Steigender Dax-Kurs auf einer Anzeigetafel im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse.
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Nach dem Aus der Ampel DAX holt Verluste wieder auf

Stand: 07.11.2024 16:08 Uhr

Die Anleger bleiben im Wechselbad der Gefühle. Nach dem Schock um Donald Trump gestern folgt heute die Hoffnung auf eine neue Bundesregierung. Der DAX macht kräftig Boden gut.

Die Börsen stehen weiter ganz im Zeichen der Politik. Nachdem gestern die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten für Tristesse gesorgt hatte, reagieren die Marktakteure heute hocherfreut auf das Ende der Berliner Ampel-Koalition. Denn Marktbeobachter verbinden mit dem Aus der Ampel-Koalition in Berlin die Hoffnung auf eine fiskalpolitische Unterstützung für die angezählte deutsche Konjunktur. Auf Erholungskurs gehen dabei die am Vortag abgestraften Automobilaktien.

War der DAX gestern noch im Verlauf bis auf 19.007 Punkte abgesackt, steht der deutsche Leitindex aktuell um rund zwei Prozent höher um die Marke von 19.400 Punkten am Tageshoch. Er wetzt damit seine Scharte vom Vortag zwar aus, kann das gestrige Tageshoch bei 19.563 Punkten aber nicht erreichen. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte legt 1,1 Prozent zu.

Dabei war gestern die Stimmung am deutschen Aktienmarkt noch ausgesprochen schlecht gewesen. Aus Furcht vor US-Handelshemmnissen hatte der DAX 1,1 Prozent auf 19.039 Punkte verloren. Donald Trump hatte angekündigt, Produkte aus China mit einem Strafzoll von 60 Prozent sowie Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit zehn bis 20 Prozent zu belegen. Der europäische Auswahlindex EuroStoxx50 verlor 1,4 Prozent.

Ökonomen sehen das Ende der Ampel-Koalition gelassen, es überwiegen positive Reaktionen. Zentrale Forderung von Verbänden und Ökonomen nach dem Ende der Koalition sind Neuwahlen - und das möglichst bald. "Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend", schrieb Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel. Nun bestehe die Chance eines "ökonomischen und politischen Aufbruchs".

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing forderte ebenfalls zügige Reformen und einen stabilen Rahmen für die Finanzierung von Investitionen in der Wirtschaft. Deutschland könne sich keinen Stillstand mehr erlauben. "Jeder Monat mit fehlenden Reformen wird später nichts anderes als ein fehlendes Wachstumsjahr sein", schrieb er auf LinkedIn. Jetzt gehe es darum, eine stabile und zukunftsorientierte Regierung zu bilden.

Neben den beiden dominierenden politischen Themen werden die Anleger auch den heutigen Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Abend im Blick haben. Ökonomen erwarten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte in eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Der Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen dürfte sich wohl nicht unmittelbar auf die Entscheidung auswirken. Mittelfristig könnte der Wahlsieg jedoch starke Auswirkungen auf die US-Geldpolitik haben.

"Niedrigere Unternehmenssteuern und höhere Zölle haben auch Implikationen für die US-Geldpolitik", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. So würden niedrigere Steuersätze das Wachstum befördern und höhere Zölle die Inflation antreiben. "Käme es so, müsste auch die US-Notenbank Fed von ihren geplanten Zinssenkungen Abschied nehmen", schreibt Gitzel.

Spannend dürfte für die Börse auch die anschließende Pressekonferenz der Fed werden, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. "Denn hier wird Jerome Powell nicht darum herumkommen, Fragen zur Auswirkung von Trumps Wahlprogramm auf Wirtschaft, Inflation und Geldpolitik zu beantworten. Auch Fragen zu Powells Zukunft selbst sind durchaus zu erwarten."

Die von der Notenbank als Indikator für den Arbeitsmarkt beobachteten wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen derweil leicht höher und wie erwartet aus. Die Hilfsanträge legten um 3.000 auf 221.000 zu, wie das Arbeitsministerium am Nachmittag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit 222.000 Anträgen gerechnet. Der Wert für die Woche zuvor wurde leicht nach oben revidiert, um 2.000 auf 218.000.

