Leichte Gewinne in New York Zinssorgen beiseite geschoben
Bei insgesamt ruhigem Handelsverlauf tendierten die US-Aktienmärkte zum Wochenschluss etwas höher. Im Mittelpunkt steht weiter der Fortgang des Zinszyklus der Notenbank.
In New York tendierten die großen Aktienindizes zum Wochenschluss nach uneinheitlichem Handelsverlauf am Ende leicht höher. Ein Ausbruch aus der seit einer Woche laufenden Seitwärtsbewegung gelang damit aber nicht. Die Technologiebörse Nasdaq konnte stärkere Anfangsgewinne nicht verteidigen und schloss letztlich kaum verändert mit einem Miniplus von 0,01 Prozent bei 11.146 Punkten. Ähnlich der Auswahlindex Nasdaq 100, der unverändert bei 11.677 Punkten endete.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, behauptete sich hingegen im Plus und legte im späten Geschäft noch etwas zu. Der Leitindex ging bei 33.745 Zählern um 0,59 Prozent höher aus dem Handel.
Auch der marktbreite S&P-500-Index bewegte sich am Sitzungsende mit einem Tagesgewinn von 0,48 Prozent noch etwas stärker nach oben. Insgesamt waren die Schwankungen damit bei überwiegend ruhigem Handel überschaubar.
"Die Aktien schieben wieder einmal Warnungen vor steigenden Zinsen in den USA beiseite, und es scheint, als ob die normale Erholung im vierten Quartal sich wieder einmal bestätigt", sagte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus IG.
An der Wall Street hatte es zuletzt wie auch hierzulande Ermüdungserscheinungen gegeben, nachdem die Märkte wegen nachlassender Zinsängste zuvor deutlich gestiegen waren.
Im Fokus bleibt übergeordnet die Zinspolitik der US-Notenbank und der Umgang Chinas mit der Corona-Pandemie. Am Vortag sorgte der Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, James Bullard, für Verstimmung. Er sprach sich dafür aus, dass der Leitzins auf mindestens 5,00 bis 5,25 Prozent steigen sollte, um der Inflation Herr zu werden. Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht ein Mitglied der Notenbank Federal Reserve (Fed) zur aktuellen Lage im Zinszyklus äußert.
Dadurch stiegen zuletzt auch wieder die Zinserwartungen an den Finanzmärkten, und die Aktienkurse bröckelten ein Stück weit ab. In diesem Umfeld legen Investoren weiterhin jedes Wort von Notenbankern auf die Goldwaage.
Bei den Einzelwerten gaben die Papiere von Ölfirmen nach, die Titel des Ölkonzerns Chevron gaben im Dow 0,6 Prozent nach und gehörten damit zu den schwächsten Werten im Leitindex. Auch ExxonMobil-Papiere gaben nach. Hintergrund sind die derzeit fallenden Ölpreise.
Bei Twitter setzt sich derweil die Mitarbeiterflucht nach einem Job-Ultimatum des neuen Eigentümers Elon Musk offenbar fort. Einige Angestellte gaben via Tweet bekannt, die Online-Plattform zu verlassen. Musk hatte in einer E-Mail verbliebenen Angestellte eine Frist gesetzt, sich bis Donnerstag 17.00 Uhr US-Ostküstenzeit zu entscheiden, ob sie Teil des "neuen Twitters" sein wollten.
Die jüngsten Verwerfungen bei Twitter bieten nach Darstellung von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager eine Gelegenheit, Alternativen zu prüfen. Zuletzt hatte sich auch die Bundesregierung besorgt gezeigt über die Entwicklungen bei Twitter. Die Vorgänge haben auch bei Werbekunden zu Besorgnis geführt. Twitter generiert seine Einnahmen fast ausschließlich durch Werbung.
Etwas überraschend war es heute schon, dass der DAX nach einer durchwachsenen Börsenwoche zum Schluss noch einmal zulegte: Am Ende des Tages stand ein ordentlicher Gewinn von 1,16 Prozent auf 14.431 Punkte. Damit überwand der DAX die Marke von 14.400 Punkten auf Basis der Schlusskurse und steht nur knapp unter seinem Wochenhoch bei 14.457 Punkten, dem heutigen Tageshoch.
Denn nach einer Kursrally von mehr als 20 Prozent seit seinem September-Tief bei 11.862 Punkten wäre es nicht verwunderlich, wenn dem Index die Puste ausgehen und die Investoren vor dem Wochenende Kasse machen würden. Davon kann aber derzeit keine Rede sein, der Leitindex verbuchte nach der starken Vorwoche auf Wochenbasis sogar noch ein Plus von rund 1,5 Prozent. Es war zudem der siebte Wochengewinn in Folge. Die DAX-Käufer zeigen damit nur wenig Ermüdungserscheinungen und trotzen weiter auch so mancher Expertenmeinung.
