DAX über 14.000 Es geht wieder bergauf
Beflügelt von erfreulichen Verbraucher- und Unternehmensdaten haben sich die Aktienmärkte zur Wochenmitte deutlich erholt. Die Chancen auf die viel beschworene Weihnachtsrally sind gestiegen.
War die jüngste Schwächephase an der Börse nur eine saisontypische Delle? Die Chancen auf die ebenso saisontypische nachfolgende Phase deutlich steigender Kurse, die so genannte Weihnachtsrally, haben sich heute jedenfalls deutlich erhöht.
Nach den jüngsten Verwerfungen präsentierten sich die US-Aktienmärkte von ihrer besten Seite. Die Standardwerte des Dow Jones gingen 1,6 Prozent höher aus dem Handel. In den vergangenen Wochen hätten die drei Faktoren Inflation, Wachstumsverlangsamung und Geldpolitik die Stimmung belastet. Nun seien aber ermutigende Nachrichten gekommen, sagte der Experte Kiran Ganesh von der UBS und verwies auf erfreuliche Quartalszahlen von FedEx und Nike.
Dazu kamen ebenfalls erfreuliche Daten zur Konsumstimmung: Das aktuelle Barometer für die Verbraucherstimmung des Instituts Conference Board stieg auf 108,3 Punkte nach revidiert 101,4 Punkten im November. Das war der beste Wert seit April. Ökonomen hatten lediglich mit 101,0 Zählern gerechnet. "Die sinkenden Benzin- und Lebensmittelpreise geben Verbrauchern ein wenig Zuversicht. Sie sehen auch, dass die Inflation anfängt, zurückzugehen", sagte Brian Klimke vom Broker Cetera Financial. Die Technologietitel des Nasdaq 100 zogen mit einem Plus von 1,48 Prozent ebenfalls deutlich an.
Schon im europäischen Handel hatte sich die Stimmung deutlich aufgehellt. Mit seinem Sprung über die Marke von 14.000 Punkten hat der DAX seine technische Ausgangslage klar verbessert. Der deutsche Leitindex ging 1,54 Prozent höher bei 14.097 Punkten aus dem Handel. Damit scheint der Rückschlag nach der geldpolitischen Weichenstellung der japanischen Notenbank bereits wieder verdaut.
"Auch wenn die gestrige Entscheidung der japanischen Notenbank auf den ersten Blick ein Schock war und die Kurse fallen ließ, am Ende ist damit im kommenden Jahr auch ein Risikofaktor von der Agenda verschwunden", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC Markets. Die Bank of Japan hatte entschieden, die Spanne zu lockern, in der sich die langfristige Anleihenrendite bewegt. Das wurde an den Märkten als Schritt hin zu einer Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet.
Am Devisenmarkt hält sich der Euro am Abend weiter über der Marke von 1,06 Dollar. Gestern hatte die Gemeinschaftswährung nach einer kurzen Schwächephase die Marke wieder zurückerobert.
Ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent kostet am Abend mit 82,18 Dollar deutliche 2,2 Prozent mehr als gestern. "Ein unerwartet starker Abbau der US-Lagerbestände und die Pläne der USA, ihre strategische Erdölreserve wieder aufzufüllen, haben die Ölpreise gestützt", so Serena Huang, Expertin beim Broker Vortexa. Nach aktuellen Daten sind die Ölreserven der USA in der vergangenen Woche überraschend und deutlich gefallen. Die Lagerbestände an Rohöl sanken im Vergleich zur Vorwoche um 5,9 Millionen auf 418,2 Millionen Barrel (159 Liter). Analysten hatten dagegen im Schnitt einen Anstieg um 2,5 Millionen Barrel erwartet. Der Preis für eine Feinunze Gold lag am Abend mit 1815 Dollar kaum verändert.
Die Aussichten für die Konjunktur in Deutschland haben sich laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) verbessert: "Die Wirtschaftsleistung dürfte im Winterhalbjahr etwas zurückgehen, eine schwere Rezession wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher und die konjunkturellen Aussichten sind vorsichtig positiv", so das Berliner Institut heute. Insbesondere die globalen Risiken blieben aber weiter hoch. So werde die deutsche Wirtschaft wohl immer mehr durch die abgekühlte Weltwirtschaft belastet. Auch die Pandemielage in China sei momentan unübersichtlich.
Trotz Energiekrise und hoher Preise gehen die Bürger in Deutschland mit etwas besserer Konsumlaune ins neue Jahr. Der Konsumklimaindex der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisiert für Januar einen Anstieg von 2,3 Zählern auf minus 37,8 Punkte. Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Abfederung der explodierenden Energiekosten zeigten offenbar Wirkung. Ökonomen geben dennoch keine Entwarnung. "Der Zauber der Weihnacht wirkt nicht, die Konsumlaune bleibt schlecht", so Alexander Krüger von Hauck Aufhäuser Lampe.
Die Aktien von Adidas und Puma führten jeweils die Gewinnerlisten in DAX und MDAX an. Der US-Konkurrent Nike hatte gestern Geschäftszahlen vorgelegt. In den drei Monaten bis Ende November legte der Umsatz im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 13,3 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stagnierte bei rund 1,3 Milliarden Dollar, übertraf die Markterwartungen jedoch deutlich.
