Zweckgesellschaften SPACs zunehmend im Visier der Börsenaufsicht
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC nimmt zunehmend die boomenden, aber oft undurchsichtigen Zweckgesellschaften (SPACs) ins Visier. Auch die Firma von Donald Trump muss Fragen beantworten.
In den USA ist die Zahl der Börsengänge in diesem Jahr auf ein Rekordniveau geklettert. Bis Ende Oktober wurden bereits 799 Erstnotierungen gezählt - mehr als jemals zuvor innerhalb eines gesamten Jahres. Befeuert wird der Boom von eigens zu diesem Zweck gegründeten Firmen, die selbst kein eigenes Geschäft haben, anderen Unternehmen aber als Vehikel dienen, den sogenannten SPACs. Fast drei Viertel aller Börsengänge an der New Yorker Wall Street werden in diesem Jahr aus SPACs bestehen, schätzen Experten. Mehr als 200 Milliarden Dollar haben die Unternehmen dabei bisher eingenommen.
SPAC steht für "Special Purpose Acquisition Company", also eine "Gesellschaft zum speziellen Zweck einer Übernahme", wie es die deutsche Börsenaufsicht BaFin formuliert. Es handelt sich dabei um leere Mantelgesellschaften ohne operative Tätigkeit, deren einziges Ziel es ist, über einen Börsengang Kapital von Anlegern einsammeln.
Die BaFin sieht SPACs grundsätzlich als einen weiteren Weg, der Unternehmen bei der Kapitalaufnahme unterstützen kann. Vor allem für Start-ups können solche Deals interessant sein. Denn ein normaler Börsengang ist in der Regel mit einigem Aufwand und Kosten für das Unternehmen verbunden. In Europa werben vor allem die Börsen Amsterdam und London für SPACs.
Anleger kaufen die "Katze im Sack"
Doch die hohe Beliebtheit dieser Zweckgesellschaften ist der US-Börsenaufsicht SEC zunehmend ein Dorn im Auge. Sie moniert hohe Risiken für die Anleger und mangelnde Transparenz. Investoren eines SPAC wissen im Vorfeld in der Regel nicht, welche Firma an die Börse gebracht werden soll. Sie kaufen also quasi die "Katze im Sack". Dabei kommt es auch vor, dass der Börsengang eines SPAC scheitert, weil Anleger im letzten Moment wieder abspringen.
Auf Kritik der Aufseher stößt auch, dass Schauspieler, Sportler und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens für SPACs werben - und damit für Themen, mit denen sie nicht vertraut seien. Dabei sei vielen Anlegern nicht bewusst, dass diese sogenannten Sponsoren eine höhere Vergütung erhalten als "gewöhnliche" Aktionäre.
Auch SPAC von Trump im Visier
Nun ist auch Donald Trump ins Visier der SEC geraten. Die Behörde nimmt das SPAC unter die Lupe, über die Trump sein soziales Netzwerk an die Börse bringen will. Die Gesellschaft mit dem Namen Digital World Acquisition (DWAC) teilte mit, ein Auskunftsersuchen der SEC erhalten zu haben. Die Aufsicht verlange Informationen über die Kommunikation mit Trumps Unternehmen und schaue sich den Handel mit Aktien von DWAC vor dessen Ankündigung an, die Trump Media & Technology Group (TMTG) an die Börse zu bringen.
Am Wochenende hatten die beiden Unternehmen verkündet, finanzkräftige Investoren für Trumps geplantes Online-Netzwerk mit dem Namen Truth Social gefunden zu haben, das von der TMTG betrieben werden soll. Bislang ungenannte Geldgeber sollen demnach eine Milliarde Dollar bereitstellen.
Hinter DWAC steht der ehemalige Deutsche-Bank-Investmentbanker Patrick Orlando. DWAC hat 293 Millionen Dollar eingesammelt, die Trumps neuem Netzwerk zur Verfügung gestellt werden sollen. DWAC-Aktien hatten bei dem ursprünglichen Geschäft mit Trump Media im Oktober einen Wert von zehn Dollar. Gestern notierten sie bei 42,60 Dollar. Trumps Twitter-Konkurrent soll im ersten Quartal 2022 an den Start gehen.