Zinssorgen Die Wall Street wackelt
Die Anleger erleben an der US-Börse einen verpatzten verspäteten Wochenstart. Die Hoffnung auf eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed scheint sich in Luft aufzulösen.
Nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende in den USA gingen die Kurse an der Wall Street heute auf Talfahrt. Der Dow Jones büßte 2,1 Prozent auf 33.133 Punkte ein. Der marktbreite S&P 500 sank um 2 Prozent auf 3997 Zähler. Der Nasdaq Composite ging 2,5 Prozent leichter auf 11.492 Punkten aus dem Handel.
Wieder aufgeflammte Zinssorgen trieben die Investoren aus dem Aktienmarkt. Sie befürchten, dass die Fed im Kampf gegen die Inflation die Zinsen aggressiver anheben könnte als erhofft. Einen Anlass boten frische Konjunkturdaten: In den USA war der Einkaufsmanagerindex (PMI) auf 50,2 Punkte von 46,8 im Januar gestiegen und erreichte damit den höchsten Stand seit acht Monaten.
"Jedes Mal, wenn der Markt versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass die US-Notenbank bald den Fuß von der Bremse nehmen wird, werden die Anleger mit der Realität konfrontiert", sagte Tom Plumb, Portfoliomanager des Plumb Balanced Fund. Die Markthoffnung auf eine Zinserhöhungspause seitens der US-Notenbank Fed in den nächsten sechs Monaten würde nach aller Wahrscheinlichkeit nicht erfüllt werden.
Am US-Anleihemarkt waren die Renditen in den vergangenen Wochen in Erwartung weiter anziehender Leitzinsen bereits stark gestiegen. Heute kletterte die Rendite zehnjähriger Staatspapiere auf 3,95 Prozent. Neu ausgegebene Anleihen werden derzeit attraktiver, weil sie höher verzinst werden. Für den Aktienmarkt sind das schlechte Signale, denn höhere Zinsen machen aus Anleihen eine echte Alternative zu Aktien.
Vor diesem Hintergrund der herrschenden Zinssorgen warten die Investoren auf die morgen anstehende Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten Sitzung der US-Notenbank. "Das Protokoll könnte schon morgen Abend neue Erkenntnisse über die wahren Absichten der US-Notenbank liefern", kommentiert Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter bei CMC Markets.
Der DAX hatte zuvor mit einem Abschlag von 0,5 Prozent auf 15.397,62 Punkten geschlossen. "Die Musik auf der Börsenparty könnte bald aufhören zu spielen. Die Bewertung von Aktien ist so hoch, dass sie nur noch gerechtfertigt werden kann, wenn die Unternehmensgewinne schnell wachsen oder die Zinsen nicht weiter steigen. Beides ist zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer vorstellbar", meint Oldenburger.
Der verringerte Appetit auf riskantere Anlagen wie Aktien dürfte so lange anhalten, bis es signifikante gute Nachrichten zur Inflation gebe, kommentiert Pierre Veyret, Technischer Analyst bei ActivTrades.
Tesla hat seine Pläne zur Herstellung kompletter Batterien in Deutschland nach Angaben des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums aufgegeben. Stattdessen wolle der E-Autobauer einige Produktionsschritte in den USA ausführen, wo es Steueranreize gebe, erklärte das Ministerium auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Der US-Autobauer hatte ursprünglich geplant, die gesamte Batterie am Standort Grünheide in Brandenburg zu produzieren, mit einer Spitzenkapazität von über 50 Gigawattstunden pro Jahr. Wegen der Steuervergünstigungen in den USA für E-Autobauer, die in den USA gefertigte Batterien beziehen, hat Tesla seinen Kurs geändert.
Im Streit um die milliardenschwere Übernahme des Spieleherstellers Activision Blizzard hat Microsoft Übereinkünfte mit Konkurrenten bekanntgegeben. Damit sollen Bedenken von Wettbewerbshütern eingedämmt werden. Sollte es zu einer Übernahme von Activision Blizzard kommen, würden Spielklassiker wie der Shooter "Call of Duty" künftig auch auf dem Streamingdienst Geforce Now verfügbar sein, kündigte Microsoft-Manager Brad Smith am Dienstagabend in Brüssel an.
Am Morgen war bereits bekanntgeworden, dass Microsoft auch Nutzern von Nintendo Switch das Spiel bereitstellen will.
Fresenius-Chef Michael Sen plant wegen der anhaltenden Probleme bei der Dialysetochter FMC den Befreiungsschlag. Bis zum Jahresende soll FMC von einer AG & Co KGaA in eine normale Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt werden, wie der Gesundheitskonzern mitteilte. Sen will damit erreichen, dass Fresenius das Sorgenkind nicht mehr voll bilanzieren muss - ohne Anteile abzugeben. Fresenius will sich dann vor allem auf die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios konzentrieren.