Am Abend meldete Metro den Verkauf seines Geschäfts in Indien an den indischen Reliance-Konzern. Die Transaktion, die im März 2023 abgeschlossen sein soll, bewerte Metro Indien mit einem Eigenkapitalwert von umgerechnet 300 Millionen Euro, teilte der Großhandelskonzern mit. Erwartet würde ein Transaktionsgewinn von 150 Millionen Euro. Verkauft würden die 31 Metro-Märkte in Indien sowie das Immobilienportfolio. Der Konzern könne sich nun "auf die Beschleunigung des Wachstums im übrigen Länderportfolio konzentrieren", erklärte Metro-Chef Steffen Greubel. Ein Verkauf hatte sich zuletzt abgezeichnet. Analysten hatten mit einem Unternehmenswert von rund 500 Millionen Euro gerechnet.
Die geplanten Bonuszahlungen der Lufthansa stoßen auf deutliche Kritik der Bundesregierung. Strittig sind Ausschüttungen an das Management für die Jahre 2021 und 2022, als die Airline in der Corona-Krise vom Staat gerettet worden war und Boni- sowie Dividendenzahlungen ausdrücklich untersagt waren. Die Lufthansa betonte diese Woche, die Gelder sollten erst ab 2025 ausbezahlt werden, weswegen es sich nicht um einen rückwirkenden Bonus handele.
"Die Bundesregierung sieht das ausdrücklich anders", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Es könne kein Ansammeln von Boni plus spätere Auszahlung geben. Das sei ein Verstoß gegen getroffene Vereinbarungen. "Das muss jetzt miteinander diskutiert werden. Und dann muss man sehen, was dabei herauskommt."
Eine Kaufempfehlung beflügelte die Aktie des Chemikalienhändlers Brenntag. Die Schweizer Großbank UBS hat den DAX-Neuling von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 65,00 auf 72,50 Euro angehoben. Nach einem Kursrückgang um 35 Prozent sei eine solch niedrige Bewertung angesichts der robusten Branchensignale jedoch zu pessimistisch, erklärte er seine Kaufempfehlung für die Aktie. Der Experte erhöhte zudem seine Gewinnprognosen für die Jahre 2022 bis 2024.
Die Aktie der Deutschen Post legte um 2,5 Prozent zu. Der US-Rivale FedEx hat im jüngsten Geschäftsquartal trotz Sparmaßnahmen deutlich weniger verdient, übertraf damit aber die Erwartungen. In den drei Monaten bis Ende November ging der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,0 Milliarden auf 788 Millionen Dollar zurück, wie FedEx nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Erlöse sanken um rund drei Prozent auf 22,8 Milliarden Dollar.
Die EU-Kommission hat unter Vorbehalt grünes Licht für die Übernahme der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Energiekonzerne Uniper und SEFE (ehemals Gazprom Germania) durch die Bundesregierung gegeben. Die Verstaatlichung werde dazu beitragen, "schwerwiegende Störungen auf dem deutschen Erdgasmarkt zu verhindern" und habe gleichzeitig die "notwendigen Vorkehrungen" zum Ziel, um "Wettbewerbsverzerrungen zu begrenzen", erklärte die Brüsseler Behörde. Um den Wettbewerb nicht zu verzerren, erhält Uniper von der EU-Kommission der Mitteilung zufolge die Auflage, "Teile seiner Aktivitäten, die einen großen Teil seiner Einnahmen ausmachen", zu verkaufen. Am Nachmittag kündigte der Energiekonzern die mit der Verstaatlichung verbundene Kapitalerhöhung an, die der Bund vollständig zeichnet.
Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV investiert mit Partnern gemeinsam fast 900 Millionen Euro in die Erschließung neuer Gasvorkommen im Berling-Feld in Norwegen. Das teilte das norwegische Energieministerium mit. Die Produktion soll 2028 anlaufen, wobei das Erdgas über eine Pipeline zur Gasverarbeitungsanlage Kaarstoe geleitet werden soll, von wo aus es nach Europa exportiert werden kann.
Bei OMV kommt es zu außerdem zu einer Veränderung der Aktionärsstruktur. Der langjährige Kernaktionär Mubadala, der Staatsfonds aus Abu Dhabi, verkauft seinen 24,9-Prozent-Anteil an die ebenfalls staatliche Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc).
Nach anfänglichen Kursgewinnen rutschte die Aktie von Aurubis aus dem MDAX zwischenzeitlich um neun Prozent abwärts, um sich anschließend wieder zu erholen. Nach einer überraschend guten Jahresbilanz wollen die Hamburger viel Geld in den Geschäftsausbau stecken - etwas zulasten der Dividende. Die Aktionärinnen und Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr zwar je Aktie eine Rekorddividende von 1,80 Euro erhalten, das liegt aber klar unter den Erwartungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende Oktober) hatte der Kupferkonzern ein operatives Ergebnis von 532 Millionen Euro erzielt. Das waren rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr.
Twitter-Chef Elon Musk wird seinen Chefposten bei der Social-Media-Plattform nach eigenen Angaben aufgeben, sobald er einen Nachfolger gefunden hat. "Ich werde als CEO zurücktreten, sobald ich jemanden finde, der dumm genug ist, den Job zu übernehmen! Danach werde ich nur noch die Software- und Server-Teams leiten", twitterte der Milliardär. Musk hatte sich nach Kritik an seinem Führungsstil einer Abstimmung der Twitter-Nutzer gestellt. Diese stimmten mit 57,5 Prozent für seinen Rückzug von der Spitze des US-Konzerns.