Klare Kursgewinne Zinshoffnungen halten an
Leitet die US-Notenbank Fed die Zinswende doch früher ein als zuletzt erwartet? Die vage Hoffnung darauf beflügelte auch zu Wochenbeginn die Kurse.
Die relativ schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag haben die Hoffnung genährt, dass die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins bereits im September senken könnte. Das beflügelte auch zum Wochenbeginn die Kurse an der Wall Street. Der Leitindex Dow Jones ging nach einer bewegten Sitzung 0,46 Prozent höher aus dem Handel.
Die Technologiewerte, die wegen ihrer tendenziell höheren Verschuldung als zinssensitiver gelten, waren deutlich stärker gefragt. Der Technologieindex Nasdaq 100 legte um 1,13 Prozent zu.
Auch der deutsche Handel wurde von der Hoffnung auf eine frühere Lockerung der US-Geldpolitik beflügelt. Der DAX setzte sich weiter von der Marke von 18.000 Punkten ab und schloss 0,96 Prozent höher bei 18.175 Punkten.
Der deutsche Leitindex schaffte es aber nicht, das Vorwochenhoch von knapp 18.236 Punkten und damit das obere Ende seiner jüngsten Schwankungsspanne zu überwinden. Eine grundlegende Richtungsentscheidung im DAX steht also weiterhin aus. "Die 18.200 Punkte bleiben der Türöffner auf dem Weg zu neuen Allzeithochs, aber auch der Prellbock, an dem die Kurse ohne die entsprechenden Impulse weiter abprallen dürften", betonte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Rückenwind für die europäischen Aktienmärkte kam auch von den zuletzt deutlich gesunkenen Erzeugerpreisen in der Eurozone. Diese gaben im März um durchschnittlich 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach, nach einem Rückgang von 8,5 Prozent im Februar.
Besonders stark fielen im März die Erzeugerpreise für Energie. Sie gaben um 20,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach. Die Erzeugerpreise gelten als früher Hinweisgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Diese stiegen zuletzt um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, womit das Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent zunehmend in Reichweite kommt.
Der Goldpreis setzte seine Erholungsbewegung fort. Am Abend notierte die Feinunze Gold bei knapp 2.325 Dollar und damit 1,4 Prozent höher, nachdem das Edelmetall in der vergangenen Woche zeitweise unter die 2.300-Dollar-Marke gefallen war. Der Euro tendierte mit 1,0768 Dollar 0,1 Prozent höher.
Nach den jüngsten Rückgängen gab es am Ölmarkt eine Gegenbewegung. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 83,33 Dollar und damit 0,6 Prozent mehr. Für leichte Unterstützung sorgte, dass der Ölgigant Saudi-Arabien seine Verkaufspreise für asiatische Abnehmer erneut angehoben hat. Das wurde als Signal für eine höhere Erdölnachfrage interpretiert. In den vergangenen Wochen hatten sich die konjunkturellen Perspektiven in China und der Eurozone etwas aufgehellt. Auch die Nachrichten zu den Verhandlungen um eine Waffenruhe in Nahost sorgten für Preisausschläge.
Der Bitcoin hat im Zuge seiner jüngsten Rally zu Wochenbeginn zeitweise die Marke von 65.000 Dollar überschritten. Die Digitalwährung befindet sich seit einigen Tagen im Aufwind, nachdem sie Anfang Mai unter die Marke von 60.000 Dollar und auf den tiefsten Stand seit Februar gefallen war. Ein Grund dafür war die Ungewissheit über die künftige US-Geldpolitik. Die jüngste Hoffnung auf eine weniger straffe Geldpolitik stützte die Notierung wieder. "Anleger setzen weiterhin darauf, dass die Geldpolitik jenseits des Atlantiks in Zukunft behutsamer ausfällt", schrieb Kryptoexperte Timo Emden von Emden Research.
Den leidgeprüften Boeing-Aktionären steht weiterer Ärger ins Haus. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat eine weitere Untersuchung gegen den Flugzeugbauer eingeleitet. Diesmal geht es um Qualitätskontrollen beim Langstreckenmodell 787 "Dreamliner". Boeing habe die Behörde darüber informiert, dass bei einigen der Maschinen möglicherweise die Verbindungsstellen zwischen Rumpf und Tragflächen nicht überprüft worden seien, teilte die FAA mit. Nun werde geprüft, ob die nötigen Inspektionen durchgeführt worden seien und ob Boeing-Mitarbeiter möglicherweise Prüfungsunterlagen gefälscht hätten, so die Behörde.
Die Beteiligungsfirma des legendären US-Investors Warren Buffett hat ihren Anteil an Apple gesenkt und drückte damit die Aktie ins Minus. Laut einer Pflichtveröffentlichung hat Berkshire Hathaway seinen Anteil an Apple um 13 Prozent auf 790 Millionen Aktien reduziert. Buffett erklärte allerdings gegenüber den Aktionären: "Apple wird unsere größte Investition bleiben, solange nichts Dramatisches passiert, das die Kapitalallokation stark verändert."
