Trotz Nvidia-Boom Wall Street kann Zinssorgen nicht abschütteln
Obwohl die KI-Begeisterung nach den Nvidia-Zahlen ungebrochen bleibt, leidet die Wall Street weiter unter den mauen Zinsperspektiven. Besonders die Standardwerte schwächelten.
Die US-Börsen sind heute von Inflationssorgen gestoppt worden. Zwar ließ die Aussicht auf einen anhaltenden Boom um Künstliche Intelligenz die Anleger des Branchenprimus Nvidia jubeln. Doch der Funke sprang am Gesamtmarkt nicht über.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Ende bei 39.065 Punkten um 1,53 Prozent leichter. Der breiter gefasste S&P 500-Index verlor 0,74 Prozent auf 5.267 Zähler. Die Rekordstände an der Technologiebörse Nasdaq gingen im Verlauf ebenfalls wieder verloren. Zum Schluss büßte der Composite-Index 0,39 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,44 Prozent ein.
Nicht zu bremsen waren die Aktien von Nvidia: Sie übersprangen erstmals die Marke von 1.000 Dollar und gewannen am Ende 9,32 Prozent auf 1.037 Dollar. Das Tageshoch hatte bei 1.063 Dollar gelegen.
Im abgelaufenen Quartal hatte der US-Konzern 26,04 Milliarden Dollar eingenommen, das war ein Plus von 262 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn stieg um rund 600 Prozent auf knapp 14,9 Milliarden Dollar. Mit den Zahlen wurden die Erwartungen deutlich übertroffen.
Nvidia rechnet im laufenden Quartal mit einem Umsatz von rund 28 Milliarden Dollar, knapp 1,4 Milliarden mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Das bestärkte die Hoffnung der Anleger auf einen nachhaltigen Boom in der Branche für Künstliche Intelligenz.
"Zu Beginn war man sehr nervös, ob Nvidia die steigenden Erwartungen weiterhin Übertroffen könnte, aber das hat es getan. (...) Aber ich mache mir Sorgen, ob das nicht nach einer Weile verpufft", sagte Brian Jacobsen, Chefökonom bei Annex Wealth Management.
Auch Investmentexperte Pascal Koeppel von Vontobel Swiss Financial Advisors mahnte zur Vorsicht: "Nvidia hatte großartige Zahlen, aber wir sehen aus der Geschichte, dass es ein großes Risiko ist, nur einem Sektor ausgesetzt zu sein. Wir haben das Gleiche bei vielen Branchen gesehen: Öl, die Banken vor 2008."
Im Gegenzug sieht es beim Thema US-Zinswende weiter mau aus. Denn Protokolle der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve deuten nicht auf eine schnelle Zinswende hin, im Gegenteil.
"Auf die Stimmung drückt das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten Fed-Sitzung. Demnach sorgen sich viele Notenbanker weiterhin um die hohe Inflation und sehen es als angemessen an, die Zinsen noch länger auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Falls nötig, können sich einige auch eine Zinserhöhung vorstellen", so die Marktexperten von Index-Radar.
Diese Aussagen im Protokoll sind im Prinzip aber nicht neu oder überraschend. Schon seit einer Weile werden führende Vertreter der Bank nicht müde zu betonen, dass in Sachen Inflationsbekämpfung das Ziel der Fed von 2,00 Prozent noch nicht erreicht sei.
Der Markt hat seine Zinshoffnungen daher zuletzt immer weiter nach hinten geschoben und blickt nun gespannt auf jede neue Wirtschaftszahl. Schließlich hat die Fed stets erklärt, datenbezogen zu handeln und sich damit alle Optionen offen gehalten. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende der Fed bei ihren Sitzungen im September und November wird an den Terminmärkten nach wie vor auf rund 60 und 70 Prozent geschätzt. Manche Analysten sagen, die erste Zinssenkung könnte aber auch erst 2025 kommen.
Boeing tauchten unter den Einzelwerten im Dow Jones um 7,55 Prozent ab und zierten damit das Index-Ende. Finanzchef Brian West bereitete Investoren darauf vor, dass der in einer Krise steckende Flugzeugbauer 2024 eher Geld verbrauchen, als erwirtschaften wird. Ein Grund dafür seien die Bemühungen, die Produktionsstätten zu sanieren.