"Der Deutsche Aktienindex scheint in diesen Tagen nicht kleinzukriegen, eine Korrektur lässt weiter auf sich warten", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Die Aktienmärkte konnten zuletzt deutlich zulegen, da die Anleger auf weniger stark steigende Zinsen setzten.
Wie jedes Jahr um diese saisonal üblicherweise starke Börsenzeit, drehen sich die Gedanken der Börsianer aber schon um mögliche neue Impulse für die Börse und der größte heißt derzeit "Jahresendrally". Kommt sie, oder nicht, vor allem nach dem starken Lauf zuletzt? Wohin die Reise am Aktienmarkt geht, könnte in der neuen Börsenwoche mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft beantwortet werden.
"Der Lackmustest wird darin bestehen, ob sich die Menschen von gestiegenen Preisen und höheren Lebenshaltungskosten die Kauflaune zum Fest verderben lassen oder nicht", meint Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.
Die Urmutter aller Konsumfeste, der amerikanische "Black Friday", also der Brückentag nach dem Thanksgiving-Feiertag kommende Woche, steht an. "Die Frage nach einer Jahresendrally an den Aktienmärkten dürfte damit ebenfalls eingeläutet werden", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt.
Am Devisenmarkt gab es heute keine klare Tendenz, der Euro wechselte mehrfach das Vorzeichen und fand lange keine klare Richtung. Im US-Handel geht es am Abend etwas bergab auf 1,0327 Dollar. Insgesamt handelt die Gemeinschaftswährung aber gegenüber dem Dollar derzeit stabil auf dem zuletzt erhöhten Niveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0366 (Donnerstag: 1,0319) Dollar fest.
Die Tendenz am Markt wird weiter maßgeblich von Zinsspekulationen bestimmt. Gestern hatte eine Dollar-Stärke belastet, nachdem US-Notenbanker Spekulationen auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Straffungen eine Absage erteilt hatten.
Die Mitglieder der Fed hätten versucht, die Erwartungen zu dämpfen, dass die US-Notenbank im Verlauf des nächsten Jahres ihren Leitzins senken könnte, sagte Devisenexpertin You-Na Park-Heger von der Commerzbank.
Heute Vormittag meldete sich nun die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, mit neuen Aussagen zur Geldpolitik zu Wort: Im Kampf gegen die hohe Inflation werde die EZB die Zinsen weiter anheben, so Lagarde. Wie weit die Notenbank dabei gehen werde und mit welchem Tempo, werde durch den Inflationsausblick bestimmt.
Die nächste Zinssitzung der Währungshüter - zugleich die letzte in diesem Jahr - ist für den 15. Dezember geplant. Dann werde die EZB auch die "wichtigsten Grundsätze für den Abbau der Anleihebestände in unserem Ankaufprogramm darlegen", kündigte Lagarde an.
Die konjunkturellen Aussichten in den USA haben sich im Oktober weiter eingetrübt. Der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren fiel gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent, wie das private Forschungsinstitut Conference Board heute in Washington mitteilte. Es ist bereits der achte Rückgang in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rücksetzer um lediglich 0,4 Prozent gerechnet.
Die Entwicklung in den letzten Monate lege nahe, dass sich die US-Wirtschaft möglicherweise bereits in einer Rezession befinde, sagte Direktor Ataman Ozyildirim vom Conference Board. Die Verbraucherstimmung sei aufgrund der hohen Inflation und der steigenden Zinsen schlecht. Zudem trübten sich die Aussichten für den Bausektor und die Industrie ein.
Der Sammelindex setzt sich aus zehn Indikatoren zusammen. Dazu zählen unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Neuaufträge in der Industrie, das Verbrauchervertrauen und die Baugenehmigungen. Die Indikatoren geben einen Eindruck über den Zustand der US-Wirtschaft.
Der Preisverfall am Ölmarkt setzt sich derweil zum Wochenschluss fort. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend rund 3,6 Prozent weniger bei 87,06 Dollar, die US-Leichtölsorte WTI verlor in der gleichen Größenordnung.
Bereits gestern war die Notierung für Rohöl aus der Nordsee stark gefallen und erstmals seit Oktober unter die Marke von 90 Dollar gerutscht. Ein starker Dollar, Rezessionsgefahren in den USA und steigende Corona-Fälle in China hatten die Ölpreise deutlich gedrückt.
Diese steuern auf die zweite Handelswoche in Folge mit Verlusten zu. Seit Beginn der Woche hat Brent-Öl mehr als neun Prozent an Wert verloren. Generell belastet nach Einschätzung von Marktbeobachtern die Sorge, dass die schnellen Zinserhöhungen führender Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation die Weltwirtschaft zu stark abwürgen könnte, was einen Rückgang der Nachfrage nach Rohöl zur Folge hätte.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank dürfte sich das Interesse der Investoren am Ölmarkt in den nächsten Wochen auf die Fördermenge des Ölverbunds Opec+ richten. "Es bleibt abzuwarten, wie stark die tägliche Förderung tatsächlich zurückgeht, nachdem offiziell eine Kürzung um zwei Millionen Barrel angekündigt wurde", hieß es in einer Analyse. Zudem sei unklar, was das näherrückende EU-Embargo für die russische Ölförderung bedeute.
Unter den heimischen Einzeltiteln lagen erneut MTU gut im Rennen und gehörten zu den größten Gewinnern im DAX. Der tags zuvor begeistert aufgenommene Geschäftsausblick sorgte weiter für Auftrieb - nun erhöhten gleich mehrere Analystenhäuser ihre Kursziele. Die Aktien des Triebwerkbauers kletterten auf das höchste Niveau seit drei Monaten.
Im DAX erwischte es hingegen gegen den Trend die SAP-Papiere, die Anteile gaben rund 2,5 Prozent nach. Hier belastete ein gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Underperform" gesenktes Votum der Experten des Analysehauses Jefferies.
Dass Mercedes-Benz für einige Modelle in China die Preise senken musste, sollte der Konzernführung nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer Anlass zum Umdenken geben. Es zeige, dass die von den Stuttgartern ausgerufene Fokussierung auf hochpreisige Fahrzeuge riskant sei. "Man sollte nochmal sehr gründlich überlegen, ob das eine stabile Strategie für die Zukunft ist." Die Anleger waren jedenfalls zufrieden, Mercedes-Aktien waren Tagessieger im DAX.
Das geplante europäische Luftverteidigungssystem FCAS hat eine wichtige Hürde genommen: Die beteiligten Staaten und die Industrie hätten sich darauf geeinigt, die nächste Phase des Projekts einzuleiten, heißt es in einem Brief des Verteidigungsministeriums an die Berichterstatter des Haushaltsausschusses im Bundestag von heute. Damit sei der Weg für die Zeichnung der Industrieverträge aus deutscher Sicht frei.
Ein Airbus-Sprecher sagte, das Unternehmen könnte bestätigen, dass die Gespräche zwischen der Industrie und den Partner-Nationen über die nächste Phase abgeschlossen seien. "Dies stellt einen bedeutsamen Schritt vorwärts dar für dieses europäische Flagschiffprogramm im Verteidigungssektor."
Ein Insider aus der französischen Regierung sagte zuvor, die Flugzeugbauer Airbus und Dassault hätten eine Lösung gefunden, die es ermögliche, das Projekt voranzutreiben. Die beiden Unternehmen arbeiten bei dem Kampfflugzeug zusammen, das ab etwa 2040 den Eurofighter und die französische Rafale ablösen soll. Das Projekt hat ein Volumen von rund 100 Milliarden Euro.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing warnt vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzindustrie. Die Finanzierung der Transformation brauche einen dringenden Kurswechsel, wenn Europas Zukunft nicht in erster Linie von ausländischen Banken abhängig sein will, sagte Sewing auf der European Banking Conference (EBC) in Frankfurt. "Keiner sollte diese Gefahr auf die leichte Schulter nehmen", so Sewing.
Der Düngerkonzern K+S will mit dem Rückkauf einer Anleihe seine Verschuldung weiter reduzieren. Der MDAX-Konzern gab bekannt, Schuldverschreibungen mit Fälligkeit im Jahr 2024 gegen Barzahlung zurückkaufen zu wollen. Die Anleihen sollen zum Nennbetrag erworben werden, zuzüglich aufgelaufener Zinsen. Der Schritt soll dem Unternehmen helfen, Zinsen einzusparen.
Der vor der Übernahme durch den Mutterkonzern Siemens Energy stehende Windanlagenbauer Siemens Gamesa bekommt einen neuen Verwaltungsratsvorsitzenden. Siemens Energy-Chef Christian Bruch ersetze Miguel Lopez, teilten die Spanier mit. Der Wechsel sei der nächste logische Schritt in der möglichen Übernahme von Gamesa durch Siemens Energy und dessen Integration in den Mutterkonzern.
Der Chef des weltgrößten Online-Versandhändlers Amazon, Andy Jassy, hat die Beschäftigten nach der jüngsten Entlassungswelle auf einen weiteren Jobabbau eingestellt. Die Personalplanung des Vorstands ziehe sich bis ins kommende Jahr, das bedeute, es werde zu weiteren Stellenstreichungen kommen, erklärte Jassy in einem auf der Website veröffentlichten Memo an die Mitarbeiter.
Der größte US-Autokonzern General Motors rechnet mit mehr Gewinn. Im laufenden Geschäftsjahr dürfte das bereinigte Betriebsergebnis bei mindestens 13,5 Milliarden Dollar liegen, so GM. Außerdem gab das Management um Vorstandschefin Mary Barra einen optimistischen Ausblick für Elektroautos. Bereits ab dem Jahr 2025 dürfte das Geschäft in Nordamerika mit einer Kapazität von einer Million Fahrzeugen pro Jahr "solide" Profit machen.