Gestern hatte der Wahlsieg Trumps die US-Anleger euphorisiert und die Wall Street auf einen Höhenflug geschickt. Alle drei großen US-Indizes sprangen auf Rekordhochs, der Dow Jones schloss 3,6 Prozent höher auf 43.729 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte drei Prozent auf 18.983 Zähler vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 2,5 Prozent auf 5.929 Stellen zu.

Heute knüpfen besonders die Technologiewerte an den Rekordlauf des Vortages an, wenn auch in kleineren Schritten. Die Nasdaq steigt um gut 0,7 Prozent. Der Dow Jones steht zwar leicht im Minus, hat aber zunächst ebenfalls bei bisher 43.806 Punkten eine weiteres Rekordhoch markiert. Der S&P-500-Index steigt gut 0,4 Prozent. Damit stellen alle großen US-Indizes erneut Bestmarken auf.

Umgekehrte Welt auch am Devisenmarkt, wo der Euro die Verluste des Vortages aufholt. Aktuell werden 1,0796 Dollar bezahlt, gut ein Cent mehr als gestern im Tief. Nach dem Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen war der Euro zeitweise unter 1,07 Dollar gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit etwa vier Monaten. Am Devisenmarkt richtet sich der Fokus im Tagesverlauf aber wieder stärker auf die Geldpolitik. Am Rohstoffmarkt fällt das Öl leicht zurück, der Goldpreis erholt sich von den Verlusten des Vortages und steigt gut ein Prozent.

Rheinmetall steuert aufgrund der gestiegenen Rüstungsausgaben der westlichen Staaten nach dem russischen Überfall auf die Ukraine auf Rekordkurs. Die Aktie gewinnt am Nachmittag fast sieben Prozent und steht an der DAX-Spitze.

Der Umsatz kletterte nach neun Monaten um 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang kletterte auf über 21 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte nun eine Höhe von insgesamt rund 52 Milliarden Euro.

Der Ingolstädter Autobauer Audi steht einem Medienbericht zufolge vor einem Stellenabbau. Mittelfristig sollten hauptsächlich im indirekten Bereich Jobs gestrichen werden, allein in der Entwicklung gehe es um mehr als 2.000 Arbeitsplätze, berichtete das "Manager Magazin" unter Berufung auf Insider.

Die Zielgröße im indirekten Bereich liege bei einem Abbau von rund 15 Prozent, das wären allein in Deutschland etwa 4.500 Jobs. Die Volkswagen-Tochter bestätigte, dass derzeit der Vorstand mit dem Betriebsrat verhandle, äußerte sich aber nicht zur Zahl der möglicherweise betroffenen Stellen.

Wirbelstürme und andere Katastrophen haben den weltgrößten Rückversicherer Munich Re im dritten Quartal mehr als doppelt so viel gekostet wie ein Jahr zuvor. Die Großschäden in der Rückversicherung summierten sich auf 1,6 Milliarden Euro. Am teuersten schlug mit einer halben Milliarde Euro Hurrikan "Helene" in den USA zu Buche. Im dritten Quartal verdiente die Munich Re wegen der hohen Schäden unter dem Strich 930 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.

Gestiegene Absatzmengen und Einsparungen haben dem Spezialchemiekonzern Lanxess zu einem Ergebnissprung verholfen. Das Betriebsergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen stieg im dritten Quartal um mehr als 45 Prozent auf 173 Millionen Euro. Der Umsatz lag mit 1,598 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums, denn Gegenwind kam von niedrigeren Verkaufspreisen.

In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Umsatz des Windturbinenhersteller Nordex um 14 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Das Ebitda verbesserte sich deutlich auf 189 Millionen Euro. Hier war im Vorjahr ein Verlust von 67 Millionen Euro angefallen. Die Ebitda-Marge liegt bei 3,7 Prozent. Im dritten Quartal verbesserte sich die Marge dabei von 0,1 auf 4,3 Prozent.