DAX kurz über 18.000 Punkten US-Märkte bremsen ab
Die Wall Street gab zur Wochenmitte ein uneinheitliches Bild ab. Am deutschen Markt gab es dagegen einen neuen historischen Höchststand - bevor Gewinnmitnahmen einsetzten.
Nach den starken Vortagesgewinnen ist an den New Yorker Börsen wieder Zurückhaltung eingekehrt. Der Leitindex Dow Jones konnte nur noch um moderate 0,1 Prozent zulegen. "Nach den gestrigen US-Inflationsdaten sind die Investoren weder begeistert noch verzweifelt", konstatierte Thierry Wizman, Stratege bei der Investmentbank Macquarie.
Am Dienstag hatten die Aktienkurse den Inflationsdaten für Februar getrotzt, die überraschend hoch ausgefallen waren. Das wurde teils mit der leicht gesunkenen Kernrate, teils mit der Hoffnung auf eine unerwartet robuste Konjunktur begründet. Morgen werden die Erzeugerpreise für Februar veröffentlicht.
Die als besonders zinssensitiv geltenden Technologietitel fielen heute aber deutlich zurück. Der Index Nasdaq 100 gab um 0,83 Prozent nach.
Am deutschen Markt gab es einen neuen Rekordtag. Der DAX krönte seine laufende Rekordjagd mit dem Sprung über die runde Marke von 18.000 Punkten. Wenn auch nur kurz: Gleich zu Handelsbeginn stieg der deutsche Leitindex bis auf 18.001,42 Zähler, bröckelte dann aber wieder ab und schloss mit 17.961 Punkten 0,02 Prozent unter dem Vortagesschluss.
Mit dem abermaligen Rekordhoch hat der DAX ein Kaufsignal gesendet - das beste, welches die technische Analyse zu bieten hat. "Der Aufwärtstrend beim DAX ist sehr stark", betonte auch Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC. Deshalb müssten Anlegerinnen und Anleger, die sich diesem Trend entgegenstellen, sehr vorsichtig sein.
Auf der anderen Seite setzen nach einem solchen erfolgreichen Test häufig Gewinnmitnahmen ein. Diese werden umso wahrscheinlicher mit Blick auf die derzeit "überkaufte" Marktsituation. Investoren sollten zudem bedenken, dass die vom Markt eingepreiste Zinswende der US-Notenbank im Juni bislang keinesfalls in trockenen Tüchern ist.
Marktexperte Christian Henke vom Broker IG verwies darüber hinaus auf die überaus gute und ausgelassene Stimmung unter den Anlegerinnen und Anlegern als Risikofaktor: "Wenn die Zahl der Bullen immer weiter zunimmt, wer soll dann noch die Hausse anschieben? Mit anderen Worten: Die Gefahr steigt, nur kein Börsianer möchte dies hören beziehungsweise lesen. Bis es plötzlich zu einer starken Korrektur kommt."
Die überbordende Risikolust der Anlegerinnen und Anleger zeigt sich auch im Rekordlauf beim Bitcoin: Die umsatzstärkste Kryptowährung kletterte zeitweise bis auf 73.679 Dollar und war damit so teuer wie nie. Die anhaltenden Zinssenkungsfantasien der Investoren spielen riskanten und zinslosen Anlagen wie Kryptowährungen momentan in die Karten.
Am späten Abend hält sich der Euro klar über der Marke von 1,09 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung tendiert bei 1,0947 Dollar leicht aufwärts. Mehr Bewegung gab es am Goldmarkt: Die Feinunze Gold zog um 0,75 Prozent auf 2.173 Dollar an. In der Vorwoche hatte das gelbe Edelmetall bei 2.195 Dollar eine neue Bestmarke aufgestellt.
Die Ölpreise zogen zur Wochenmitte ebenfalls wieder an. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 83,98 Dollar, fast zwei Prozent mehr als am Vortag. Nach Angaben von Rohstoffexperten stehen dahinter vor allem die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien. Zudem sind die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche gesunken. Die Rohölbestände gingen im Vergleich zur Vorwoche um 1,5 Millionen auf 447,0 Millionen Barrel zurück, während Analysten mit einem Anstieg gerechnet hatten.
Zur guten Stimmung im DAX trugen auch starke Firmenbilanzen bei. Mit einem Kurssprung von über 19 Prozent notierte die Zalando-Aktie so hoch wie seit drei Monaten nicht mehr. Adam Cochrane von der Deutschen Bank erwähnte, sowohl die Jahreszahlen als auch die bis 2028 genannten Ziele lägen über den Markterwartungen. Begünstigt von Kosteneinsparungen war das 2023 erzielte operative Ergebnis von fast 185 Millionen Euro auf rund 350 Millionen Euro nach oben gesprungen.
Auch die E.ON-Aktie war nach einem besser als erwartet ausgefallenen Ausblick enorm gefragt, sie gewann über sechs Prozent. Die Prognosespanne des Energiekonzerns für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) liege in der Mitte über den allgemeinen Markterwartungen, schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies.