Zudem sehe sich der Konzern neuen Herausforderung in Form von zusätzlichen Zertifizierungsanforderungen aus China gegenüber. Insofern habe man die Auslieferungen in das Land vorübergehend gestoppt. Er erwarte für das Gesamtjahr einen negativen freien Cashflow, sagte West auf einer Branchenkonferenz. Die Auslieferungen würden im zweiten Quartal voraussichtlich nicht steigen.
Abwärts ging es auch für die Tesla-Aktie, die 3,54 Prozent nachgab. Der E-Auto-Bauer verabschiedet sich still und leise von seinem Ziel, so viele Autos zu verkaufen wie Volkswagen und Toyota zusammen. Im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht fehlt das Ziel, den Absatz bis 2030 auf 20 Millionen Autos pro Jahr zu steigern.
2020 hatte Tesla-Chef Elon Musk das Absatzziel öffentlich gemacht. "Unser Ziel ist es, bis 2030 jährlich 20 Millionen Fahrzeuge zu bauen und auszuliefern", sagte er. 2023 hatte Tesla weltweit 1,81 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Musk hatte drei Jahre vorher noch Wachstumsziele von 50 Prozent jährlich vorgegeben. Inzwischen hat er seine Strategie geändert und konzentriert sich auf das Thema Autonomes Fahren als hauptsächlichen Wachstumstreiber. Es wird damit gerechnet, dass Tesla am 8. August Details zum Robotaxi nennt.
Obwohl der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach denen am Vorabend in New York verkündeten Quartalszahlen des US-Chipherstellers Nvidia weiter angefacht wurde, kam der DAX nicht wirklich vom Fleck. Er konsolidierte auch heute wieder knapp unter seinem Rekordhoch, das bei 18.892 Punkten steht und damit nur etwas über einem Prozent entfernt ist.
Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 18.691 Punkten, ein Mini-Plus von 0,06 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte, der nicht im Verdacht steht unter einem Tech-Goldrausch zu stehen, legte moderat um 0,18 Prozent zu.
Damit behält der DAX die Marke von 19.000 Punkten im Blick, größere Abgabeneigung ist weiterhin nicht zu erkennen. "Nach dem vorherigen starken Anstieg scheine der DAX aktuell zu konsolidieren und sollte in der Folge weiter hochziehen und die Marke von 19.000 Punkten ansteuern", kommentiert Christian Zoller, ING-Charttechnikexperte.
Marktbestimmende Themen kamen heute (mal wieder) aus den USA. Allen voran das fantastische Quartalsergebnis des Chipherstellers Nvidia, dessen Produkte vom derzeitigen KI-Boom besonders profitieren. Das Unternehmen übertraf im abgelaufenen Geschäftsquartal die Erwartungen der Finanzmarktakteure deutlich und hob die Prognose für das laufende Jahr an.
Während die US-Zinswende aber weiter unsicher bleibt, bestärkte die Europäische Zentralbank (EZB) heute die Anleger in ihrer Annahme, dass mit einer ersten Zinssenkung im Juni zu rechnen sei, wahrscheinlich um 25 Basispunkte. Der Zinsentscheid der Währungshüter steht am 6. Juni in Frankfurt an. In der Eurozone nähert sich die Inflation bei aktuell 2,4 Prozent der Zielmarke der Notenbanker an. Eine Zinssenkung ist allerdings bereits ausgemachte Sache und in den Kursen bereits enthalten.
Der Euro ist am späten Nachmittag wieder zurückgefallen und kostete zuletzt im US-Handel nur 1,0811 Dollar. Im Tageshoch hatte die Gemeinschaftswährung nach guten Stimmungsdaten aus der Eurozone noch 1,0861 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0854 (Mittwoch: 1,0830) Dollar fest.
Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone hat sich im Mai erneut aufgehellt. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg zudem stärker als erwartet und signalisiert den dritten Monat in Folge wirtschaftliches Wachstum. Mit dem fünften Anstieg in Folge erreichte der Stimmungsindikator den höchsten Wert seit Mai 2023.
"Dies nährt die Hoffnung, dass sich die aufkeimende Erholung im zweiten Quartal fortsetzen wird", schreibt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. Den Optimismus vieler Volkswirte und der EZB teile er jedoch nicht. "Noch immer lasten die hohen Leitzinsen der EZB auf der wirtschaftlichen Aktivität und auch die Realeinkommenszuwächse der privaten Haushalte konnten den privaten Konsum etwa in Deutschland noch nicht voll ankurbeln", schreibt Stamer.
