Wochenstart geglückt Dow Jones gewinnt zwei Prozent
Eine mögliche Entspannung im Handelsstreit mit China, gut aufgelegte Bankaktien und vereinzelte Übernahmespekulationen haben die Kurse zu Wochenbeginn beflügelt.
Welche Neuigkeiten würden in dieser schwierigen Zeit eine echte Kurserholung rechtfertigen? Am ehesten wohl Entspannungszeichen von den vielen Krisen, die den Aktienmärkten seit Monaten zusetzen. Zu Wochenbeginn haben die Investoren in New York eine solche vermeintliche Entspannung ausgemacht.
So überlegt die US-Regierung angesichts der hohen Inflation, manche der von der Trump-Regierung eingeführten Strafzölle auf Importe aus China wieder abzuschaffen. Anleger sähen darin eine mögliche Deeskalation des Handelskrieges zwischen den beiden Supermächten, kommentierte Pierre Veyret vom Broker ActivTrade. Das wog offenbar schwerer als die neuerlichen Irritationen zwischen den beiden Staaten um Taiwan.
Nach der verlustreichen letzten Börsenwoche konnte der Dow Jones zwei Prozent höher schließen.
Auch die gebeutelten Technologiewerte an der Nasdaq starteten erholt in die neue Woche. Der Nasdaq 100 gewann 1,7 Prozent.
DAX überwindet Abwärtstrend
In Frankfurt ging der DAX 1,4 Prozent höher bei 14.175 Punkten aus dem Handel. Technisch gesehen hat der deutsche Leitindex damit ein positives Zeichen gesetzt. Mit dem heutigen Plus konnte er seinen zum Jahresanfang begonnenen Abwärtstrend knapp überwinden. Laut der Landesbank Helaba verläuft dieser derzeit bei 14.130 Zählern. In den vergangenen Monaten war der DAX mehrfach an dieser Trendlinie gescheitert.
EZB signalisiert Zinserhöhung im Juli
Der überraschend positiv ausgefallene ifo-Index hatte kaum Einfluss auf die Stimmung. Denn an der grundlegenden Gemengelage aus inflationären Tendenzen, steigenden Zinsen und konjunkturellen Belastungen hat sich nichts geändert. Wie stets in dieser Phase des Zinszyklus fürchten die Märkte, dass die Notenbanken die Leitzinsen zu rasch erhöhen und damit die Wirtschaft endgültig abwürgen.
Ein Ende der Netto-Wertpapierkäufe sei "sehr früh" im dritten Quartal zu erwarten, schrieb EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem Beitrag auf der Internetseite der Notenbank. Dies würde eine erste Zinsanhebung im Juli ermöglichen, so die Französin.
Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinswende bereits eingeleitet. Auf der nächsten Sitzung im Juni steht ein weiterer großer Zinsschritt auf der Agenda der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell. Bis zum Jahresende rechnen Marktbeobachter mit einem Leitzins von 2,75 bis 3,0 Prozent in den USA.
Auch an den Kryptomärkten sorgte Lagarde für Bewegung. Die EZB-Chefin bezeichnete Kryptowährungen als "wertlos". Sie sagte dies so deutlich wie selten zuvor. "Meine sehr bescheidene Einschätzung ist, dass Kryptowährungen nichts wert sind. Sie basieren auf nichts, es gibt keine zugrundeliegenden Vermögenswerte, die als Sicherheitsanker dienen könnten", so Lagarde gestern im niederländischen Fernsehen.
Nach den jüngsten Verwerfungen am Markt für Kryptowährungen notieren Bitcoin und Ether rund 50 Prozent unter ihren jeweiligen Höchstständen des vergangenen Jahres. "Die Marke von 30.000 Dollar bedeutet für Bitcoin eine wichtige Unterstützung", unterstreicht Wellenreiter-Marktexperte Robert Rethfeld in einer aktuellen Analyse.
Die Erklärung der EZB-Chefin, wonach die Ära der Negativzinsen noch im Sommer enden soll, schob dagegen den Euro-Kurs an. Die Gemeinschaftswährung kratzte am Abend an der Marke von 1,07 Dollar. Höhere Zinsen machen eine Währung attraktiver für Anleger. Erst Mitte Mai hatte die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0354 Dollar ein Fünf-Jahres-Tief markiert.
Der schwächere Dollar kommt den in Dollar notierenden Rohstoffen zugute, stärkt er doch die Nachfrage im Nicht-Dollarraum. Für eine Feinunze Gold werden am späten Abend 1855 Dollar gezahlt.
In New York wie in Frankfurt wurde die Erholung von Finanztiteln angeführt. Die JPMorgan-Aktie legte kräftig zu, nachdem die US-Großbank ihre Prognose für Zinserträge angehoben hatte. Hintergrund ist das Umfeld steigender Zinsen, das den Banken anders als anderen Branchen tendenziell zugute kommt.
Mit Abstand größter Gewinner im DAX war die Deutsche Bank mit einem Kursplus von sieben Prozent. Im MDAX hielt die Commerzbank die Spitzenposition. Beide Papiere profitierten von Analystenempfehlungen. Tom Hallett von der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods gab für die Deutsche-Bank-Aktie ein Kursziel von 14,80 Euro an. Derweil sieht Saurabh Singh von der Societe Generale bei der Commerzbank eine attraktive Einstiegschance mit einem Kursziel von 9,00 Euro.
