Bundesbank und Regierung zu Finanzmarktkrise "Den Banken steht das Schlimmste noch bevor"
Finanzminister Steinbrück und Bundesbankchef Weber haben die Banken im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise zu mehr Ehrlichkeit aufgefordert. Noch immer seien nicht alle Risiken offengelegt und die Krise nicht ausgestanden. Weber sagte, den Banken stehe das Schlimmste sogar noch bevor.
Die Turbulenzen auf den weltweiten Finanzmärkten sind nach Ansicht von Bundesregierung und Bundesbank noch lange nicht ausgestanden. Den Banken stehe das Schlimmste sogar noch bevor, weil sie "Verluste nicht wie im letzten Jahr gegen ein sehr gutes erstes Halbjahr buchen können", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber am Rande des EU-Finanzministertreffens in Slowenien der Nachrichtenagentur AP. Entscheidend sei jetzt, dass die Banken ihre Verluste und Risiken offen legten, um die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern zu verscheuchen.
Steinbrück warnt vor Abwärtsspirale
Nach Ansicht von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sind die Banken immer noch nicht ehrlich genug im Hinblick auf ihre Belastungen durch die Krise. "Dieser Prozess läuft noch nicht befriedigend", sagte Steinbrück. Wenn die Banken weiter mit dem Finger aufeinander zeigten, riskierten sie, eine Abwärtsspirale auszulösen und in eine außerordentlich schwierige Situation zu geraten.
Für das laufende Jahr will der Finanzminister dennoch an seiner Wachstumsprognose von 1,7 Prozent festhalten. Er äußerte allerdings die Befürchtung, "dass die rezessiven Entwicklungen in den USA mit Verzögerung 2009" auch das Wachstum in Europa dämpfen könnten.
Bundesbankchef Weber schloss dagegen eine leichte Korrektur seiner Wachstumsprognose von 1,6 Prozent für 2008 nicht aus. Er sehe aber "weder einen Grund, die Projektionen deutlich nach unten zu senken, noch einen Grund, wirtschaftspolitisch gegenzusteuern", sagte Weber. Er erwarte in Deutschland "ein kräftiges Wachstum im ersten Quartal", auch die Kreditvergabe sei von der Immobilienkrise in den USA bislang nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.
"Stabilitätsgruppen" sollen Banken kontrollieren
Als Konsequenz aus der Finanzmarktkrise hatten die 27 EU-Finanzminister eine engere Zusammenarbeit bei der Finanzaufsicht beschlossen. Sie vereinbarten die Einrichtung sogenannter Stabilitätsgruppen, die als eine Art Frühwarnsystem für riskante Entwicklungen bei europaweit aktiven Großbanken, aber auch bei Versicherungen und Investmentfirmen dienen sollen. Betroffen wären etwa die Deutsche Bank oder die italienische UniCredit-Gruppe.