Nach Rekordjagd Leichte Abgaben
Zum Wochenstart sind die Aktienmärkte leicht zurückgefallen. Nach der jüngsten Rekordjagd ist ein Luftholen aber nicht verwunderlich.
Nach der jüngsten Rekordjagd sind die Aktienmärkte verhalten in die neue Woche gestartet. An der Wall Street ging der Leitindex Dow Jones um 0,25 Prozent zurück. Der marktbreite S&P 500-Index konnte dagegen zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch markieren.
Auch die Technologietitel gaben insgesamt leicht nach. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,42 Prozent.
Am deutschen Markt gab es ebenfalls leichte Gewinnmitnahmen. Der DAX ging moderate 0,1 Prozent tiefer aus dem Handel. Zuvor war es dem deutschen Leitindex gelungen, sieben Handelstage in Folge immer neue Rekordhochs aufzustellen.
Börsenexperten trauen dem DAX durchaus noch einen weiteren Anstieg zu. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets, sprach von "leichten Ermüdungserscheinungen". Diese seien aber nach einem Anstieg von rund fünf Prozent in nur zwei Wochen nicht verwunderlich und sollten den Anlegern keinesfalls Angst machen.
"Die nächste Anlaufmarke auf der Oberseite befindet sich im Bereich von 18.000 Punkten", sagte Christian Zoller, Charttechnik-Experte der ING. Wahrscheinlich werde es aber zuvor zu einem Rücklauf kommen. Am Freitag fehlten zu der runden Marke zeitweise nur noch 1,0 Prozent.
Am Markt richtet sich das Interesse wieder zunehmend auf die Geldpolitik, nachdem der Bilanzreigen in den USA nahezu zu Ende ist. Am Mittwoch und Donnerstag spricht Fed-Chef Jerome Powell vor dem US-Kongress. Analysten erwarten jedoch, dass er sich abwartend äußern wird.
Am Donnerstag steht zudem die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Agenda. Es wird damit gerechnet, dass die Notenbank den Leitzins weiterhin nicht verändert. Anleger erhoffen sich aber Hinweise, wann die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christin Lagarde die Zinswende einläuten werden.
Negative Signale für die deutsche Konjunktur kamen zu Wochenbeginn von den Maschinenbauern. Danach hat sich die Auftragsflaute zu Beginn des Jahres 2024 fortgesetzt. Im Januar lagen die Bestellungen real, also bereinigt um Preiserhöhungen, um zehn Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie der Branchenverband VDMA in Frankfurt berichtete.
Dabei sei das Minus im Inland mit elf Prozent höher ausgefallen als im Ausland mit neun Prozent. Die Maschinenbauer gelten mit mehr als einer Million Beschäftigten als ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
Unterdessen geht die Rally am Kryptomarkt weiter. Der Bitcoin-Kurs stieg zeitweise über die Marke von 67.000 US-Dollar. Das Rekordhoch vom November 2021 bei knapp 69.000 Dollar gelangt damit in Sichtweite. Allein seit Jahresbeginn ist der Marktwert der größten Kryptowährung um über 60 Prozent gestiegen. Auf Sicht von einem Jahr beträgt der Wertzuwachs sogar rund 190 Prozent, der Kurs hat sich also fast verdreifacht.
Der Euro zog gegenüber dem Dollar weiter an. Am Abend wurden für die Gemeinschaftswährung 1,0857 Dollar bezahlt. Für Auftrieb sorgten zuletzt schwache Konjunkturdaten aus den USA, die den Dollar belasteten und dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen.
Der Goldpreis ist heute erstmals seit Anfang Dezember über 2.100 US-Dollar gestiegen. Am frühen Abend kostet eine Feinunze (31,1 Gramm) 2.117 Dollar. Mit dem Anstieg nähert sich der Preis wieder dem Rekordhoch, das im Dezember 2023 bei 2.135 Dollar erreicht wurde. Zuletzt hatten die Spekulationen auf Zinssenkungen der großen Notenbanken im Verlauf des Jahres für Auftrieb gesorgt. Händler verwiesen zudem auf die zuletzt gestiegene Nachfrage aus China. So sind die Goldimporte aus Hongkong im Januar deutlich gestiegen.
Die Ölpreise fielen nach zwischenzeitlichen Gewinnen wieder etwas zurück. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 82,84 Dollar und damit 0,6 Prozent weniger. Mehrere Länder des Ölverbunds OPEC+ bestätigten am Sonntag, ihre Förderkürzungen von rund zwei Millionen Barrel je Tag bis Mitte des Jahres fortzuführen. Die Entscheidungen war von Fachleuten erwartet worden, weil das Rohölangebot aus anderen Teilen der Welt wie den USA derzeit reichlich ist.