Auf der Verliererseite stand die Vorzugsaktie von Volkswagen. Nachdem im frühen Handel die detaillierten Jahreszahlen von VW noch für ein Plus von 0,6 Prozent gesorgt hatten, rückten im weiteren Verlauf die Sorgen über das China-Geschäft in den Blick. Der DAX-Titel wurde mit einem Minus von über fünf Prozent an das Indexende durchgereicht.
Wegen des anhaltend scharfen Wettbewerbs gehen die Wolfsburger auch in diesem Jahr von einem weiteren Gewinnrückgang in ihrem wichtigsten Einzelmarkt aus. Am Nachmittag dann sorgten Aussagen des Finanzchefs für weiteren Abgabedruck. Demnach ist Volkswagen bereit, in diesem und im nächsten Jahr weiter Marktanteile auf dem größten Automarkt der Welt aufzugeben, um das Elektroautogeschäft langfristig zu verbessern.
Nach einem Verlust 2023 will Deutschlands größter Sportartikelhersteller Adidas im Sportjahr 2024 mit Fußball-EM und Olympischen Spielen wieder deutlich wachsen. Konzernchef Bjørn Gulden geht von einem Betriebsergebnis in Höhe von 500 Millionen Euro aus - nach 268 Millionen Euro im Jahr 2023. Unter dem Strich stand im vergangenen Jahr ein Verlust von 58 Millionen Euro. Dennoch will Adidas seinen Aktionären wie im Vorjahr eine Dividende von 0,70 Euro pro Aktie zahlen.
Spanien hat für sein Heer 94.200 Artilleriegeschosse bei Rheinmetall bestellt. Der Auftrag habe ein Volumen von 208 Millionen Euro, teilte Deutschlands größter Rüstungskonzern heute mit. Die Munition soll von Ende 2024 bis Ende 2025 ausgeliefert werden. Das spanische Militär nutzt schon jetzt Artilleriegeschosse von Rheinmetall, nun wurde ein zweiter Rahmenvertrag abgeschlossen.
Höhere Finanzierungskosten machen der Aroundtown-Tochter Grand City Properties wie auch der gesamten Branche zu schaffen. Aufgrund des derzeit schwierigen Umfelds für Immobilienverkäufe wertete das SDAX-Unternehmen sein Portfolio ab. Unter dem Strich fiel im vergangenen Jahr ein Verlust im dreistelligen Millionen-Bereich an. Die Dividende strich der Konzern erneut.
Nach dem Ausstand in Frankfurt legten heute die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline in München ihre Arbeit nieder. Dort konnten nach Einschätzung des Unternehmens 400 Flüge mit 50.000 Fluggästen nicht abheben. Zugleich werden seit heute die Verhandlungen mit ver.di für die Lufthansa-Beschäftigten am Boden fortgesetzt.
Mit Beifall und "Elon"-Rufen ist Tesla-Chef Elon Musk heute von seinen Beschäftigten bei einem kurzfristigen Besuch im Werk in Grünheide begrüßt worden. Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung und dem mehrtägigen Produktionsausfall am Standort kam Musk, um sich ein Bild von der Lage zu machen und der Belegschaft den Rücken zu stärken. "Sie können uns nicht stoppen!", rief er den Mitarbeitenden unter Jubel zu und bekannte sich unmissverständlich zum Standort.
Am Abend legte MorphoSys seine Jahreszahlen vor. Der vor der Übernahme stehende Wirkstoffforscher ist wieder tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Hohe Forschungskosten, geringere Finanzerträge und ein Umsatzrückgang sorgten für einen Verlust von knapp 190 Millionen Euro, teilte das SDAX-Unternehmen mit. Ein Jahr zuvor hatte der Fehlbetrag noch gut 151 Millionen betragen. MorphoSys geht weiter davon aus, dass die Übernahme durch Novartis noch in der ersten Jahreshälfte stattfindet.
Die Aktie von Inditex hat nach der Vorlage der Jahreszahlen ein Rekordhoch markiert. Der Zara-Mutterkonzern bleibt nach einem Gewinnsprung im vergangenen Geschäftsjahr auf Wachstumskurs: In der ersten Hälfte der Frühjahrssaison stiegen die Erlöse um elf Prozent. Damit baute der Branchenprimus mit seinen Töchtern Zara, Pull & Bear, Massimo Dutti oder Bershka den Abstand zu seinem schwedischen Wettbewerber H&M aus, der mit schleppenden Verkaufszahlen zu kämpfen hat.
In der Schweiz nimmt der größte Börsengang seit rund sieben Jahren Fahrt auf. Der Hautpflege-Konzern Galderma will Aktien zwischen 49 und 53 Franken ausgeben und noch vor Ostern den Sprung aufs Börsenparkett in Zürich schaffen. Das Platzierungsvolumen dürfte bis zu rund 2,3 Milliarden Franken betragen, womit Galderma einer der größten Börsengänge in Europa in diesem Jahr werden dürfte.