Der Schriftzug "New York Stock Exchange" in goldenen Buchstaben unter einem klassizistschen Giebel.
marktbericht

Nach der EZB ist vor der Fed Zinsausblick lockt die Märkte

Stand: 12.09.2024 22:12 Uhr

In der Eurozone sinken die Zinsen - und voraussichtlich auch in den USA. Diese Perspektive half den Aktienmärkten am Donnerstag weiter nach oben.

Die Erwartungen an die Federal Reserve (Fed) werden immer konkreter. Auch die heutigen Daten bestärkten die Prognose, dass die US-Notenbank am kommenden Mittwoch eine "kleine" Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten vornehmen wird. Die Erzeugerpreise in den USA legten im August mit 0,2 Prozent etwas stärker als erwartet zu.

Das genügte den US-Märkten aber für moderate Gewinne. Der Leitindex Dow Jones ging 0,58 Prozent höher bei 41.096 Punkten aus dem Handel.

Zudem ist zuletzt wieder neue Fantasie bei den Technologietiteln aufgekommen - wenn auch verhaltener als vor den jüngsten Verwerfungen. Der Technologieindex Nasdaq 100 gewann 0,97 Prozent auf 19.423 Punkte.

Gestern hatten die US-Aktienmärkte erstaunlich robust auf eine hartnäckig hohe Kerninflation reagiert. Nach frühen Verlusten gingen die großen Aktienindizes höher aus dem Handel - vor allem dank der Gewinne großer Unternehmen aus der Chip-Branche.

Der deutsche Aktienmarkt legte nach freundlichem Start und zwischenzeitlichen Abschlägen nach dem EZB-Zinsentscheid gegen Ende der Sitzung wieder zu. Der DAX ging ein Prozent höher bei 18.518 Punkten aus dem Handel.

Vor der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 14.15 Uhr hatte der deutsche Leitindex schon bis zu 1,4 Prozent im Plus gelegen. Wie erwartet senkten die Währungshüter den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,50 Prozent. Daraufhin setzten Gewinnmitnahmen ein, insbesondere weil der weitere geldpolitische Kurs in Europa ungewiss bleibt.

"Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", erklärte EZB-Chefin Christine Lagarde. Das weitere Vorgehen bleibe von den Daten abhängig. Auch wenn der Zinspfad weiter nach unten weisen dürfte - an der Börse wird ein solcher Mangel an Klarheit wenig geschätzt.

Update Wirtschaft vom 12.09.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 12.09.2024 09:00 Uhr

Der Euro profitierte von dem unsicheren weiteren Zinskurs der EZB. Am späten Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1064 Dollar, 0,5 Prozent mehr als gestern.

Die sinkenden Zinsen in Europa und die Aussicht auf eine erste Zinssenkung der Fed in der nächsten Woche haben den Goldpreis weiter beflügelt. Am Abend notierte eine Feinunze (31,1 Gramm) mit 2.558 Dollar so hoch wie noch nie. Auch in Euro gerechnet erreichte der Preis ein Rekordhoch und stieg erstmals über 2.300 Euro. Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, macht die Aussicht auf fallende Zinsen das Edelmetall attraktiver.

Die Ölpreise erholten sich den zweiten Tag in Folge von jüngsten Verlusten. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte 72,15 Dollar, rund zwei Prozent mehr als gestern. Da ein tropischer Wirbelsturm die Südküste der USA erreicht hat, wurde ein Teil der amerikanischen Ölförderung vorübergehend gestoppt.

Eine neue Nachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) konnte den Anstieg kaum dämpfen. Demnach leidet die Nachfrage unter der Konjunkturflaute in China. In der ersten Jahreshälfte sei die Nachfrage nach Rohöl im Schnitt um 0,8 Millionen Barrel pro Tag gestiegen - deutlich schwächer als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Das Wachstum der Nachfrage in der ersten Jahreshälfte sei so schwach ausgefallen wie seit 2020 nicht mehr, hieß es weiter.

Für die gute Stimmung im US-Technologiesektor sorgten weiterhin Aussagen von Nvidia-Chef Jensen Huang vom Mittwoch. Er hatte auf einer Konferenz der US-Investmentbank Goldman Sachs von einer hohen Nachfrage nach den knappen Chips des KI-Vorreiters berichtet. "In New York ist die KI-Fantasie mit voller Wucht aufs Parkett zurückgekehrt", kommentierte Marktanalyst Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.

Die Aktie von Moderna sackte dagegen in New York auf den tiefsten Stand seit November 2023. Die Umsatzprognose des Impfstoffherstellers für das nächste Jahr lag unter den Markterwartungen. Zudem verschob der BioNTech-Konkurrent das Ziel, die Gewinnschwelle zu erreichen, von 2026 auf 2028. Für Analyst Michael Yee vom Investmenthaus Jefferies ist es allerdings fraglich, ob Moderna über genügend Barmittel verfügt, um dies ohne die Aufnahme von zusätzlichem Eigenkapital zu erreichen. Um profitabel zu werden, will Moderna nun das Forschungs- und Entwicklungsbudget in den nächsten drei Jahren um etwa ein Fünftel zusammenstreichen.

Im späten US-Handel geriet die Aktie von Wells Fargo unter Druck. Die Aufsichtsbehörde OCC erklärte, sie habe Mängel im Zusammenhang mit den Risikomanagementpraktiken der Bank zur Bekämpfung von Finanzkriminalität und den internen Kontrollen zur Bekämpfung von Geldwäsche festgestellt. Das Geldhaus muss deshalb künftig eine Genehmigung einholen, bevor es neue Geschäfte in Bereichen mit mittlerem oder hohem Geldwäsche- oder Sanktionsrisiko aufnimmt. Die Aufsichtsbehörde fordert jedoch keine Geldstrafe.

