Gewinne im US-Leitindex Dow Jones auf Rekordhoch
Solide Konjunkturdaten, in Aussicht stehende Zinssenkungen und ein zumindest auf den zweiten Blick erfolgreicher Quartalsbericht von Nvidia bescherten dem Leitindex Dow Jones eine neue Bestmarke.
An der Wall Street stand am Ende des Tages ganz der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, im Fokus der Investoren. Der Dow erreichte im Verlauf bei 41.577 Punkten wie schon am Vortag ein erneutes Rekordhoch. Am Ende ging der Index dann unter Tageshoch bei 41.335 Zählern um 0,59 Prozent höher aus dem Markt.
Die technologielastige Nasdaq und der marktbreite S&P-500-Index konnten anfänglich höhere Gewinne allerdings nicht behaupten. Hier nahmen die Investoren im Verlauf Gewinne mit. Der S&P-500 schloss bei 5.591 Zählern nahezu unverändert, die Nasdaq rutschte am Ende leicht um 0,23 Prozent ins Minus. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gab 0,13 Prozent nach.
Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr einer aktualisierten Berechnung zufolge noch stärker gewachsen als bisher angenommen. Wie das Handelsministerium in Washington heute mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut zweiter Schätzung um 3,0 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die erste Schätzung von Ende Juni wurde damit um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert.
Die Anpassung geht laut Ministerium vor allem auf gestiegene Verbraucherausgaben zurück. Analysten hatten zuvor nicht mit einer Anpassung der ersten Schätzung gerechnet. Die deutliche Zunahme des BIP folgt einem ersten Quartal mit einem deutlich schwächeren Wachstum um 1,4 Prozent
"Die Konjunktur wird in absehbarer Zeit nicht in eine Rezession abrutschen, und das ist gut für den Aktienmarkt", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota.
Auch an der Wall Street stand, wie zuvor schon in Europa, die Diskussion um die Nvidia-Zahlen im Vordergrund. Ein Aktien-Stratege verwies wie viele andere auf die hohen Erwartungen nach bislang stets "überwältigenden Zahlen" von Nvidia.
Der starke Kursanstieg der Aktie von 150 Prozent seit Jahresbeginn habe auch die gesamte Börsenrally mit angetrieben, erinnerte er. Nun aber sei die Messlatte für ein erneutes Übertreffen der gestiegenen Ansprüche unerreichbar hoch gewesen, sodass die allgemeine positive Börsenstimmung letztlich nicht unter dem Verfehlen dieser Ansprüche leide.
Die Aktie von Nvidia gab zwar um rund 6,3 Prozent noch deutlich nach, doch der erwartete Ausverkauf bei den Technologiewerten blieb aus. Im Gegenteil, die Titel von Branchenriesen wie Microsoft, Apple und Meta legten zu, wobei Apple und Microsoft auch im Dow Jones enthalten und dort die größten Schwergewichte sind.
"Die Ängste im Vorfeld des Nvidia-Berichts haben sich aufgelöst und wir erleben gerade eine Erleichterungsrally", erläuterte Jay Hatfield, Portfoliomanager bei InfraCap.
Übergeordnet gehört zum guten Börsenumfeld in New York derzeit natürlich die Erwartung alsbald fallender Zinsen, wie dies Notenbankchef Jerome Powell am vergangenen Freitag in Aussicht gestellt hatte. Dabei geht es aktuell darum, ob die Fed eine große Zinssenkung von 50 Basispunkten, oder, wie üblich, um 25 Basispunkte verkünden wird auf ihrer nächsten Sitzung am 18. September.
"Für den Markt, der in seinen normalerweise schlechtesten Monat eintritt und wahrscheinlich eine volatile Phase bis zur US-Wahl anstrebt, wird dies eine große Rolle spielen, so der Experte. Wilson weist aber darauf hin, dass eine Senkung des Leitzinses um 0,5 Prozent von den Anlegern auch negativ interpretiert werden könnte: "Normalerweise bedeutet eine Senkung um 50 Basispunkte eine ernsthafte wirtschaftliche Schwäche."
Auch andere Experten hatten zum Wochenstart bereits vor zu starken Zinssenkungen und damit verbunden vor langfristig negativen Inflationseffekten gewarnt. Führende Notenbanker deuteten zuletzt eine Senkung um 25 Basispunkte am 18. September an, was der üblichen Vorgehensweise der Fed in einem Zinszyklus entspräche.
