Wachstum wie noch nie Rüstungsboom beschert Rheinmetall mehr Umsatz
Rheinmetall profitiert von gestiegenen Rüstungsausgaben der westlichen Staaten nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. In den kommenden Jahren könnte der Umsatz um mehrere Milliarden Euro steigen.
Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall profitiert weiter vom Rüstungsboom, der in westlichen Staaten durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde: "Wir erleben ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger heute bei der Vorstellung der Ergebnisse für das dritte Quartal. Der Manager, dessen Vertrag erst am Vortag um fünf Jahre verlängert worden war, sieht Rheinmetall nun auf dem Weg zum "globalen Rüstungschampion".
Der Umsatz des Düsseldorfer Konzerns kletterte nach neun Monaten um 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang stieg auf über 21 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand erreichte nun eine Höhe von insgesamt rund 52 Milliarden Euro. Nur in seinem zivilen Geschäft etwa mit der Autoindustrie musste der Konzern einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen.
2026 geplanter 14 Milliarden Euro Umsatz
Papperger bekräftigte, der Konzern werde 2024 seine Ziele erreichen. Diese sehen einen Umsatz von rund zehn Milliarden Euro und eine operative Gewinnmarge zwischen 14 und 15 Prozent vor - bei der Marge geht Rheinmetall nun aber davon aus, mit rund 15 Prozent das obere Ende der Spanne zu erreichen.
Und auch mittelfristig sieht Rheinmetall Wachstum. Für das Jahr 2026 erwartet der Konzern einen Umsatz zwischen 13 und 14 Milliarden Euro, hatte er angekündigt. In einigen Jahren seien auch 20 Milliarden Umsatz drin.
Geschäfte mit NATO-Partnern
Helfen könnte dabei auch ein Großauftrag aus den USA: Rheinmetall setzt auf den Zuschlag für die Entwicklung eines Nachfolgers des US-Schützenpanzers Bradley, das Projekt könnte ein Volumen von mehr als 45 Milliarden Dollar haben. Zudem hat Rheinmetall jüngst den US-Zulieferer Loc Performance übernommen, um das Geschäft mit dem amerikanischen Militär auszubauen. "Durch die Übernahme von Loc Performance weitet der Konzern sein Geschäft mit dem US-Militär aus, vergrößert seine industrielle Basis in den USA und schafft weitere Zugänge für seine Technologien in Nordamerika", hieß es damals.
Und auch in anderen westlichen Ländern ist der Rüstungskonzern aktiv: So will Rheinmetall zusammen mit dem Partner Leonardo in einem Gemeinschaftsunternehmen Panzer bauen. Aufträge mit einem Volumen von über 20 Milliarden Euro durch die italienischen Streitkräfte stehen dabei ins Haus. Und auch die Nachfrage der Bundeswehr bleibt hoch.
"Rheinmetall wird gebraucht, das zeigen unsere zahlreichen Auftragserfolge", sagte Papperger. "Wir haben Großaufträge in unserer Pipeline, die uns in den kommenden Jahren weiter steigende Umsätze sichern", betonte er. Zusätzlich baue Rheinmetall neue Werke, weite die Kapazitäten massiv aus und leiste sich strategische Akquisitionen.
Zwei Prozent des BIP für Verteidigung reicht nicht
Auch eine neue Studie des ifo-Instituts bekräftigt die Notwendigkeit von weiter steigenden Verteidigungsausgaben - gerade angesichts des Wahlsiegs von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl: "Die europäischen Länder müssten ihre Anstrengungen deutlich erhöhen, weil die Etats über Jahre hinweg zu niedrig waren, um eine adäquate Verteidigungsfähigkeit aufzubauen", sagte ifo-Forscher Florian Dorn.
"Da Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der NATO in den letzten drei Jahrzehnten stets verfehlt hat, klafft heute eine Lücke von rund 230 Milliarden Euro an notwendigen Verteidigungsinvestitionen", erläuterte Dorn. Es gebe also Nachholbedarf. Für Italien betrage die Lücke etwa 120 Milliarden Euro, die notwendig wären, um das Zwei-Prozent-Ziel zurückgerechnet auf die vergangenen 30 Jahre zu erreichen. Im Fall von Spanien wären es laut ifo über 80 Milliarden Euro in heutigen Preisen.
Zur nachhaltigen Erhöhung der Verteidigungskapazitäten ist laut Dorn ein glaubwürdiger Plan notwendig, ohne dabei die Haushaltsstabilität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Wie hoch die Ausgaben für Verteidigung langfristig steigen müssten, hänge auch davon ab, wie gut und effektiv die vorhandenen Ressourcen in Europa genutzt werden. Bis eine erhöhte Effizienz und gemeinsame Strukturen in Europa Früchte trügen, müsste man allerdings bei der aktuellen geopolitischen Lage in höhere Verteidigungsausgaben investieren.