Vor neuen Inflationsdaten Skepsis an der Wall Street
Vor neuen Preisdaten haben die US-Anleger Vorsicht walten lassen. Die großen Wall-Street-Aktienindizes gaben nach. Etwas besser hielt sich der DAX, auch wenn das Marktumfeld schwierig bleibt.
In New York tendierten die großen Aktienindizes heute leichter. Im Vorfeld der morgen erwarteten Verbraucherpreise blieben die Anleger den ganzen Tag über zurückhaltend. Am Ende des Tages standen alle großen Aktienindizes im Minus.
Der Leitindex Dow Jones gab rund ein halbes Prozent nach auf 35.123 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq ging es 1,1 Prozent bergab, der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor in ähnlicher Größenordnung. Der marktbreite S&P-500 rutschte um 0,7 Prozent ab auf 4467 Punkte.
"Wir denken, dass zum jetzigen Zeitpunkt einige Gewinnmitnahmen und kurzfristige Konsolidierungen erfolgen", sagte Aadil Zaman, Partner bei der Wall Street Alliance Group.
Vor den wichtigen Verbraucherpreisdaten aus dem vergangenen Monat, die morgen erwartet werden, hielten sich die Anleger damit bedeckt. Zudem belastete die Street weiterhin die Bonitätsabstufung mehrerer kleiner und mittelgroßer amerikanischer Banken vom Vortag. Auch die Kurse der großen Geldhäuser gaben heute nach.
Hinzu kamen heute auch noch die schlechten Deflationsnachrichten aus China, die, wie schon zuvor an den anderen Weltbörsen, auch an der New Yorker Börse ein Thema waren und das Kaufinteresse dämpften. "Dies könnte, falls die Abwärtsspirale nicht aufgehalten wird, fatale Folgen für die heimische und letztendlich auch für die globale Wirtschaft haben", fürchtet Marktexperte Christian Henke vom Broker IG.
Von den Preisdaten erwartet der Markt einmal mehr Hinweise darauf, ob die Notenbank Federal Reserve (Fed) im Kampf gegen die Inflation weiter an der Zinsschraube drehen wird. Die nächste Sitzung des Zinsausschusses der Fed ist allerdings erst nach der Sommerpause im September.
Fed-Chef Jerome Powell hat zuletzt immer wieder klar gestellt, dass die Notenbank beim Kampf gegen die immer noch zu hohe Inflation nach Datenlage entscheiden wird. Die morgigen Preisdaten auf Verbraucherebene sind ein besonders wichtiges Puzzle-Teil im Datenkranz der Fed - wobei der Fokus besonders auf der Kernrate liegt, also der Preisentwicklung ohne die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise.
Die Fed hat die Teuerungsrate mit ihrem Zins-Marathon bereits auf 3,0 Prozent gedrückt und damit in Sichtweite des Ziels von 2,0 Prozent. Für Juli rechnen befragte Experten allerdings mit einer Rate von 3,3 Prozent. "Die bange Frage dürfte sein, ob es dann trotzdem zur erhofften Zinspause kommt oder nicht", sagte Experte Henke.
Aus Unternehmenssicht standen die Aktien von Walt Disney und Penn Entertainment im Mittelpunkt des Interesses. Der US-Medien- und Unterhaltungskonzern aus dem Dow Jones und der Kasinobetreiber steigen gemeinsam in das Sportwettengeschäft ein.
Der neue Wettanbieter solle unter dem Namen ESPN Bet firmieren und an Disneys Sportsender-Tochter ESPN angegliedert werden. Den Angaben zufolge zahlt Penn über zehn Jahre hinweg rund 1,5 Milliarden US-Dollar in bar und rund 500 Millionen Dollar über Optionsscheine an ESPN.
Die Penn-Papiere profitierten auch von unerwartet guten Quartalszahlen des Glücksspielanbieters, konnten aber ebenso wie das im Dow Jones enthaltene Disney-Papier anfänglich höhere Gewinne nicht behaupten. Penn gewannen aber trotzdem deutlich 9,1 Prozent auf 27,10 Dollar. Vorbörslich legte die Aktie bis zu 17 Prozent zu. Die Disney-Titel drehten im Verlauf ins Minus und gingen um 0,7 Prozent leichter aus dem Handel.