Der DAX hat heute im Zinsrausch ebenfalls neue Höhen erklommen. Der deutsche Leitindex erreichte am Vormittag bei 18.936 Punkten ein Allzeithoch und rückte damit weniger als ein halbes Prozent vor die nächste Tausendermarke bei 19.000 Zählern. Der Schlussstand lag am Ende bei 18.912 Punkten nur leicht darunter, ein Tagesgewinn von 0,69 Prozent. Damit setzt der Index seine zinsgetriebene Aufwärtsbewegung der letzten Tage fort. Die alte Bestmarke vom Mai dieses Jahres hatte bei 18.893 Zählern gelegen.
Mit dem Rekordhoch krönte der DAX eine fast vierwöchige Erholungsrally, die ihn von gut 17.000 Punkten Anfang des Monats um elf Prozent nach oben getragen hatte. Die charttechnisch argumentierenden Experten von HSBC sehen jetzt ein Kurspotenzial bis auf 20.000 Punkte. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg um 1,17 Prozent auf 25.508 Punkte.
Frische Nahrung bekam die derzeitige Zinshausse durch neue Inflationsdaten. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft in der EU, sind die Verbraucherpreise im August um 1,9 Prozent gestiegen und blieben damit erstmals seit dem Jahr 2021 unter der von der Europäischen Zentralbank (EZB) als inflationsneutral definierten Zielmarke von 2,00 Prozent. Dadurch steigt nun der Druck auf die EZB, die Zinsen weiter zu senken.
Ein Szenario, das an der Börse natürlich gut ankommt, werden Aktien dadurch gegenüber Rentenpapieren doch attraktiver. Zudem sinken die Refinanzierungskosten der Unternehmen.
"Für die Verbraucher in Deutschland ist die Inflation kein Thema mehr, das Inflationstrauma wird langsam überwunden...Nun muss die Europäische Zentralbank einschätzen, ob der Inflationsgeist auch weiterhin in der Flasche bleibt. Hier ist trotz der guten Zahl für den August Vorsicht geboten: Ende des Jahres werden die Inflationsraten absehbar wieder leicht ansteigen", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.
Die aktuell eher von den USA ausgehende Zinsfantasie wird dadurch an den Kapitalmärkten nochmals kräftig angeheizt. Zudem "nährt die Hausse die Hausse", wie ein altes Börsensprichwort sagt - will heißen, dass die Anleger zugreifen, um einen Aufschwung nicht zu verpassen, was die Kurse immer weiter treibt.
Durchwachsene Reaktionen auf die gestern nach US-Börsenschluss vorgelegten Nvidia-Geschäftszahlen ließen heute die Anleger in der europäischen Halbleiterbranche kalt. Große Branchentitel wie STMicroelectronics, Infineon und der Anlagenbauer ASML verbuchten Kursgewinne Infineon gehörten mit einem Plus von über 1,5 Prozent zu den größten DAX-Gewinnern.
Im DAX markierte Indexschwergewicht SAP zudem ein neues Rekordhoch bei 199,34 Euro. Das alte Hoch bei 199,18 Euro wurde damit knapp übertroffen. SAP schlossen bei 198,44 Euro um 1,56 Prozent höher.
Die Kursreaktionen passten aber zur aktuellen Diskussion um die gestrigen Zahlen des KI-Platzhirsches. Denn spätestens auf den zweiten Blick zeigte sich heute, dass weiter eine solide Nachfrage für Nvidias besonders KI-fähige-Halbleiter erwartet wird. "Die Aktie war nachbörslich schwach, aber die Story bleibt solide", lautete das Fazit von Bernstein-Analyst Stacy Rasgon.
"Bei einem weiterhin sagenhaften Umsatzwachstum von 122 Prozent und einem Gewinnwachstum von 168 Prozent im Jahresvergleich und damit neuen Rekorden von einer Enttäuschung zu sprechen, fällt schwer", kommentierte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. "Aber es geht um den Chipdesigner Nvidia, der bislang fast alle Flüsterschätzungen der auch noch so großen Optimisten übertroffen hat."
Die Ölpreise weiteten ihre Gewinne heute aus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 78,92Dollar, gut 1,9 Prozent mehr als am Mittwoch, während der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sogar um 2,2 Prozent auf Dollar auf 76,02 Dollar anzog.
Für August zeichnet sich trotz der aktuellen Stabilisierung ein leichter Rückgang der Ölpreise ab, obwohl die US-Lagerbestände wiederholt gesunken sind, die Spannungen im Nahen Osten zugenommen haben und die libysche Ölproduktion zuletzt um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist.
"Sorgen um die Nachfrage aus Festlandchina lasten weiterhin auf den Ölmärkten, zumal es keine glaubwürdigen Anzeichen für eine Erholung gibt", sagte Priyanka Sachdeva, leitende Marktanalystin beim Broker Phillip Nova in Singapur. "Dennoch werden die libyschen Produktionsunterbrechungen inmitten geopolitischer Risiken die Ölmärkte weiterhin in Atem halten."
Spekulationen auf weitere Zinssenkungen in der Euro-Zone nach deutschen den Inflationszahlen belasteten die Gemeinschaftswährung. Der Euro fiel im europäischen Geschäft in der Spitze auf ein Tagestief von 1,1073 Dollar, zuletzt wurden im US-Handel 1,1076 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1088 (Mittwoch: 1,1117) Dollar fest.
Mittelfristig liegt der Euro damit aber weiter auf einem relativ hohen Niveau. Seit dem im April erreichten Jahrestief von 1,06 Dollar wertete der Euro im Vergleich zum Dollar um knapp fünf Prozent auf. Die Notenbank hatte im Juni die Zinswende nach unten vollzogen, als sie den Zinssatz von 4,50 auf 4,25 Prozent drückte.
"Der Renditevorteil der USA gegenüber der Eurozone, der in den letzten Wochen deutlich kleiner geworden ist und dem Euro einen Schub verpasst hat, könnte wieder zunehmen", hieß es bei der Helaba . "Unterstützungen zeigen sich um 1,11, bei 1,1047 und an der 21-Tagelinie bei 1,1025."
Die an den Finanzmärkten stark beachtete Zahl der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist zuletzt leicht gesunken. In der vergangenen Woche stellten 231.000 Bürger einen Antrag auf staatliche Unterstützung, wie das US-Arbeitsministerium am Nachmittag mitteilte. Befragte Experten hatten mit 232.000 gerechnet, nach 233.000 in der vorangegangenen Woche. Der nicht so stark schwankende Vier-Wochen-Schnitt sank um fast 5000 auf 234.500.
Kritisch wird es erst ab einer Zahl von rund 270.000 Anträgen, womit Experten zufolge eine negative Trendwende am Arbeitsmarkt signalisiert wird. Ein überraschend niedriger Stellenzuwachs hatte Anfang August an den Finanzplätzen die Angst vor einer Rezession in den USA genährt, die sich aber im Zuge positiver Konjunkturdaten zuletzt wieder gelegt hat.
Der angeschlagene Immobilieninvestor Adler Group hat im ersten Halbjahr einen Verlust von über einer halben Milliarde Euro angehäuft. Gestiegene Zinsaufwendungen und eine Abwertung des Immobilienportfolios sorgten für einen Nettoverlust von 507 Millionen Euro. Vor Jahresfrist stand indes noch ein Minus von knapp über einer Milliarde Euro in den Büchern.
Der Essenslieferdienst Delivery Hero will seine rasant wachsende Marke Talabat an die Börse in Dubai bringen. Derzeit werde eine Erstnotiz für das vierte Quartal vorbereitet, teilte das im MDAX notierte Unternehmen heute in Berlin mit. Danach will Delivery Hero die Mehrheit an Talabat behalten. An der Börse sorgten die Ankündigung und das Zahlenwerk zum ersten Halbjahr für gute Stimmung, dier Aktie legte deutlich um 12,2 Prozent zu und stand an der Indexspitze.
Paukenschlag beim Krisen-Konzern Thyssenkrupp: Der Chef des Aufsichtsrats der Stahltochter, Sigmar Gabriel, kündigte nach Xetra-Schluss seinen Rücktritt an. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Konzern-Chef Miguel Lopez und dem Konzern-Aufsichtsratschef, Siegfried Russwurm, sei nicht mehr möglich, sagte Gabriel.
Weitere drei Mitglieder des Aufsichtsrats wollten ebenfalls abtreten. Auch Stahl-Chef Bernhard Osburg und weitere Mitglieder des Stahl-Vorstands würden ihre Posten niederlegen. Lopez hatte im Streit um die Zukunft der Stahlsparte Osburg öffentlich kritisiert.
