Frühjahrsgutachten der führenden Forschungsinstitute Startet die deutsche Wirtschaft wieder durch?
Gute Nachrichten von den führenden deutschen Wirtschaftsinstituten: In ihrem Frühjahrsgutachten sagen sie eine weitere Erholung der deutschen Konjunktur voraus. Sie erhöhten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr leicht auf 0,9 Prozent. Auch der Arbeitsmarkt werde sich weiter erholen.
Die Konjunktur in Deutschland zieht nach Auffassung der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wieder an. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach einem schwachen Winterhalbjahr im Aufwind", stellen die Institute in ihrem Frühjahrsgutachten fest. Deutsche Unternehmen seien so wettbewerbsfähig wie noch nie in den vergangenen drei Jahrzehnten.
Sie prognostizieren für dieses Jahr 0,9 und für das kommende Jahr 2,0 Prozent Wachstum. Die Institute erhöhten ihre Prognose damit leicht - bislang hatten sie mit einem Wachstum von 0,8 Prozent in diesem Jahr gerechnet. Sie räumten allerdings ein, dass es 2013 bei ihrer Vorhersage eine Schwankungsbreite von 0,5 bis 3,5 Prozent gebe.
Arbeitslosigkeit sinkt laut Gutachten weiter
Zudem soll die Arbeitslosigkeit weiter sinken: von 2,98 Millionen im Jahr 2011 auf 2,8 Millionen dieses und 2,6 Millionen kommendes Jahr. Die Experten rechnen in diesem Zeitraum mit 800.000 neuen Jobs. Laut Prognose werden die Löhne sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr im Schnitt um mehr als drei Prozent steigen.
Allerdings dürfte auch die Inflation für deutsche Verhältnisse hoch bleiben und einen großen Teil der Lohnzuwächse aufzehren. "Die Löhne und Preise werden mittelfristig in Deutschland stärker steigen als anderswo", sagte der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Joachim Scheide. Dabei rieten die Experten der Regierung zum Sparen und warnten vor einer Immobilienblase.
Europäische Schuldenkrise bleibt Problem
Die Ökonomen halten die europäische Schuldenkrise allerdings noch nicht für überwunden. "Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum schwelt weiter", heißt es im Gutachten. Sie sei "im Kern noch nicht gelöst". Die Wirtschaftsforscher warnten, die europäischen Staaten dürften ihren Kampf gegen die Finanz- und Schuldenkrise nicht abschwächen. Sie werteten "das derzeit zu beobachtende Erlahmen der Konsolidierungsanstrengungen" kritisch. Eine Stabilisierung der Lage sei nur zu erreichen, "wenn die geplanten Reformen auch wirklich greifen und es zu keinem erneuten Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten kommt".
In Deutschland beflügelten niedrige Zinsen Investitionen. Der niedrige Eurokurs erhöhe zudem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.
Gute Chancen für Sanierung des Staatshaushalts
Wegen der guten Konjunktur kommt auch die Sanierung des Staatshaushalts voran. Durch steigende Steuereinnahmen sinke die Neuverschuldung bis 2013 auf 0,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, erwarten die Gutachter. Sie kritisieren aber, dass der Staat zu sehr auf konjunkturbedingte Steuermehreinnahmen setze und zu wenig spare. So würden die Einnahmen aus der Kernbrennstoffsteuer und die Einsparungen durch die Streitkräftereform und durch die verbesserte Vermittlung von Langzeitarbeitslosen wahrscheinlich geringer ausfallen als angesetzt.
Das Frühjahrsgutachten wurde von der Bundesregierung in Auftrag gegeben und dient ihr als Grundlage für eine eigene Prognose, die am 25. April veröffentlicht wird. Die Gemeinschaftsdiagnose wird von vier Konsortien von Instituten erstellt, zu denen das Münchner Ifo-Institut, das Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) gehören.
Rösler: "Deutsche Wirtschaft kommt wieder in Schwung"
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sagte, die Chancen stünden gut, dass die Konjunktur das schwierige Winterhalbjahr hinter sich lasse, im Frühjahr Fahrt aufnehme und im Jahresverlauf zu höherem Wachstum zurückfinde. "Deutschland geht es gut. Die deutsche Wirtschaft kommt wieder in Schwung", meinte er.
Der FDP-Chef hob zugleich hervor, dass die Wirtschaftsforschungsinstitute weiter Konjunkturrisiken durch die Eurokrise sehen. Die Institute hätten sich erneut für Insolvenzmechanismen für Staaten und auch für Banken ausgesprochen.