Inschrift "New York Stock Exchange" am Gebäude der New Yorker Börse
marktbericht

Im Verlauf schwächer Gewinnmitnahmen an der Wall Street

Stand: 08.03.2024 22:40 Uhr

Die US-Börsen haben nach neuen Daten vom Arbeitsmarkt den Anfangsschwung nicht halten können. Auch knappe neue Rekorde halfen nicht. Der DAX schwächelte ebenfalls und verpasste neue Bestmarken.

An der Wall Street haben nach vielversprechendem Start Gewinnmitnahmen eingesetzt und die großen Aktienindizes noch ins Minus gedrückt. Arbeitsmarktdaten festigten im frühen Geschäft im Gesamtbild die Markterwartung einer Leitzinssenkung im Juni, so dass zunächst weitere neue Rekordhochs an der Nasdaq und beim S&P 500 markiert wurden. Vor allem die zuletzt hoch gelaufenen Technologieaktien gaben dann aber im Verlauf stärker nach.

"Wir sind einfach an einem Punkt angelangt, an dem die Anleger diesen Aktien vielleicht zu sehr hinterhergejagt sind und sie sich etwas abkühlen müssen", sagte Dennis Dick, Händler bei Triple D Trading. Daher gebe es vor dem Wochenende Gewinnmitnahmen.

Der Leitindex Dow Jones schaffte am Ende zwar keine neue Bestmarke, hielt sich dabei am besten und schloss nur moderat um 0,18 Prozent im Minus bei 38.722 Punkten.

Die anderen Indizes, die gestern neue Rekorde erzielt hatten, knüpften zunächst an ihren Rekordlauf vom Vortag an und übertrafen ihre bisherigen Bestmarken moderat. Am Ende sackten sie aber unisono ab und schlossen leichter. Der marktbreite S&P-500-Index war in der Spitze bis auf 5.189 Punkte, aus dem Handel ging der Index bei 5.123 Punkten um 0,65 Prozent schwächer. Die Technologiebörse Nasdaq, die bis auf 16.449 Zähler gestiegen war, schloss bei 16.085 Zählern um 1,16 Prozent leichter.

Dass die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr die Zinswende einleiten, ist für die Investoren gesetzt. Unklar ist bislang jedoch, wann dies geschehen wird. Die jüngsten Äußerungen der Zentralbanker dies- und jenseits des Atlantiks deuteten zuletzt auf die Jahresmitte als wahrscheinlichster Zeitpunkt hin, sollten die Inflationsdaten weiter rückläufig sein.

Thema des Tages waren heute wie schon zuvor in Europa die neuen Februar-Daten vom US-Arbeitsmarkt, von denen sich die Anlegerinnen und Anleger Hinweise auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwarteten. Dabei zeigte sich, dass der Markt mit 275.000 neuen Stellen weiter robust bleibt und auch über den Erwartungen der Analysten von 200.000 neuen Stellen lag.

Allerdings wurden die Werte für die vorangegangenen Monate deutlich nach unten revidiert, zudem fiel der Anstieg der Stundenlöhne mit 0,1 Prozent deutlich geringer aus als vorhergesagt. Auch die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg von 3,7 auf 3,9 Prozent.

"Der heutige Bericht ist nur auf den ersten Blick stark", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Denn 275.000 neu geschaffene Stellen sind zwar 75.000 mehr als von den Anlegern und Analysten erwartet. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass die im Dezember und Januar neu geschaffenen Stellen um insgesamt 167.000 nach unten revidiert wurden", sagte der Portfolio-Manager.

Positiv interpretiert wurde insbesondere der abflachende Anstieg der Stundenlöhne auf nur noch 0,1 Prozent, gilt das Lohnwachstum doch für die Notenbank als besonderer Inflationstreiber. Die Rate fiel zudem deutlich geringer aus als vorhergesagt. "Der heutige Arbeitsmarktbericht enthält nichts, was die erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed weiter nach hinten verschieben könnte", so der Experte weiter.

Update Wirtschaft vom 08.03.2024

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 08.03.2024 09:00 Uhr

Unter den Einzelwerten fielen Aktien des Pharma-Riesen Eli Lilly gegen den Trend an der NYSE um 2,3 Prozent. Denn das Unternehmen muss womöglich noch länger auf eine Zulassung seines Alzheimer-Mittels mit dem Wirkstoff Donanemab in den USA warten. Die US-Arzneimittelaufsicht FDA plant zunächst eine Anhörung mit externen Beratern, wobei es vor allem um Fragen rund um die Sicherheit und die Wirksamkeit der Therapie gehen soll.

Die Entscheidung der FDA ist für Lilly selbst eine große Überraschung, denn die Behörde sollte eigentlich in wenigen Wochen über die Zulassung entscheiden. Der Konzern hatte mit einer Nachricht der Arzneimittelbehörde bis Ende des ersten Quartals gerechnet. Der Antikörper Donanemab wurde an Patienntinnen und Patienten mit einer Alzheimer-Erkrankung im frühen Stadium getestet. Der Wirkstoff zielt im Gehirn der Patienten auf das Eiweiß Amyloid ab, das sich dort in Form sogenannter Plaques ablagert.

In den Studien traten starke Nebenwirkungen wie Gehirnschwellungen und Hirnblutungen auf, eine regelmäßige Überwachung ist deshalb erforderlich, um solche Probleme frühzeitig zu erkennen. Ähnliche Nebenwirkungen wurden auch beim im Juli 2023 zugelassenen Alzheimer-Medikament des japanischen Herstellers Eisai und des US-Partners Biogen festgestellt. Biogen-Aktien profitierten von den Lilly-Nachrichten und klettern um 3,9 Prozent.

Angesichts des Megatrends der Künstlichen Intelligenz standen Nvidia-Papiere weiter im besonderen Fokus der Anleger. Dank ihrer rasanten Kursrally rücken sie dabei auf der Liste der weltweit wertvollsten Unternehmen der Apple-Aktie immer näher, die derzeit Platz zwei belegt.

Indem der Nvidia-Kurs heute in der Spitze bis auf 974 Dollar anzog, nähert er sich weiter der 1000-Dollar-Marke. Damit überschritt der Marktwert des Chip- und Prozessorherstellers die Marke von 2,4 Billionen Dollar. Seit Oktober 2022 hatte sich der Kurs in etwa verneunfacht.

In der Folge ließ der Rückenwind aber deutlich nach, die Anleger nahmen massiv Gewinne mit. Am Ende stand ein deutlicher Verlust von 5,55 Prozent auf 875,28 Dollar. Das Tagestief lag bei 865,06 Dollar, damit betrug die enorme Schwankungsbreite der Aktie rund 110 Dollar.

Der Aktienkurs von Nvidia wird von der Stärke des Unternehmens bei Spezialchips für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) angetrieben. Für das Anlernen von KI-Programmen wird meist Technik der Firma eingesetzt. Rivalen konnten in dem Markt noch nicht so recht Fuß fassen. Nach der Vervielfachung im vergangenen Jahr hat der Kurs 2024 mittlerweile nochmals 90 Prozent an Wert gewonnen.

Apple sind an der Börse mit gut 2,6 Billionen Dollar noch etwas mehr wert als Nvidia. Allerdings sinkt der Vorsprung des iPhone-Herstellers. Die Apple-Aktie hatte zuletzt bei den Anlegern an Bedeutung verloren, wie das niedrigste Niveau seit Ende Oktober zeigt. Angeführt wird die Konzern-Bestenliste weiter von Microsoft mit einem Börsenwert von gut 3,0 Billionen Dollar. Auch Microsoft mischt beim Thema Künstliche Intelligenz kräftig mit. Heute verlor das Papier 0,7 Prozent auf 406,22 Dollar bei einer Schwankungsbreite von gerade mal sechs Dollar.

Nach einem ereignisreichen Vortag ließen es die Anlegerinnen und Anleger zum Wochenschluss ruhiger angehen. Beflügelt von neuen Zinshoffnungen nach der Zinssitzung der Europäischen Notenbank (EZB) hatte der DAX am Donnerstag bei 17.879 Punkten ein neues Rekordhoch markiert, konnte aber heute nichts mehr draufsatteln.