Nachbörslich sackte die Aktie nach neuen Quartalszahlen weiter ab. Zwar übertraf der Konzern mit einem Gewinn von 1,03 Dollar die Erwartungen der Analysten, die bei 0,99 Dollar gelegen hatten. Die Abonnentenzahlen lagen aber unter den Schätzungen und enttäuschten. Die Disney Plus-Zahlen lagen mit 146,1 Millionen Abonnenten klar unter den Markterwartungen von 154,8 Millionen. Bei ESPN+ waren es 25,2 Millionen, erwartet wurden 25,8 Millionen. Der Umsatz lag im dritten Quartal bei 22,33 Milliarden Dollar, Analysten hatten 22,51 Milliarden Dollar prognostiziert.
Wer heute gehofft hatte, der DAX würde die Marke von 16.000 Punkten überspringen können, wurde enttäuscht. Zwar war der deutsche Leitindex nach Käufen von Schnäppchenjägern im Tageshoch bis auf 15.983 Punkte gestiegen, zu mehr hat es aber letztlich nicht erreicht.
Im Gegenteil, dem Index ging im Gefolge deutlich die Puste aus. Am Ende des Tages schloss der DAX deutlich unter Tageshoch bei 15.852 Punkten um 0,49 Prozent höher. Der deutsche Leitindex lag damit nur leicht über seinem bei 15.829 Punkten markierten Tagestief.
Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, konnte sein Tageshoch ebenfalls nicht behaupten und ging letztlich bei 28.026 Punkten nur noch um 0,41 Prozent moderat höher aus dem Handel. Im Tageshoch hatte der Index bei 28.335 Zählern noch deutlich höher notiert.
Damit fehlten beiden Indizes die Anschlusskäufe, um eine im Verlauf zeitweise recht vielversprechende Gegenbewegung fortzusetzen. Schwache chinesische Konjunkturdaten, aber auch eine richtungslose Wall-Street-Tendenz waren für die Zögerlichkeit der Anleger dabei maßgeblich.
Im saisonal ohnehin schwächeren dritten Urlaubsquartal bleibt das Marktumfeld für Aktien damit schwierig. Schwache Konjunktursignale vor allem aus China schmälern die Gewinnaussichten der industrie- und exportlastigen deutschen Wirtschaft. Immer deutlicher wird, dass China derzeit die Rolle der globalen Wirtschaftslokomotiove für die Weltwirtschaft nicht spielen kann. Auch am Vortag enttäuschten schon schwache Zahlen vom Außenhandel.
Zudem bleibt der Zinskurs der großen Notenbanken unklar, nachdem die Inflationsraten weiter klar über der Zielzone der Währungshüter diesseits und jenseits des Atlantik von 2,00 Prozent liegen.
In Fernost reagierten die Börsen heute mit Verlusten auf die Nachricht, dass die chinesische Wirtschaft in die Deflation gerutscht ist. Konkret sanken in China die Verbraucherpreise im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent. Die Erzeugerpreise lagen den zehnten Monat in Folge im Minus und sanken im Juli um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
"Dass China nun auch ganz offiziell in die Deflation gerutscht ist, muss nicht die schlechteste Nachricht für die Aktienmärkte sein", konstatierte allerdings Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Nun müssten sich die Notenbanken in Washington und Frankfurt fragen, ob sie die Zinsen noch weiter erhöhen können, wenn die Deflation aus Asien quasi importiert werde.
Der Euro hat sich heute teilweise von seinen Vortagsverlusten erholt. zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,0980 US-Dollar gehandelt. Im frühen europäischen Handel hatte der Euro noch etwas niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0968 (Dienstag: 1,0944) Dollar fest.
Am Vortag war der Euro im Zuge einer allgemein trüben Stimmung an den Finanzmärkten unter die Marke von 1,10 Dollar gefallen. Unerwartet schwache Daten von Chinas Außenhandel hatten die Risikofreude der Anleger gedämpft, wodurch auch der Euro belastet worden war. Ansonsten fehlt es an Impulsen. So wurden in der Eurozone keine marktbewegenden Daten veröffentlicht. Auch in den USA stehen am Nachmittag keine Konjunkturdaten auf dem Kalender. Auch der Devisenmarkt blickt gespannt auf die morgigen US-Preisdaten.
