Schriftzug des DAX auf einer Kurstafel in Frankfurt
marktbericht

Geldpolitik im Fokus der Anleger Zinssorgen halten DAX in Schach

Stand: 08.06.2023 12:47 Uhr

Die Aussicht auf womöglich weitere Zinserhöhungen in den USA dämpft auch am deutschen Aktienmarkt die Kauflaune der Anleger. Im DAX steht weiterhin die Hürde bei 16.000 Punkten im Fokus.

Nach der jüngsten Leitzinserhöhung in Kanada hegen Anleger immer stärkere Zweifel daran, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche die Füße stillhalten und wirklich die von den Märkten erhoffte Zinspause einlegen wird. Die Federal Reserve (Fed) hat die Zinsen seit Anfang 2022 bereits zehn Mal in Folge nach oben geschraubt, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.

Vor diesem Hintergrund scheuen sich auch die DAX-Anleger, größere Risiken einzugehen. Die Kursbewegungen im deutschen Leitindex halten sich im dünnen Feiertagshandel allerdings in engen Grenzen. Zwischen Tageshoch (16.000) und Tagestief (15.914) liegen bis zur Mittagszeit weniger als 90 Punkte. Mit dem neuerlichen Abprall von der Charthürde bei 16.000 Punkten gewinnt diese weiter an Bedeutung. Bereits tags zuvor hatte sich das Börsenbarometer an der 16.000 festgefahren.

Analysten rechnen damit, dass die Anleger im Vorfeld der US-Notenbank-Sitzung nächsten Mittwoch vorsichtig bleiben dürften. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group setzen aktuell 62,1 Prozent der Anleger auf eine Zinspause der US-Notenbank, während 37,9 Prozent eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten erwarten. Zum Vergleich: Nur einen Tag zuvor hatten nur 21,8 Prozent mit einem weiteren Zinsschritt gerechnet.

Negative Nachrichten kamen am späten Vormittag auch von der Konjunkturfront: In der Eurozone ist die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn überraschend gesunken. Im ersten Quartal gab das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um 0,1 Prozent nach. Der Währungsraum ist damit in eine sogenannte technische Rezession gerutscht, war die Euro-Wirtschaft doch im vierten Quartal ebenfalls um 0,1 Prozent geschrumpft.

An der Wall Street dürften sich die Anleger zunächst mit weiteren Engagements zurückhalten. Die Futures auf den Leitindex Dow Jones, den marktbreiten S&P 500 und den technologielastigen Nasdaq 100 tendieren zur Stunde allesamt seitwärts. Tags zuvor hatten vor allem die zinssensitiven Technologiewerte unter den steigenden Zinserwartungen gelitten.

Der Euro kann sich über der Marke von 1,07 US-Dollar weiter etablieren. Im Handelsverlauf baut die Gemeinschaftswährung ihre Kursgewinne aus, bis zu 1,0733 Dollar werden für einen Euro fällig. Auch der Goldpreis zieht etwas an. Für eine Feinunze des gelben Edelmetalls werden bis zu 1949 Dollar bezahlt.

Die Ölpreise verzeichnen leichte Verluste. Zur Mittagszeit kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 76,98 Dollar und damit 0,3 Prozent weniger als am Vortag. Sorgen über eine weltweite Konjunkturschwäche halten die Ölpreise seit Wochen schon in Schach.

Zu den größten Verlierern im DAX zählen Aktien von Zalando und MTU. Papiere von Sartorius bilden mit einem Abschlag von knapp drei Prozent das Schlusslicht im deutschen Leitindex. Sie leiden abermals unter Gewinnmitnahmen, nachdem sie in den Tagen zuvor deutlich gestiegen waren. Gefragt sind dagegen Finanzwerte sowie Aktien von Continental und Porsche.

Der weltgrößte Flugzeugbauer hat im Mai trotz der jüngsten Teileknappheit so viele Verkehrsjets ausgeliefert wie in keinem anderen Monat seit Jahresbeginn. Die Zahlen seien ermutigend, doch es sei noch zu früh, um nun auf den weiteren Verlauf zu schließen, schrieb Analyst Philip Buller von der Privatbank Berenberg.

Eine Kaufempfehlung der Citigroup treibt die Aktien von Evotec an Fronleichnam auf ein weiteres Jahreshoch. Vor allem die Einstufung als mögliches "Tesla der Biologika-Hersteller" klingt offenbar für einige Investoren reizvoll. Citi-Analyst Peter Verdult hat sein Kursziel zudem massiv erhöht von 21,00 auf 31,60 Euro. Im besten Fall hält er gar 48 Euro für möglich.

Bei einem seltenen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto hat ein Fahrzeug der Google-Schwesterfirma Waymo einen Hund getötet, der vor ihm auf die Straße lief. Das Auto war in San Francisco autonom mit einem Mitarbeiter im Fahrersitz unterwegs. Der Unfall ereignete sich in einem kritischen Moment für die Technologie: Waymo und die GM-Tochter Cruise bauen gerade ihre Robotaxi-Dienste in San Francisco auf, während es Widerstände dagegen gibt.

Radikalkur beim schwedischen Zulieferer Autoliv: Der weltgrößte Hersteller von Sicherheitsgurten und Airbags streicht wegen gestiegener Kosten 8000 Stellen und schließt mehrere Standorte in Europa. Circa 6000 Arbeitsplätze fallen in der Produktion weg, bis zu 2000 Stellen sollen in indirekten Bereichen gestrichen werden. Der Stellenabbau entspricht etwa elf Prozent der Belegschaft und soll bis 2025 umgesetzt werden.

Angesichts eines erneuten Umsatzrückgangs stehen Papiere von GameStop unter Druck. Das Unternehmen hatte gestern Abend bekannt gegeben, dass der Nettoumsatz im ersten Quartal des Jahres um zehn Prozent auf 1,24 Milliarden US-Dollar gesunken ist. Es war der vierte Rückgang beim Quartalsumsatz in Folge.

Der optimistische Ausblick von Wizz Air macht die Aktien des ungarischen Billigfliegers bei Anlegern beliebt. Die Titel gewinnen an der Londoner Börse in der Spitze mehr als fünf Prozent. Die Rückkehr der Reiselust nach der Corona-Pandemie soll das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr zurück in die Gewinnzone führen.

Die vor der Abspaltung stehende Novartis-Tochter Sandoz sieht durch neue Produkte auf Sicht von fünf Jahren ein zusätzliches Umsatzpotenzial von drei Milliarden US-Dollar. Zudem stellt das Unternehmen Gewinnwachstum und steigende Ausschüttungen in Aussicht. Die Generika-Tochter von Novartis soll in der zweiten Jahreshälfte 2023 separat an die Schweizer Börse gebracht werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. Juni 2023 um 09:00 Uhr.