Tarifkonflikt mit der Bahn GDL streikt von Mittwochabend bis Donnerstagabend
Die Lokführergewerkschaft GDL verleiht ihren Forderungen Nachdruck: Sie ruft von Mittwochabend, 22 Uhr, bis 18 Uhr am Donnerstag zum Warnstreik auf. Die Bahn nannte den Arbeitskampf "völlig unnötig".
Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn erhöht die Lokführergewerkschaft GDL den Druck. Zwei Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde kündigt die Gewerkschaft an, von Mittwochabend, 22 Uhr, bis 18 Uhr am Donnerstag in den Warnstreik zu treten.
"Der Unmut der Beschäftigen ist groß, ihre Anliegen sind legitim", erklärte Gewerkschaftschef Claus Weselsky. "Wer glaubt, zulasten der Mitarbeiter zynisch auf Zeit spielen zu können, befindet sich im Irrtum. Jetzt ist die Zeit, Verbesserungen zu erzielen, das duldet keinen Aufschub." Die Bahn sei bislang nicht bereit auf Kernforderungen wie eine Arbeitszeitverkürzung einzugehen.
Die Deutsche Bahn kritisierte die Grundsatz-Entscheidung der GDL für einen Streik scharf. "Das ist eine Zumutung für die Bahnreisenden. Dieser Streik ist völlig unnötig", sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler laut einer Mitteilung. Die Lokführergewerkschaft ignoriere Absprachen und handele verantwortungslos. Es seien gerade erst vier weitere Verhandlungstermine mit der GDL vereinbart worden. Die DB als Arbeitgeber habe in der Auftaktrunde ein Elf-Prozent-Angebot auf den Tisch gelegt. Die GDL nehme Millionen Menschen in Haftung und trete die Sozialpartnerschaft mit Füßen.
Bahn ruft Kunden zum Verschieben von Reisen auf
Die Bahn ruft ihre Kunden auf, Reisen zu verschieben. "Der GDL-Streik verursacht vom 15.11. abends bis einschließlich 16.11. bundesweit massive Beeinträchtigungen des Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehrs der DB", schrieb der Konzern auf der Online-Plattform X, früher Twitter. "Bitte verschiebt Eure Reisen." Die Zugbindung sei aufgehoben, Tickets könnten auch zu einem späteren oder einem früheren Zeitpunkt genutzt werden, hieß es auf der Webseite der Bahn.
Das Unternehmen kündigte einen Notfallfahrplan an. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", teilte sie mit.
GDL fordert Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro
Der Arbeitskampf der GDL kommt nicht überraschend. Schon vor und nach der ersten Verhandlungsrunde in der vorigen Woche hatte es entsprechende Signale gegeben. Der bisherige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ist Ende Oktober ausgelaufen, Warnstreiks sind also jederzeit möglich. GDL-Chef Weselsky hatte angedeutet, dass er eine Tarifrunde ohne Streiks für wenig wahrscheinlich hält.
Der Aufruf zum Arbeitskampf richtet sich nicht nur an Beschäftigte der Deutschen Bahn, sondern auch an jene anderer Unternehmen, bei denen die Gewerkschaft derzeit neue Tarifverträge verhandelt. "Die GDL ruft Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz zum Streik auf", hieß es in der Mitteilung.
Laut Bahn verhandelt die GDL für knapp 10.000 Mitarbeiter des Staatskonzerns. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr. Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung auf 35 von 38 Stunden die Woche gesenkt werden. Außerdem wird einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro gefordert. Die Laufzeit soll zwölf Monate nicht übersteigen. Die Bahn lehnt die Forderungen als zu hoch ab. Sie würden in Summe ein Volumen von 50 Prozent mehr bedeuten.