Erleichterung nach Banken-Stresstest Rätselraten um Kurs der Notenbanken
Gute Konjunkturdaten aus den USA milderten heute die Angst vor einer Rezession der weltgrößten Volkswirtschaft. Allerdings sind die Zinssorgen dies- und jenseits des Atlantiks zurück.
Die positiven Ergebnisse des jährlichen Stresstests der US-Banken und die starken Konjunkturdaten haben den Dow-Jones beflügelt. Der Leitindex schloss 0,80 Prozent höher bei 34.122 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,45 Prozent auf 4396 Punkte hoch. Der Auswahlindex Nasdaq 100 konnte von den guten Wirtschaftsdaten dagegen nicht profitieren: Für ihn ging es um 0,16 Prozent auf 14.939 Punkte bergab, da die guten Konjukturdaten zugleich die Angst vor weiter steigenden Zinsen schürten.
So zählten heute vor allem die Banken zu den großen Gewinnern, denn sie profitierten von den guten Ergebnissen des jährlichen Stresstests, wonach sie eine Wirtschaftskrise im Ernstfall gut meistern könnten. "Die Tatsache, dass die Banken mit Bravour bestanden haben, zeigt uns, dass unsere früheren Befürchtungen bezüglich der Banken wahrscheinlich übertrieben waren", sagte Thomas Hayes, Manager beim Vermögensverwalter Great Hill. Für viele der großen Banken ist die jährliche Prüfung entscheidend, um in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen Geld an Investoren ausschütten zu können.
Erfreuliche Nachrichten kamen heute zudem aus der US-amerikanischen Hauptstadt: Laut US-Handelsministerium ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal kräftiger gewachsen als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 2,0 Prozent zu, bislang waren Schätzungen nur von einem Plus von 1,3 Prozent ausgegangen. Mitgezogen von der besseren konjunkturellen Situation hat sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den USA zuletzt verbessert. In der vergangenen Woche fiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 26.000 auf 239.000, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Damit bestätigt sich das Bild eines weiterhin robusten Arbeitsmarktes.
"Die Anleger sehen, dass die Wirtschaft etwas widerstandsfähiger ist, als wir dachten", sagte David Bianco, Manager beim Vermögensverwalter DWS. "Aber die Aussicht, dass die US-Notenbank Fed mit ihren Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation noch Arbeit vor sich hat, sollte bald zu einer Pause in der Rally führen." Morgen stehen erneut wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA an: Der US-Index der persönlichen Verbrauchsausgaben (PCE) wird veröffentlicht.
Er gilt als bevorzugter Inflationsindikator der Fed, die derzeit gehen eine anhaltend hohe Inflationsrate in den USA kämpft. Darum gehen aktuell die meisten Entscheidungsträger der Notenbank Federal Reserve von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen bis Jahresende aus.
Trotz des erneuten Anstiegs der Inflation sind die Anleger im DAX gelassen geblieben: Der deutsche Leitindex notierte zum Handelsschluss stabil bei 15.946 Punkten. Damit schloss er allerdings erneut unter der psychologisch wichtigen Marke von 16.000 Punkten, die er in diesem Monat bereits überspringen konnte. Der EuroStoxx50 gewann 0,2 Prozent auf 4354 Zähler.
Im Fokus stand heute Siemens: Der Konzern reicht einen Teil seines Siemens-Energy-Aktienpakets an den eigenen Pensionsfonds weiter und reduziert seine Beteiligung auf 25,1 Prozent. In der Folge sank der Aktienkurs um 1,4 Prozent.
Die Inflationsrate in der Bundesrepublik ist nach drei Rückgängen in Folge im Juni erstmals wieder gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 6,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Mai war die Inflationsrate auf 6,1 Prozent gesunken.
Dennoch blieben Analysten gelassen, die meisten Experten hatten bereits im Vorfeld mit einer leichten Steigerung der Inflationsrate im Juni gerechnet. "Ein wichtiger Grund sind die Regionalbahn-Tickets der Deutschen Bahn. Vor einem Jahr wurde das 9-Euro-Ticket eingeführt, wodurch seinerzeit die Inflation gegenüber Mai gesunken war", sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Union Investment: "Dieser Effekt hat die Teuerung nach oben getrieben. Erfreulich ist: Ohne diese Verzerrungen zeigt der Trend in die richtige Richtung."
Dennoch dürften auch in der Währungsgemeinschaft die Zinsen weiter ansteigen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zuletzt frühere Aussagen bekräftigt, dass die Euro-Notenbank die Schlüsselsätze im Juli vermutlich erneut anheben werde.
Der Euro hat heute leicht nachgegeben: Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0883 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0938 US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9142 Euro.
Der Dollar konnte heute dagegen von den guten Konjunkturdaten aus den USA profitieren. Er wertete gegenüber vielen Währungen auf.
Die Ölpreise sind heute leicht gestiegen, nachdem sie am Mittwoch in Richtung ihrer Tiefststände zurückgefallen waren. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils knapp ein halbes Prozent auf 74,22 beziehungsweise 69,79 Dollar pro Barrel (159 Liter).
"Die allmähliche Konsolidierung, die wir beim Rohöl beobachten, scheint noch nicht zu Ende zu sein. Der Preis schwankt lediglich zwischen den Höchst- und Tiefstständen der letzten Monate", sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda. Grund sei die Unsicherheit in Bezug auf die Inflation, die Zinssätze und damit die globale Konjunktur.
Der weltgrößte Sportartikelkonzern Nike hat die Wachstumserwartungen dank der Erholung des China-Geschäfts im abgelaufenen Vierteljahr übertroffen. Der Umsatz lag im vierten Quartal 2022/23 mit 12,8 Milliarden Dollar fünf Prozent über dem Vorjahresniveau, wie Nike nach US-Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur mit 12,6 Milliarden gerechnet. Der Nettogewinn sank aber angesichts des anhaltenden Margendrucks um 15 Prozent auf 1,0 Milliarden Dollar. Auch die operative Marge schrumpfte auf 43,6 Prozent.
Der größte Aktionär des Chipausrüsters Süss Microtec will offenbar seinen Anteil verringern. Die luxemburgische Beteiligungsgesellschaft Luxempart biete gut 856.000 Aktien für 23,40 bis 25,75 Euro an, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente. Laut der Agentur halten die Luxemburger aktuell 16,46 Prozent, durch den vollständigen Verkauf würden sie ihren Anteil auf knapp 12 Prozent verringern. Der Aktienkurs von Süss Microtec sank auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um fünf Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss.
Der VW-Konzern will für seine Kunden in Nordamerika eine Nutzung des Ladenetzes Tesla ermöglichen. Damit folgt VW dem Beispiel der US-Autoriesen General Motors und Ford, die sich bereits ebenfalls für eine Nutzung der Technik mit ihren E-Autos entschieden haben. Die Wolfsburger sprechen laut Konzerninformationen mit Tesla über Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit und den Nutzen von Teslas North American Charging Standard (NACS) für seine Kunden zu verbessern.
Wechsel an der Spitze von Audi: Der Volkswagen Chefstratege Gernot Döllner löst Markus Duesmann an der Spitze der VW-Tochter und im Konzernvorstand zum 1. September ab, teilte Audi heute nach einer Sondersitzung des Aufsichtsgremiums mit. Döllner sei jetzt die richtige Person, um die Produktstrategie und die Aufstellung in wichtigen Märkten für Audi weiter zu schärfen, erklärte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch.
BMW will 200 Millionen Euro in ein Werk in Südafrika investieren, um dort E-Autos herzustellen. "Ab 2024 werden wir den BMW X3 in Südafrika als Plug-in-Hybrid produzieren und in die ganze Welt exportieren", erklärte BMW-Vorstandsmitglied Milan Nedeljkovic heute. Der teilelektrifizierte X3 wird bislang lediglich in den USA gefertigt.
