Kursverluste ausgeweitet Verspielt der DAX jetzt sein Wochenplus?
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt reduzieren vor dem Wochenende ihr Risiko. Der DAX ist auf Wochensicht ins Minus gerutscht - und es bleibt nicht mehr viel Zeit, um das zu ändern.
Am deutschen Aktienmarkt bleibt es auch zum Wochenschluss volatil: Nach den Kursverlusten infolge des Wahlsiegs von Donald Trump in den USA zur Wochenmitte und der gestrigen Kurserholung wegen des Endes der Ampel-Koalition geht es am letzten Handelstag der Woche erneut abwärts.
Der DAX büßt bis zum frühen Nachmittag bis zu 1,1 Prozent auf 19.146 Punkte ein. Damit ist er auf Wochensicht ins Minus gerutscht, nachdem es heute früh noch nach einem klaren Wochenplus ausgesehen hatte. Vor einer Woche, an Allerheiligen, hatte der DAX bei 19.255 Punkten geschlossen.
Offenbar wollen einige Anleger vor dem Wochenende ihr Risiko reduzieren. "Die Hoffnungen liegen nun auf den politischen Neuausrichtungen, die allerdings dies- wie jenseits des Atlantiks noch Zeit brauchen", kommentierte Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck.
Auf die Stimmung der Anleger drückt zum Wochenschluss auch, dass das Konjunkturpaket in China kleiner ausfällt als erwartet. Die Regierung in Peking erlaubt lokalen Behörden, in Schattenhaushalten verborgene Schulden über die Ausgabe neuer Anleihen im Gesamtvolumen von umgerechnet 838 Milliarden Euro abzulösen. Einem Händler zufolge hatten Anleger auf eine doppelt so hohe Summe gehofft.
Derweil hat die US-Notenbank gestern den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Sitzung des zuständigen Notenbank-Ausschusses sei "geldpolitisch weniger spektakulär" gewesen, schreiben die Experten der Dekabank. Fehlende Signale für eine Pause bei den Zinssenkungen im Dezember würden sich leicht positiv auswirken.
Zum Wochenschluss sind die Termine im Datenkalender dünn gesät: Am Nachmittag könnte einzig noch das US-Konsumklima der Universität von Michigan die Märkte bewegen.
An der Wall Street dürfte sich die Rekordjagd der vergangenen Tage zunächst nicht fortsetzen. Der Dow-Future tendiert aktuell seitwärts, während der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 um 0,4 Prozent nachgibt. Tags zuvor hatten sowohl Nasdaq als auch der marktbreite S&P 500 neue Bestmarken aufgestellt.
Im mittäglichen Devisenhandel tendiert der Euro bei 1,0794 Dollar seitwärts. Gold macht der seit der US-Wahl deutlich gestiegene Dollar-Kurs weiter zu schaffen, der Preis für die Feinunze Gold gibt am Mittag um 0,7 Prozent nach auf 2.688 Dollar. Erst Ende Oktober hatte Gold bei 2.790 Dollar ein neues Rekordhoch aufgestellt.
Das kleiner als erhofft ausgefallene chinesische Konjunkturpaket drückt die Rohstoffpreise tiefer ins Minus. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um 1,2 Prozent auf 74,74 Dollar je Barrel. Der Preis für das Industriemetall Kupfer gibt in ähnlichem Umfang nach.
Chemiewerte schwächeln, BASF am DAX-Ende
Chemiewerte gehören zum Wochenschluss zu den schwächsten Werten am deutschen Aktienmarkt. Die Anleger schauen skeptisch auf die Konjunkturprogramme in China. Für viele deutsche Unternehmen ist China ein wichtiger Markt. Im DAX halten Papiere von BASF mit einem Minus von über vier Prozent die rote Laterne. Im MDAX führen Lanxess und Wacker Chemie die Verliererliste an.
Größter MDAX-Gewinner sind Aktien von Redcare Pharmacy, nachdem das Analysehaus Kepler Cheuvreux die Online-Apotheke auf "Hold" hochgestuft und damit die pessimistische Haltung aufgegeben hat. Das E-Rezept biete praktisch unendliches Potenzial, schrieben die Experten. Dessen Einführung gilt seit Monaten als Kurstreiber für Redcare.
Hannover-Rück-Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz nimmt Ende März nach sechs Jahren an der Spitze des weltweit drittgrößten Rückversicherers den Hut. Sein Nachfolger kommt aus dem eigenen Haus: Der seit 2020 amtierende Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel (54) steigt zum 1. April 2025 zum Vorstandschef auf.
