Weltspartag Die Deutschen sparen gerne - warum und wofür?
In Deutschland legen die Haushalte deutlich mehr Geld zur Seite als in den meisten anderen Industriestaaten. Doch bei manchen bleibt am Ende des Monats kaum etwas übrig, was zum Leben reicht.
Levi, 13 Jahre alt, muss nicht lange überlegen: Wenn er Geld von Oma, Opa oder seinen Eltern zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekommt, dann gibt er das in seine Spardose - auch wenn es ihm manchmal schwerfällt. "Also manchmal würde ich schon gerne etwas ausgeben für Süßigkeiten, ein neues Videospiel oder so", sagt er. Bei Simeon, 15 Jahre alt, ist das ähnlich. "Je nachdem, wie viel das dann ist, entscheiden meine Mama und ich zusammen, wie wir das investieren, beziehungsweise wie ich das investiere."
Auch der 19-jährige Sean hat schon früh das Sparen gelernt. "Wenn etwas übrig war, habe ich es zur Bank gebracht." So wie die Drei das tun, machen es viele Menschen in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich rund zehn Prozent des Einkommens zur Seite gelegt. Im ersten Halbjahr 2024 lag die Sparquote sogar noch höher. Das zeigen die jüngsten Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten ist das viel.
Viele Menschen machen sich Sorgen
Gründe für die Sparsamkeit der Deutschen gibt es viele. Da sind die vielen Kriege und Krisen und nicht zuletzt die deutlich gestiegenen Preise in vielen Bereichen. Immer wieder kommen Nachrichten, dass Unternehmen in die Insolvenz schlittern oder zumindest in großem Stile Stellen abbauen. Beim Autozulieferer ZF stehen 14.000 Arbeitsplätze auf der Streichliste. Infineon will mehrere tausend Stellen streichen oder ins Ausland verlagern. VW will möglicherweise sogar ganze Werke in Deutschland schließen. Das sind nur ein paar Beispiele von vielen.
Für Carsten Brzeski von der ING sind das Folgen von tiefgreifenden Veränderungen, die es derzeit in verschiedenen Branchen gibt. "Wir werden Bereiche in der Wirtschaft haben, die weiterhin wachsen, weiter einstellen wollen und auch weiterhin höhere Löhne zahlen werden." Aber es gebe auch Unternehmen, die unter dem Strukturwandel leiden. "Sie müssen abbauen und umstrukturieren. Und da gibt es bei der Arbeiterschaft deutlich mehr Unsicherheit", so der Experte.
Deshalb wird Geld zur Seite gelegt, als Notgroschen sozusagen. Viele Menschen denken auch an die eigene Altersvorsorge oder wollen sich ein Finanzpolster aufbauen, um später mal in einer eigenen Immobilie wohnen zu können. Auch die Ausbildung der Kinder kostet viel Geld.
Kindern frühzeitig das Sparen lehren
Für Rüdiger Jürgensen ist es wichtig, dass sein Sohn schon frühzeitig lernt, mit Geld umzugehen: dass er das Sparen lernt, "dass er Kontakt mit physischem Geld hat, das er anfassen kann und dass er weiß, was Geld wert ist".
Auch ein anderer Vater denkt ähnlich: Kinder und Jugendliche müssen lernen, bewusst mit Geld umzugehen und Prioritäten zu setzen, sagt er. "Sparen lehrt die Kinder, Verantwortung für ihr Geld zu übernehmen. Sie lernen, dass Geld nicht unbegrenzt verfügbar ist, und dass es wichtig ist, für zukünftige Bedürfnisse zu planen, sei es für ein Fahrrad, ein Buch oder einen sonstigen Wunsch."
Dies fördere das Verständnis für das Erreichen von Zielen durch Disziplin und natürlich auch Geduld. Kinder können demnach Vertrauen in die Fähigkeit entwickeln, ihre Zukunft selbst zu gestalten.
Nicht alle können sparen
Wobei nicht alle Geld übrig haben, das sie Monat für Monat zur Seite legen können. Ob und wie viel das ist, hängt von der Höhe des persönlichen Einkommens, von der Lebenslage und nicht zuletzt von der Sparbereitschaft ab. Manch einer hat am Ende des Monats kaum noch etwas übrig. "Es ist super schwierig zu sparen, weil die Fixkosten so hoch sind", findet Merle Unger. "Alles wird teurer."
Und dann komme Weihnachten oder es gebe Monate, wo viele Freunde oder Familienangehörige Geburtstag haben. "Man möchte ja Geschenke machen", ergänzt ihre Freundin Carolin Beck. "Gerade in so Monaten fällt mir auf, dass ich eigentlich eine Summe zurücklegen könnte." Aber letztendlich sei es schwierig, denn der finanzielle Spielraum sei eng. "Man hat Monate, wo es gar nicht möglich ist, zu sparen."
Bei manchen Menschen ist es finanziell noch enger. Sie haben Schwierigkeiten, ihre monatliche Miete zu bezahlen oder die übrigen Lebenshaltungskosten zu bestreiten. Nach einer Umfrage des Fintech-Unternehmens Raisin schätzt ein Viertel der Befragten ihre finanzielle Situation als instabil ein. Frauen sind mit 28 Prozent stärker davon betroffen als Männer mit 22 Prozent.