Zudem war bekannt geworden, dass Buffett derzeit keine attraktiven Anlageobjekte findet und die Reserven seiner Holding auf Rekordwerte steigen ließ. Zum Ende des vergangenen Quartals hatte Berkshire Hathaway rund 189 Milliarden Dollar an Bargeld und in kurzfristig angelegten Staatsanleihen zur Verfügung. Buffett geht von einem Anstieg im laufenden Vierteljahr über die Marke von 200 Milliarden Dollar aus.
Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech ist mit einem Verlust in das Geschäftsjahr 2024 gestartet. Unter dem Strich stand im ersten Quartal ein Nettoverlust von 315,1 Millionen Euro nach einem Gewinn von 502,2 Millionen im Vorjahreszeitraum, teilte das Mainzer Unternehmen mit. Der Umsatz brach von 1,27 Milliarden Euro im ersten Quartal 2023 auf 187,6 Millionen Euro ein. BioNTech begründete das mit gesunkenen Erlösen des Covid-19-Impfstoffs.
Aktuell arbeitet das Unternehmen an einem weiteren angepassten Covid-19-Vakzin für die kommende Impfsaison 2024/25. Für das gesamte Jahr 2024 rechnen die Mainzer weiter mit einem Umsatz zwischen 2,5 und 3,1 Milliarden Euro. 2026 will BioNTech sein erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen.
Ganz am DAX-Ende lagen die Aktien der DHL Group und von RWE. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Aktien jeweils ex Dividende gehandelt wurden. Vom Logistikkonzern wurden 1,85 Euro ausgezahlt und vom Energiekonzern ein glatter Euro. Ohne diese Dividendenabschläge hätten beide Titel im Plus notiert.
SAP hält an seinem Top-Manager Christian Klein fest. Der Vertrag des 44-Jährigen sei vorzeitig bis Ende 2028 verlängert worden, teilte der Walldorfer DAX-Konzern mit. Gleichzeitig fungiere Klein künftig als Vorstandsvorsitzender statt wie bislang als Vorstandssprecher. Damit solle Kleins Position gestärkt und seine Rolle beim aktuellen Umbau von SAP in einen Cloud-Konzern gewürdigt werden, sagte der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner.
Das erste Elektroauto des chinesischen Smartphone-Herstellers Xiaomi fährt mit Hilfe von Infineon-Chips. Der deutsche Konzern teilte heute mit, dass der "SU7" mit Leistungshalbleitern ausgestattet werde, die unter anderem die Fahrleistungen verbesserten und die Lebensdauer der Batterien verlängerten. Darüber hinaus liefere Infineon für die Xiaomi-Fahrzeuge, deren Form an Porsche-Modelle erinnert und die sich überraschend gut verkaufen, eine Reihe weiterer Produkte wie Mikrocontroller.
Die australische Hochtief-Tochter Cimic hat in Hongkong einen milliardenschweren Auftrag von der Krankenhausbehörde erhalten. Die Cimic-Tocher Leighton Asia werde in einem Gemeinschaftsunternehmen das North District Hospital (NDH) erweitern, wie der MDAX-Konzern mitteilte. Die Cimic-Tochter werde Erlöse von bis zu 2,4 Milliarden australischen Dollar (1,47 Milliarden Euro) erhalten.
Der Finanzvermittler Hypoport hat dank anziehender Geschäfte in der privaten Immobilienfinanzierung Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Der Umsatz kletterte von Januar bis März um 15 Prozent auf 107 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Konzerngewinn von 3,0 Millionen Euro nach 0,2 Millionen im Vorjahr.
Die Turbulenzen bei FlatexDegiro reißen nicht ab. Großaktionär Bernd Förtsch will sich auf der am 4. Juni stattfindenden Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wählen lassen und den ehemaligen UBS-Deutschland-Chef Axel Hörger zum neuen Aufsichtsratschef des Online-Brokers wählen lassen. Der fränkische Finanzmedien-Verleger hält direkt und indirekt 19,2 Prozent an dem SDAX-Unternehmen und hatte im April bereits Vorstandschef Frank Niehage zum Rücktritt bewogen. FlatexDegiro müsse sich unter neuer Führung wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, erklärte Förtsch.
Der angeschlagene IT-Konzern Atos kann für die geplante Sanierung zwischen mehreren Partnern wählen. Vier Investoren-Gruppen hätten Angebote für eine Umschuldung und Kapitalspritzen vorgelegt, teilte die hoch verschuldete französische Firma heute mit. Eine Entscheidung solle bis Ende Mai gefällt werden. Den bisherigen Aktionären droht eine massive Verwässerung ihrer Anteile.