Schweizer Großbankenfusion Notfallrettung mit Risiken
Die in Schieflage geratene Credit Suisse Bank ist vorerst gerettet - ausgerechnet durch den Erzrivalen UBS. Damit ist ein unkontrollierter Absturz vorerst abgewendet. Doch die Fusion birgt Risiken, denn die neue Riesenbank ist größer als "too big to fail".
Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sprach von einer "sehr starken Lösung". Für drei Milliarden Franken übernimmt die UBS die Krisenbank Credit Suisse (CS). Das sei eine Ankündigung von sehr großer Tragweite, so Berset. Für die beiden betroffenen Banken - aber auch für die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes, für Privatleute sowie Unternehmen, die Zugang zu Finanzmitteln des Bankensystems brauchen.
Und für die Stabilität des internationalen Finanzsystems. "Ein unkontrollierter Absturz der Credit Suisse hätte unkalkulierbare Folgen für das Land und die internationale Finanzwelt", betonte der Bundespräsident. "Wir müssen alles tun, um eine weitreichende Finanzkrise zu vermeiden."
Darlehen von 100 Milliarden Franken
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt den Deal der beiden größten Schweizer Banken mit Liquiditätshilfen und gewährt den Banken ein Darlehen von insgesamt bis zu 100 Milliarden Franken.
Zusätzlich sicherte der Bundesrat - also die Schweizer Regierung - der UBS eine Garantie von neun Milliarden Franken zu. Die Regierung bedaure es, dass die Credit Suisse nicht in der Lage gewesen sei, die Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu meistern, sagte Finanzministerin Karin Keller-Suter.
Übernahme soll für Stabilität der Märkte sorgen
Die Übernahme der CS durch die UBS sei aber "keine Staatslösung", betonte sie. Jede andere Lösung hätte jedoch eine Finanzkrise zur Folge gehabt. "Der Ausfall einer global systemrelevanten Bank hätte gravierende volkswirtschaftliche Verwerfungen in der Schweiz, aber auch weltweit gehabt", so die Finanzministerin.
Die Schweiz habe ihre Verantwortung über die eigenen Landesgrenzen hinaus wahrnehmen müssen. "Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme der CS durch die UBS die Grundlage für mehr Stabilität schafft - sowohl in der Schweiz als auch international", erklärte Keller-Suter.
Lob von der FDP - Kritik von der SP
Es ist eine historische Entscheidung. Mit der Übernahme durch die UBS geht die 167-jährige Geschichte der Traditionsbank Credit Suisse zu Ende. Die "Neue Zürcher Zeitung" nennt es das "größte wirtschaftspolitische Erdbeben in der Schweiz seit der UBS-Rettung 2008 und dem Grounding der Swissair 2001".
Entsprechend durchwachsen waren die ersten Reaktionen in der Schweizer Politik auf den Deal. Lob kam von der FDP. Die Übernahme sei notwendig gewesen, um großen Schaden vom Schweizer Finanz- und Wirtschaftsstandort abzuwenden.
Der Co-Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Cédric Wermuth, schrieb dagegen empört auf Twitter, es habe sich seit der Finanzkrise von 2008 nichts geändert. Das ganze Finanzsystem sei "krank und absurd" und nun müsse wieder der Staat rettend einspringen.
"Beste Lösung im Schlamassel"
Natürlich könne man jetzt jammern und sagen, man hätte vor so und so viel Jahren das anders machen sollen, sagt der Ökonom Thorsten Hens, Vizedirektor des Instituts für Banking und Finance an der Uni Zürich. Aber angesichts des Schlamassels, in dem man jetzt stecke, sei es die beste Lösung.
Klar ist aber auch, mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS entsteht in der Schweiz eine neue Riesenbank - größer als "too big to fail". Und das, so Hens, bedeute ganz neue Risiken für die Schweiz. "Man ist jetzt so etwas wie Südkorea geworden", erklärt der Ökonom. Da gebe es ein großes Unternehmen, genannt Samsung, das im Wesentlichen am Ende auch die Politik bestimme.
Man müsse aufpassen, denn "wenn man so ein großes Unternehmen hat, wer will am Ende noch die UBS retten." Da könne es dann nur noch eine Verstaatlichung geben, weil es keine andere Bank gebe, die einen so großen Koloss am Ende noch aufnehmen könnte.