Der Konzern hat bereits seit 50 Jahren ein Werk in Südafrika und baut dort den Verbrenner des X3. Das Werk in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria war die erste Fertigungsstätte des Münchener Autobauers außerhalb Deutschlands.
Prominenter Neuzugang bei der Aareal Bank: Der ehemalige UniCredit-Vorstandschef Jean Pierre Mustier soll in den Aufsichtsrat des Wiesbadener Immobilienfinanzierers einziehen. Der 62-jährige Franzose steht am 10. August zur Wahl in das Gremium, wie die Bank heute bekannt gab. Zugleich hat Aufsichtsratschef Hermann Wagner seinen Rückzug für das kommende Jahr angekündigt: "Durch die frühzeitige Bekanntgabe meiner persönlichen Pläne hat der Aufsichtsrat genügend Zeit für einen geordneten Übergang."
Der Autobauer Renault hebt dank eines besser laufenden Geschäfts seine Gewinnaussichten für das Gesamtjahr an. Die Franzosen peilen nun eine operative Gewinnmarge im Konzern von sieben bis acht Prozent vom Umsatz an. Bisher standen mindestens sechs Prozent Marge im Plan. Konzernchef Luca de Meo sagte, die Prognoseerhöhung sei den "fortgesetzten Anstrengungen zum Senken von Kosten und der beispiellosen Produktoffensive" zu verdanken. Im Autogeschäft soll der freie Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft jetzt mindestens 2,5 Milliarden Euro betragen, nach zuvor angepeilten mindestens 2 Milliarden.
Die Titel des Autobauers legten an der Pariser Börse knapp fünf Prozent zu, auch der ganze europäische Sektor konnte von den Gewinnaussichten profitieren: Der europäische Sektorindex rückte um 1,2 Prozent vor und im DAX notierten Volkswagen, BMW und Mercedes Benz zwischen 0,6 und 1,1 Prozent fester.
Der Wirkstoffforscher Evotec erhält eine Meilensteinzahlung aus einer Zusammenarbeit mit Bayer. Nach dem Start einer frühen klinischen Studie der Phase I zu einem Nierenmedikament im Juni fließen erstmals 2,0 Millionen Euro von den Leverkusener nach Hamburg. Der erste Patient habe die getestete Substanz erhalten, teilte Evotec mit.
Die Studie findet im Rahmen einer bereits 2016 geschlossenen Allianz von Evotec und Bayer statt. Neben den an bestimmte Fortschritte in den Tests geknüpften Meilensteinen hätte Evotec bei einer etwaigen Vermarktung Anspruch auf weitere Zahlungen von Bayer sowie Lizenzeinnahmen.
Der weltweit zweitgrößte Modehändler H&M hat im Frühjahr mehr Gewinn erwirtschaftet als erwartet und rechnet auch für den Sommer mit guten Geschäften. Der Betriebsgewinn ging zwar von März bis Mai auf 4,74 Milliarden schwedische Kronen (403 Millionen Euro) zurück - nach 4,98 Milliarden Kronen vor Jahresfrist. Analysten hatten im Schnitt aber nur mit 4,07 Milliarden Kronen gerechnet. Auch die Sommerkollektion komme gut an, sagte H&M-Chefin Helena Helmersson.
Der Münchner Technologiekonzern Siemens reicht einen Teil seines Siemens-Energy-Aktienpakets an den eigenen Pensionsfonds weiter und reduziert seine Beteiligung damit auf 25,1 Prozent. Der Fonds, der das Pensionsvermögen der Siemens-Belegschaft verwaltet, bekommt gut 54 Millionen Siemens-Energy-Aktien, die zum Schlusskurs vom Mittwoch einen Wert von gut 850 Millionen Euro haben. "Das ist ein erster konkreter, sichtbarer Schritt", sagte ein Siemens-Sprecher. Siemens wolle den Anteil aber schrittweise weiter reduzieren.