Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX auf Rekordhoch Wall Street zieht nicht mit

Stand: 06.12.2023 22:12 Uhr

Während dem DAX der zweite Rekordtag in Folge gelang, gerieten die Kurse in New York unter Druck. Neben der Zinsdiskussion beschäftigten die fallenden Ölpreise den Markt.

Anders als die europäischen Märkte konnten die Börsen in New York zur Wochenmitte keine Dynamik entfalten. Der Dow Jones musste seine frühen Gewinne wieder abgeben und schloss 0,19 Prozent tiefer. Besonders die Kursverluste großer Ölkonzerne wie Exxon Mobil und Marathon Oil im Zuge des anhaltenden Ölpreisverfalls bremsten den Markt aus.

Die Technologietitel gerieten im Verlauf noch stärker unter Druck. Der Nasdaq 100 gab 0,56 Prozent ab.

Vom Arbeitsmarkt waren zuvor für die Börse eher günstige Daten gekommen. Die US-Unternehmen haben im November laut einer Umfrage des Personaldienstleisters ADP weniger Stellen geschaffen als von Experten erwartet. Unter dem Strich entstanden demnach 103.000 Jobs. Das schürte Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. "Diese Daten sind genau das, worauf die Investoren gehofft haben: ein schwächeres Beschäftigungswachstum, das die Inflationsgefahr verringern kann", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister Spartan Capital Securities.

Im Gegensatz zum DAX haben die US-Indizes noch keine neuen Bestmarken aufgestellt. Allerdings sind sie mit dem deutschen Leitindex auch kaum vergleichbar: Der Dow Jones ist ein reiner Kurs-Index, während der DAX ein sogenannter Performance-Index ist. In seine Berechnung fließen also auch die gezahlten Dividenden der Unternehmen mit ein.

Erreicht ein Aktienindex historische Höhen, lockt dies weitere Anleger an, die an den steigenden Kursen teilhaben wollen. Daher gilt ein Rekordhoch als eines der besten Kaufsignale, welche die Technische Analyse zu bieten hat. Dieses Phänomen war auch zur Wochenmitte zu beobachten. Der DAX erreichte im Verlauf einen Rekordstand von 16.727 Punkten und übertraf damit die erst am Dienstag erreichte Bestmarke von 16.551 Punkten. Am Ende schloss der Leitindex bei 16.656 Zählern, ein Plus von 0,75 Prozent.

Zinssenkungsfantasien beflügelten die Kurse, machen sinkende Zinsen doch riskantere Anlagen, etwa in Aktien, attraktiver. "Der Flurfunk an den Börsen vermeldet bereits Gerüchte, dass die Federal Reserve früher als erwartet die Zinswende einleiten werde. Solche Gedankenspiele beflügeln die Fantasie der Anleger und liefern den Treibstoff, dass auch Allzeithochs weiter gekauft werden", sagte Frank Sohlleder, Marktanalyst für ActivTrades.

An den Terminmärkten wird mit einer Wahrscheinlichkeit von mittlerweile mehr als 75 Prozent auf eine erste Zinssenkung der europäischen Währungshüter im März getippt. Bei der US-Notenbank Fed sind es rund 62 Prozent. Bezogen auf die EZB bezeichnete der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir die Spekulationen auf eine Zinssenkung im ersten Quartal allerdings als "Science Fiction".

Aber auch von der Saisonalität kommt weiter Rückenwind für die Aktienmärkte. Mit dem November haben die statistisch besten sechs Monate an der Börse begonnen. Seit seinem Tief Ende Oktober bei 14.630 Punkten hat der DAX in der Spitze bereits 13,4 Prozent hinzugewonnen. Allerdings "kommt es Anfang Dezember oftmals zu einem Korrekturimpuls, ehe danach die klassische Weihnachtsrally einsetzt", schreiben die Experten der HSBC.

Update Wirtschaft vom 06.12.2023

Melanie Böff, HR, tagesschau24, 06.12.2023 09:00 Uhr

Wie Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest erklärte, haben vor allem die Papiere der Siemens-Familie die jüngste Rally angetrieben. So seien Aktien von Siemens Energy in den vergangenen vier Wochen um 24 Prozent gestiegen, Titel der Siemens AG um 23 Prozent.

Continental, Vonovia, Fresenius, Adidas und HeidelbergCement konnten in den vergangenen vier Wochen ebenfalls zweistellig zulegen. "Viele der zuvor gebeutelten Unternehmen profitieren von Zinsrückgängen und im Fall von Siemens und Siemens Energy von der Zusage von Staatsgarantien für Siemens Energy", so Rethfeld.

Der Euro ist zur Wochenmitte unter die Marke von 1,08 Dollar gerutscht. Am späten Abend wurde die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0761 Dollar gehandelt. Für die Feinunze Gold werden zur Stunde 2.025 Dollar gezahlt und damit 0,3 Prozent mehr als am Vorabend. Erst zu Wochenbeginn hatte das gelbe Edelmetall bei 2.135 Dollar ein neues Rekordhoch aufgestellt, war dann aber wieder zurückgefallen.

