsmarkt hindeutet.
Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten mit einem Anstieg der Hilfsanträge auf 214.000 Anträgen gerechnet. Die wöchentlichen Erstanträge gelten als zeitnaher Indikator für den amerikanischen Arbeitsmarkt. Diesen berücksichtigt die Fed stark in ihrer Geldpolitik.
Die Unsicherheit über die Lage der amerikanischen Wirtschaft hat die Jahresanfangsrally am deutschen Aktienmarkt gestoppt. Seit Jahresbeginn war der DAX rund neun Prozent in die Höhe geschossen, ehe er heute einen Rückschlag erlitt und unter die Marke von 15.000 Punkten rutschte. Die Anlegerinnen und Anleger nahmen Gewinne mit.
Der deutsche Leitindex ginge heute mit einem satten Minus von 1,72 Prozent bei 14.920 Zählern aus dem Handel. Für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen ging es mit 2,5 Prozent sogar noch stärker abwärts. Aus technischer Perspektive ist eine kleine Korrektur nach der starken Aufwärtsbewegung vom Jahresbeginn zwar weder verwunderlich noch besorgniserregend. Doch ein Rutsch unter die 14.800-Punkte-Marke zum Ende der Woche würde das charttechnische Bild schlagartig eintrüben.
Negative Nachrichten für die Börse kamen heute zudem von der Europäischen Zentralbank (EZB). So mahnte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot, die Notenbank werde von ihrem Kurs der Zinserhöhungen in den kommenden Monaten nicht abweichen. Die Währungshüter hätten bewusst mehrere Schritte nach oben um jeweils einen halben Prozentpunkt für die kommenden Monate in Aussicht gestellt. Die Finanzmärkte schätzten den Zinspfad der EZB zu schwach ein, so das Ratsmitglied.
Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnete die Inflation in der Eurozone heute trotz des jüngsten Rückgangs und einer Reihe von Zinserhöhungen als nach wie vor "viel zu hoch". Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos machte sie deutlich, dass die Notenbank beim Kampf gegen die Teuerung weiter "auf Kurs" bleiben müsse.
Die Kursgewinne des Euro zum Dollar haben sich ausgeweitet. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,0817 Dollar und damit 0,23 Prozent mehr als am Vorabend. Die Feinunze Gold kostet mit 1909 Dollar 0,1 Prozent mehr.
Die Ölpreise sind nach ihren Verlusten vom Vormittag ins Plus gedreht. Die Nordsee-Sorte Brent zog 1,5 Prozent auf 86,21 Dollar pro Barrel (159 Liter) an. Der Preis für US-Leichtöl WTI gewann 1,3 Prozent auf 80,53 Dollar. Die Internationale Energieagentur (IEA) hält es für möglich, dass es an den Energiemärkten 2023 zu Engpässen kommt.
"Wenn sich die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr erholt, wovon viele Finanzinstitute ausgehen, könnte die Nachfrage sehr stark sein und Druck auf die Märkte ausüben", sagte IEA-Chef Fatih Birol. Gleichzeitig gebe es viele Fragezeichen zur Exportfähigkeit Russlands aufgrund der Sanktionen des Westens.
Der Erfolg der Dokumentation "Harry & Meghan" und der Serie "Wednesday" hat Netflix einen überraschend starken Kundenzuwachs beschert. Die Zahl der Nutzer stieg im vierten Quartal 2022 um 7,66 auf 231 Millionen, teilte der Streaming-Dienst nach US-Börsenschluss mit. Analysten hatten nur mit etwa der Hälfte gerechnet. Der Umsatz lag den Angaben zufolge mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 7,85 Milliarden Dollar im Rahmen der Erwartungen. Der Reingewinn brach allerdings auf 55 von 607 Millionen Dollar ein.
Parallel dazu gab Netflix-Mitgründer Reed Hastings seinen Rücktritt bekannt. Er übergebe die Konzernführung an seinen Co-Chef Ted Sarandos und an Greg Peters, der bislang das Tagesgeschäft verantwortete. Er selbst wechsele an die Spitze des Verwaltungsrats.
Im DAX stand heute die Henkel-Aktie unter Druck. Marktteilnehmer nannten gleich zwei Gründe: Vor allem habe der Quartalsbericht des US-Klebstoffherstellers und Branchenkollegen HB Fuller enttäuscht. Zudem wurde am Markt auf eine Studie der Berenberg Bank verwiesen: Analyst Fulvio Cazzol hatte sein Anlageurteil für die Henkel-Aktie auf "Sell" belassen.
Auch die Deutsche Post stand im Fokus. Bei dem Bonner Konzern gingen heute die Tarifgespräche mit der ver.di weiter. Die Gewerkschaft fordert für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen blieb jedoch ohne greifbare Ergebnisse. Ver.di rief daraufhin die Beschäftigten in allen Brief- und Paketzentren zu bundesweiten Streiks auf.
Als Reaktion auf ein Urteil des Bundesgerichtshofes lässt Volkswagen einem Bericht zufolge die Gehälter etlicher Betriebsräte überprüfen. Es liefen bereits Gespräche über Gehaltskürzungen, berichtete das Nachrichtenportal "Business Insider" unter Berufung auf Betroffene. Demnach hat VW eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet. Hintergrund sei eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes, der in der vergangenen Woche Freisprüche für vier VW-Personalmanager im Streit über die Höhe von Gehältern und Boni für einflussreiche Betriebsräte aufgehoben hatte.
Die Telekom-Tochter T-Mobile US ist Ziel eines Cyberangriffs geworden. Am 5. Januar sei festgestellt worden, dass ein Dritter Daten ohne Genehmigung abgreife, teilte T-Mobile US nach US-Börsenschluss mit. Mithilfe externer Experten sei die Quelle des Angriffs gefunden und dieser binnen eines Tages nach Bekanntwerden gestoppt worden. Die Untersuchungen liefen noch, aktuell gebe es aber keine Hinweise, dass es gelungen sei, ins System oder Netzwerk einzudringen.
Die Probleme der Windkrafttochter Siemens Gamesa machen dem Energietechnikkonzern Siemens Energy weiterhin schwer zu schaffen. Siemens Gamesa stellte in einer Überprüfung der installierten Windkraftanlagen "eine negative Entwicklung der Ausfallraten bei bestimmten Komponenten fest, die zu höheren Garantie- und Wartungskosten führt als zuvor geschätzt", teilte das DAX-Unternehmen am Abend mit. Daher musste die Siemens-Beteiligung die Prognosen für das Geschäftsjahr 2022/23 senken. Das Tagesgeschäft von Siemens Energy lief im ersten Quartal derweil mit Blick auf Umsatz und Auftragseingang besser als von Analysten erwartet.
Der starke Dollar hat den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble im zweiten Geschäftsquartal belastet. Der Umsatz sank per Ende Dezember um ein Prozent auf rund 20,8 Milliarden US-Dollar (rund 19,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen heute mitteilte. Die Belastungen aus Wechselkurseffekten bezifferte Procter & Gamble auf sechs Prozent. Organisch - sprich währungsbereinigt und ohne Zu- und Verkäufe - stiegen die Erlöse hingegen um fünf Prozent. Während das Volumen zurückging, profitierte der Konzern von Preiserhöhungen.
Die Commerzbank will nach der Wirecard-Pleite Verluste von rund 200 Millionen Euro zurückholen. Das Frankfurter Geldinstitut reichte in den vergangenen Wochen eine Klage gegen den Wirecard-Bilanzprüfer EY ein, wie eine Sprecherin der Bank heute bestätigte. EY hatte jahrelang die Bilanzen des Münchner Zahlungsabwicklers geprüft und testiert, während es in Medienberichten und von Investoren bereits Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei Wirecard gab.
Die Papiere von Auto1 sackten heute um mehr als 14 Prozent ab und waren damit das Schlusslicht im SDAX. Nachdem sich am Vortag die französische Investmentbank Exane BNP Paribas skeptisch zu den Anteilsscheinen des Online-Autohändlers geäußert hatte, folgte nun die US-Bank Goldman Sachs. Die kurz- bis mittelfristigen Markterwartungen zum Wachstum dürften nach unten revidiert werden, schrieb Analystin Lisa Yang. Dabei verwies sie auf einen fortgesetzten Druck auf die Gebrauchtwagenmärkte, der sich auch auf das Händlergeschäft auswirke. Das Verbraucherumfeld sei schwach und zugleich würden Marketinginvestitionen verringert.
Der Finanzdienstleister Hypoport will sich durch die Ausgabe neuer Aktien frisches Geld besorgen. Bei der Kapitalerhöhung strebe das Unternehmen einen Bruttoemissionserlös von etwa 50 Millionen Euro an, teilte das SDAX-Unternehmen heute mit. Die neuen Aktien würden mittels eines beschleunigten Platzierungsverfahrens angeboten, das Bezugsrecht der Aktionäre werde ausgeschlossen.
Der Softwareanbieter Suse hat im vergangenen Geschäftsjahr seine Verluste eingedämmt. Unter dem Strich lag der Fehlbetrag beim Spezialisten für Linux-Betriebssysteme bei 39,5 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte Suse noch rote Zahlen in Höhe von 207,6 Millionen Dollar ausgewiesen.
Die Schweizer Online-Apotheke Zur Rose rechnet bei rückläufigem Umsatz für das abgelaufene Jahr mit einem geringeren operativen Verlust. Beim bereinigten Ebitda erwartet die DocMorris-Mutter nun ein Minus von 70 bis 75 Millionen Franken (bisher: 75 bis 85 Millionen Franken).
Eine Kombinationstherapie des Pharmakonzerns Roche hat bei einer bestimmten Form von Leberkrebs Wirkung gezeigt. In einer spätklinischen Phase-III-Studie senkte ein Cocktail aus den Arzneien Tecentriq und Avastin bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC) im Frühstadium das Risiko, dass der Tumor nach der operativen Entfernung zurückkehrt.
Die US-Raumfahrtbehörde NASA und der Luft- und Raumfahrttechnikkonzern Boeing wollen gemeinsam an einem Passagierflugzeug mit weniger Emissionen arbeiten. In den kommenden sieben Jahren werde die NASA Boeing dafür rund 425 Millionen Dollar zur Verfügung stellen, teilte die Raumfahrtbehörde gestern mit. Boeing und seine Partner würden weitere rund 725 Millionen Dollar investieren.
Amazon wird Tausende Mitarbeiter in den USA, Kanada und Costa Rica entlassen. Dies teilt das Unternehmen seinen Mitarbeitern in einem Memo mit, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Der Vorstandsvorsitzende von Amazon.com, Andy Jassy, hatte Anfang Januar angekündigt, das Unternehmen werde etwa sechs Prozent seiner rund 300.000 Mitarbeiter entlassen.