Auch nach der im Vorfeld mit Spannung erwarteten Veröffentlichung neuer US-Arbeitsmarktdaten blieben die Anlegerinnen und Anleger vorsichtig. Diese fielen uneinheitlich aus und änderten an der zurückhaltenden Anlegerstimmung wenig. Sie sorgten allerdings auch nicht für größere Sorgenfalten.

"Der Markt kann mit diesen Zahlen zufrieden sein", sagte Lindsey Bell, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters 248 Ventures. Sie untermauerten die jüngsten Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell über die mögliche geldpolitische Wende in den kommenden Monaten.

Der deutsche Leitindex bewegte sich in einer engen Bandbreite zwischen 17.795 und 17.860 Punkten. Damit behält der DAX die neue Bestmarke von 17.879 Punkten im Visier. Der Schlusskurs lag bei 17.814 Punkten, ein Tagesverlust von 0,16 Prozent und ein kleiner Wochengewinn von rund 0,4 Prozent. Von größeren Abgaben auf dem rekordhohen Niveau ist damit weiterhin nichts zu sehen. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab um 0,7 Prozent auf 25.983 Punkte nach.

Der Euro hat nur vorübergehend von US-Arbeitsmarktdaten profitiert. In der Spitze wurde die Gemeinschaftswährung kurz nach der Veröffentlichung mit 1,0981 Dollar auf dem höchsten Stand seit Mitte Januar gehandelt. Doch später kam der Kurs zurück und erreichte im New Yorker Handel zuletzt mit 1,0940 Dollar in etwa das Vortagsniveau. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs noch vor den Jobdaten auf 1,0932 Dollar festgesetzt.

Der Euro profitierte zuletzt von einem schwächeren US-Dollar, aber auch von der eigenen Stärke: Weil sich im europäischen Währungsraum rasche Zinssenkungen nicht abzeichnen, stieg der Eurokurs weiter. EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte nach der Zinssitzung in Frankfurt die Möglichkeit einer ersten geldpolitischen Lockerung für Juni.

Weitere Kursgewinne erzielte der japanische Yen. Am Markt wurde auf Medienberichte verwiesen, die eine geldpolitischen Wende im März nahelegen. Demnach könnte sich die Notenbank Japans auf ihrer nächsten Sitzung in gut einer Woche ein Stück weit von ihrer extrem lockeren Geldpolitik verabschieden. Andeutungen in diese Richtung hatten zuletzt mehrere hochrangige Vertreter der Notenbank gemacht, ohne jedoch konkret zu werden.

Die Rally bei Bitcoin geht weiter. Die umsatzstärkste Kryptowährung verteuert sich zeitweise um bis zu 4,2 Prozent auf 70.175 Dollar und war damit so teuer wie nie. Gewinnmitnahmen drücken sie allerdings bald zurück auf rund 67.700 Dollar. "Die Aussicht auf global sinkende Kapitalmarktzinsen spielt zinslosen Anlagen wie Bitcoin offensichtlich in die Karten", kommentiert Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Genährt würden die Zinssenkungsfantasien durch den jüngsten US-Jobbericht.

Ölpreise unter Druck - Gold auf Rekordhoch

Auch die Ölpreise haben angesichts des anziehenden US-Dollars ins Minus gedreht. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel am späten Abend um 1,6 Prozent auf 81,39 Dollar. Das Fass der US-Leichtölsorte WTI war für 2,00 Prozent weniger zu haben als gestern.

Der Goldpreis baute seine Gewinne hingegen aus und übertraf seine gestrige Bestmarke von 2.164 Dollar übertroffen. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete in der Spitze 2.177 Dollar und damit so viel wie nie zuvor.

Im Fokus stand am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss die Aktie von HelloFresh. Nachdem der MDAX-Konzern gestern seine Mittelfristziele einkassiert hat, zogen viele Investoren die Reißleine. Der Aktienkurs brach um rund 43 Prozent dramatisch ein. Es war der größte Kursverlust in der Börsengeschichte des Unternehmens ab.

