Geschäft der Optiker Warum der Brillenhandel online so schwierig ist
Fielmann, Apollo & Co. dominieren den deutschen Optikermarkt, kleine Betriebe haben es schwerer. Und mal eben das Geschäfts ins Internet zu verlagern, funktioniert offensichtlich auch nicht.
In vielen Innenstädten sind Optiker-Geschäfte oft nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Kein Wunder, denn die Nachfrage ist hoch: Zwei Drittel der Deutschen tragen eine Brille auf der Nase.
Doch wer schon mal auf der Suche nach einer Brille war, weiß: Beratung ist wichtig. Unternehmen, die versuchen, Brillen online zu verkaufen, haben es deshalb nicht leicht.
Das musste auch der Berliner Optiker Mister Spex feststellen. 2007 als reiner Onlineshop gestartet, eröffnete Mister Spex zwar eigene Filialen, um etwa den Sehtest vor Ort anbieten zu können. Doch bis heute schreibt das Unternehmen hohe Verluste.
Sparprogramm wird kritisch beäugt
Mister Spex kündigte jetzt ein Sparprogramm an. Alle acht Filialen außerhalb Deutschlands sollen schließen und rund 160 Jobs abgebaut werden.
An der Börse sind viele Experten trotzdem skeptisch - auch Stefan Riße, Kapitalmarktstratege von Acatis: "Das Konzept von Mr. Spex scheint erst einmal gescheitert. Derzeit sieht es nicht danach aus, als würde man das Optikergeschäft mal eben so ins Internet verlagern können."
Seit dem Börsengang von Mr. Spex vor drei Jahren hat die Aktie rund 90 Prozent an Wert verloren. Firmengründer Dirk Graber hat Ende Juli das Unternehmen als Chef verlassen. Ein neuer Vorstand soll jetzt den Brillenhändler wieder auf Kurs bringen.
Der Platzhirsch expandiert
Ganz anders sieht die Entwicklung im stationären Handel aus. Die Umsätze der Optikerbranche liegen längst über dem Vor-Corona-Niveau. Platzhirsch in Deutschland ist Fielmann mit 619 Läden.
Einst warb der Optiker-Riese mit dem Werbeslogan "Die Brille zum Nulltarif" für die sogenannte Kassenbrille. Trendige Modelle wurden von der Krankenkasse ohne Zuzahlung übernommen. Hierzulande wird mittlerweile jede zweite Brille bei Fielmann gekauft.
Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg erwartet im ersten Halbjahr vor Steuern einen Gewinn von rund 125 Millionen Euro, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Fielmann ist auch im Ausland aktiv - zum Beispiel in den USA. Besonders lukrativ sind teure Gleitsichtbrillen, hier sind die Gewinnmargen hoch.
Kleine Betriebe haben das Nachsehen
Während große Ketten profitieren, zeigt sich beim Blick auf die kleineren Fachgeschäfte ein anderer Trend. Aktuell finde eine Konsolidierung am Markt statt, erklärt Thomas Heimbach. Er sitzt im Vorstand beim Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA).
"Mittlere und großen Filialisten wachsen stärker, kleine inhabergeführte Betriebe, wo der Inhaber vielleicht schon auf die 70 zugeht und keinen Nachfolger findet, die schließen", so Heimbach.
Laut Branchenverband ist die Zahl der Fachgeschäfte 2023 bundesweit um 100 auf 11.000 gesunken. Die größte Herausforderung sehen viele Betriebe aktuell im Fachkräftemangel. Sie wollen junge Menschen für den Optiker-Beruf gewinnen. Doch auch insgesamt müsse Branche flexibler werden, meint Heimbach.