Lopez will die Produktionskapazitäten wegen der schwachen Nachfrage reduzieren und das Stahlgeschäft in ein 50:50-Joint Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky auslagern. Die Arbeitnehmervertreter befürchten den Verlust Tausender Jobs.
Lopez streitet auch mit Stahlchef Osburg über die Höhe der Mitgift, die der Mutterkonzern der Tochter auf die Reise in die Eigenständigkeit geben soll. Stahl-Aufsichtsratschef Gabriel hatte jüngst erklärt, die Sparte sehe einen Finanzierungsbedarf, der um rund 1,3 Milliarden Euro über dem liege, was der Konzern biete.
Fluggäste des Lufthansa-Ferienfliegers Discover müssen sich auch am Wochenende auf streikbedingte Ausfälle einstellen. Die Streiks würden bis einschließlich Sonntag fortgesetzt, teilte die Vereinigung Cockpit (VC) mit. Ursprünglich hätte der am Dienstag begonnene Ausstand am Freitag enden sollen. Mit dem Schritt wolle VC seine Entschlossenheit im aktuellen Tarifkonflikt demonstrieren.
"Die weitere Eskalation der Spartengewerkschaft VC ist völlig inakzeptabel und ohne jedes Maß", teilte Discover Airlines mit. Ein sechstägiger Streik in der intensivsten Reisezeit des Jahres sei verantwortungslos.
Gute Geschäfte in den USA geben Europas größter Optikerkette Fielmann Schub. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um elf Prozent auf 1,081 Milliarden Euro. Dabei entfiel mehr als die Hälfte des Wachstums auf einen Zukauf in den USA. Fielmann habe zudem von einer leicht verbesserten Konsumstimmung in Europa profitiert. Das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte um 14 Prozent auf 237 Millionen Euro.
Nokia-Aktien waren heute gefragt. Der finnische Netzwerkausrüster erwägt Kreisen zufolge die Trennung von seinem Mobilfunknetz-Geschäft. Das finnische Unternehmen lote mit Beratern mögliche Optionen aus, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg heute mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen.
Zu den durchgespielten Szenarien zählten eine Ausgliederung, ein teilweiser oder vollständiger Verkauf der Sparte ebenso wie ein Zusammenschluss in dem Geschäftsbereich mit der Konkurrenz. Nokia kämpft seit Jahren mit starken Wettbewerbern, wie Huawei. Die Sparte könnte den informierten Personen zufolge mit 10 Milliarden US-Dollar (9 Mrd Euro) bewertet werden.
Samsung habe bereits Interesse bekundet, einen Teil der Vermögenswerte zu übernehmen, hieß es in den Kreisen weiter. Für den Konzern könnte es von Interesse sein, auf diesem Weg sein Funknetz auszubauen, das Mobiltelefone mit der Telekommunikationsinfrastruktur verbindet. Ein Samsung-Sprecher habe den Bericht nicht kommentieren wollen, schrieb die Agentur.
Gestützt auf den Erfolg neuer Produkte mit Künstlicher Intelligenz (KI) hat Salesforce Umsatz und Ertragskraft gesteigert. Daraufhin hob der SAP-Rivale seine Gesamtjahresziele teilweise an. Mit der Umsatzprognose für das angelaufene Quartal blieb das Unternehmen allerdings hinter den Markterwartungen zurück. Die bereinigte operative Marge habe im abgelaufenen Quartal mit 33,7 Prozent einen Rekordwert erreicht. Die Erlöse seien währungsbereinigt um überraschend deutliche neun Prozent auf 9,33 Milliarden Dollar gewachsen.
Eine steigende Nachfrage nach Computern und Künstlicher Intelligenz (KI) hat HP wieder wachsen lassen. Im dritten Quartal wuchs der Umsatz um 2,4 Prozent auf 13,52 Milliarden Dollar. Damit verzeichnete der Konzern erstmals ein Umsatzwachstum nach acht rückläufigen Quartalen in Folge. "Wir sind zufrieden mit unserer Rückkehr zum Umsatzwachstum und stolz auf die Innovationen, die wir im Quartal geliefert haben", sagte Konzernchef Enrique Lores. Dazu zähle auch die Einführung der nächsten Generation von KI-fähigen Computern.