Einer der größten Gewinner an der Wall Street war die Aktie der Kaufhauskette Macy's. Der Immobilieninvestor Arkhouse und der Hedgefonds Brigade Capital haben ihre gemeinsame Offerte um rund 14 Prozent auf 24 Dollar je Aktie erhöht. Macy's kündigte an, den neuen Vorschlag sorgfältig zu prüfen. "Wir glauben, sie sollten sich auf den Deal einlassen", kommentierte David Swartz vom Analysehaus Morningstar. Macy's ist wie viele Kaufhausketten unter Druck geraten, weil viele Kunden lieber online kaufen.
Die Aktie von Nvidia setzte ihre von der KI-Fantasie getriebene Rally mit dem Anstieg über die 850-Dollar-Marke fort. Die Aktie des Prozessorherstellers, deren Kurs sich binnen zwölf Monaten fast vervierfacht hat, verdrängte damit Saudi Aramco vom dritten Platz der Rangliste der weltweit wertvollsten Unternehmen. Angeführt wird diese Liste weiter von Microsoft, gefolgt von Apple.
Der iPhone-Hersteller stand unterdessen nach der Kartellstrafe der EU unter Abgabedruck. Wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens im Musikstreaming-Geschäft muss der iPhone-Hersteller mehr als 1,8 Milliarden Euro zahlen.
Auch die Tesla-Aktie fiel zurück. Der E-Auto-Bauer hat im Februar 60.365 in China hergestellte Fahrzeuge verkauft, ein Rückgang von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der niedrigste Stand seit Dezember 2022, wie aus den Daten der China Passenger Car Association hervorgeht. Neben zunehmender Konkurrenz spielte das chinesische Neujahrsfest eine Rolle, was zu einem Rückgang der Autokäufe geführt hat.
Im DAX büßte die Henkel-Aktie fast zwei Prozent ein. Der Konsumgüterkonzern sieht sein Geschäft im laufenden Jahr langsamer wachsen als in der Vergangenheit. Händler monierten, der Gegenwind von Währungsseite falle kräftiger aus als erwartet.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat von einem NATO-Staat einen Auftrag zur Lieferung von Artillerieraketen für Mehrfachraketenwerfer erhalten. Die Lieferung solle zwischen 2024 und 2027 erfolgen, teilte Rheinmetall mit. Der Auftragswert belaufe sich auf über 300 Millionen Euro netto und sei bereits im Dezember 2023 verbucht worden.
Mit einem Plus von über vier Prozent war die Aixtron-Aktie größter Kursgewinner im MDAX. Sie bleibt damit auf Erholungskurs: Seit Freitag hat sie den fast 20-prozentigen Kurseinbruch vom Donnerstag mittlerweile zu mehr als der Hälfte aufgeholt. Mit der US-Bank Jefferies und der britischen Barclays-Bank raten zwei Investmenthäuser weiterhin zum Kauf.
Der Chemiekonzern Evonik streicht im Zuge eines groß angelegten Verwaltungsumbaus viele Stellen. "Weltweit sollen bis zu 2.000 Stellen entfallen, davon überproportional viele Führungspositionen", teilte der MDAX-Konzern am Morgen mit. In Deutschland seien davon rund 1.500 Stellen betroffen. Insgesamt beschäftigt der Konzern 33.000 Mitarbeiter.
Die Gewerkschaft ver.di hat das gesamte Bodenpersonal für Donnerstag und Freitag dieser Woche zu einem Ausstand aufgerufen. Er soll in den passagiernahen Bereichen am Donnerstag um 4.00 Uhr beginnen und am Samstag um 7.10 Uhr enden. Im laufenden Tarifkonflikt für rund 25.000 Bodenbeschäftigte hatte es bereits zwei Warnstreikwellen gegeben.
Der Essenslieferdienst Delivery Hero tritt Zweifeln an seiner Finanzkraft entgegen. Mehrere Kreditlinien sollen geändert oder verlängert werden. Zudem sei die Aufstockung von "einer oder mehrerer Kreditlinien" mit einem Gesamtbetrag von rund 500 Millionen Euro geplant. Der MDAX-Konzern will überdies Wandelanleihen zurückkaufen.
Die Parfümeriekette Douglas will wie erwartet zurück an die Börse und mit dem Erlös vorrangig ihren Schuldenberg abbauen. Das Unternehmen strebt Eigenkapitalzuflüsse in Höhe von 1,1 Milliarden Euro an. Das Geld soll einerseits aus einer Kapitalerhöhung im Rahmen des Börsengangs kommen. Andererseits wollen die Alteigentümer, der Finanzinvestor CVC und die Familie Kreke, rund 300 Millionen Euro beisteuern. Je nach Marktumfeld könnte der Börsengang noch im März über die Bühne gehen.