Die Ölpreise gaben deutlich weiter nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am späten Abend 74,24 Dollar. Das waren 3,6 Prozent weniger als am Dienstag. Der Preis für die US-Sorte WTI fiel erstmals seit Anfang Juli unter die Marke von 70 Dollar. Und das, obwohl die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche überraschend deutlich gefallen sind. Die Bestände an Rohöl sanken im Vergleich zur Vorwoche um 4,6 Millionen auf 445,0 Millionen Barrel.

Für Preisdruck sorgt dagegen seit einigen Tagen die Skepsis, die den jüngsten Förderentscheidungen des Rohölkartells OPEC+ entgegengebracht wird. Die Kürzungen wurden als freiwillig bezeichnet, daher wird am Markt an ihrer Umsetzung gezweifelt. Beim aktuellen Staatsbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Saudi-Arabien dürfte es auch um eine Lastenteilung in dieser Frage gehen.

Der Bitcoin notierte am späten Abend bei 40.940 Dollar. Gestern war die älteste und bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 44.490 Dollar gestiegen - und damit so teuer wie seit gut eineinhalb Jahren nicht mehr. Anleger spekulieren auf die baldige Einführung eines sogenannten Spot-ETF in den USA, mit dem direkt in Bitcoin investiert werden kann.

In New York gab die Aktie von Alphabet leicht nach. Im Wettlauf bei Künstlicher Intelligenz will sich Google mit dem neuen Sprachmodell Gemini an die Spitze setzen. Dieses soll nicht nur mit dem Sprachmodell GPT4 des Konkurrenten OpenAI mithalten, sondern es auch übertreffen. Google-Chef Sundar Pichai erklärte zur Ankündigung von Gemini, dass der Wandel durch KI der "tiefgreifendste in unserem Leben sein wird, weitaus größer als die Umstellung auf das Mobiltelefon oder auf das Internet davor". Gemini kann nicht nur Texte generieren, sondern auch situationsabhängige Entscheidungen treffen. Google demonstrierte das System mit einem Videochat, bei dem Gemini Zeichnungen und Gesten des menschlichen Gegenübers sofort erkannte und richtig einordnete.

McDonald's will seine Restaurantkette binnen vier Jahren auf 50.000 Läden ausbauen. Das Ziel solle bis zum Jahr 2027 erreicht werden, teilte der Fastfood-Konzern mit. Bisher zählt McDonald's mehr als 41.000 Restaurants. Durch die Neueröffnungen soll der systemweite Umsatz im nächsten Jahr um zwei Prozent und in den Jahren danach um 2,5 Prozent wachsen. Die Kennzahl umfasst sowohl die von McDonald's selbst betriebenen Läden als auch die Restaurants selbstständiger Franchise-Nehmer.

Mit Abstand größter DAX-Verlierer war die Merck-Aktie mit einem Abschlag von 13 Prozent. Das Darmstädter Unternehmen muss einen bitteren Rückschlag in der Arzneimittelentwicklung hinnehmen. In der entscheidenden klinischen Studie der Phase III erreichte das Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib nicht das primäre Ziel der Untersuchung. Barclays-Expertin Emily Field sprach von einer bösen Überraschung. Das Medikament zählte zu den größten Hoffnungsträgern von Merck in der Pharmapipeline. Vorstandschefin Belen Garijo traute ihm Blockbuster-Potenzial zu, also mögliche Spitzenumsätze in Milliardenhöhe.

Spitzenreiter im DAX war die VW-Aktie mit einem Plus von 5,3 Prozent. Die von VW beauftragten Prüfer haben nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Zwangsarbeit in dem umstrittenen Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang gefunden. Der im Juli 2022 aufgekommene Verdacht und die MSCI-Warnung bezüglich des ESG-Ratings der Wolfsburger habe schwer auf den Aktien gelastet, urteilten die Analysten von Citi. Nun könnten deswegen abgesprungene Investoren ihre Positionen zumindest teilweise zurückkaufen.

Der Autokonzern könnte noch vor Weihnachten sein neues Sparprogramm vorlegen. Nach den Worten von Betriebsratschefin Daniela Cavallo sei VW in den Verhandlungen auf der Zielgeraden. Bereits vor Weihnachten könnten die Eckpunkte feststehen, sagte sie auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg.

Die Aktionäre des Gesundheitskonzerns Fresenius müssen auf eine Dividende für das laufende Jahr verzichten. Das ergibt sich aus der Entscheidung des Vorstands, die Staatszuschüsse für Energiekosten der Helios-Krankenhäuser von bis zu 300 Millionen Euro nicht zurückzuzahlen. Damit darf das Unternehmen für 2023 keine Dividenden ausschütten und keine Boni an Manager zahlen.

