KI-Aktien im Fokus US-Anleger greifen bei Tech-Werten zu
An der Wall Street gaben sich die Anleger zum Wochenstart keine Blöße, Technologieaktien waren besonders gefragt. Vor allem das Mega-Thema Künstliche Intelligenz (KI) sorgte erneut für Fantasie.
Die großen US-Aktienindizes haben zum Wochenstart einer verkürzten Handelswoche zugelegt. Der Dow-Jones-Leitindex der Standardwerte rückte um 0,58 Prozent vor auf 35.151 Zähler. Sowohl der breiter gefasste S&P 500 als auch der Auswahlindex Nasdaq 100 erreichten im Handelsverlauf ihre höchsten Niveaus seit August. Der S&P-500-gewann 0,74 Prozent auf 4547 Punkte bei einem Tageshoch von 4557 Stellen.
Der Nasdaq 100- Index überwand die Marke von 16.000 Punkten und schloss bei 16.027 Punkten um 1,19 Prozent höher. Das Hoch wurde bei 16.056 Zählern erreicht. Auch der Nasdaq-Composite-Index gewann 1,13 Prozent auf 14.284 Punkte.
Im Blick standen heute und auch im Verlauf der Woche Unternehmen mit Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI). Hintergrund ist ein Führungschaos beim ChatGPT-Entwickler OpenAI, von dem der Softwareriese Microsoft profitiert. So arbeiten der herausgedrängte OpenAI-Chef Sam Altman und andere Mitarbeiter künftig für den Konzern.
An der Börse kam das gut an. Die schwer gewichtete Aktie markierte im Verlauf bei 378,87 Dollar ein neues Rekordhoch und schloss letztlich bei 377,44 Dollar um 2,05 Prozent höher. Dadurch stieg der Börsenwert des Software-Riesen um über 54 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das Zehnfache der Summe, die Microsoft Anfang des Jahres in OpenAI gesteckt hatte.
Zudem legt am Dienstag der für seine KI-Chips bekannte Konzern Nvidia Quartalszahlen vor, dessen Aktie heute im Verlauf bei 505,48 Dollar ebenfalls ein Rekordhoch markierte. Der Schlusskurs lag bei 504,20 Dollar, ein Plus von 2,28 Prozent.
Übergeordnet wird der Markt derzeit von Zinshoffnungen nach zuletzt schwächeren Inflationsdaten getragen. Mittlerweile spekulieren Anleger auch schon darüber, inwieweit die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen im kommenden Jahr wohl senken könnte. Nach den starken Zinserhöhungen der vergangenen Monate scheint die Inflation in den USA im Griff zu sein.
Hinweise auf die Richtung der US-Zinsen erhoffen sich Marktteilnehmer von den Fed-Protokollen der November-Sitzung, die wegen der verkürzten Handelswoche schon am Dienstag veröffentlicht werden sollen. Einen Gradmesser für die Konsumfreudigkeit der US-Verbraucher sollen zudem die Verkaufszahlen am anstehenden "Black Friday" liefern, der traditionelle Brückentag nach dem Feiertag Thanksgiving am Donnerstag, an dem die US-Börsen geschlossen bleiben.
Der Wochenstart am deutschen Aktienmarkt war überschattet vom Einbruch der Bayer-Aktie. Das im DAX enthalten Papier verlor über 17 Prozent, in der Spitze waren es über 20 Prozent. Die Anleger trennten sich von ihren Bayer-Papieren, nachdem unter anderem eine Phase-III-Studie für das Medikament Asundexian, einem Hoffnungsträger des Konzerns, überraschend abgebrochen wurde.
Insgesamt schloss der deutsche Leitindex knapp behauptet, am Ende stand ein leichter Verlust von 0,11 Prozent auf 15.901 Punkte an der Anzeigetafel. Die meisten der 40 Einzelaktien gingen allerdings mit Gewinnen aus dem Handel. Der DAX bleibt damit auf hohem Niveau, knapp unter der technischen Widerstandsmarke von 16.000 Punkten. Die Handelsbandbreite war überschaubar und lag heute zwischen 15.854 und 15.929 Punkten.
Im späten Geschäft stabilisierte sich der Markt, nachdem sich die Wall Street nach zunächst verhaltenem Start ebenfalls ins Plus geschoben hatte. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, schloss 0,42 Prozent im Plus. Seit seinem Oktober-Tief hat der deutsche Leitindex rund neun Prozent dazugewonnen. Auf Jahressicht beläuft sich das aktuelle Plus im DAX auf gut 14 Prozent.