Im abgelaufenen Jahr wuchs der Umsatz von Fresenius zwar währungsbereinigt um vier Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte aber um ein Zehntel auf 4,0 Milliarden. Allein bei FMC ging das Ebit um 13 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zurück.
Im DAX schlossen RWE-Papiere an der Spitze. Starke Geschäftszahlen des französischen Energiekonzerns Engie wirkten als Kurstreiber. Analyst Vincent Ayral von JPMorgan nannte den operativen Gewinn von Engie im Energiehandel von 2,6 Milliarden Euro "außergewöhnlich". Im Vergleich zum Vorjahr habe sich diese Kennziffer mehr als verfünffacht. Auch das Geschäft mit Erneuerbarer Energie sei sehr profitabel gewesen und habe von einer stark gestiegenen Produktionsleistung profitiert.
Das Wachstum des europäischen Automarktes hat sich zum Jahresstart etwas abgeschwächt. Im Januar wurden in der Europäischen Union rund 760.000 Autos und damit 11,3 Prozent mehr Neufahrzeuge zugelassen als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband Acea mitteilte. In den drei Monaten zuvor war das Wachstum allerdings stärker ausgefallen. In Deutschland lagen die Neuzulassungen im Januar sogar um 2,6 Prozent unter denen des Vorjahresmonats.
BMW ist das neunte Jahr in Folge größter Autoexporteur der USA - zumindest dem Wert nach. Das Werk in Spartanburg in South Carolina habe im vergangenen Jahr 416.000 SUV-Modelle gebaut und 227.000 Fahrzeuge im Wert von 9,6 Milliarden US-Dollar exportiert, teilte der Konzern mit. Die meisten davon gingen nach Deutschland (15,5 Prozent), China (13,5 Prozent) und Südkorea (12,8 Prozent). Bis 2030 will BMW in den USA mindestens sechs vollelektrische Modelle bauen. Zur Vorbereitung investiert der Konzern 1,7 Milliarden Dollar in das Werk und eine Hochvoltbatterie-Montage.
Der Konzern hat trotz eines Milliardengewinns für sein Werk in Bremen Kurzarbeit beantragt. Dem Betriebsrat zufolge sind von Anfang März an etwa 700 Mitarbeiter des Stuttgarter Premiumherstellers über elf Arbeitstage betroffen. 2022 hatte Mercedes Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Das Betriebsergebnis kletterte 2022 um 28 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro und damit stärker als erwartet. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 150 Milliarden Euro zu.
Der US-Einzelhandelsriese Walmart blickt verhalten auf sein neues Geschäftsjahr. So dürfte der Umsatz zwar ohne Wechselkurseffekte um 2,5 bis 3 Prozent zulegen, nach einem Plus von 7,4 Prozent im Vorjahr auf rund 615 Milliarden Dollar. Dabei dürfte die Dynamik im Jahresverlauf aber nachlassen. Walmart hatte im vergangenen Jahr einen Rückgang des operativen Ergebnisses von mehr als einem Fünftel auf 20,4 Milliarden Dollar verzeichnet. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit knapp 11,7 Milliarden Dollar 14,6 Prozent weniger.
Dank des Heimwerker-Trends hat der US-Baumarktkonzern Home Depot erneut ein Rekordjahr hinter sich. Die Erlöse kletterten im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende Januar) um 4,1 Prozent auf 157,4 Milliarden Dollar. Auf vergleichbarer Basis stieg der Umsatz um 3,1 Prozent. In den USA lag der Anstieg bei 2,9 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 17,1 Milliarden Dollar nach 16,4 Milliarden im Vorjahr.
Die Aktien der Credit Suisse sind auf ein Rekordtief gefallen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass die Schweizer Finanzaufsicht Finma untersuche, ob Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann "potenziell irreführende Aussagen" im Zusammenhang mit dem massiven Abfluss von Kundengeldern gemacht habe. Lehmann hatte Anfang Dezember gegenüber der "Financial Times" erklärt, die starken Abflüsse hätten sich "abgeflacht" und "teilweise umgedreht". Spekulationen über eine mögliche finanzielle Schieflage hatten dazu geführt, dass Kunden im vierten Quartal im großen Stil Gelder von der Credit Suisse abgezogen haben.
Europas größte Bank HSBC hat zwar von den weltweit steigenden Leitzinsen profitiert, aber vor Gegenwind im laufenden Jahr durch die unsicheren Konjunkturaussichten und die anhaltenden Turbulenzen auf dem chinesischen Immobilienmarkt gewarnt. HSBC hat im vergangenen Jahr dank steigender Zinsen und gut laufender Geschäfte in Asien operativ deutlich mehr verdient. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern ist um knapp 17 Prozent auf rund 24 Milliarden Dollar geklettert.