Die Aktie der Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) litt auch unter einem Cyber-Sicherheitsvorfall bei einem US-Tochterunternehmen. Bei Cardiovascular Consultants (CVC) seien einige Computer-Systeme von einem Vorfall betroffen, bei dem ein Eindringling Daten gestohlen habe, teilte der Dialyse-Dienstleister mit. Die entsprechenden Datenbanken enthielten unter anderem auch Patienten-Daten von CVC. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.

Bayer hat in den USA erneut eine juristische Niederlage einstecken müssen. Ein Geschworenengericht in Philadelphia verurteilte den DAX-Konzern zur Zahlung von 3,5 Millionen Dollar an eine Frau, die ihre Krebserkrankung auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Bayer zurückführt. Das Urteil könnte den Druck von Investoren auf den Konzern erhöhen, Tausende ähnlicher Klagen schnell beizulegen, um weitere hohe Gerichtsurteile zu vermeiden.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen Qualitätsproblemen bei Continental. Dabei geht es um Qualitätsprobleme bei Schläuchen, die 2022 aufgefallen waren. Ein Continental-Sprecher sagte, das Unternehmen habe die Mängel selbst entdeckt und den Behörden gemeldet. Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht es um den Vorwurf, Continental könnte seine Abnehmer betrogen haben, indem Schläuche für Klimaanlagen geliefert worden seien, die nicht der vereinbarten Qualität entsprachen.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus muss sich bei seinen Jet-Auslieferungen im Dezember deutlich sputen. Im Weihnachtsmonat müssen noch 97 Verkehrsflugzeuge den Weg zu ihren Käufern finden, damit der Hersteller sein Jahresziel von 720 Maschinen erreicht. Im November lieferte der DAX-Konzern 64 Flugzeuge aus und damit sieben weniger als im Oktober.

Eine Lufthansa-Werbung für nachhaltiges Fliegen ist in Großbritannien verboten worden. Die Anzeige erwecke einen irreführenden Eindruck von der Umweltfreundlichkeit des Unternehmens, teilte die britische Werbeaufsicht Advertising Standards Authority mit. Ähnliche Anzeigen der Fluglinien Air France und Etihad wurden mit derselben Begründung verboten.

Reiselust und höhere Preise bescheren TUI Rekordumsatz

Die Rückkehr der Reiselust nach der Corona-Pandemie hat den weltgrößten Reisekonzern TUI im abgelaufenen Geschäftsjahr zurück in die schwarzen Zahlen gebracht. Auf die Aktionäre entfiel in den zwölf Monaten bis Ende September ein Überschuss von 306 Millionen Euro nach einem Verlust von 277 Millionen ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte auch dank gestiegener Reisepreise um ein Viertel auf den Rekordwert von 20,7 Milliarden Euro zu.

Der Rüstungszulieferer Hensoldt kauft den Münchner IT- und Sicherheitstechnik-Dienstleister ESG für mindestens 675 Millionen Euro. Das Verteidigungselektronik-Unternehmen erwirbt die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH vom Finanzinvestor Armira. Zum Kaufpreis könnten noch 55 Millionen Euro hinzukommen, je nachdem wie sich ESG 2024 entwickelt.

Knapp sechs Jahre nach dem Abschied aus dem Leitindex DAX muss ProSiebenSat.1 nach seinem Kurssturz auch den Nebenwerteindex MDAX verlassen. Der bayerische Fernsehkonzern ist eines von drei Unternehmen, die am 18. Dezember vom MDAX in den Kleinwerteindex SDAX absteigen, wie die Deutsche-Börse-Tochter Qontigo am Abend mitteilte.

Der schwäbische Anlagenbauer Dürr und der deutsch-spanische Metall-Recycler Befesa sind die beiden anderen. Sie werden durch den Gewerbeimmobilien-Investor Aroundtown, den Chip-Zulieferer Siltronic und Krones, den weltgrößten Hersteller von Getränkeabfüllanlagen, ersetzt.

Landgericht weist Impfschadenklage gegen BioNTech ab

Das Landgericht Rottweil hat heute eine Klage wegen eines mutmaßlichen Schadens durch eine Corona-Schutzimpfung abgewiesen. Geklagt hatte ein 58 Jahre alter Mann. Er wirft dem Impfstoffhersteller BioNTech vor, infolge einer Corona-Impfung auf dem rechten Auge fast vollständig erblindet zu sein. Der Mann verlangt vom Mainzer Unternehmen 150.000 Euro Schmerzensgeld und die Feststellung, dass ihm sämtliche weiteren Schäden zu ersetzen sind. Die 2. Zivilkammer sah die Voraussetzungen für Ansprüche aber als nicht gegeben an.

Aktien von British American Tobacco (BAT) fielen auf ein neues Jahrestief. Das Unternehmen hatte im Rahmen der Eckdaten für das Geschäftsjahr 2023 mitgeteilt, dass es den organischen Umsatz nun am unteren Ende der bestehenden Spanne erwartet. Zudem schrieb der Konzern rund 25 Milliarden britische Pfund auf das US-Zigarettengeschäft ab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. Dezember 2023 um 09:00 Uhr.