Auch wenn die Aktienmärkte zu Wochenbeginn keine Richtung gefunden hätten, sei die Risikobereitschaft der Anleger nach wie vor groß, schrieb Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus ActivTrades. Nach den positiv aufgenommenen Aussagen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zur Leitzinsentwicklung Anfang November herrsche am Markt weiterhin gute Stimmung.
Der Sprung über die Widerstandsmarke bei 16.000 Punkten ist also weiter möglich, wofür auch die starke Saisonalität spricht, aber nicht leicht. "Der deutsche Leitindex hat in den vergangenen neun Handelstagen eine durchaus beachtliche Kursentwicklung gezeigt. Gleich mehrere Widerstände konnten zurückgewonnen werden. Allerdings stellen sich die psychologische Marke bei 16.000 Punkten und die Oberseite der Handelsspanne bei 16.009 Zählern als betonharte Hürden in den Weg", kommentiert Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG.
Schlusslicht im DAX war die Bayer-Aktie, die dramatisch um fast 18 Prozent nachgab und die Stimmung am gesamten Markt drückte. Hiobsbotschaften aus gleich zwei Sparten schicken die Papiere auf Talfahrt. Der Leverkusener Agarchemie- und Pharmakonzern erhielt nicht nur einen neuen Tiefschlag im Glyphosat-Streit in den USA, wo er zu einer weiteren Milliardenstrafe im Glyphosat-Prozess verurteilt wurde. Schockierender noch ist Analysten zufolge der Abbruch der klinischen Studie mit dem Pharma-Hoffnungsträger Asundexian.
"Das ist ein heftiger Rückschlag für Bayer. Asundexian war die Perle in Bayers Pharma-Pipeline, und ohne den Wirkstoff steht die Pharma-Sparte ohne nachhaltiges Wachstum da", sagte Fondsmanager Markus Manns vom Großaktionär Union Investment. "Den Neuanfang zu gestalten wird damit für Bill Anderson zur Herkulesaufgabe."
Der Euro legte heute weiter zu und steht zum Dollar auf dem höchsten Stand seit Ende August. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0947 Dollar am Tageshoch gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0928 (Freitag: 1,0872) Dollar fest.
Der Euro hatte bereits in den vergangenen Handelstagen von einem spürbar schwächeren Dollar profitiert. Die US-Währung wird belastet durch Spekulationen auf erste Zinssenkungen im kommenden Jahr. Hintergrund sind zunehmend schwächere Wirtschaftsdaten und rückläufige Inflationsraten. Beides spricht zumindest gegen eine weitere Verschärfung der bereits straffen Geldpolitik der US-Notenbank.
Nach Einschätzung der Commerzbank könnte sich die Euro-Stärke fortsetzen, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) viel später und viel langsamer ihre Leitzinsen senken als der Markt derzeit erwarte.
Die Hoffnungen auf eine kommende Zinssenkung - oder zumindest eine anhaltenden Zinspause auch in der Eurozone - haben indes neue Nahrung bekommen. Aktuelle Konjunkturdaten deuten auf eine weitere Entspannung bei den deutschen Verbraucherpreisen hin: Die Erzeugerpreise sind im Oktober den vierten Monat in Folge gefallen. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Butter bis Benzin - verlangten durchschnittlich 11,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die Entwicklung ist eine gute Nachricht für die Verbraucher. In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten im Oktober mit 3,8 Prozent so langsam zu wie über zwei Jahren nicht mehr.
Die Ölpreise sind heute gestiegen und haben an die Erholung vom Freitag angeknüpft. Bis zum Abend konnten sie ihre Gewinne aus dem frühen Handel kräftig ausbauen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete knapp drei Prozent mehr bei 82,87 Dollar.
In den Wochen zuvor waren die Notierungen wegen Konjunktursorgen überwiegend gefallen. Ein für das kommende Wochenende angesetztes Treffen des Förderverbunds Opec+ rückt derweil immer stärker in den Fokus der Anleger am Ölmarkt. Saudi-Arabien und Russland, die den Verbund faktisch anführen, haben ihre Produktion in diesem Jahr bereits deutlich verringert. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die beiden wichtigen Ölstaaten ihre Förderkürzungen bis Anfang des kommenden Jahres verlängern werden. Dies bestärkt die Sorge am Ölmarkt vor einem zu geringen Angebot, was für Auftrieb bei den Ölpreisen sorgte.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel hat heute eine über 800 Millionen Euro teure Modernisierung mehrerer Produktionsanlagen gestartet. Geplant ist der Bau mehrerer Anlagen, in denen es um die Weiterverarbeitung von Rohstahl geht. Die neuen Anlagen sollen unter anderem die Herstellung von dünneren und festeren Stählen etwa für die Autoindustrie ermöglichen.