Im Streit um einen möglichen Stellenabbau bei Volkswagen wollen IG Metall und der Konzern in knapp zwei Wochen zu Verhandlungen zusammenkommen. Die Tarifverhandlungen starteten am 25. September in Hannover, teilten Unternehmen und Gewerkschaft mit. Neben der regulären Entgeltrunde solle dabei auch über die jüngst von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden. Die eigentlich erst ab Oktober geplante Tarifrunde werde daher vorgezogen. VW hatte Anfang September angekündigt, wegen der angespannten Lage seine Sparpläne zu verschärfen und schließt Kündigungen und Werkschließungen nicht länger aus. Die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt.

Die Commerzbank will Insidern zufolge eine mögliche Übernahme durch die italienische Großbank UniCredit abwehren. Das Management habe sich über Strategien ausgetauscht, um die Unabhängigkeit des Geldhauses zu bewahren, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Zwei weiteren Personen zufolge ist das Institut gemäß rechtlichen Verpflichtungen zwar zu Gesprächen bereit, wenn UniCredit ein formelles Angebot vorlegt. Der Vorstand strebe aber einen eigenständigen Kurs an. Zudem verlautete aus Unternehmenskreisen, dass die US-Bank Goldman Sachs als Beraterin beauftragt worden sei, um verschiedene Abwehroptionen auszuloten. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

UniCredit-Chef Andrea Orcel bekräftigte derweil das Interesse an einem möglichen Kauf. Die Übernahme der Commerzbank sei eine Option, sagte er dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Er betonte aber auch, dass die Bank bei der weiteren Vorgehensweise flexibel sei. So könne der Anteil auch erhöht oder reduziert werden. Er sehe dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind sehr geduldig."

Bayer hat in den Rechtsstreitigkeiten um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter in den USA einen weiteren Fall für sich entschieden. Eine Geschworenen-Jury habe in Philadelphia zu Gunsten des Agrarchemie- und Pharmakonzerns geurteilt, teilte das DAX-Unternehmen in der Nacht mit. Bayer habe damit 14 der letzten 20 Fälle gewonnen. Die Glyphosat-Klagewelle hat Bayer schon viele Milliarden Euro gekostet. Mittlerweile hofft das Unternehmen perspektivisch auf eine Grundsatzentscheidung des höchsten US-Gerichts.

Der Wissenschaftsverlag Springer Nature peilt noch für dieses Jahr einen Anlauf an die Frankfurter Börse an. In Abhängigkeit von den Marktbedingungen könnte der Börsengang voraussichtlich bis Ende 2024 abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen mit. Das Angebot soll aus Aktien aus einer Kapitalerhöhung von 200 Millionen Euro und dem Verkauf bestehender Aktien aus dem Bestand von BC Partners bestehen. Der Mehrheitseigner, die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (HPG), wolle zum Zeitpunkt des Börsengangs keine Aktien veräußern. Es werde erwartet, dass der angestrebte Streubesitz groß genug sein werde, um einen liquiden Markt für die Aktien von Springer Nature zu schaffen.

Ebenfalls noch 2024 könnte erstmals seit acht Jahren wieder ein Biotechunternehmen in Deutschland an die Börse gehen. Pentixapharm, eine Tochter des Medizintechnikkonzerns Eckert & Ziegler, plant voraussichtlich im vierten Quartal den Gang an den streng regulierten Prime Standard der Deutschen Börse. Pentixapharm hat sich auf die Entwicklung von Radiopharmazeutika, darunter zur Behandlung von Blutkrebs, spezialisiert. Das fortgeschrittenste Projekt befindet sich bereits in der letzten Phase der klinischen Entwicklung. Das Unternehmen wurde 2019 gegründet und zählt rund 80 Beschäftigte. Das SDAX-Unternehmen Eckert & Ziegler will sich auf sein Kerngeschäft - die Produktion von Isotopen - konzentrieren.

Der Chipindustrieausrüster Aixtron sieht im Fortschritt von Infineon bei der Fertigung von Halbleitern auf Galliumnitrid-Basis (GaN) seine Erwartung eines starken Marktwachstums untermauert. Der Chiphersteller hatte gestern mitgeteilt, 300-Millimeter-GaN-Wafer auf einer Pilotlinie in der bestehenden 300-Millimeter-Siliziumproduktion hergestellt zu haben. Das hatte an der Börse zu reichlich Fragen mit Blick auf Aixtrons Produktangebot geführt. Aixtron betonte auf Anfrage, dass an Maschinen zur Fertigung von 300-Millimeter-Wafern gearbeitet werde und Pilotanlagen bei einigen Kunden stünden.

Die Leasing-Tochter der China Development Bank hat Airbus einen Großauftrag erteilt. 80 Flugzeuge des Typs A320neo seien bestellt worden, hieß es in einer Mitteilung an die Hongkonger Börse. Die Auslieferung der Maschinen soll ab 2030 beginnen und bis 2032 abgeschlossen sein. Mit dem Kauf will das Unternehmen die Flottenzusammensetzung seiner Luftfahrtsparte optimieren und den Anteil hocheffizienter Flugzeuge der nächsten Generation erhöhen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. September 2024 um 09:00 Uhr.