Eine Frau steht vor einem Regal im Supermarkt in Peking.

Wie junge Menschen in China sparen Rabattaktionen, Resteessen und Gemeinschaftskantinen

Stand: 30.10.2024 08:48 Uhr

In China müssen viele junge Menschen aufs Geld schauen. Grund sind hohe Mieten und zu wenige Jobs. Spartipps sind deswegen sehr willkommen. Die sozialen Medien sind inzwischen voll davon - oft geht es ums Essen.

"Heute mache ich eine Challenge, an einem Tag in Shanghai nur zehn Yuan für Essen auszugeben", sagt ein Influencer in einem Video im chinesischen Online-Netzwerk Xiaohongshu. Zehn Yuan sind umgerechnet etwa 1,30 Euro. Zwölf Cent davon gibt er fürs Frühstück aus, vier kleine Eierküchlein. Sein Mittagessen kocht er selbst, die Zutaten auf einem Gemüsemarkt kosten etwa 80 Cent. Fürs Abendessen bleibt kaum etwas übrig. In einem Restaurant bekommt er eine Schale gekochtes Gemüse und isst den Reis, der vom Mittagessen übrig geblieben ist. Die Videos über Extrem-Sparen in den chinesischen Online-Netzwerken werden häufig geklickt und treffen einen Nerv bei jungen Menschen in China.

Seit der Corona-Pandemie erholt sich die chinesische Wirtschaft nur schleppend. Der Inlandskonsum ist schwach, die Menschen sparen lieber Geld als es auszugeben. "Das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt, und außerdem gibt es weniger Jobs für junge Menschen", erzählt der 34-jährige Bi Ang in Shanghai. Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist hoch, offiziellen Angaben zufolge lag sie zuletzt bei knapp 18 Prozent, die Dunkelziffer ist nach Schätzungen noch höher.

Selbst kochen statt Restaurant

Bi Ang schaut heute mehr auf sein Geld als noch vor ein paar Jahren. "Seit zwei Jahren mache ich es so: Wenn ich alleine esse, dann esse ich einfach, was ich zu Hause habe anstatt ins Restaurant zu gehen oder Essen beim Lieferdienst zu bestellen. Außerdem schaue ich auch online nach Rabattaktionen. Es gibt Restaurants, die Menü-Sets für knapp zehn Yuan".

Immer mehr junge Menschen nutzen auch Gemeinschaftskantinen wie es sie zum Beispiel in Shanghai gibt. Das sind Restaurants, die vom Staat subventioniert sind und günstigere Mahlzeiten anbieten. Seit zwei Jahren beobachtet die 30-jährige Jia Yi, dass solche Kantinen immer mehr werden. "Viele Kantinen bieten jetzt auch Lieferungen an. Viele meiner Freunde bestellen jetzt dort ihr Essen." Sie würden insgesamt weniger Kleidung kaufen und weniger fürs Essen ausgeben. Sie selbst habe früher umgerechnet um die zehn Euro fürs Mittagessen ausgegeben, jetzt halb so viel, weil sie eher darauf achte, wo sie einkaufe. Auch für Kaffee wählt sie nun günstigere Kaffeeläden aus, es müsse nicht immer der teuerste sein.

"Die wirtschaftliche Lage ist schlecht"

Der 21-jährige Wang Zhi ist vor kurzem erst nach Shanghai gezogen. Ein Traum für viele junge Menschen, sich das leisten zu können. Die Mieten in der modernen und internationalen Millionenstadt sind hoch. Wang Zhi hat gerade seinen Hochschulabschluss in Architektur gemacht, doch auf dem chinesischen Arbeitsmarkt hat er als Architekt keinen Job gefunden. Er ist nicht der einzige. Für die knapp zwölf Millionen Hochschulabsolventen jedes Jahr gibt es nicht genügend Jobs.

"Ich habe dann versucht, mich als Bedienung in einem Hotpot-Restaurant zu bewerben und als Verkäufer. Und jetzt bin ich Basketballtrainer." Etwas mehr als 500 Euro im Monat verdient er nun und muss davon auch die Wohnungsmiete in Shanghai bezahlen. Gespart wird meist beim Essen. Rabattaktionen online, aber auch in Supermärkten sind daher bei jungen Menschen beliebt. In diesem Discounter gibt es ab drei Uhr nachmittags reduzierte Preise auf Fertiggerichte im Kühlregal.

"Sie haben Rabatte für eine begrenzte Zeit auf Waren, die bald ablaufen, aber wir sind sicher, dass wir sie heute noch essen können. Deshalb kaufen wir sie", erzählt ein 30-jähriger Familienvater. "Als die Wirtschaft noch gut lief, da war ich noch alleinstehend. Ich war noch nicht verheiratet, hatte keine Kinder. Aber jetzt habe ich ein Kind, ein zweites ist auf dem Weg und die wirtschaftliche Lage ist schlechter. Also achte ich bewusster auf mein Geld."