Der Finanzinvestor Permira will sich über Nacht von gut einem Drittel seines verbliebenen Pakets von Teamviewer-Aktien trennen. Permira bietet über die Deutsche Bank 13 Millionen Aktien des schwäbischen Softwareunternehmens an, wie die begleitende Investmentbank am Montagabend mitteilte. Zum Xetra-Schlusskurs vom Montag von 14,96 Euro hat das Paket einen Börsenwert von 194 Millionen Euro. Normalerweise werden solche Platzierungen aber mit einem Kursabschlag bei großen Investoren untergebracht.
Permira hält vier Jahre nach dem Börsengang des ehemaligen Start-ups aus Göppingen noch 20,8 Prozent der Anteile. Mit der Platzierung dürfte die Beteiligung auf rund 13,6 Prozent sinken. Während der Pandemie hatten viele Unternehmen die Fernwartungs-Software verstärkt genutzt, um die Verbindung zu den Rechnern von Mitarbeitern und Kunden im Home-Office zu halten. Im Februar 2021 hatte Permira noch Teamviewer-Papiere zu 44,50 Euro platziert, inzwischen liegt der Kurs bei einem Drittel.
Der börsennotierte Finanzinvestor DBAG aus dem SDAX zahlt nach der Rückkehr in die Gewinnzone für das abgelaufene Geschäftsjahr weniger Dividende als erwartet und will den Nettogewinn künftig verstärkt für Aktienrückkäufe verwenden. Die Dividende für 2022/23 (per Ende September) soll zwar auf 1,00 (Vorjahr: 0,80) Euro je Aktie steigen, wie die Deutsche Beteiligungs-AG (DBAG) am Abend mitteilte. Analysten hatten aber im Schnitt mit 1,26 Euro gerechnet, nachdem die DBAG ursprünglich eine Rückkehr zum Niveau von 2020/21 (1,60 Euro) in Aussicht gestellt hatte.
Künftig wolle die DBAG "stabile Dividenden von mindestens 1,00 Euro" je Aktie zahlen, hieß es in der Mitteilung. Wenn sich das Unternehmen positiv entwickle, solle "darüber hinaus in Zukunft regelmäßiger die Möglichkeit des Aktienrückkaufs in Betracht gezogen werden, um so auf flexible Weise die Aktionäre zusätzlich an einer positiven Entwicklung des Unternehmens teilhaben zu lassen", beschrieb die DBAG ihre neue Dividendenpolitik.
Ein doppelter Eklat um Antisemitismus und Nazi-Inhalte bei Elon Musks Twitter-Nachfolger X treibt immer mehr große Werbekunden in die Flucht. Medienberichten zufolge stoppten unter anderem Apple, Disney, Paramount und der Warner-Konzern die Werbung bei X. Zuvor pausierte der Computer-Riese IBM seine Werbung. Der "New York Times" zufolge wollte der Konzern dort in diesem Quartal eine Million Dollar ausgeben. Auslöser der IBM-Entscheidung war, dass Anzeigen des Unternehmens bei X neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äußerungen entdeckt wurden.
Die US-Großbank und Deutsche-Bank-Konkurrent Citigroup steht nach den Worten von Vorstandschefin Jane Fraser vor erheblichen Einschnitten im Management. Die größte Umstrukturierung bei der Bank seit Jahrzehnten könnte die Streichung von Tausenden Stellen nach sich ziehen, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Einige Mitarbeiter könnten sich für andere Positionen bei der Bank bewerben. Weitere Informationen kündigte Fraser für Anfang 2024 an.
Das drittgrößte Finanzinstitut der USA hatte bereits zu seinen Quartalszahlen angekündigt, die Anzahl der Führungsebenen von 13 auf acht zu reduzieren. In den beiden obersten Führungsebenen hat die Bank 15 Prozent der funktionalen Aufgaben reduziert und 60 Ausschüsse abgeschafft.