Weihnachtsbaum in der Wall Street, New York
Marktbericht

Anleihen ziehen an Wall Street driftet ins Minus

Stand: 28.02.2023 22:12 Uhr

Nach einem starken Januar ist an der Wall Street der Alltag zurückgekehrt: Die Zinssorgen wollen einfach nicht weichen und belasten auch den deutschen Aktienmarkt. Wann kommen frische Impulse?

Der Dow Jones schließt nach einem ruhigen Handel mit einem Minus von 0,7 Prozent auf 32.656,70 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sinkt um 0,3 Prozent auf 3970,15 Zähler. Die Technologiewerte des Nasdaq 100 schlagen sich mit einem Abschlag von 0,1 Prozent auf 12.042,12 Punkte etwas besser.

Es sind noch immer die bekannten Zinssorgen, die an der Wall Street für gedämpfte Stimmung sorgen. Der Markt habe erwartet, dass die Inflation schneller zurückgehen würde, was die US-Notenbank Fed dazu gezwungen hätte, früher eine Zinspause einzulegen oder gar die Zinsen zu senken, meint Johan Grahn, Marktexperte bei Allianz Investment Management.

Das hat Folgen am Anleihemarkt, wo die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen zuletzt deutlich anzog. Das wiederum belastet die Aktienbörsen, da Anleihen dann als Anlagealternative wichtiger werden.

Der DAX hatte sich zuvor kaum bewegt und mit einem Abschlag von 0,1 Prozent auf 15.365 Punkten geschlossen. Damit legte der deutsche Leitindex im Februar immerhin um 1,6 Prozent zu. Im Januar hatte er noch ein Plus von 8,7 Prozent verzeichnet.

"Nach einem starken Jahresauftakt war der Februar ein Realitätscheck für den Aktienmarkt", kommentiert Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter bei CMC Markets. "Die noch vor Monatsfrist bestandene Hoffnung auf Zinssenkungen noch in der zweiten Jahreshälfte stellt heute nur noch ein Hirngespinst früherer Tage dar", so der Fachmann. Dafür habe sich die Börse, allen voran der Deutsche Aktienindex, erstaunlich gut gehalten.

Aber bislang fehlen frische lmpulse, die den Markt weiter vorantreiben könnten: "Die Anleger halten sich mit Neuengagements zurück. Das Risiko ist angesichts der erwähnten Zinsangst und der saisonalen Schwäche bis Mitte März zu hoch", schreibt Börsenexperte Christian Henke von IG Markets in seinem Tageskommentar.

Dass die Zinsangst begründet ist, zeigen auch aktuelle europäische Inflationsdaten: Die französische Jahresinflation stieg im Februar unerwartet auf 7,2 Prozent, von 7,0 Prozent im Januar. Auch in Spanien fiel das Plus bei den Verbraucherpreisen im Februar mit 6,1 Prozent stärker aus als erwartet.

"Das kann man nicht einfach ignorieren, und das bedeutet, dass wir im März 50 Basispunkte bekommen werden", konstatierte Michael Hewson, Analyst beim Broker CMC Markets. Investoren gehen nun davon aus, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung den Leitzins auf drei Prozent anheben wird.

Update Wirtschaft vom 28.02.2023

Ann-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Die Ölpreise zogen heute ebenfalls an. "In London beginnt offiziell die International Energy Week: Zu den am stärksten diskutierten Themen dürfte das künftige russische Angebot zählen", schreiben die Rohstoffexperten der Commerzbank. Die Lage sei weiterhin unübersichtlich.

"Grundsätzlich bleiben wir skeptisch für das russische Angebot und halten folglich an unserer Einschätzung fest, dass sich die Lage am Ölmarkt mit der weiteren Belebung der chinesischen Nachfrage spürbar anspannt."  

ProSiebenSat.1 verschiebt überraschend die Vorlage des Konzern- und Jahresabschlusses. Als Grund nannte der Medienkonzern "regulatorische Fragestellungen" im Zusammenhang mit dem Geschäft der Beteiligung Jochen Schweizer mydays. Deren Geschäftstätigkeit, die im Wesentlichen im Vertrieb von Gutscheinen bestehe, falle wohl in Teilen unter das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz, hieß es weiter. Die Gesellschaft prüfe aktuell eine Anpassung des Geschäftsmodells von Jochen Schweizer mydays.

Der Online-Versandhändler Amazon hat erstmals die Schließung eines großen Logistikzentrums in Deutschland angekündigt. Der US-Konzern will das Logistikzentrum in Brieselang nahe Berlin schließen, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Mit dem örtlichen Betriebsrat seien entsprechende Gespräche und Verhandlungen zur Betriebsschließung aufgenommen worden.

Gleichzeitig kündigte Amazon an, zwei neue Logistikzentren in Deutschland zu eröffnen, "die in den nächsten drei Jahren rund 2000 attraktive neue Arbeitsplätze schaffen sollen". Mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Brieselang sollen Möglichkeiten ausgelotet werden, an andere Amazon-Standorte in Deutschland zu wechseln.

Die Bayer-Aktie war heute größter Verlierer im DAX. Der Pharma- und Agrarkonzern hat die Anleger mit einem erwarteten Ergebnisrückgang in diesem Jahr geschockt. Das in Aussicht gestellte bereinigte Ergebnis von 12,5 bis 13 Milliarden Euro liege unter den Erwartungen, konstatierten die Analysten von Jefferies.

Der VW-Konzern will auch nach einem Besuch seines China-Vorstands Ralf Brandstätter an dem umstrittenen Werk in der Region Xinjiang festhalten. "Natürlich kennen wir die kritischen Berichte, wir nehmen das sehr ernst", sagte der Manager. "Aber wir haben keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in diesem Werk - das hat sich nach meinem Besuch nicht geändert."

Die Adidas-Aktie profitierte von positiven Analysten-Einschätzungen und gehörte zu den größten DAX-Gewinnern. Zuvor hatte JPMorgan den Titel auf "Overweight" von zuvor "Neutral" hochgestuft, Berenberg schraubte seine Empfehlung auf "Buy" von zuvor "Hold" hoch.

Nach ersten Berechnungen fuhr Sixt 2022 ein Konzernergebnis vor Steuern von 550 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor waren es 442 Millionen. Für das abgeschlossene Geschäftsjahr will Sixt auf der Hauptversammlung eine Dividende von 4,11 Euro je Stammaktie und 4,13 Euro je Vorzugsaktie vorschlagen. Zudem sollen Aktionäre jeweils von einer Sonderausschüttung von 2,00 Euro je Aktie profitieren.

2023 dürfte der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum "erheblich" ansteigen, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit.

Der Medienkonzern Axel Springer streicht bei seinen Marken "Bild" und "Welt" Stellen. "In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben", teilte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner in einem Schreiben an die Mitarbeiter mit, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Rheinmetall rüstet die Ukraine im Auftrag der Bundesregierung mit automatisierten Aufklärungssystemen aus. Diese sollen dabei helfen, Geländeabschnitte leichter überwachen zu können. Der Auftragswert liege im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, teilte der Düsseldorfer Konzern mit.

Der für die Halbleiterindustrie produzierende Anlagenbauer Aixtron will nach Zuwächsen 2022 auch im neuen Geschäftsjahr weiter zulegen und die Profitabilität weiter steigern. Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll auf 25 bis 27 Prozent nach zuletzt stabilen 23 Prozent verbessert werden. Die Aktionäre sollen für 2022 eine Dividende von 31 (Vorjahr: 30) Cent je Aktie erhalten.

Die Krise auf dem Immobilienmarkt hat Scout24 nicht von seinem Wachstumskurs abbringen können. 2022 landete die Anzeigen-Plattform beim Umsatz mit einem Zuwachs von 15 Prozent auf 447,5 Millionen Euro am oberen Rand der eigenen Erwartungen. Der Nettogewinn kletterte um 36 Prozent auf 123,5 Millionen Euro.

Der Münchner Agrarhändler und Mischkonzern Baywa hat im abgelaufenen Geschäftsjahr so viel verdient wie noch nie. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schoss demnach um 90 Prozent in die Höhe auf 504,1 Millionen Euro. Auch die Erlöse sind auf einen Rekordwert gestiegen, wie der SDAX-Konzern vorläufig mitteilte.

Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen haben dem steilen Wachstum des Online-Brokers FlatexDegiro 2022 ein jähes Ende gesetzt. Anleger handelten deutlich weniger Wertpapiere, die Zahl der Transaktionen brach um mehr als ein Viertel ein. Der Jahresüberschuss fiel mit gut 106 Millionen Euro zwar mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr, doch dies lag an der Auflösung von Rückstellungen für aktienbasierte Mitarbeitervergütungen.

Das hessische Technologieunternehmen PVA TePla rechnet nach einem erfolgreichen Jahr mit weiteren Zuwächsen im Jahr 2023. Beim Umsatz sei mit 240 bis 260 Millionen Euro zu rechnen. 2022 waren die Erlöse um 32 Prozent auf 205 Millionen Euro gestiegen. Das Unternehmen hatte mit 170 bis 180 Millionen Euro gerechnet, während Analysten das Erreichen des oberen Spannen-Endes erwartet hatten.

Ein Gericht in Frankreich hat eine Klage gegen ein Ölpipeline-Projekt des Energiekonzerns TotalEnergies in Uganda abgewiesen. Die von französischen und ugandischen Aktivistengruppen vorangetriebene Klage sei unzulässig, entschied das Gericht. Die Vorwürfe gegen den Konzern könnten nur in einem tiefer gehenden Verfahren geklärt werden.

Die Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen, darunter Friends of the Earth, Amnesty International und Aktivisten aus Uganda, hatten das Projekt in Ostafrika stoppen wollen. Dabei handelt es sich um eine 1443 Kilometer lange Ölpipeline in Uganda und Tansania. TotalEnergies ist an dem 3,5 Milliarden Dollar teuren Projekt mit 62 Prozent beteiligt.

Österreichs größtes Geldhaus Erste Group hat im Schlussquartal dank Zuwächsen im Kerngeschäft mehr verdient als von Analysten erwartet. Das Betriebsergebnis stieg auf 1,1 Milliarden Euro nach 841,5 Millionen Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn auf 517,7 Millionen Euro nach 472 Millionen im Vorjahr.

Die Credit Suisse hat laut der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma in Zusammenhang mit den Greensill-Fonds in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstoßen. Die Großbank habe es über Jahre versäumt, Risiken angemessen zu erfassen, zu begrenzen und zu überwachen, teilte die Behörde nach Abschluss des Untersuchungsverfahrens mit.

Die Online-Handelsplattform eBay macht in Deutschland künftig alle privaten Verkäufe kostenlos. Mit dem Wegfall der Angebotsgebühren und Verkaufsprovisionen beseitige man die größte Hürde, die Verbraucherinnen und Verbraucher bislang beim Verkaufen über eBay.de gesehen haben, erklärte das Unternehmen gestern in Kleinmachnow bei Berlin.

Dank eines kräftigen Kursanstiegs der Tesla-Aktie in diesem Jahr hat Elon Musk den ersten Platz im Superreichen-Ranking "Bloomberg Billionaires" zurückerobert. Mit einem geschätzten Vermögen von zuletzt rund 187 Milliarden US-Dollar zog der 51-Jährige wieder an Bernard Arnault vorbei, dem Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH. Der 73-jährige Franzose, der Musk vor zweieinhalb Monaten überholt hatte, brachte es der Rangliste nach zuletzt auf ein Vermögen von etwa 185 Milliarden Dollar.

Mit einem neuen Forschungslabor zu künstlicher Intelligenz (KI) will Tesla- und Twitter-Chef Musk einem Medienbericht zufolge auf den Erfolg des textbasierten Chatbots ChatGPT aufspringen. Musk habe Igor Babuschkin rekrutiert, einen Forscher, der kürzlich Alphabets DeepMind KI-Einheit verlassen hat, berichtete die Technologie-Nachrichtenseite "The Information" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Und: Die Tesla-Aktionäre verklagen den Elektroautopionier und Unternehmenschef Musk wegen Beschönigungen bei der Sicherheit und Effizienz der Autopilot-Funktion. Tesla habe über vier Jahre hinweg mit falschen und irreführenden Aussagen verheimlicht, dass die Technologie, die für mehrere tödliche Unfälle verantwortlich sein könnte, "ein ernsthaftes Unfall- und Verletzungsrisiko darstellt", hieß es in der beim Bundesgericht in San Francisco eingereichten Sammelklage.

Die ungarische Fluglinie Wizz Air meidet nach moldauischen Angaben aus Sicherheitsgründen ab 14. März den Flughafen der Hauptstadt Chisinau. Die Zivilluftfahrtbehörde in Chisinau teilte mit, man sei von der Fluggesellschaft per Mail informiert worden. Hintergrund sind wachsende Befürchtungen, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine auch auf das benachbarte Moldau übergreifen könnte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Februar 2023 um 09:05 Uhr in der Börse.