Schutz der Verbraucher EU-Gaspreisdeckel tritt in Kraft
Der europäische Erdgasmarkt war im vergangenen Jahr von extremen Schwankungen geprägt. Zeitweise lag der Preis rund hundertmal höher als während der Corona-Pandemie. Solche Extreme will die EU nun per Gaspreisdeckel verhindern.
Warum führt die EU einen Gaspreisdeckel ein?
Die Preise für Erdgas waren im vergangenen Jahr auf ein Rekordniveau gestiegen. Im Sommer lagen sie zeitweise bei rund 350 Euro pro Megawattstunde, nachdem Russland seine Lieferungen nach Europa drastisch reduziert hatte. Als Preistreiber kamen noch verstärkte Vorratskäufe hinzu, zum Beispiel durch die von der Bundesregierung beauftragte Trading Hub Europe GmbH (THE). Zum Vergleich: Während der Corona-Pandemie mussten am wichtigsten europäischen Großhandelspunkt TTF zeitweise nur gut drei Euro pro Megawattstunde bezahlt werden.
Wie hat sich das auf die Endkundenpreise ausgewirkt?
Bei Vergleichsportalen lagen die Preise für Neuverträge von Endkunden laut dem Informationsdienst Finanztip zeitweise 40 Cent pro Kilowattstunde Erdgas. Denn in den Großhandelspreisen sind viele weitere Preisbestandteile noch nicht enthalten. Dazu gehören die Gasspeicherumlage, die Vertriebskosten, die Netzentgelte, die Mehrwertsteuer, die Konzessionsabgabe, die Erdgassteuer und der CO2-Preis. Derzeit rufen einige Anbieter wieder Neukundenpreise um 15 Cent je Kilowattstunde auf.
Was bedeutet die Einheit Megawattstunde Erdgas?
Eine Megawattstunde entspricht 1000 Kilowattstunden Brennstoff. Hausbesitzer mit eigenem Gaszähler im Keller kennen dagegen auch die Einheit Kubikmeter. Ein Kubikmeter Erdgas entspricht etwa zehn Kilowattstunden, abhängig von der genauen Zusammensetzung des Erdgases, die im Laufe der Zeit zu Schwankungen des Brennwertes führen kann. Genaue Auskünfte erteilt der jeweilige regionale Energieversorger.
Worum geht es beim Gaspreisdeckel?
Der sogenannte Marktkorrekturmechanismus soll Endverbraucher und Wirtschaft vor überhöhten Preisen schützen. Konkret soll verhindert werden, dass die Großhandelspreise für Gas in der EU über einen längeren Zeitraum deutlich über den Weltmarktpreisen liegen.
Wie soll das Ziel erreicht werden?
Die EU wird künftig bestimmte Gashandelsgeschäfte verbieten, wenn deren Preis ein vorher festgelegtes Niveau erreicht und der Preisanstieg nicht mit einem ähnlichen Preisanstieg auf regionaler Ebene oder auf dem Weltmarkt korrespondiert. Der Korrekturmechanismus wird ausgelöst, wenn der Preis drei Arbeitstage lang 180 Euro pro Megawattstunde übersteigt und gleichzeitig 35 Euro über dem internationalen Durchschnittspreis für verflüssigtes Erdgas (LNG) liegt.
Wird der Mechanismus an diesem Mittwoch sofort greifen?
Nein. Der relevante europäische Gaspreis lag zuletzt nur noch bei gut 50 Euro je Megawattstunde und damit sehr deutlich unter dem Grenzwert von 180 Euro.
Warum war Berlin lange gegen den Preisdeckel?
Die Bundesregierung befürchtete Versorgungsprobleme, weil sie das Risiko sah, dass Lieferanten den Preisdeckel nicht akzeptieren und einfach kein Gas mehr nach Europa liefern könnten. Im Dezember stimmte Bundeskanzler Olaf Scholz dann aber doch zu. Hintergrund waren vor allem strenge Sicherheitsregeln. Sie sehen vor, dass der Marktkorrekturmechanismus nur in Situationen ausgelöst wird, in denen die europäischen Preise erheblich und über einen längeren Zeitraum höher sind als die Preise auf den Weltmärkten. Zudem wird der Mechanismus deaktiviert, wenn sich der Unterschied zu den europäischen Preisen verringert oder wegfällt.
Was ist der Unterschied zur deutschen Gaspreisbremse?
Die im März startende deutsche Gaspreisbremse betrifft die Endverbraucher direkt und soll die Folgen der rasant gestiegenen Energiepreise abfedern. Haushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen bekommen für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs einen Gas-Bruttopreis von zwölf Cent pro Kilowattstunde garantiert. Für die restlichen 20 Prozent soll der ganz normale Vertragspreis gelten - so soll ein Sparanreiz erhalten bleiben.