Am Nachmittag folgten dann aber auch Stimmungsdaten aus US-Unternehmen, die ebenfalls positiv überraschten. Während Analysten im Schnitt mit einem Dämpfer gerechnet hatten, legten diese zu und erreichten im Mai den besten Wert seit mehr als zwei Jahren. Wegen der robusten US-Konjunktur wird nicht mit einer schnellen Zinssenkung der Notenbank Fed gerechnet, was dem Dollar Auftrieb verlieh.
Die deutsche Wirtschaft ist zu Jahresbeginn leicht gewachsen. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes legte das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu. Details veröffentlicht die Behörde am Freitag (8.00 Uhr). Nach den vorläufigen Angaben wurde das Wachstum von den - dank milder Witterung - gestiegenen Bauinvestitionen und einem Anziehen der Exporte getragen. Die privaten Konsumausgaben hingegen gingen zurück. Große Sprünge trauen Ökonomen der deutschen Wirtschaft trotz des unerwarteten Wachstums im ersten Quartal im Gesamtjahr allerdings nicht zu.
Im vergangenen Jahr war Deutschland mit einem Minus von preisbereinigt 0,2 Prozent in eine leichte Rezession gerutscht. Europas größte Volkswirtschaft bekam die Abkühlung der Weltkonjunktur ebenso zu spüren wie die zeitweise hohen Energiepreise und die rasant gestiegenen Zinsen. Zudem klagen Unternehmen über zu viel Bürokratie.
Der Aufsichtsrat des Konzerns hat am Donnerstag gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank für ein Stahl-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky gestimmt. Die Entscheidung sei mit dem Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Russwurm getroffen worden, teilte der MDAX-Konzern am Abend nach einer Sitzung des Kontrollgremiums mit.
Die EPCG-Holding soll zunächst 20 Prozent der Anteile an der Stahlsparte übernehmen. Der Abschluss der Transaktion sei vorbehaltlich etwaiger behördlicher Zustimmungen noch im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September)vorgesehen. IG Metall und Betriebsräte hatten Vorstandschef Miguel Lopez zuvor auf einer Demonstration vor der Konzernzentrale in Essen erneut mangelnde Transparenz vorgeworfen und ein klares Konzept gefordert. Sie befürchten einen Stellenabbau und die Schließung von Standorten. Lopez hatte sich zuvor mehreren tausend protestierenden Mitarbeitern gestellt und für das geplante Stahl-Joint-Venture geworben.
"Ohne Einschnitte wird es nicht gehen", sagte der Manager, begleitet von lautstarken Buh-Rufen und Pfiffen, auf der Kundgebung vor der Konzernzentrale in Essen. Es solle aber weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben. In der Stahlindustrie werde nach dem Umbau zu klimafreundlicherer Produktion künftig deutlich mehr Energie benötigt. Deshalb solle Kretinsky bei dem Stahlunternehmen einsteigen.
Der Konzernumsatz des Ticketvermarkters und Konzertveranstalters CTS Eventim kletterte in den ersten drei Monaten um 11,6 Prozent auf 408,7 Millionen Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg um ein Drittel auf 92,2 Millionen Euro. Die Firma sei im ersten Quartal nicht nur operativ anhaltend dynamisch gewachsen, sondern habe auch Erfolge bei mehreren Auftragsvergaben im Rahmen bedeutender Sportveranstaltungen erzielt, sagte Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg. "Das Ticketing für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Los Angeles 2028 ist ein zusätzlicher Booster für unseren schon jetzt erfolgreichen Einstieg in den nordamerikanischen Markt."
Der Verpackungshersteller Gerresheimer erweitert sein Pharmageschäft durch die Übernahme der italienischen Bormioli Pharma Gruppe. Den Unternehmenswert bezifferte Gerresheimer heute auf 800 Millionen Euro. Mit dem Zukauf will das Management um Konzernchef Dietmar Siemssen Wachstum und Profitabilität steigern. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende November) bekräftigte das Unternehmen. Investoren feierten den Zukauf mit einem Kurssprung von über 13 Prozent, die Aktie war damit Spitzenreiter im MDAX.
Die abgeflaute Nachfrage nach der Corona-Pandemie hat dem PC-Hersteller Lenovo im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch eingebrockt. In dem im März abgelaufenen Bilanzjahr sank der Umsatz um acht Prozent auf 56,9 Milliarden Dollar und der Nettogewinn um 37 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. Im Zeitraum Januar bis März verzeichnete der chinesische Konzern allerdings das zweite Quartal in Folge Zuwächse. Die Erlöse legten um neun Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar zu und der Nettogewinn schnellte um 118 Prozent auf 248 Millionen.