Starke Quartalsergebnisse und ein optimistischer Ausblick haben Freenet den größten Kurssprung seit etwa zweieinhalb Jahren beschert. Die Aktien des TV- und Mobilfunk-Anbieters steigen um bis zu 6,5 Prozent und sind mit 29,10 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp sieben Jahren. Das Unternehmen hatte dank eines anhaltend hohen Kundenzustroms der Sparte Waipu.tv seine Prognosen für 2024 leicht angehoben.
Auch Aktien von LEG sind gefragt. Der Immobilienkonzern hat in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 10,4 Millionen Euro eingefahren - vor Jahresfrist stand durch den Preisverfall bei Immobilien noch ein Verlust von knapp einer Milliarde Euro in den Büchern. Für 2025 erwartet LEG nun "weiteres signifikantes Ertragswachstum".
Der IT-Dienstleister Bechtle streicht wegen ausbleibender Aufträge seine Prognose. Vor allem mittelständische Kunden zögerten bei der Erneuerung der klassischen IT-Infrastruktur, sagte Bechtle-Chef Thomas Olemotz. Im Sommerquartal war das Betriebsergebnis um 16,2 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro gefallen .
Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing will seine während eines siebenwöchigen Streiks in den Zwangsurlaub geschickten Mitarbeiter entlohnen, pocht zugleich aber auf seine Pläne für einen Abbau von rund zehn Prozent der Stellen. Boeing wolle den betroffenen Beschäftigten für ihre Unterstützung danken und sie ausbezahlen, schrieb Konzernchef Kelly Ortberg an die Mitarbeiter.
Der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony hat sein Betriebsergebnis im vergangenen Quartal um 73 Prozent auf 455,1 Milliarden Yen (2,77 Milliarden Euro) gesteigert. In der Spiele- und Netzwerksparte habe sich das Ergebnis auf 138,8 Milliarden Yen fast verdreifacht, erklärte das Unternehmen, das erst gestern eine neue Version seiner Spielekonsole PlayStation vorgestellt hatte.
An der Wall Street wird Nvidia seiner Börsen-Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen: Aktien des KI-Spezialisten steigen heute in den US-Auswahlindex Dow Jones Industrial Average auf. Für den Hersteller von Chips, die besonders für die Anwendungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) geeignet sind, muss das Chip-Urgestein Intel weichen. Die Marktkapitalisierung von Nvidia lag zuletzt bei knapp 3,7 Billionen Dollar.
Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, rechnet nach der US-Wahl nicht mehr mit einer Ansiedlung von Intel in Sachsen-Anhalt. "Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass Intel jetzt noch nach Magdeburg kommt", sagte IWH-Präsident Reint Gropp der Deutschen Presse-Agentur.
Tesla fällt im deutschen Elektroautomarkt zurück. Die Marke von Milliardär Elon Musk liegt im laufenden Jahr nur noch auf Platz drei - hinter VW und BMW, wie aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen. Noch im Gesamtjahr 2022 und bis Mitte 2023 hatte der US-Konzern bei den Neuzulassungen in Deutschland ganz vorne gelegen.
Die Konsumflaute in China bremst den Luxusgüterkonzern Richemont. Der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken IWC und A. Lange & Söhne fuhr im ersten Halbjahr 2024/25 einen in Lokalwährungen unveränderten Umsatz von 10,08 Milliarden Euro ein. Im Großraum China sackte der Umsatz von April bis September um 27 Prozent ab.
AirBnB hat dank eines starken Wachstums im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Lateinamerika die Umsatzerwartungen der Experten übertroffen. Der Zimmervermittler gab gestern nach US-Börsenschluss einen Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal von 3,73 Milliarden Dollar bekannt und erwartet für das vierte Quartal nun einen um acht bis zehn Prozent höheren Umsatz im Jahresvergleich.
Der US-Medienkonzern News Corp hat die Umsatz- und Gewinnprognosen für das erste Quartal übertroffen. Das Dow-Jones-Segment des Unternehmens, das Nachrichten und Wirtschaftsinformationen anbietet und zu dem das Wall Street Journal, Barron's, MarketWatch und Investor's Business Daily gehören, verzeichnete im ersten Quartal ein Umsatzplus von drei Prozent auf 552 Millionen Dollar.