Analystin Emily Johnson von der britischen Barclays-Bank sieht die gekappten Ziele für 2024 als neuerliche Enttäuschung, nachdem man im November bereits für 2023 zurückgerudert war. Simon Baker von der französischen Großbank Société Générale zufolge ist die Glaubwürdigkeit der Konzernprognosen "ernsthaft beschädigt". Schließlich habe das Management vor nicht allzu langer Zeit betont, dass die Probleme nur vorübergehender Natur seien und keinen großen Einfluss auf 2024 haben würden. Baker bezweifelt, dass HelloFresh das Vertrauen seiner Investoren in der nächsten Zeit wiedergewinnen kann.

Die Deutsche Börse hat die Nachfolge ihres Konzernchefs Theodor Weimer geregelt. Der Aufsichtsrat habe Vorstandsmitglied Stephan Leithner (57) mit Wirkung zum 1. Oktober 2024 für die Dauer von fünf Jahren zum Vorsitzenden des Vorstands ernannt, teilte der Börsenkonzern heute mit.

Vom 1. Oktober bis Jahresende würden Weimer und Leithner den DAX-Konzern als Co-CEOs gemeinsam leiten und so einen geordneten Übergang im Vorstandsvorsitz sicherstellen. Leithner ist seit 2018 Mitglied des Vorstands und verantwortet derzeit das Ressort "Pre- and Post Trading". Weimers Dienstvertrag werde zum Jahresende planmäßig auslaufen.

Der Versicherungskonzern Allianz startet sein Aktienrückkaufprogramm für bis zu eine Milliarde Euro. Der Rückkauf über die Wertpapierbörse soll an diesem Montag beginnen und bis zum 31. Dezember laufen, teilte der DAX-Konzern heute in München mit. Die Aktien sollen eingezogen werden. Das Programm geht auf eine Ermächtigung der Hauptversammlung aus dem Jahr 2022 zurück und wurde am 22. Februar beschlossen.

Die fortgesetzten Warnstreiks des Bodenpersonals sorgten auch heute für zahlreiche Flugausfälle bei der Lufthansa. Erneut sollten nur zehn bis 20 Prozent der ursprünglich geplanten Flüge stattfinden, sagte ein Unternehmenssprecher. Damit fielen erneut rund 1.000 Flüge vor allem an den Drehkreuzen München und Frankfurt aus.

Atoss Software plant einen Aktiensplit. Dem vorausgehen soll eine Kapitalerhöhung, wie das TecDAX-Unternehmen heute in München mitteilte. So soll das Kapital aus Gesellschaftsmitteln um rund 7,95 Millionen auf 15,9 Millionen Euro erhöht werden. Ausgegeben werden sollen rund 7,95 Millionen Aktien, so dass auf je eine alte Aktie eine neue Aktie ausgegeben wird, wie es hieß. Die am 30. April stattfindende Hauptversammlung muss dem Plan zustimmen.

Atoss Software will die Kapitalerhöhung zum Zwecke des Aktiensplits nach der Eintragung der Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) durchführen. Für die Beteiligungsverhältnisse der Aktionäre an der Gesellschaft ergäben sich weder durch die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln noch durch den Aktiensplit Änderungen.

Apple will den Wechsel von einem iPhone auf ein Android-Smartphone in der EU im kommenden Jahr nutzerfreundlicher gestalten. Der Konzern kündigte das als Teil der Umsetzung von Vorgaben des Digitalgesetzes DMA (Digital Markets Act) an. Eine entsprechende Lösung solle zum Herbst 2025 verfügbar sein.

Eine hohe Nachfrage nach Halbleitern infolge des KI-Booms hat dem US-Chiphersteller Broadcom ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis beschert. Im ersten Quartal erzielte das Unternehmen einen bereinigten Gewinn von 5,25 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 11,96 Milliarden Dollar. Die Tech-Firma profitierte von einer hohen Nachfrage nach seinen Netzwerkchips. Die Anlegerinnen und Anleger nehmen allerdings Gewinne mit, die Aktie fällt in New York deutlich über fünf Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. März 2024 um 09:00 Uhr.