Speicher füllen sich wieder Was die steigenden Gasvorräte bedeuten
Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich seit einigen Tagen wieder. Das liegt weniger an den Sparbemühungen als am Ende der jüngsten Kältewelle. Auch wenn ein Gasmangel in diesem Winter unwahrscheinlicher wird, gibt es keine Entwarnung.
"1000 Dank" - das twitterte Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur. Gemeint waren die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, die so sparsam geheizt und geduscht haben, dass sich kurz vor Weihnachten die nationalen Gasspeicher wieder zu füllen begannen. Das heißt: Es wurde tatsächlich mehr Gas gespeichert, als aktuell verbraucht wurde.
Allerdings haben für diesen Effekt wohl weniger die ständigen Sparappelle der Bundesnetzagentur oder der Bundesregierung gesorgt. Tatsächlich waren es die milderen Temperaturen draußen, die den Energieverbrauch der rund 20 Millionen Privathaushalte in Deutschland gedrosselt haben, die an das Gasnetz angeschlossen sind.
Ende der Kältewelle ausschlaggebend
Seit der Dauerfrost vorbei ist, steigt der Füllstand in den Gasspeichern wieder - er lag zuletzt bei 90 Prozent. Wenn nicht noch eine weitere Kältewelle kommt, dann ist es nach Ansicht von Fachleuten ziemlich unwahrscheinlich, dass Deutschland in diesem Winter noch das Gas ausgeht - die Behörden sprechen dann von einer Gasmangellage. Allein die vollen Gasspeicher reichen, um den Gasbedarf von rund drei Monaten zu decken.
Eine Entwarnung ist all das aber nicht. Im Gegenteil: Denn die Gasspeicher sind jetzt noch so voll, weil sie im Sommer noch mit russischem Gas gefüllt werden konnten. Das wird im Sommer 2023 aber aller Wahrscheinlichkeit nicht nach Deutschland fließen. Auch deswegen lässt die Bundesregierung unter Hochdruck Flüssigerdgas-Terminals an den deutschen Küsten bauen.
Volle Speicher senken den Preis
Wenn der ehemalige Haupt-Gaslieferant Russland auf absehbare Zeit ausfällt, muss Gas aus anderen Lieferländern nach Deutschland kommen, auch auf dem Seeweg. Bleibt der Verbrauch von Privathaushalten und Industrie weiterhin gedämpft, wird es nach Ansicht von Branchenbeobachtern möglich sein, im Sommer für den nächsten Winter vorzusorgen - also einzuspeichern.
Günstig sind volle Speicher aber nicht nur für die Versorgungssicherheit, sondern auch für preiswerte Energie: Weil auch andere europäische Länder sparen und zur Zeit genug Gas haben, ist Gas momentan günstig: Mit rund 90 Euro pro Megawattstunde kostet Gas zurzeit an der Energiebörse nur noch so viel wie vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine.