Verlauf des Leitindex DAX auf einer Kurstafel der Frankfurter Wertpapierbörse
marktbericht

Miserabler September-Auftakt DAX rutscht zum Ende der Woche weiter ab

Stand: 06.09.2024 18:29 Uhr

Der September gilt als einer der schwächsten Börsenmonate im Jahr. Der DAX hat das direkt in der ersten Woche zu spüren bekommen und beendet den letzten Handelstag mit einem kräftigen Minus. Auch an der Wall Street fallen die Kurse.

Auch aus dem letzten Handelstag der Woche geht der DAX mit Verlusten. Sorgen um die Verfassung der Wirtschaft und den Zinskurs der Fed lasten derzeit schwer auf den Märkten, die im September ohnehin traditionell unter Druck stehen. Das deutsche Börsenbarometer rutscht bis Handelsschluss um 1,48 Prozent auf 18.302 Punkte ab.

Für die erste Septemberwoche steht ein Minus von 3,2 Prozent zu Buche. Der Monat macht seinem schlechten Ruf an der Börse damit alle Ehre. Im statistischen Schnitt geht es im September mit den Kursen abwärts. Auch im Oktober ist die Wahrscheinlichkeit für Kursverluste noch erhöht, bevor dann im November die "besten sechs Monate" an der Börse beginnen.

Ein Grund für die Anspannung am Markt sind die schlechten konjunkturellen Aussichten im Land. Aus der deutschen Wirtschaft kamen heute durchwachsene Signale. Zwar sind die deutschen Exporteure mit einem Umsatzplus in die zweite Jahreshälfte gestartet. Zugleich drosselten die Unternehmen in Deutschland ihre Produktion im Juli aber um 2,4 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet.

Die schwache deutsche Wirtschaft erweist sich überdies zunehmend als Bremsklotz für die Eurozone. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 20 Euro-Ländern stieg im zweiten Quartal um 0,2 Prozent und damit nicht mehr so stark wie zu Jahresanfang. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte in diesem Zeitraum um 0,1 Prozent.

Aber vor allem Sorgen um die Verfassung der größten Volkswirtschaft der Welt dominieren das Börsengeschehen. Deswegen wurden die neuen Daten zum amerikanischen Jobmarkt mit einiger Nervosität erwartet. Dabei hat sich in den USA die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Trend weiter abgeschwächt: Im August wurden weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde zudem nach unten revidiert.

"Ein Abwärtstrend ist deshalb unübersehbar", machte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank deutlich. Mit dem Bericht habe die Fed "freie Fahrt für eine geldpolitische Lockerung", sagte Gitzel.

Insgesamt falle der Bericht etwas schwächer als erwartet aus, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Er interpretierte ihn als "ein weiteres Puzzlestück des Bildes, das die Abkühlung der US-Wirtschaft und des US-Arbeitsmarktes immer deutlicher zeigt". Gleichzeitig seien die Daten "aber auch keine Katastrophe" und dürften den Weg für eine erste US-Zinssenkung frei machen - wenn auch nicht unbedingt für einen großen Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkten.

An der Wall Street zogen Umsatzprognosen des US-Chipherstellers Broadcom die Tech-Werte nach unten. Auch der US-Arbeitsmarktbericht brachte nicht die klaren Impulse, um die Märkte zu stabilisieren. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor im Handelsverlauf 0,93 Prozent auf 40.382 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab 1,59 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq rutschte um 2,42 Prozent ab.

Technologie-Aktien würden kritisch auf Substanz abgeklopft, schrieb Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Hohe Bewertungen, teilweise astronomische Umsätze und Gewinne sowie Skepsis an der Profitabilität von Unternehmen mit Geschäftsfokus auf KI lüden förmlich zu Gewinnmitnahmen ein.

Der Euro verliert gegenüber dem Dollar 0,12 Prozent auf 1,1098 Dollar. Der Goldpreis steht am Abend 0,14 Prozent höher bei 2.546 Dollar je Feinunze. Erst tags zuvor hatte das gelbe Edelmetall die 2.500-Dollar-Marke zurückerobern können.

Am Rohstoffmarkt erlebt der Ölpreis derzeit die schlechteste Woche seit mehr als einem Jahr. Zum Wochenschluss steht Rohöl der Nordseesorte Brent 1,83 Prozent tiefer bei 71,45 Dollar je Barrel (159 Liter), der Preis für WTI fällt um 1,94 Prozent auf 67,97 Dollar. Die Anleger wiegen Nachfragesorgen gegen einen starken Abbau der US-Lagerbestände und eine Verzögerung der Produktionssteigerungen durch die OPEC+-Produzenten ab.

Im DAX war die Siemens-Energy-Aktie der mit Abstand größte Verlierer mit einem Minus von mehr als sechs Prozent. Händler sprechen von Gewinnmitnahmen. Seit Jahresanfang hat sich der Aktienkurs des Energietechnikkonzerns bereits mehr als verdoppelt. Siemens Energy blickte zuletzt optimistischer auf das bis Ende September laufende Geschäftsjahr.

Fraport-Chef Stefan Schulte will den absehbar dauerhaften Mangel an Arbeitskräften am Airport laut einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters durch Innovationen wie "Digitalisierung oder autonomes Fahren, über mehr Effizienz und Produktivität" in den Griff bekommen.

Die beiden größten Anteilseigner von Atoss Software haben sich über Nacht von gut einer Million Aktien des Personalplanungs-Spezialisten getrennt. Die beiden Parteien platzierten insgesamt 1.083.334 Aktien der Atoss Software zu einem Preis von 120 Euro pro Stück bei Investoren. Durch die Platzierung erhöht sich der Streubesitz von Atoss Software und damit auch die Chance auf einen Aufstieg in den MDAX.

OpenAI hat nach eigenen Angaben inzwischen über eine Million zahlende Nutzer für seine Produkte. Die verstärkte Nutzung des hauseigenen Chatbots setze sich fort, erklärte der Microsoft-Partner. Zum Vergleich: Im April lag die Zahl noch bei 600.000 Nutzern. Erst kürzlich hatte OpenAI mitgeteilt, dass der Chatbot mehr als 200 Millionen wöchentlich aktive Nutzer erreicht habe.

Der US-Chiphersteller Broadcom hat trotz der hohen Nachfrage nach Produkten rund um Künstliche Intelligenz (KI) einen Verlust eingefahren. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Minus von 1,88 Milliarden Dollar, wie der Spezialist für Netzwerk-Chips gestern mitteilte. Im Vorjahr stand noch ein Gewinn von 3,30 Milliarden Dollar in den Büchern. Die Aktien des Unternehmens, das neben NVIDIA als Profiteur des Hypes um Künstliche Intelligenz (KI) gilt, knickten im Handelsverlauf als Schlusslicht im Nasdaq 100 um mehr als neun Prozent ein.

Der SAP-Rivale Salesforce hat nach eigenen Angaben eine Vereinbarung zum Kauf von Own Company, einem Anbieter von Datenschutz- und Datenmanagementlösungen, unterzeichnet. Salesforce wolle für Own Company 1,9 Milliarden Dollar in bar zahlen. Mit der Übernahme wolle Salesforce das Wachstum seiner Produkte für Datensicherheit und Datenschutz beschleunigen.

Die von der Finanzaufsicht BaFin angemahnten Mängel bei der Geldwäscheprävention der Grenke Bank lassen die Aktien des Leasing-Konzerns Grenke abrutschen. Titel des SDAX-Unternehmens sind in der Spitze um bis zu 15 Prozent eingebrochen. Die Grenke-Tochter müsse die Mängel binnen zwölf Monaten beseitigen, teilte die Behörde heute mit. Ein Grenke-Sprecher sagte, das Unternehmen nehme die Mitteilung der BaFin sehr ernst. Etwaige Mängel der Grenke Bank würden umgehend beseitigt.

Die Direktbank ING Deutschland engagiert einen neuen Chef von der Deutschen Bank. Lars Stoy (52), zuletzt verantwortlich für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank im Heimatmarkt, soll die Direktbank ab Anfang 2025 führen, teilte die ING Deutschland in Frankfurt mit. Er folge auf den amtierenden Chef Nick Jue (59), der nach über sieben Jahren an der Spitze entschieden habe, in seine niederländische Heimat zurückzukehren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. September 2024 um 09:00 Uhr.