Im SDAX machte die Aktie der Deutschen Euroshop Furore. Nach dem Übernahmeangebot von Großaktionär Alexander Otto und dem US-Finanzinvestor Oaktree Capital legte das Papier um 40,1 Prozent zu. Die im SDAX notierten Titel des Shoppingcenter-Investors sind damit so teuer wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Das Bieterkonsortium Hercules BidCo bietet 21,50 Euro je Aktie zuzüglich einer Dividende von 1,00 Euro.
Airbus hat einen Hubschrauber-Großauftrag der US-Armee im Wert von potenziell mehr als 1,5 Milliarden Dollar an Land gezogen. Es handele sich um einen Folgevertrag, der die Lieferung von Ersatzteilen, Material und technischer Unterstützung für die gesamte UH-72A- und UH-72 B Lakota-Flotte der Armee mit 482 Hubschraubern vorsehe, teilte der DAX-Konzern mit.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy greift nach der kompletten Kontrolle bei seiner spanischen Windkrafttochter Siemens Gamesa. Mit einem Angebot von 18,05 Euro pro Aktie wollen die Münchner die ausstehenden 32,9 Prozent erwerben. Das entspricht rund vier Milliarden Euro. Ist das Angebot erfolgreich, will Siemens Energy Gamesa von der Börse nehmen und in den Konzern integrieren. Damit soll die Sanierung des verlustreichen Windkraftgeschäfts besser gelingen.
Daimler Truck beteiligt sich mit rund zehn Prozent am Maschinenbauer Manz zum Aufbau einer Fertigung von Batterien für Elektro-Laster. Daimler Truck werde im Zuge einer Kapitalerhöhung mit rund zehn Prozent zum Ankeraktionär des Reutlinger Unternehmens, teilte der DAX-Konzern mit. Zum Aufbau einer Pilotlinie für die Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen und die Batteriemontage im Daimler-Werk Mannheim sei eine strategische Partnerschaft besiegelt worden.
Kinder unter fünf Jahren benötigen drei Dosen des Covid-19-Impfstoffs von BioNTech und Pfizer für einen ausreichenden Schutz. Drei Impfungen erzeugten starke Immunantworten und eine hohe Wirksamkeit, teilten das Mainzer Biotechunternehmen und der US-Pharmakonzern mit. Die beiden Partner veröffentlichten erste Ergebnisse aus ihrer klinischen Studie der Phase 2/3 mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter fünf Jahren. Nun wollen die beiden Unternehmen die Zulassung des Vakzins für diese Altersgruppe beantragen - zunächst in den USA und dann in Europa.
Der Darmstädter Pharmakonzern Merck baut seine Produktionskapazitäten für Filtrationsprodukte und Membranen in Irland aus. Dafür werden rund 440 Millionen Euro in den Standort Cork investiert, mehr als 370 neue Arbeitsplätze sollen bis Ende 2027 entstehen. Für den Unternehmensbereich Life Science von Merck, der Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, ist es die bislang größte Investition an einem Einzelstandort.
BMW droht nach Einschätzung von Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic bei einer geringeren Gasversorgung der Stillstand. "Rund 37 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs entfallen auf unseren Industriezweig", sagte Nedeljkovic der Nachrichtenagentur Reuters. "Somit würde nicht nur BMW, sondern die gesamte Automobilindustrie zum Stehen kommen."
Die zu Volkswagen gehörende Luxusautomarke Bentley soll laut Firmenchef Adrian Hallmark bis Ende des Jahrzehnts zur reinen Elektromarke werden. "Wir planen, spätestens 2030 die Motorenproduktion zu beenden", sagt Hallmark der "Welt am Sonntag". "Der letzte Verbrenner, den wir verkaufen werden, wird wahrscheinlich ein GT-Modell sein. Das ist das sportlichste Fahrzeug, die Leute werden bei diesem Typ noch am längsten einen klassischen Motor kaufen wollen."
Leoni verkauft wie geplant einen weiteren Teil seines Kabelgeschäfts. Der mit 1,5 Milliarden Euro verschuldete Autozulieferer gab den Verkauf seiner Business Group Automotive Cable Solutions an den thailändischen Kabelspezialisten Stark Corporation bekannt. Der Verkauf soll mehr als 400 Millionen Euro in die Kassen des fränkischen Zulieferers spülen. Erst am Sonntagabend hatte Leoni mitgeteilt, mit seinen Gläubigern nach Wegen zur Beschaffung von etwa 50 Millionen Euro zu suchen. Es werde die Ausgabe neuer Aktien oder einer Wandelschuldverschreibung geprüft, um die erhoffte Summe zu erlösen.
Der Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca ist in der Europäischen Union als dritte Auffrischungsimpfung für Erwachsene zugelassen worden. Die Zulassung folge einer Empfehlung des zuständigen Gremiums der EU-Arzneimittelbehörde EMA für den Einsatz bei Erwachsenen, die für ihre ersten beiden Impfungen auch AstraZeneca erhielten oder einen der mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna, teilte der Konzern mit.
Nach einer Reihe von technischen Rückschlägen hat die Raumkapsel "Starliner" des US-Luftfahrtkonzerns Boeing zum ersten Mal an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Der Ausfall von zwei Schub-Düsen habe kein Risiko für den Raumflug bedeutet, teilte der SpaceX-Konkurrent mit. Im Herbst könnte "Starliner" erstmals Astronauten ins All befördern.
Der Chipkonzern Broadcom erwägt laut Insidern den Ausbau des Software-Geschäfts mit einer Milliardenübernahme. Broadcom und der Softwareanbieter für Cloudcomputing und die Virtualisierung von Rechenzentren von VMware sprechen über einen solchen Schritt, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb.