Nach robusten Quartalszahlen Dow hält sich weiter im Plus
Zahlen der US-Investmentbank Goldman Sachs, die besser waren als von Analysten erwartet, haben heute Anleger an der Wall Street erleichtert. Sowohl der Dow Jones als auch der DAX schließen im Plus.
Die US-Börsen schlossen den Handelstag mit einem positiven Vorzeichen ab. Gut aufgenommene Quartalszahlen von Goldman Sachs haben die Rezessionsängste der US-Anleger heute zumindest ein Stück weit reduziert.
Nachdem die wichtigen US-Indizes zunächst stark in den Handelstag gestartet waren, gaben sie zwischenzeitlich einen großen Teil der Gewinne wieder ab. Bis zum Handelsschluss blieben Anleger aber optimistisch. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann letztlich 1,12 Prozent auf 30.524 Punkte, der breiter gefasste S&P 500 legte um 1,14 Prozent auf 3720 Zähler zu. Der technologielastige Nasdaq 100 behauptete immerhin einen Kursanstieg um 0,77 Prozent auf 11.148 Punkte.
Der Optimismus wurde durch starke US-Unternehmenszahlen angetrieben. Die zuletzt bei Anlegern überwiegend gut angekommenen Zahlen von US-Banken haben sich heute mit dem Quartalsbericht von Goldman Sachs fortgesetzt. Eine Bilanz-Saison, die besser ausfällt als befürchtet, könnte ein Katalysator sein, den andauernden Abwärtstrend zu stoppen, sagte dazu Art Hogan, Chefmarktstratege beim Vermögensverwalter B. Riley Wealth.
Andere Experten sind jedoch skeptisch, wie lange der Auftrieb anhalten wird. "Die Fed erhöht immer noch die Zinssätze, wir befinden uns immer noch im Straffungszyklus. Wenn ich raten müsste, handelt es sich eher um eine kurzfristige Bärenmarkt-Rally, und wir werden in den kommenden Wochen mehr Volatilität erleben", sagte David Sadkin vom Vermögensverwalter Bel Air. "Erinnert sei aber in diesem Zusammenhang auch an die alte Börsenweisheit, dass jeder Bullenmarkt aus einer Bärenmarkt-Rally entsteht und jede Rally am Anfang von Zweifeln begleitet wird", so Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.
Die Industrie in den Vereinigten Staaten hat ihre Produktion im September spürbar ausgeweitet. Gegenüber dem Vormonat stieg die Gesamtherstellung um 0,4 Prozent, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) heute in Washington mitteilte. Analysten hatten lediglich ein Plus von 0,1 Prozent erwartet. Die Warenherstellung im verarbeitenden Gewerbe stieg ebenso wie der Ausstoß im Bergbau an. Die Versorger schränkten ihre Aktivität hingegen etwas ein. Im dritten Quartal stieg die Gesamtproduktion laut Fed um auf das Jahr hochgerechnete 2,9 Prozent.
Zwischenzeitlich hatte der DAX mit einem Plus von zwei Prozent die 12.900-Marke übersprungen. Einen Teil der Gewinne musste der deutsche Leitindex bis zum Börsenschluss aber wieder abgeben. Am Ende des zweiten Handelstages in dieser Woche steht dennoch ein Zuwachs von immerhin 0,92 Prozent auf 12.766 Punkte. Es ist ein kurzes Aufatmen am Markt in einem turbulenten Börsenjahr - seit Anfang 2022 hat der DAX rund 20 Prozent eingebüßt.
Gestützt wurde die DAX-Erholungsrally heute wie auch gestern schon aus dem Ausland. Überwiegend positive Quartalszahlen aus den USA sorgten für Rückenwind. "Der Ausbruch über das bisherige Oktoberhoch bei 12.675 Punkten ist geglückt", hieß es von Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Zugleich warnte er, dass diese Rally "immer noch am Anfang und damit auf wackeligen Beinen steht", da die Quartalszahlen bedeutender Tech-Konzerne aus den USA noch anstünden.
Zudem strahlt die finanzpolitische Kehrtwende in Großbritannien positiv auf die Finanzmärkte aus. Der neue britische Finanzminister Jeremy Hunt hatte gestern angekündigt, nahezu alle Steuerpläne von Premierministerin Liz Truss würden rückgängig gemacht. "Nachdem die britische Regierung die hart kritisierten Steuerpläne auf Eis gelegt hat, haben sich die Finanzmärkte beruhigt", sagte Christian Henke, Analyst beim Broker IG. Befeuert wurde die gute Stimmung zunächst auch durch einen Bericht der "Financial Times", wonach die Bank of England (BoE) die im Zuge ihrer strafferen Geldpolitik geplanten Anleihenverkäufe wahrscheinlich weiter aufschieben werde. Ein Sprecher der Zentralbank bezeichnete den Bericht jedoch als "unzutreffend".
Das Pfund gab nach dem Dementi der BoE anfängliche Gewinne wieder ab und büßte bis zu 0,46 Prozent auf 1,1310 Dollar ein. "Selbst im optimistischsten Szenario, in dem der Markt der Regierung wie auch der Bank of England die jüngste Haushaltkrise verzeiht - wovon nicht auszugehen ist-, sind die Aussichten für das Pfund nicht rosig", sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Es könnten schnell Zweifel aufkommen, ob die Bank of England tatsächlich an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten werde, sollte die Wirtschaft in eine deutlich tiefere Rezession fallen als bislang angenommen.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich auf niedrigem Niveau etwas aufgehellt. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg im Oktober gegenüber dem Vormonat um 2,7 Punkte auf minus 59,2 Zähler. Analysten hatten hingegen einen weiteren Rückgang erwartet. Die Bewertung der Konjunkturlage ging dagegen weiter zurück. Sie fiel um 11,7 Punkte auf minus 72,2 Zähler. Volkswirte hatten hier mit minus 68,5 Punkten gerechnet.
Rezessionssorgen blieben den Investoren ganz konkret in der Baubranche. So setzt sich die Talfahrt bei den Baugenehmigungen in Deutschland fort. Im August bewilligten die Behörden den Bau oder Umbau von 28.180 Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 9,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Von Januar bis August summierte sich die Zahl den Angaben zufolge auf 244.605, ein Minus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der Euro hält sich recht stabil bei 0,9847 Dollar. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist dagegen nach leichten Gewinnen am Morgen bis zum Abend um rund zwei Prozent auf 90 Dollar gefallen. Sorgen um eine sinkende Kraftstoff-Nachfrage in China wegen der schwächelnden Konjunktur setzte den Ölpreisen zu, nachdem der weltweit größte Rohölimporteur die für heute geplante Veröffentlichung von Wirtschaftsindikatoren verschob. Ein neuer Termin wurde nicht genannt. Peking halte hartnäckig an seiner Null-Covid-Politik und das werfe Fragen über das Wachstum des Landes, kommentierte Analystin Tina Teng vom Broker CMC Markets. Auch Berichte, dass die US-Regierung mehr Rohöl aus den Reserven freigeben würde, setzten die Preise unter Druck.
Die Zahl der Neuzulassungen von Autos in Europa hat im September erneut zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verkäufe um rund zehn Prozent, wie der europäische Herstellerverband ACEA mitteilte. Das Absatzniveau liegt weiterhin unter dem von vor der Corona-Pandemie. Im Ländervergleich machte der Neuwagenmarkt in Deutschland mit einem Absatzplus von 14,1 Prozent den größten Sprung. Neben HeidelbergCement waren Aktien des Autoherstellers Mercedes Benz im DAX heute bei einem Plus von mehr als drei Prozent am gefragtesten. Papiere von Volkswagen legten um mehr als zwei Prozent zu, die Titel von BMW gewannen rund ein Prozent.
Die Deutsche Lufthansa rechnet nach einem überraschend starken Sommerquartal für dieses Jahr im Tagesgeschäft mit einem Milliardenergebnis. Während viele Piloten der Billigtochter Eurowings am Montag streiken und hunderte Flüge ausfallen, verdoppelte der Konzernvorstand gestern seine Prognose für 2022. Die Lufthansa-Aktie, die bereits gestern deutlich zugelegt hatte, gewinnt erneut. Auch bei den Analysten kamen die Nachrichten gut an: Sumit Mehrotra von der Societe Generale nannte den aufgehellten Ausblick eine positive Überraschung.
