Flugzeug-Lager Teruel Wo Jumbos zum Leben erweckt werden
Während der Pandemie stellten Airlines ihre Flieger im spanischen Teruel ab - im "deep storage". Doch der Luftverkehr hat sich erholt. Im April holt die Lufthansa ihren dritten A380 wieder ab.
"Spanisch Sibirien" nennen Einheimische die Gegend rund ums spanische Teruel. Der Sommer ist hier noch fern. Ein trockener, eisiger Wind weht über die Einöde, die zu den am dünnsten besiedelten Flecken Europas gehört.
Wer sich Teruel von Norden nähert, sieht knorriges Gebüsch, graue Felder und in weiter Ferne schneebedeckte Berge. Und dann plötzlich: Flugzeuge, die dastehen, wie eine eingefrorene Delfin-Familie. Rund 80 große Passagier-Maschinen sind es in diesen Tagen.
Ein Flugzeug-Friedhof, könnte man denken. Doch der erste Eindruck täuscht. Viele Airlines haben hier auf einer Fläche, die so groß ist wie 185 Fußballplätze, ihre Flugzeuge abgestellt, als während der Corona-Krise nicht mehr viel ging in der Branche. Doch nun erwachen viele Flieger wieder zum Leben.
Alejandro Ibrahim, der Flughafenchef von Teruel, sagt: "Viele Langstrecken-Flugzeuge haben unseren Flughafen wieder verlassen. Wir sehen eine rasante Zunahme des weltweiten Flugverkehrs. Wir helfen, dass Fluggesellschaften ihre Flieger wieder in die Luft bekommen. Wie die Lufthansa."
Fast wieder auf Vorkrisen-Niveau
Rückblick: 2020 kämpften die Airlines ums Überleben. Am Frankfurter Flughafen schloss das komplette Terminal 2 mangels Gästen und Verkehr. Der Flugverkehr fiel auf das Niveau von 1970 zurück. Die Lufthansa flog 13 Airbus A380 nach Teruel, in der Annahme, dieses größte Passagier-Flugzeug mit gut 500 Plätzen nie wieder zu brauchen.
Vor der Corona-Krise waren laut einer Statistik der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung (IATA) weltweit rund 4,5 Milliarden Menschen im Jahr geflogen. 2020 waren es dann nur noch 1,8 Milliarden. Doch in diesem Jahr rechnet die IATA wieder mit 4,2 Milliarden Passagieren.
Der Aufschwung ist in Teruel zu besichtigen. Das Geschäftsmodell des Flughafens ist, Abstellfläche in einer sehr trockenen Region Europas anzubieten. Es gibt hier, im Nordosten Spaniens, mehr als 250 Sonnentage. Im Sommer 2020 war Teruel mit gut 130 stillgelegten Fliegern fast am Limit. Nun sind es bereits 50 weniger.
Selbst die großen Airbus 380 verlassen Teruel wieder. Die Lufthansa beispielsweise hat zwei bereits abgeholt. Im April folgt die dritte Maschine. Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Flugtickets und der verzögerten Auslieferung bestellter Flugzeuge werde der Airbus A380 reaktiviert, heißt es von der Airline.
Zwei Monate Arbeit, um Maschinen flottzumachen
Ein Sprecher sagt: "Gerade für Ostern und die Wochen danach, aber auch für den Sommer ist die Buchungslage sehr gut - insbesondere auf den Strecken über den Atlantik nach Nordamerika, aber auch für Italien, Spanien und viele andere Mittelmeerländer."
Das bedeutet zuvor viel Arbeit für eine Spezialfirma, die sich um die Flugzeuge im Tiefschlaf kümmert, Fachleute sprechen auch vom "deep storage". "Wir reden von zwei Monaten, mehr als 2500 Arbeitsstunden, die wir brauchen, bis die großen Flieger hier wieder in die Luft gehen können", sagt Flughafenchef Ibrahim.
Der Flughafenchef von Teruel, Alejandro Ibrahim
Der kräftige Aufschwung bereitet ihm übrigens keine Sorgen. Selbst wenn alle Flieger aus dem Tiefschlaf geweckt würden, wird es weiter Arbeit in Teruel geben. Denn hier haben sie sich auch auf die Wiederverwertung von Flugzeugteilen spezialisiert.
Und in der Branche rechnet man damit, dass weltweit in den kommenden Jahren 15.000 Flugzeuge verschrottet und durch neue ersetzt werden.