Die Ölpreise bleiben derweil auf ihrem hohen Niveau. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich deutlich um 1,5 Prozent je Barrel, qie auch die US-Sorte WTI, die bei 84,31 Dollar je Barrel notiert und damit rund 1,7 Prozent zulegte.
Nach den gestrigen Verlusten gehörten die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank heute zu den Gewinnern im DAX. Für Beruhigung im Sektor sorgt die Mitteilung, dass Italiens Regierung für ihre beschlossene Sondersteuer auf Bankgewinne eine Obergrenze gesetzt hat.
Die überraschende Entscheidung für eine Übergewinnsteuer hatte gestern vor allem Aktien der italienischen Geldhäuser am Finanzmarkt abstürzen lassen. Das Finanzministerium versuchte daraufhin am Abend die Märkte zu beruhigen. Es teilte mit, die Einnahmen aus der Steuer würden 0,1 Prozent der Bilanzsumme der Institute nicht überschreiten.
Trotz eines Gewinnrückgangs im zweiten Quartal waren auch Aktien des DAX-Neulings Brenntag gefragt. Im zweiten Quartal ging das operative Ergebnis des Chemikalienhändlers im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf knapp 410 Millionen Euro zurück. Experten hatten im Schnitt mit etwas weniger operativem Gewinn gerechnet.
Unter dem Strich blieb im Quartal ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 186,9 Millionen Euro - nach 287,5 Millionen Euro im Vorjahr. Brenntag sieht des Marktumfeld weiterhin vom Krieg in der Ukraine, geopolitischen Spannungen und einem hohen Inflationsdruck geprägt.
Der Automobilzulieferer aus dem DAX hat seine Geschäftsaussichten für das laufende Jahr wegen eines schwächeren Ersatzreifengeschäfts eingedampft. So dürfte der Gesamtumsatz noch zwischen 41,5 und 44,5 Milliarden Euro betragen. Bisher hatte die Spanne eine halbe Milliarde Euro höher gelegen. Die Aktie reagiert am Morgen mit leichten Verlusten.
Eckdaten zum zweiten Quartal hatte Continental bereits vorgelegt. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 10,4 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern konnte Continental um knapp ein Viertel auf 497 Millionen Euro steigern. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 209 Millionen Euro.
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat seinen Gewinn im zweiten Quartal auch dank höherer Preise deutlich gesteigert. Mit 476 Millionen Euro lag der Überschuss rund 23 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit übertraf das Unternehmen die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Vor allem die Personen-Rückversicherung warf deutlich mehr ab als im Vorjahreszeitraum. Im Quartal steigerte das Unternehmen seinen Rückversicherungsumsatz um fast zehn Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz sieht die Hannover Rück daher auf Kurs zu einem Rekordgewinn von mindestens 1,7 Milliarden Euro in diesem Jahr.
Wegen eines schwächeren Zinsergebnisses hat der Konzern im zweiten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Auf die Aktionäre entfielen in den drei Monaten bis Ende Juni 1,16 Milliarden Euro Gewinn und damit 19 Prozent weniger.
Im Tagesgeschäft lief es aber, wie bereits bekannt, deutlich besser als im vergangenen Jahr. Der Konzern hatte Ende Juli bereits vorläufige Halbjahreszahlen vorgelegt. Diese wurden nun ebenso bestätigt wie die vor zwei Wochen nach oben geschraubte Jahresprognose.
Der Reisekonzern TUI hat wieder schwarze Zahlen geschrieben. Von April bis Juni verdiente das Unternehmen operativ 169 Millionen Euro nach einem Minus von 27 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, der noch von Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie belastet war. Unter dem Strich entfiel auf die TUI-Aktionäre ein Gewinn von knapp 23 Millionen Euro.