Der Ferienflieger Eurowings will dagegen nun wegen des Arbeitskampfes seiner Piloten das Wachstum von Flotte und Belegschaft im bestreikten Flugbetrieb Eurowings Deutschland stoppen. Infolge von mittlerweile vier Streiktagen und massiven Streikschäden könne der Aufbaupfad nicht fortgeführt werden, erklärte die Lufthansa-Tochter in einer Mitarbeiterinformation am Nachmittag.
Der britische Billigflieger Jet2 hat bei Airbus 35 Maschinen des Typs A320neo bestellt, wie das Unternehmen heute meldete. Die Maschinen sollen über drei Jahre bis 2031 geliefert werden. Damit stockt Jet2 die festen Bestellungen bei Airbus auf 98 Stück auf, nachdem das Unternehmen 2021 bereits A321neo-Maschinen geordert hatte. Zudem gebe es die Option, den neuen Auftrag auf bis zu 71 Flieger aufzustocken. Die neuen Bestellungen hätten bei voller Ausübung der Option ein Basisvolumen von bis zu acht Milliarden US-Dollar. Jedoch habe Jet2 Rabatte ausgehandelt.
Der US-Technologieriese Apple hat sein Angebot an Tablet-Computern umfassend erneuert. Der Konzern kündigte insgesamt drei neue Modelle der Tablet-Produktlinie an: Zwei Pro-Modelle mit neuem M2-Chipsystem sowie ein komplett neu gestaltetes Einsteiger-iPad. Es kommt nun auch im kantigen Design der bisherigen Pro-Modelle und verfügt nun über einen USB-C-Anschluss. Im Gegensatz zu vorherigen iPad-Präsentationen verzichtete Apple heute auf ein Event, sondern aktualisierte lediglich die Website. Apple-Chef Tim Cook schrieb auf Twitter, das iPad der zehnten Generation verfüge nun über ein wichtiges Update. Und das M2-System steigere die Leistung des iPad Pro, um der Kreativität der Nutzerinnen und Nutzer freien Lauf zu lassen und die Produktivität zu steigern.
Ein herber Rückgang des Geschäfts mit Investmentbanking hat der US-Großbank Goldman Sachs im dritten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von knapp drei Milliarden Dollar und damit 44 Prozent weniger als im starken Vorjahreszeitraum. Die Nettoerträge von Goldman Sachs gingen um 12 Prozent auf knapp 12 Milliarden Dollar zurück. Analysten hatten im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die stärksten Bremsspuren zeigten sich im Investmentbanking: Dort lagen die Erträge 57 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Mit 515 Millionen Dollar fiel die Risikovorsorge der Bank fast dreimal so hoch aus wie ein Jahr zuvor, wenn auch nicht mehr so hoch wie im zweiten Quartal. Die Aktie stieg gewann mehr als zwei Prozent.
Der US-Streamingdienst Netflix hat seinen Kundenschwund vorerst gestoppt. Unter anderem dank des Erfolgs von Serien wie "Stranger Things" und "Dahmer - Monster" stieg die Zahl der Nutzer im abgelaufenen Quartal weltweit um 2,4 Millionen, teilte der Konzern heute mit. Analysten hatten nur mit rund einer Million gerechnet. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen 4,5 Millionen zusätzliche Abonnenten an. In der ersten Jahreshälfte hatte Netflix 1,2 Millionen Kunden verloren, weil diese wegen der schwächelnden Konjunktur den Gürtel enger schnallten und der Druck von Konkurrenten wie Amazon Prime oder Disney+ wuchs. Der Quartalsumsatz lag den Angaben zufolge bei 7,9 Milliarden Dollar und der Gewinn bei 3,10 Dollar je Aktie - jeweils mehr als von Analysten erwartet. Netflix-Titel stiegen im nachbörslichen US-Geschäft um rund zehn Prozent.
Die britische Wettbewerbsbehörde hat dem Facebook-Besitzer Meta den Verkauf seiner Online-Datenbank Giphy verordnet. Das teilte die Competition and Markets Authority (CMA) heute mit. Hintergrund ist, dass ein Gericht im Juli festgestellt hatte, dass die Übernahme des Unternehmens durch Meta die Entwicklung des Werbemarktes verringere. Meta teilte mit, man sei über die Entscheidung der Behörde enttäuscht, akzeptiere sie aber.
Der Gegenwind durch den starken US-Dollar hat den amerikanischen Pharmariesen Johnson & Johnson im dritten Quartal gebremst. So stiegen die Umsätze um 1,9 Prozent auf 23,8 Milliarden Dollar. Währungsbereinigt lag das Wachstum hingegen bei 8,1 Prozent. Dabei trugen alle Sparten zu dem operativen Plus bei, Treiber waren das Pharma- und das Medizintechnikgeschäft. Der bereinigte Nettogewinn sank um 2,7 Prozent auf rund 6,8 Milliarden Dollar. Die Aktien waren mit einem Abschlag von 0,3 Prozent einer der Verlierer im Dow.
Zum größten Dow-Gewinner zählten heute die Titel des Softwareunternehmens Salesforce, die um mehr als vier Prozent anzogen. Sie profitierten davon, dass der Gründer des aktivistischen Investors Starboard, Jeff Smith, in einem Interview des US-Wirtschaftssenders "CNBC" von einer deutlichen Beteiligung gesprochen hatte. Der Investor sieht demnach reichlich Potenzial in den Papieren, die im laufenden Jahr mit einem Minus von fast 40 Prozent drittschwächster Wert im Dow sind.
Der Chipkonzern Intel muss die Erwartungen an seine Tochtergesellschaft Mobileye bei deren Börsengang an der US-Technologiebörse Nasdaq deutlich zurückschrauben. Innerhalb der Preisspanne von 18 bis 20 Dollar wird der Spezialist für selbstfahrende Autos und Fahrerassistenzsysteme aus Israel mit 16 Milliarden Dollar bewertet, wie aus dem bei der Aufsichtsbehörde SEC eingereichten Börsenprospekt von heute hervorgeht. Eigentlich hatte sich Mobileye eine Bewertung von rund 50 Milliarden Dollar erhofft - bevor vor allem Technologiewerte an den Börsen in die Knie gingen. Zu den Kunden von Mobileye zählen BMW, Volkswagen, Audi und GM.
Längst vergangene Motoren-Rückrufe haben für die südkoreanischen Autohersteller Hyundai und Kia Folgekosten in Milliardenhöhe. Die beiden Unternehmen kündigten heute an, allein im dritten Quartal zusammen 2,7 Billionen Won (umgerechnet 2,1 Milliarden Euro) an Belastungen zu verbuchen. Hintergrund sei eine steigende Zahl von Ersatzansprüchen, weil wegen der hohen Preise für Neuwagen und der Lieferengpässe bei den Autobauern viele Kunden in den USA ihre Gebrauchtwagen länger fahren. Hyundai und Kia hatten in den Jahren 2015 und 2017 insgesamt 1,7 Millionen Autos in den USA wegen Motorenproblemen zurückgerufen. Auf die Austauschmotoren gaben die beiden Autobauer eine lebenslange Garantie.
Die Schweizer Großbank Credit Suisse bereitet sich Medienberichten zufolge für den Fall vor, dass sie eine Kapitalerhöhung durchführen muss. Die Bank würde dann die Dienste der Banken RBC (Royal Bank of Canada) sowie Morgan Stanley in Anspruch nehmen, schreibt die US-Nachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die mögliche Kapitalerhöhung würde aber erst nach der Bekanntgabe der Restrukturierungspläne durch Credit Suisse am 27. Oktober erfolgen, heißt es weiter. Die Bank würde es angesichts ihres niedrigen Aktienkurses bevorzugen, eine Kapitalerhöhung zu vermeiden.
Der Baustoffkonzern Holcim muss für frühere Vergehen des französischen Zementkonzerns Lafarge in Syrien tief in die Tasche greifen. Lafarge zahlt in den USA eine Strafe von 778 Millionen Dollar wegen Geldflüssen an Dschihadisten im Bürgerkrieg in Syrien, damit ein entsprechendes Verfahren eingestellt wird. Das 2015 mit der Schweizer Baustoffgruppe Holcim fusionierte französische Unternehmen kündigte an, sich in einem Punkt der Verschwörung zur materiellen Unterstützung ausländischer Terrororganisationen schuldig zu bekennen.