Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Gold auf Rekordhoch Angst vor Zollkrieg bringt Wall Street ins Wanken

Stand: 13.03.2025 21:33 Uhr

An den Börsen haben sich die Wirtschaftssorgen mit Wucht zurückgemeldet. Nach neuen Aussagen von US-Präsident Trump ist die Angst vor einer Ausweitung des Zollstreits der USA mit den Handelspartnern gestiegen.

Die von der drastischen US-Zollpolitik geschürten Konjunkturängste der Anleger lasten auf der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 1,3 Prozent auf 40.813 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,39 Prozent auf 5.521 Punkte nach unten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rutschte deutlich um 1,89 auf 19.225 Punkte ab. "Die Vorgaben des Weißen Hauses sind so unbeständig, dass Anleger nicht jede Neuigkeit in ihre Anlagestrategien einbeziehen können", sagte Peter Andersen, Gründer von Andersen Capital Management.

Die ständig wechselnden Zollansagen von Präsident Donald Trump sorgen für Nervosität und vermehrte Kursschwankungen an den Märkten. In seiner jüngsten Handelsoffensive kündigte Trump an, einen Zoll von 200 Prozent auf europäische Getränkeimporte zu erheben, falls die EU die Preisaufschläge auf amerikanischen Whiskey nicht abschaffe.

US-Finanzminister Scott Bessent sagte, dass die Zollinitiative der Trump-Regierung darauf abziele, strategische Industrien und Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten zu schützen. "Bessents Kommentare sagen im Grunde, dass es einen Plan gibt und dieser nicht so planlos ist, wie er scheint. Aber der Markt weiß nicht, wie die genaue Politik aussehen wird", sagte Thomas Hayes, Vorsitzender des Vermögensverwalters Great Hill Capital LLC.

Laut den Experten von Index-Radar könnte das bekannte Börsensprichwort "Politische Börsen haben kurze Beine" mit Trump im Weißen Haus der Vergangenheit angehören. Die ständig wechselnden Rahmenbedingungen erschwerten die Planungssicherheit für Unternehmen und belasteten erheblich den Konsum.

Und zu allem Überfluss drohe am Wochenende erneut ein Shutdown in den USA. "Ohne die Zustimmung der Demokraten zu einem Übergangshaushalt könnte die Zahlungsunfähigkeit erneut zur Realität werden", warnten sie.

Angesichts von Strafzöllen und Konjunkturängsten haben Europas Anleger heute Kasse gemacht. Der DAX hat nach einigen Kursschwankungen letztlich Verluste erlitten. Mit einem Minus von 0,48 Prozent auf 22.567 Punkte knüpfte der deutsche Leitindex wieder an seinen vortags unterbrochenen Abwärtstrend an. Vom noch jungen Rekordhoch bei 23.475 Punkten ist er angesichts der Unruhe an den Märkten wegen der Zollpolitik von Trump inzwischen um knapp vier Prozent zurückgefallen.

"Der Wind am Aktienmarkt hat sich gedreht", kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Die Wall Street fällt bereits seit gut einem Monat, der DAX seit einer Woche."

Themen, die den Anlegern derzeit Kopfschmerzen bereiten, gibt es viele. Neben der Angst vor einem eskalierenden Handelskrieg und der damit verbundenen Rezessionsgefahr sorgen der unklare Ausgang der von den USA angestoßenen Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg und die Frage, ob das geplante Milliarden-Schuldenpaket für Infrastruktur und Verteidigung eine Mehrheit im Bundestag findet, für Unruhe am Markt.

Unter anderem die politische Unsicherheit in Berlin habe die sonst so überzeugt auftretenden Schnäppchenjäger vergrätzt, resümierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Das Risiko besteht darin, dass sich die Korrektur in eine breitere Angst vor Wachstumsschwäche verwandelt. Genau das scheint sich jetzt abzuzeichnen", meint Garrett Melson, Portfoliostratege bei Natixis Investment Managers.

Die Märkte seien mit übermäßig optimistischen Wachstumsaussichten und übermäßig pessimistischen Inflationserwartungen in das Jahr gestartet und sähen sich nun mit einem Umfeld konfrontiert, das zunehmend auf eine weitere Abkühlung sowohl des Wachstums als auch der Inflation hindeute, so Melson.

Immerhin ein gutes Omen gab es: Die US-Erzeugerpreise sind im Februar nicht mehr so stark gestiegen wie zu Jahresbeginn - ein Signal für nachlassende Inflationsgefahr. Sie legten um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Zum Vormonat stagnierten die Erzeugerpreise im Februar überraschend.

Allerdings sorgten auch diese Daten nicht für Entspannung an der Wall Street, was Analysten als schlechtes Zeichen werten: "Wenn es selbst durch die Bank weg besser als erwartet ausgefallene Inflationsdaten und damit zurückkehrende Zinssenkungshoffnungen nicht schaffen, die Stimmung an der Wall Street zu drehen, stehen die Zeichen ganz eindeutig auf Korrektur", sagte Stratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Frische Konjunkturdaten aus der Eurozone deuten zwar eine Erholung an, sie sind aber letztlich nur eine Momentaufnahme. Die Industrie hat ihre Produktion zu Jahresbeginn überraschend kräftig hochgefahren. Die Unternehmen stellten im Januar 0,8 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte - der kräftigste Zuwachs seit August 2024. Im Dezember hatte es noch einen Rückgang von 0,4 Prozent gegeben. Verglichen mit Januar 2024 stagnierte die Produktion hingegen.

