Gut gelaunter Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Neue Rekordsitzung US-Anleger positionieren sich

Stand: 29.01.2024 22:16 Uhr

Zum Wochenstart gab es nach zögerlichem Beginn weitere Rekordhochs an der Wall Street. Vor einer Flut von Wirtschafts- und Unternehmensdaten im weiteren Wochenverlauf positionierten sich die Anleger.

Die US-Börsen bleiben auch in der neuen Woche auf Rekordkurs. Nach zunächst zögerlichem Handelsverlauf legten die großen Indizes in der zweiten Sitzungshälfte deutlicher zu, wobei zunächst sowohl der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, als auch der marktbreite S&P-500-Index neue Rekordhochs markierten. Danach hatte es lange nicht ausgesehen.

Der Dow Jones schloss bei 38.333 Punkten um 0,59 Prozent höher, die neue Bestmarke wurde bei 38.343 Zählern erreicht. Der S&P-500-Index ging bei 4.927 Zählern aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 0,76 Prozent. Das neue Allzeithoch lag nur knapp darüber bei 4.929 Zählen. An der Technologiebörse Nasdaq erreichte der Composite-Index ebenfalls bei 15.630 Punkten ein Allzeithoch, der Schlussstand lag bei 15.628 Zählern, ein Plus von 1,12 Prozent. Der Auswahlindex Nasdaq 100 legte am Ende 1,01 Prozent zu und blieb bei einem Schlussniveau von 17.596 Zählern leicht unter seiner alten Bestmarke bei 17.665 Punkten.

Offensichtlich haben sich die Anleger in Erwartung einer ereignisreichen Woche noch positioniert. Denn diese hält ein dicht gepacktes Programm bereit, das auch in Europa die Tendenz an den Märkten beeinflussen dürfte. So steht ziemlich alles an Konjunkturdaten und Ereignissen an, was aus Sicht der Finanzmärkte Rang und Namen hat.

Nicht nur werden der ISM-Einkaufsmanagerindex und der monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung erwartet. Auch trifft sich die Notenbank Federal Reserve (Fed) zu ihrer Zinssitzung, der Entscheid wird wie immer am Mittwochabend bekannt gegeben. Heute hingegen war der Terminkalender noch überschaubar.

Auch aus Unternehmenssicht ist die Agenda dicht gedrängt: So legen unter anderem die schwer gewichteten Tech-Konzerne Apple, Microsoft und die Google-Muttergesellschaft Alphabet ihre Geschäftszahlen vor. Im Vorfeld griff nun so mancher Investor zu. Microsoft markierten heute an der Nasdaq bei 409,98 Dollar ebenso ein neues Rekordhoch, wie die Papiere der Google-Mutter Alphabet.

"Allein von Dienstag bis Donnerstag öffnen in den USA Unternehmen ihre Bücher, die über 40 Prozent der Marktkapitalisierung des Nasdaq 100 ausmachen", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Volatilität ist in einem solchen Umfeld fast schon garantiert."

Nach dem Einbruch um rund zwölf Prozent zum Wochenschluss gewannen Intel-Aktien mit dem starken Gesamtmarkt noch bescheidene 0,44 Prozent hinzu. Eine enttäuschende Prognose des US-Chipkonzerns hatte zuletzt die Anleger verschreckt und die vorangegangene Tech-Rally in Frage gestellt.

"Die Gewinne rechtfertigen wahrscheinlich nicht das aktuelle Handelsniveau, aber wenn man Zinssenkungen mit einbezieht, fühlt man sich einigermaßen gut im Hinblick auf den Markt und ist optimistisch, dass die Rally weitergehen kann", sagt Robert Pavlik, Portfoliomanager bei Dakota Wealth.

Unterdessen gehen Experten fest davon aus, dass die US-Notenbank auf ihrer ersten Sitzung im Jahr den Leitzins unverändert lassen wird. Vom Presseauftritt des Zentralbank-Chefs Jerome Powell am Mittwoch erhoffen sich Investoren Hinweise, ab wann mit der von den Finanzmärkten herbeigesehnten Zinswende zu rechnen ist. "Angesichts der Robustheit der US-Wirtschaft dürfte die Fed keinen genauen Zeitpunkt für ihre erste Zinssenkung nennen, sondern auf einem datengestützten Ansatz für die Inflation bestehen", betont allerdings Franck Dixmier, Anleihenchef beim Vermögensverwalter Allianz GI.

Update Wirtschaft vom 29.01.2024

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 29.01.2024 09:00 Uhr

Der DAX ist verhalten in die neue Woche gestartet und hat sich letztlich kaum bewegt. Am Ende des Tages schloss der deutsche Leitindex bei 16.941 Punkten um 0,12 Prozent etwas leichter, aber am Tageshoch. Die Marktschwankungen waren damit gering, das Tagestief lag bei 16.860 Punkten.

Nach einem erneuten milliardenschweren Schadenersatzurteil in den USA gegen die Bayer AG blieb die Stimmung am deutschen Aktienmarkt allerdings den ganzen Tag gedrückt. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor ebenfalls moderat um 0,28 Prozent auf 26.101 Punkte.

Vor der Sitzung der US-Notenbank sowie jeder Menge Quartalsbilanzen großer Tech-Unternehmen aus den USA wagten sich die Anleger in Frankfurt nicht aus der Deckung und lauerten wie das Krokodil auf ihre Beute, sagte CMC Markets-Analyst Konstantin Oldenburger.

Thema des Tages an der heimischen Börse war das erneute Milliardendebakel der Bayer AG um ihren glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup in den USA. Denn mit einem Betrag von 2,2 Milliarden Dollar haben US-Geschworene den Leverkusener Agrarchemie- und Pharma-Konzern zur bisher höchsten Schadenersatz-Zahlung in Prozessen um glyphosathaltige Unkrautvernichter verurteilt. Bayer will in Berufung gehen. Das Urteil stehe im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Bewertungen der Behörden, kritisierte ein Sprecher am Samstag.

Die Bayer-Aktie verlor rund 4,5 Prozent und stand damit am DAX-Ende. In der Spitze lagen die Verluste schon bei über sechs Prozent. "Auch wenn sich Bayer gute Chancen bei einer Berufung ausrechnet, das Thema lastet auf der Aktie wie Blei und macht das Papier zu einem Ladenhüter an der Börse", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

Die europäische Gemeinschaftswährung notierte zum Sitzungsende im US-Handel bei 1,0830 Dollar noch leicht über Tagestief, ein Minus von rund 0,2 Prozent. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0823 (Freitag: 1,0871) Dollar fest. Solide Wirtschaftsdaten haben den Greenback zuletzt fundamental gestützt. "Das makroökonomische Bild in den USA sieht viel besser aus als das makroökonomische Bild in den Ländern der Europäischen Union und der Eurozone im Allgemeinen", sagte Helen Given, Devisenhändlerin bei Monex USA.

Belastet wurde der Euro auch durch Spekulationen auf Leitzinssenkungen durch die EZB auf einer der nächsten Ratssitzungen. Am Wochenende hatte Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau abermals Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt und zugleich gesagt, dass auf den kommenden Sitzungen des EZB-Rats alles offen sei. An den Märkten wird gegenwärtig von einer ersten Lockerung bereits im April ausgegangen. Fachleute halten den Zeitpunkt überwiegend für verfrüht.

Zu den größten DAX-Gewinnern gehörte die Aktie von Heidelberg Materials, die den höchsten Stand seit Anfang 2018 erreicht. Eine Abspaltung des US-Geschäfts durch den schweizerischen Baukonzern Holcim sorgt für Kursfantasie in der Branche. Der deutsche Baudienstleister ist auf den nordamerikanischen Märkten sehr präsent. Heidelberg Materials erlöse etwa 30 Prozent des Gewinns dort, übertroffen nur noch von Titan Cement und Buzzi Unicem, betonte Analyst Harry Goad von der Berenberg Bank.

Der Einstieg der Porsche AG beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart ist perfekt. In einem ersten Schritt habe die Volkswagen-Tochter 5,49 Prozent der Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG erworben, teilten die Schwaben am Freitag mit. Die zweite Tranche in Höhe von 5,20 Prozent sei für Juni 2024 geplant. Offizielle Angaben zur Summe wurden nicht gemacht, Berichten zufolge soll der VfB durch den Anteilsverkauf insgesamt rund 40 Millionen Euro einnehmen.

Der Haupteigentümer des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck bekommt eine neue Führungsspitze. Johannes Baillou (58) wird neuer Vorsitzender des Familienrates, der die unternehmerischen Interessen der Familie Merck vertritt, wie der Konzern anlässlich von Gremienwahlen mitteilte. Die Merck-Familie hält über die Eigentümergesellschaft E. Merck KG rund 70 Prozent am DAX-Konzern Merck KGaA.

Anleger greifen nach Kaufempfehlung bei Hensoldt zu

Im MDAX befeuerte eine neue Kaufempfehlung der US-Investmentbank Citigroup die Papiere von Hensoldt. Analyst Charles Armitage von der Citigroup rät erstmals seit Ende 2020 wieder zum Kauf der Aktien des Sensorherstellers für die Branchen Verteidigung und Luft- und Raumfahrt. Mit seinem moderat auf 37,70 Euro erhöhten Kursziel ist der Experte der größte Optimist unter den die Aktien bewertenden Analysten.

Die Aktien von Hochtief sowie der spanischen Muttergesellschaft ACS brachen in der Spitze um mehr als zwölf beziehungsweise mehr als acht Prozent ein. Ein Händler verwies auf einen Bericht in der spanischen Tageszeitung "El Economista", demzufolge der Mautstraßenbetreiber Abertis einen schweren Schlag vor Gericht erlitten habe. Spaniens Oberster Gerichtshof habe eine Vier-Milliarden-Euro-Klage abgewiesen, die Abertis gegen die spanische Regierung wegen eines Autobahnsanierungsprojekts eingereicht hatte, sagte ein Gerichtssprecher.

Der Essenslieferdienst Delivery Hero will seine Beteiligung am britischen Branchenkollegen Deliveroo abstoßen. Bis zu 68,2 Millionen Deliveroo-Papiere sollen durch ein beschleunigtes Verfahren an institutionelle Investoren verkauft werden, wie der im MDAX notierte Konzern am Abend nach Börsenschluss mitteilte. Die Erlöse würden für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet.

Der Abschluss der Platzierung werde für den 1. Februar erwartet. Anschließend dürften keine weiteren Anteile an Deliveroo mehr gehalten werden. Die in den vergangenen Monaten arg gebeutelte Delivery-Hero-Aktien legten auf die Nachrichten hin auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss zu.

Im MDAX haben die Aktien von Wacker Chemie ihre anfänglichen Verluste im Verlauf aufgeholt und im Plus geschlossen. Dies, obwohl das auf die Halbleiterindustrie spezialisierte Unternehmen bei den Geschäftszahlen die Analystenschätzungen verfehlt hatte. Der Umsatz und mehr noch das operative Ergebnis (Ebitda) waren deutlich zurückgegangen. Mitte Januar waren die Wacker-Papiere auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gefallen.

Konkret brach der Umsatz im abgelaufenen Jahr um 22 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro ein und verfehlte damit sogar die bereits reduzierten Erwartungen. Unter dem Strich machte Wacker voraussichtlich 330 Millionen Euro Gewinn nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Das Unternehmen leidet vor allem unter der Krise am Bau und in der deutschen Solarindustrie.

Der Industriedienstleister Bilfinger hat 2023 teilweise seine eigenen Ziele übertroffen. Die operative Marge (Ebita) werde voraussichtlich bei 4,3 Prozent liegen und damit das obere anvisierte Ziel von 3,8 bis 4,1 Prozent um 0,2 Prozentpunkte übersteigen, teilte der SDAX-Konzern heute in Mannheim überraschend mit. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) werde voraussichtlich 122 Millionen Euro betragen. Darin enthalten seien Liquiditätszuflüsse aus Immobilienveräußerungen von 26 Millionen Euro sowie Liquiditätsabflüsse von 18 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Effizienzprogramm. Der Umsatz werde innerhalb der Prognose von 4,3 bis 4,6 Milliarden Euro erwartet. Die Bilfinger-Aktie legte rund 3,4 Prozent zu.

Der französische Autobauer Renault hat den Börsengang seiner Elektroauto- und Softwaresparte Ampere abgesagt. Grund sei unter anderem die Lage an den Märkten, teilte Renault am Abend mit. Der Konzern werde die Entwicklung aus eigener Kraft vorantreiben. Renault hatte bei günstigen Marktbedingungen ursprünglich einen Teilbörsengang des Geschäfts im ersten Halbjahr 2024 angestrebt. Analysten halten den Schritt für durchaus sinnvoll.

Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat heute seine Produktion im Werk Grünheide bei Berlin für rund zwei Wochen weitgehend gestoppt. Grund ist nach Tesla-Angaben eine Lücke in der Lieferkette von Bauteilen als Folge der Angriffe von jemenitischen Huthi-Rebellen im Roten Meer auf Schiffe. Dadurch hätten sich die Transportwege verschoben.

Deutlich gestiegene Treibstoffkosten und die Probleme beim Flugzeugbauer Boeing trüben die Geschäftsaussichten von Europas größtem Billigflieger Ryanair. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März erwartet Konzernchef Michael O'Leary noch einen Gewinn von 1,85 bis 1,95 Milliarden Euro. Bisher hatte er bis zu 2,05 Milliarden Euro erwartet.

In der chinesischen Immobilienkrise hat die Hongkonger Richterin Linda Chan die Auflösung des hoch verschuldeten Konzerns China Evergrande angeordnet. Chan folgte damit dem Antrag der Gläubiger. Die in Hongkong gelisteten Aktien von China Evergrande brachen nach Bekanntwerden der Nachricht um fast 21 Prozent ein und wurden vom Handel ausgesetzt, notieren jedoch bereits seit August letzten Jahres im Pennystock-Bereich.

Wegen des Widerstands der europäischen Wettbewerbshüter verzichtet Amazon auf die Übernahme von iRobot. Der Online-Händler teilte heute mit, er sehe keinen Weg, die Zustimmung der EU zu dem 1,4 Milliarden Dollar schweren Deal zu erhalten.

Nach früheren Aussagen von Insidern wollte die Staatengemeinschaft ihr Veto gegen den Kauf des Anbieters von "Roomba"-Staubsaugerrobotern einlegen, weil dies die bereits starke Stellung des weltgrößten Online-Händlers im Markt für intelligente Haushaltsgeräte weiter gestärkt hätte. Zu Amazon gehört bereits das Assistenzsystem "Alexa" sowie der Heimüberwachungsspezialist "Ring".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. Januar 2024 um 09:00 Uhr.