Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Zurückhaltung an den Börsen US-Inflation und EZB-Sitzung im Blick

Stand: 12.09.2023 22:12 Uhr

An den Aktienmärkten stehen die morgigen US-Inflationsdaten und der EZB-Zinsentscheid im Fokus. Im Vorfeld herrscht daher Zurückhaltung. Auf den positiven Wochenstart folgte prompt ein Kursrücksetzer.

Die kommenden Tage dürften den weiteren Trend an den Börsen bestimmen. Die morgigen Inflationsdaten aus den USA, die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und zum Wochenschluss der große Verfall an den Terminbörsen - "da könnte jedes Engagement am Aktienmarkt verfrüht sein", sagte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Im Vorfeld hielten sich die Anlegerinnen und Anleger daher heute zurück.

An der Wall Street warteten die Börsianer mit Spannung auf die Daten zu den Verbraucherpreisen, von denen sie Rückschlüsse auf den künftigen Zinspfad der US-Notenbank Fed erhoffen. "Die US-Daten sind das wichtigste Ereignis der Woche, weil die Fed so empfindlich auf eingehende Inflationsdaten reagiert", erklärte Adam Cole, Währungsstratege bei RBC Capital Markets.

Die Richtungssuche an den US-Börsen geht damit weiter. Nach der fortgesetzten Erholung zu Wochenbeginn bewegte sich der Leitindex Dow Jones heute kaum und schloss 0,05 Prozent tiefer bei 34.647 Punkten. Der marktbreite S&P 500 verlor 0,56 Prozent. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,04 Prozent abwärts.

Am deutschen Aktienmarkt war es vor allem die bevorstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, die die Anlegerinnen und Anleger zur Vorsicht mahnt. Sie hoffen, dass die Währungshüter eine Pause bei weiteren Zinserhöhungen einlegen wird. Angesichts der weiterhin hohen Inflation im Euro-Raum ist dies aber für viele Experten noch nicht sicher.

"Investoren wollten nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden", meinte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Zurückhaltung sei jetzt das "Motto der Stunde". Auf den positiven Wochenstart folgte daher heute prompt ein Kursrücksetzer. Der DAX ging mit einem Minus von 0,54 Prozent bei 15.716 Punkten aus dem Handel.

Das lag auch an den jüngsten ZEW-Konjunkturdaten, die eher durchwachsen ausfielen. "Der Saldo der Konjunkturerwartungen ist zwar gestiegen, er liegt aber weiterhin im negativen Bereich und so bleibt die konjunkturelle Perspektive getrübt", kommentierten die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Das Barometer zur Einschätzung der aktuellen Lage sank stärker als erwartet um 8,1 auf minus 79,4 Punkte. "So schlechte Werte wurden bisher nur in den ganz großen Krisen wie Covid, Finanzkrise, Platzen der Dot.com Blase, et cetera erreicht", konstatierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Eine schnelle und steile wirtschaftliche Erholung bleibt damit leider ein unwahrscheinliches Szenario."

Update Wirtschaft vom 12.09.2023

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 12.09.2023 09:00 Uhr

Der Euro hat seine Vortagesgewinne derweil wieder abgegeben. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0714 US-Dollar. Am Morgen hatte sie noch etwas höher notiert. Auch die Investoren am Devisenmarkt warten gespannt auf die nächsten Schritte in der Geldpolitik.

Die Ölpreise haben heute merklich zugelegt und neue Zehn-Monats-Hochs erreicht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November kostete 92,28 US-Dollar. Das waren 1,68 Dollar mehr als am Vortag. Mit 92,38 Dollar wurde der höchste Stand seit November erreicht. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Oktober-Lieferung stieg um 1,97 Dollar auf 89,27 Dollar. Die Erdölpreise notieren derzeit in der Nähe ihrer höchsten Stände seit vergangenen November.

Apple wechselt beim neuen iPhone 15 nach EU-Vorgaben für einheitliche Ladebuchsen zum Standard USB-C statt des bisherigen hauseigenen "Lightning"-Formats. Mit der Umstellung werden künftige iPhones mit denselben Kabeln geladen werden können wie die meisten Android-Smartphones, Notebooks oder drahtlose Kopfhörer. Außerdem werden sich die teureren Pro-Modelle der neuen iPhones in diesem Jahr noch stärker von der Standard-Version abheben.

Das iPhone 15 Pro bekommt unter anderem ein Gehäuse aus Titan sowie einen neuen Chip mit stark verbesserter Grafik-Leistung, wie Apple ankündigte. Die teureren Pro-Modelle attraktiver zu machen, ist ein probates Mittel, um in einem schrumpfenden Smartphone-Markt die Umsätze hochzuhalten. Neben dem iPhone 15 stellte Apple heute auch die neue Apple Watch der Serie 9 vor.

Der größte US-Wettbewerbsprozess seit mehr als 20 Jahren hat begonnen. Verhandelt wird über Klagen der US-Regierung und Dutzender Bundesstaaten gegen Google. Dabei geht es um den Vorwurf, der Internet-Konzern behindere Wettbewerber auf unfaire Weise. Google weist die Anschuldigungen zurück. Zuletzt stand in dieser Unternehmensliga der Windows-Gigant Microsoft Ende der 1990er-Jahre wegen einer Wettbewerbsklage vor Gericht. Unter anderem soll darüber verhandelt werden, ob die Vereinbarungen von Google mit Browser-Entwicklern wie Apple (Safari) und Mozilla (Firefox) dem Wettbewerb schaden.

BP-Chef Bernard Looney tritt wegen früherer Beziehungen zu Kollegen mit sofortiger Wirkung zurück. Übergangsweise werde Finanzchef Murray Auchincloss den Vorstandsvorsitz übernehmen, teilte der Ölkonzern in London mit. "Looney hat das Unternehmen heute darüber informiert, dass er in seinen früheren Erklärungen nicht vollständig transparent war." Er habe Beziehungen zu Kollegen nicht vollständig offengelegt.

Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im August erneut weniger Passagier- und Frachtjets ausgeliefert als in den Monaten zuvor. Insgesamt fanden diesmal 35 Maschinen den Weg zu den Kunden, wie aus der Monatsstatistik des Konzerns hervorgeht. Im Juli hatte der Hersteller 43 Flugzeuge ausgeliefert und im Juni 60, nachdem er die Auslieferungen seiner 737-Max-Reihe wegen Produktionsmängeln im April hatte zeitweise unterbrechen müssen. Unterdessen holte der Konzern Bestellungen über 45 neue Flugzeuge herein, dem standen zwei Stornierungen gegenüber.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus bündelt einem Insider zufolge zwei bislang getrennt geführte Kampfflugzeug-Programme. Künftig sollen die Sparte Military Air Systems sowie das Kampfflugzeug-Projekt FCAS gebündelt werden, erfuhr Reuters aus Gewerkschaftskreisen. Ein Airbus-Sprecher sagte dazu, dass gegenwärtig über die Details mit den Sozialpartnern gesprochen werde. Airbus strukturiert derzeit sein Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft um, das Projekt wird unter dem Namen ATOM geführt.

Die Lufthansa treibt den schon länger gehegten Plan einer neuen Fluggesellschaft für Zubringerflüge namens "City Airlines" voran. Das Grundgerüst der im vergangenen Jahr gegründeten Airline stehe mit der Betriebsgenehmigung seit Juni, erklärte Geschäftsführer Marco Zenger in einer internen Information an die Mitarbeitenden, die Reuters vorlag. "Wir sind weiterhin 'on track' und unterwegs in Richtung des operativen Starts von City Airlines." Für Ende dieses Jahres sei die Rekrutierung von Personal geplant. Mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, UFO und Verdi werden demnach Gespräche über Tarifverträge schon geführt oder angestrebt.

Aktien von Oracle brachen nach enttäuschenden Umsatzzahlen um mehr als elf Prozent auf 112 Dollar ein. Seit Jahresbeginn sind die Titel um 55 Prozent gestiegen, da Anleger auf ein boomendes Cloud-Geschäft dank dem Hype um Künstliche Intelligenz (KI) wetteten. Aufgrund der Verluste bei der Konkurrenz gehört auch SAP heute mit einem Minus von 2,18 Prozent zu den Schlusslichtern im DAX.

Der Energiekonzern Total verlängert den Spritpreisdeckel an seinen Tankstellen in Frankreich über das Jahresende hinaus. Um die Kaufkraft der Bevölkerung zu schonen, bleibe der Preis für Benzin und Diesel bei maximal 1,99 Euro pro Liter gedeckelt, solange die Kraftstoffpreise hoch seien, hieß es vom Unternehmen. Total betreibt rund ein Drittel aller Tankstellen in Frankreich. Die Regierung hatte die Energiekonzerne zu einem Preisnachlass an der Zapfsäule aufgerufen.

Der Verkehrstechnik-Konzern Vossloh aus dem SDAX hat seine Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG im Bereich der Schieneninstandhaltung verlängert. Der Umfang des Hochgeschwindigkeits-Schleifens sei für 2024 um 1.000 Kilometer auf mindestens 13.000 Kilometer ausgeweitet worden, so das Unternehmen. Das Schleifverfahren erlaube eine Arbeitsgeschwindigkeit von mehr als 80 Stundenkilometern. Streckensperrungen seien überflüssig. Zum Auftragsvolumen machte Vossloh keine Angaben.

Der Augsburger Panzergetriebe-Hersteller Renk strebt an die Börse. Ziel sei ein Börsengang bis Ende 2023, abhängig von den Marktbedingungen, so das Unternehmen. Renk-Chefin Susanne Wiegand sagte, dies sei der nächste logische Schritt auf dem Wachstumspfad. Geplant sei ein öffentliches Angebot in Deutschland und Privatplatzierungen bei institutionellen Anlegern in anderen Ländern. Der Finanzinvestor Triton, der Renk vor drei Jahren übernommen hatte, wolle sich von bestehenden Anteilen trennen, aber auch nach dem Börsengang Mehrheitseigentümer bei Renk bleiben.

An der Nasdaq sorgte gestern Abend die Tesla-Aktie für Furore, die rund zehn Prozent zulegte. Anleger stiegen in der Hoffnung auf einen Umsatz- und Gewinnschub durch den geplanten Super-Computer Dojo bei Tesla ein. Der für das Training Künstlicher Intelligenzen (KI) für selbstfahrende Autos entwickelte Rechner verschaffe Tesla einen "asymmetrischen Vorteil" gegenüber der Konkurrenz, so die Analysten von Morgan Stanley und stuften die Aktie auf "Overweight" hoch.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. September 2023 um 09:00 Uhr.