Der Kurs des Euro hat etwas nachgeben. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0854 Dollar gehandelt. Am Morgen hatte der Euro noch etwas höher notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0830 (Mittwoch: 1,0886) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9233 (0,9186) Euro.

Konjunkturängste und die Hoffnung auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed beflügeln den Goldpreis. Das Edelmetall verteuerte sich um 1,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 2985 Dollar je Feinunze. "Die Erwartung, dass die US-Zollpolitik die Konjunktur schwächt und damit die US-Notenbank Fed zu Zinssenkungen bewegt, stützt den Goldpreis", erläutert Ole Hansen, Chefstratege beim dänischen Online-Broker Saxo Bank.

Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligt sich um ein Prozent auf 70,29 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl WTI notiert 1,1 Prozent schwächer bei 66,96 Dollar. Die Sorgen über die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen der Zollkriege belasten den Markt, sagte Hiroyuki Kikukawa, Chefstratege bei Nissan Securities Investment. Das weltweite Ölangebot könnte nach neuesten Schätzungen der Internationalen Energieagentur die Nachfrage in diesem Jahr um rund 600.000 Barrel pro Tag übersteigen.

Der mit Milliardenbeihilfen gerettete Energiekonzern Uniper hat rund 2,6 Milliarden Euro an Deutschland zurückgezahlt. Die Zahlung sei am Dienstag erfolgt, teilte das Unternehmen in Düsseldorf mit. Uniper kommt damit einer Beihilfe-Auflage der EU-Kommission nach. Die Zahlung war vor gut zwei Wochen angekündigt worden.

Der Salz- und Düngemittelhersteller K+S setzt nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr auf eine Erholung. 2025 rechnet K+S mit einem Anstieg der Weltkalinachfrage und erwartet in diesem Jahr einen operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 500 und 620 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr litt K+S unter fallenden Kalipreisen: Der operative Gewinn brach um 22 Prozent auf 558 Millionen Euro ein, der Umsatz sank von 3,9 auf 3,7 Milliarden Euro. Als Folge müssen sich Aktionäre auf eine stark gekürzte Dividende einstellen: Sie sinkt von 70 auf 15 Cent je Aktie.

Der Keramikhersteller Villeroy & Boch hat nach der Übernahme des belgischen Badprodukteherstellers Ideal Standard einen Rekordumsatz erzielt. Mit rund 1,42 Milliarden Euro setzte der Konzern im vergangenen Jahr 57,6 Prozent mehr um als im Vorjahr, wie Villeroy & Boch im saarländischen Mettlach mitteilte.

Gleichzeitig lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 38,6 Millionen Euro gut 56 Prozent unter dem des Vorjahres. Grund dafür sei vor allem die Finanzierung der Akquisition von Ideal Standard. Das Konzernergebnis ging um 89 Prozent auf 6,6 Millionen Euro zurück.

Der Lebensmittelversender HelloFresh ist wegen gestiegener Kosten und Abschreibungen erstmals seit fünf Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht. Nach einem Gewinn von gut 19 Millionen Euro im Jahr zuvor stand 2024 unter dem Strich ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von gut 136 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Das letzte Mal hatte Hellofresh 2019 einen Verlust ausgewiesen.

Der Modekonzern Hugo Boss will nach Einbußen 2024 im neuen Geschäftsjahr zulegen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) solle um fünf bis 22 Prozent auf 380 bis 440 Millionen Euro steigen, teilte das Unternehmen mit. Zudem wolle Hugo Boss profitabler werden und die Ebit-Marge auf neun bis zehn Prozent verbessern. Im vergangenen Jahr sei das operative Ergebnis um zwölf Prozent auf 361 Millionen Euro geschrumpft. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,40 Euro je Anteilsschein erhalten - fünf Cent mehr als zuletzt.

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erhöht nach einem Gewinnsprung die Dividende um ein Viertel. Für das abgelaufene Jahr sollen 9,00 (2023: 7,20) Euro je Aktie ausgeschüttet werden, davon 2,00 (1,20) Euro als Sonderdividende, wie die Talanx-Tochter mitteilte. Der Nettogewinn stieg, wie bereits bekannt gegeben, um 28 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Der Autobauer BMW übernimmt teilweise die höheren Kosten, die seinen Händlern in den USA durch die neuen Zölle auf Importe aus Mexiko entstehen. Zumindest in den nächsten Wochen würden diese aufgefangen, sagte ein Sprecher. BMW zufolge sind bestimmte in Mexiko hergestellte Modelle von den Zöllen betroffen, so die 3er Limousine und das 2er Coupé. Diese Fahrzeuge werde das Unternehmen bis zum 1. Mai "preislich schützen".

Gleichzeitig schloss Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer angesichts der drohenden Zölle auf Autoimporte in den USA eine schnelle Steigerung der Produktion im US-Werk in Chattanooga aus. Es sei nicht realistisch, die Fertigung kurzfristig zu verlagern, sagte Schäfer. Volkswagen beobachte die Situation genau und arbeite an Plänen für eine langfristige Lösung.

Adobe hat für das erste Quartal einen Umsatz von 5,71 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Damit übertraf das Unternehmen die Schätzungen der Experten von 5,66 Milliarden Dollar. Auf bereinigter Basis verdiente Adobe 5,08 Dollar pro Aktie - verglichen mit den Prognosen von 4,97 Dollar pro Aktie.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. März 2025 um 14:00 Uhr.