DAX und Dow klar in der Minuszone Verpatzter Monatsstart an der Börse
Nach vielen neuen Höchstständen in Folge haben die Börsen den Monat April mit einem deutlichen Rückschlag begonnen. Zweifel an schnellen Zinssenkungen durch die Notenbanken machen sich auf dem Börsenparkett breit.
Die US-Börsen in New York haben den ersten Handelstag des Monats April tief im Minus beendet. Genauso war es zuvor dem DAX in Frankfurt ergangen. Die Stimmung an den Aktienmärkten ist angeknackst.
An der Wall Street scheint die scheinbar endlose Hausse am Aktienmarkt einem Ende entgegen zu steuern. Der Dow-Jones-Index der US-Standardwerte büßte bis zum Handelsschluss am Abend 1,0 Prozent auf 39.170 Punkte ein. Fast ebenso deutlich bergab ging es beim Auswahlindex der US-Technologiebörse Nasdaq, dem Nasdaq 100. Er ging mit minus 0,9 Prozent auf 18.122 Zähler aus dem Handel.
Eine Reihe von Konjunktursignalen sorgt bei den Marktteilnehmern für Zweifel daran, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schnell die Leitzinsen senkt. So waren sowohl Daten zur US-Industrie als auch zum Arbeitsmarkt besser ausfallen als erwartet. Nun machten sich die Anleger Sorgen, dass auch die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag überraschend stark ausfallen könnten, so Chefstratege David Russell von der Investitionsplattform TradeStation. Die Fed versucht bislang, mit erhöhten Zinsen die Inflation zu bekämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.
Mit rund fünf Prozent Kursverlust belegte die Aktie des E-Auto-Hersteller Tesla den letzten Platz im Nasdaq 100. Tesla hat im vergangenen Quartal den ersten Rückgang bei Auslieferungen seit der Corona-Pandemie verbucht. Die von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Firma brachte zwischen Januar und März nach eigenen Angaben 386.810 ihrer Elektroautos zu den Kunden. Im Vorjahresquartal waren es fast 423.000 gewesen. Analysten hatten für das erste Vierteljahr 2024 im Schnitt mit einem Anstieg auf gut 449.000 Auslieferungen gerechnet.
Erfreulicher verlief der Handelstag für GE Vernova. Die Aktien des von General Electric (GE) abgespaltenen Energietechnik-Unternehmens feierten ein erfolgreiches Börsendebüt und schlossen im Plus. Aus General Electric ist damit der US-Luftfahrtkonzern GE Aerospace geworden. Damit soll laut Analyst Robert Czerwensky von der DZ Bank die Fokussierung auf das Luftfahrttechnik-Geschäft kenntlich gemacht werden. Czerwensky zufolge ist mit der Abspaltung von GE Vernova durch den Börsengang der jahrelange Konzernumbau abgeschlossen worden.
Auch der DAX hatte am Nachmittag mit deutlichen Verlusten den XETRA-Handel abgeschlossen. Am Vormittag hatte der deutsche Leitindex mit 18.567 Punkten noch ein erneutes Allzeithoch erklommen. Danach aber ging es stetig bergab. Im Gefolge der schwach gestarteten US-Börsen betrug das Minus am Ende 1,1 Prozent auf 18.283 Zähler.
Inflationsdaten aus Deutschland konnten die Investoren am Nachmittag nicht zu neuen Käufen anregen. Die Inflation ist auch wegen der erstmals seit 2015 billiger gewordenen Nahrungsmittel auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren gefallen. Im März stiegen die Verbraucherpreise nur noch um 2,2 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt zu seiner Schätzung mitteilte. Im Februar hatte die Teuerungsrate noch 2,5 Prozent betragen. Von Februar auf März stiegen die Preise um 0,4 Prozent.
"Auf den ersten Blick kann man sich entspannt zurücklehnen, weil die Inflation wieder fast beim EZB-Ziel liegt", so Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. "Aber die Details mahnen zur Vorsicht. Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel steigen die Verbraucherpreise seit der Jahreswende wieder deutlich schneller als von der EZB angestrebt."
Die europäische Gemeinschaftswährung notiert derzeit bei 1,0766 Dollar und damit in etwa auf dem gestrigen Niveau. Den Euro können damit die aktuellen Teuerungsdaten aus Deutschland nicht aus seinem Seitwärtstrend gegenüber dem US-Dollar befreien.
Die Erwartung einer stärkeren Nachfrage aus China und den USA sowie Sorgen über die geopolitische Lage in Nahost treiben die Ölpreise an. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verteuert sich derzeit um 1,3 Prozent auf 88,34 Dollar. "Einerseits deutet die unerwartet gute Konjunktur in China und den USA auf eine künftig steigende Nachfrage hin", so Stratege Yeap Jun Rong vom Broker IG. "Andererseits schürt die Beteiligung des wichtigen Produzenten Iran an den Spannungen in Nahost neue Versorgungsängste."
Im DAX schloss die Aktie von Siemens Energy rund 2,5 Prozent höher und trotzte damit dem Abwärtstrend. Auch die als defensiv geltenden Titel von Henkel zu den größten Kursgewinnern. Am Ende der DAX-Liste notierte die Aktie des Wohnungskonzerns Vonovia. Sie litt darunter, dass die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs sie von der "Conviction List" für besonders aussichtsreiche Aktien gestrichen hat.
Rüstungsaktien wurden im Tagesverlauf von Aussagen des Finanzministers befeuert: Christian Lindner sieht im Bundeshaushalt ab 2028 einen Spielraum von bis zu neun Milliarden Euro zur Aufstockung des Verteidigungsetats. Im DAX sorgte diese Aussage bei Rheinmetall für einen neuen Höchststand von 535 Euro. Im MDAX stiegen Hensoldt deutlich.
Die Lufthansa sucht gezielt nach Fachkräften mit Berufserfahrung, die in Teilzeit arbeiten wollen. Gesucht werde in den Bereichen Finanzen und IT, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen demnach eine einjährige Orientierungsphase durchlaufen, in der sie verschiedene Abteilungen des Konzerns kennenlernen können. Sie können ihr Arbeitszeitmodell zwischen 70 und 80 Prozent einer Vollzeitstelle wählen. Das Programm sei Auftakt für ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis und enthalte auch individuelles Coaching und spezielle Schulungen.
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat im März laut Insidern deutlich mehr Flugzeuge ausgeliefert als in den Monaten zuvor. Insgesamt habe der Hersteller etwa 65 Jets an seine Kunden übergeben, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit summieren sich die Auslieferungen des ersten Quartals auf etwa 145 Maschinen. Das entspricht etwa 18 Prozent des Jahresziels von etwa 800 Flugzeugen. Ein Sprecher des DAX-Konzerns wollte die Informationen vor der Veröffentlichung der offiziellen Zahlen nicht kommentieren.
Der deutsche Cloud-Anbieter Ionos hat einen Großauftrag von der Bundesverwaltung für den Aufbau einer besonders strikt abgesicherten Computer-Cloud-Lösung erhalten. Das teilte das Unternehmen heute in Karlsruhe mit. Die "private Enterprise-Cloud", die unter anderem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert wurde, soll in den Rechenzentren des Informationstechnikzentrums Bund betrieben werden. Die Aktie schnellte im Handelsverlauf um bis zu elf Prozent auf 23,60 Euro und war damit der größte Gewinner im Kleinwerteindex SDAX.
Der Büroflächen-Vermieter WeWork will bis Ende Mai gesundgeschrumpft aus der Insolvenz entkommen. Man habe die Mieten in Verhandlungen mit den Eigentümern von 150 Standorten um mehr als acht Milliarden Dollar herunterverhandelt, teilte das Unternehmen mit. Das seien mehr als 40 Prozent der Mieten, die damit dem veränderten Marktumfeld angepasst würden. Rund 150 Standorte würden aufgegeben, indem man die Mietzahlungen in der Insolvenz eingestellt oder Vereinbarungen mit den Vermietern geschlossen habe. Das Insolvenzverfahren soll zum 31. Mai aufgehoben werden.