"Der Sommer 23 verläuft sehr gut, die Nachfrage nach Urlaubsreisen ist weiter hoch", erklärte TUI-Chef Sebastian. Es werde ein gutes Gesamtjahr für TUI mit einem deutlichen Ergebnisanstieg gegenüber dem Vorjahr. Die Hitzewelle in Nordeuropa im Juni und die Waldbrände in Südeuropa hätten das Reisegeschäft nur kurzfristig etwas gedämpft.
Die Aktie des MDAX-Konzerns gewannen rund 4,7 Prozent. Das Unternehmen rechnet für 2023 mit deutlich mehr Erlösen als bislang. Der sogenannte Segmenteumsatz dürfte gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt um 15 Prozent zulegen. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als bislang erwartet. Der Bruttowarenwert (Gross Merchandise Value, GMV) soll weiter um fünf bis sieben Prozent zulegen.
Auf Jahressicht will der Konzern eine operative Ergebnismarge (Ebitda-Marge) gemessen am Bruttowarenwert von mindestens 0,5 Prozent schaffen. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) dürften in der zweiten Jahreshälfte deutlich anziehen.
Die hohe Nachfrage aus der Halbleiter-Industrie sorgt bei Jenoptik für gute Geschäfte. Der Konzernumsatz legte im ersten Halbjahr um 12,9 Prozent auf 504,9 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis (Ebitda) stieg um 31,6 Prozent auf 91,6 Millionen Euro, die Marge verbesserte sich auf 18,1 (Vorjahr: 15,6) Prozent.
"Trotz des sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds sind wir auch mit Blick auf unseren hohen Auftragsbestand sehr optimistisch, unsere Ziele für 2023 zu erreichen", so Vorstandschef Stefan Traeger. Derzeit baut Jenoptik seine Produktionskapazitäten aus, so etwa durch den Neubau einer Fabrik für die Halbleiterausrüstungs-Industrie in Dresden.
Das Leasingunternehmen Grenke wird für das kommende Jahr pessimistischer. Wegen der eingetrübten Konjunkturaussichten rechnet Grenke 2024 nur noch mit einem Leasingneugeschäft von 3,0 bis 3,2 Milliarden Euro statt rund 3,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen aus Baden-Baden am Abend nach Börsenschluss mitteilte. Das Konzernergebnis werde 2024 lediglich zwischen 95 und 115 Millionen Euro liegen, nachdem bisher rund 120 Millionen Euro in Aussicht gestellt wurden.
Die Prognose für 2023 behielt Grenke bei. Das Unternehmen erwartet im laufenden Geschäftsjahr weiterhin ein Leasingneugeschäft von 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von 80 bis 90 Millionen Euro. Die im SDAX notierte Aktie gibt nachbörslich deutlich nach.
Der italienische Versicherer Generali hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr nach neuer Rechnungslegung auch dank geringerer Schäden durch Naturkatastrophen kräftig gesteigert. Mit gut 2,2 Milliarden Euro lag der Überschuss gut zweieinhalbmal so hoch wie ein Jahr zuvor, wie der Konkurrent von Allianz und Axa heute am Hauptsitz in Triest mitteilte.
Dies lag nicht nur am Tagesgeschäft: Der operative Gewinn legte zwar um 28 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich hatten ein Jahr zuvor allerdings Abschreibungen auf russische Wertpapiere und eine Beteiligung am russischen Versicherer Ingosstrach am Überschuss gezehrt, sodass der Sprung nach oben diesmal noch deutlicher ausfiel.
Der deutsche Parfümhändler Douglas steht möglicherweise vor einer Rückkehr an die Börse. Der Eigentümer CVC Capital Partners prüfe für Douglas einen Börsengang und strebe dabei einen Wert von mehr als 7 Milliarden Euro an, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg heute unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Die Beteiligungsgesellschaft prüfe einen möglichen Börsengang des Unternehmens für das kommende Jahr. Dabei habe der Investor den Börsenplatz Frankfurt ins Auge gefasst. Es gebe aber noch keine finale Entscheidung, ob oder wann ein Börsengang von Douglas erfolgen soll, hieß es weiter. CVC habe eine Stellungnahme abgelehnt. Ein Douglas-Sprecher wollte sich auf eine telefonische Anfrage hin nicht äußern.